Spielbericht: Borussia Mönchengladbach - 1.FC Kaiserslautern 2:0

Borussia Mönchengladbach - 1.FC Kaiserslautern 2:0

Sonntagsspiel in Mönchengladbach, das erste FCK-Spiel im mit 53.000 Zuschauern ausverkauften neuen Nordpark und die Hoffnung auf einen Auswärtssieg. Dies alles lockte rund 5.000 Lauternfans an den Niederrhein, die nach der Enttäuschung im letzten Heimspiel mit ansehen wollten, wie die Roten Teufel "auswärts besser spielen als zuhause" (Ferydoon Zandi).
Das neue Gladbacher Stadion versprüht den Betoncharme fast aller deutschen Neubauten, wobei zumindest beim Drumherum gut gepunktet werden kann: Angenehme Eingangskontrollen von zumeist sehr netten Ordnern, im Gästeblock alle Fanutensilien erlaubt, schnelle und leckere Versorgung an den Imbissständen, lediglich am Bierstand dauerte es etwas länger. Leider ist man als Gästefan wesentlich schlechteres gewohnt. So zeigten die Lautrer Fans dann zum Spielbeginn auch zahlreiche Fahnen, Doppelhalter und Schals, während es auf der Gegenseite beim Vereinslied, der "Elf vom Niederrhein", ein ähnliches Bild zu sehen gab. Auch wenn die Gladbacher Fans an diesem Tag nicht so laut waren wie auf dem altehrwürdigen Bökelberg, so konnte doch einiges vom Bökelberg-Flair mit in den Nordpark herüber gerettet werden. Im Gästeblock herrschte zu Spielbeginn sehr gute Stimmung, fast der gesamte Stehplatzbereich machte bei den lautstarken Gesängen mit. Dies sollte sich später leider noch ändern...
Auf dem Rasen entwickelte sich ein nicht-hochklassiges Spiel, in dem die Borussen optisch die Oberhand, die Lautrer jedoch zunächst die besseren Chancen hatten. Gegen schwache Gastgeber stand man in der Abwehr gut, nach vorne ging im ersten Spiel von Neuzugang Amanatidis allerdings fast garnichts. Ohne Tore auf beiden Seiten wurden die nervösen Gladbacher von ihren Fans mit Pfiffen in die Halbzeitpause verabschiedet, während der FCK-Anhang mit dem vorläufigen Unentschieden durchaus zufrieden war.
Die 2.Halbzeit sollte sich dann wesentlich interessanter gestalten, den Aufreger des Tages gab es gleich in der 54.Minute: Nach einer ungeschickten Abwehr von FCK-Keeper Wiese wechselte Gladbachs Neuville kurzer"hand" die Sportart und drückte den Ball mit der rechten Faust über die Linie. 53.000 Zuschauer im Stadion sahen die Unsportlichkeit, doch das Tor zählte. Schiedsrichter Kemmling? Blind! Seine beiden Assistenten?? Blind!! Und Oliver Neuville? Der deutsche Nationalspieler hielt seinen Mund und gab später dreist an, dass er angeblich von hinten geschubst worden sei und das Handspiel keine Absicht war. Nach diesem Tor gab es tumultartige Szenen, zunächst stürmten alle (!) FCK-Spieler zum Schieds- oder Linienrichter und protestierten energisch gegen diese Fehlentscheidung, und gleich nach dem Wiederanpfiff leistete sich Amanatidis ein Frustfoul gegen einen Gladbacher. Dies führte wiederum zu einer sogenannten "Rudelbildung" (übrigens nicht nur auf dem Spielfeld, sondern auch am Zaun im Gästeblock) und daraus folgend zur ebenfalls umstrittenen roten Karte für Lauterns Grammozis und für Gladbachs Korzynietz.
Doch wer nun glaubte, dass aus Lautrer Sicht etwas Feuer und Gegenwehr ins Spiel gebracht würde, der lag falsch. Ein paar Diskussionen mit dem Schiedsrichter, ein Foul samt anschliessender Rangelei und eine rote Karte - das war alles, was die Spieler des 1.FC Kaiserslautern in den 35 Spielminuten nach dem ersten Tor zu bieten hatten. Ganz anders die Gladbacher, die nun ein wahres Feuerwerk entfachten und zwischen der 60. und 70. Minuten locker hätten auf 4:0 davonziehen können. Doch in der 78.Minute waren auch die letzten Hoffnungen für den Lautrer Anhang passé, nach einem Fehler von Lembi konnte erneut Neuville den Ball mühelos zum 2:0 ins Netz lupfen - diesmal ein reguläres Tor. Die letzten Minuten wurden nur noch heruntergespielt, die Borussen wollten und die Lautrer konnten nicht mehr. Ebenso die Fans im Gästeblock, die sich nach dem zuvor noch vollmundig verkündeten "Heimspiel in Gladbach" in der 2.Halbzeit dem Trauerspiel ihrer Mannschaft anschlossen und auf weitere Unterstützung verzichteten.
Nach dem Schlusspfiff wollten dann zunächst einige Spieler zum Gästeblock kommen, doch nachdem sie die dort vorherrschenden "Jara raus"- und "Wir ham' die Schnauze voll"-Gesänge bemerkt hatten, drehten sie auf Initiative des genervt abwinkenden Timo Wenzel ab und verschwanden in den Katakomben. Eine ganz tolle Aktion des FCK-Kapitäns! Lediglich der mit Applaus bedachte Amanatidis und Seitz trauten sich zu den aufgebrachten Fans. Doch diese zeigten sich unversöhnlich und das von Seitz in den Block geworfene Trikot flog zerfetzt und in hohem Bogen wieder auf das Spielfeld zurück. Eine Aktion, die mit Sicherheit nicht (nur) gegen Jochen Seitz gerichtet war, die grosse Verärgerung der Lautrer Fanszene allerdings gut verdeutlicht. Im Moment ist der Betzenberg mal wieder ein brodelnder Vulkan, der mit jeder weiteren Niederlage und mit den immer grösser werdenden Differenzen zwischen Verantwortlichen/Spielern und Fans plötzlich ausbrechen oder gar explodieren kann. Die Angestellten des 1.FC Kaiserslautern, sowohl Vorstand und Trainer als auch die Mannschaft, sollten schleunigst die Reissleine ziehen und das FCK-Schiff wieder in ruhiges Fahrwasser bringen. Und sie sollten begreifen, dass die Fans die Seele des Vereins sind. Die Fans, die Woche für Woche hunderte Kilometer zurücklegen, um ihren Verein zu unterstützen. Die Fans, die auch noch da sind, wenn alle anderen dem Verein längst den Rücken gekehrt haben.
WIR sind der 1.FC Kaiserslautern!!

Ergänzung: Das Trikot von Jochen Seitz wurde nicht mit Absicht, sondern beim üblichen Gerangel des Trikotfangens zerrissen. Danach wurde es zurückgeworfen, um den Spielern - nicht Jochen Seitz alleine - die Verärgerung der Fans zu demonstrieren.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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