Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Werder Bremen 1:5

Debakel am Betzenberg

Das letzte Heimspiel als "krönender Abschluss" der vergangenen Saison steckt nach wie vor in den Köpfen vieler FCK-Fans. Zwar verloren die Roten Teufel damals nur knapp, zeigten jedoch eine desaströse Leistung und profitierten letztlich nur von der Gnade Werder Bremens, das einen deutlich höheren Sieg verdient gehabt hätte. Eben diese Werderaner waren im zweiten Heimspiel der Saison 2005/06 wieder zu Gast auf dem Betzenberg, gnädig waren sie diesmal allerdings nicht...

Die Zuschauerzahl von nur 32.851 - darunter 800 Gästefans - gegen einen der attraktivsten Bundesligisten zeigten die immer noch vorhandenen Wunden auf der pfälzischen Fußballseele, die nach dem guten Saisonstart langsam vernarben sollten. An die Leistungen der vorherigen Spiele konnte der FCK an diesem Tag allerdings zu keinem Zeitpunkt anknüpfen, was sicher auch am verletzungsbedingten Ausfall von Boubacar Sanogo und der guten Bremer Deckung gegen Torjäger Halil Altintop lag. Dennoch zeigten auch die Grün-Weißen, die zur Freude ihrer Fans in den Vereinsfarben und ohne orange aufliefen, zunächst wenig Spielfreude, so dass die ersten 30 Minuten lediglich Fußball zum Abgewöhnen boten. Wäre es nur dabei geblieben, doch ab der 31. Minute besann sich der Champions-League-Teilnehmer eines Besseren: Micoud traf zum 1:0. Eine der ganz wenigen FCK-Chancen vergab Halil Altintop kurz darauf, ehe Klose und Frings mit einem Doppelschlag für die vorzeitige Entscheidung sorgten (43./44.). Mit diesem 0:3 ging es auch in die Halbzeit, wo angesichts des höchsten Pausenrückstandes im Fritz-Walter-Stadion seit 25 Jahren Gedanken an die höchste Heimniederlage überhaupt wach wurden - 1970 unterlagen die Roten Teufel dem VfB Stuttgart mit 0:5.

Erwähnt werden sollte an dieser Stelle aber noch Schiedsrichter Kircher, der in der spielentscheidenden Viertelstunde vor der Halbzeit völlig überfordert war und sich so den Unmut der Zuschauer zuzog. Dennoch wäre an diesem Tag wohl auch so gegen die starken Bremer kein Kraut gewachsen gewesen, aber zumindest eine Ergebniskosmetik erwarteten die FCK-Fans, die ihre Mannschaft trotz des Spielverlaufs noch weiter unterstützten und nur selten pfiffen. Leider wurde daraus nichts, denn erneut Klose (78.) sowie Vranjes (89.) sorgten in der Schlussphase für die Gegentreffer vier und fünf. Fast alle Gegentore in dieser Saison kassierte Lautern in der Schlussviertelstunde - daran ist zu arbeiten, zumal der FCK nun auch die mit Abstand schlechteste Defensive der Liga stellt. Die drittstärkste Offensivabteilung allerdings auch, und diese sorgte in Form von Altintop immerhin für den Ehrentreffer (84.), der gleichzeitig den Sprung des jungen Türken an die Spitze der Torjägerliste bedeutet und eine Erweiterung der Spalte "Höchste Niederlagen" im "kicker"-Sonderheft vermeidet.

"Gegen Bremen kann man mal verlier'n" skandierten die zu Spielbeginn bemühten und später von der Euphorie getragenen Fans im Gästeblock, welche aufgrund mangelnder Masse allerdings nicht für Heimspielatmosphäre sorgen konnten. Aber fünf Tore darf der einst auf seine Heimstärke so stolze 1. FC Kaiserslautern auf dem Betzenberg gegen keine Mannschaft der Welt kassieren, egal ob diese aus Bremen, München oder Madrid kommt.

"Trotz des guten Saisonstarts werden auch wieder Rückschläge kommen", sagten mehrere FCK-Spieler und -Verantwortliche bereits vor dem Spiel gegen Bremen in diversen Interviews. Ob weise Voraussicht oder die provisorische Platzierung eines Alibis, den Vorverkauf für das bevorstehende Derby gegen Mainz 05 dürfte dieses Spiel mit Sicherheit nicht gerade angekurbelt haben. Eben solche Leistungen wie gegen Bremen wollte Neu-Trainer Michael Henke eigentlich vermeiden, nun hat es ihn trotzdem erwischt. Das die noch junge Saison bisher dennoch viel Positives gebracht hat, zeigt alleine ein Blick auf die Statistik der Bundesligatabelle: Hier liegen die erwähnten rheinland-pfälzischen Rivalen aus Mainz punktlos am Tabellenende, noch schlechter geht es eine Etage tiefer dem ehemaligen Rivalen aus Saarbrücken. Immerhin sechs Punkte hat der FCK bereits auf dem Konto und trotz der Rückkehr auf den Boden der Tatsachen werden die Fans ihren Roten Teufeln die Blamage gegen Werder Bremen verzeihen - wenn es ein Ausrutscher bleibt! Die nächsten beiden Spiele in Bielefeld und gegen Mainz werden ersten Aufschluss darüber geben.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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