Reportage: Die Gegner 2010/11 (Teil 1/3)

Volle Stadien und gute Stimmung garantiert

Volle Stadien und gute Stimmung garantiert

Foto: schwatzgelb.de

In den vier Jahren der Lautrer Zweitklassigkeit sind die Bilder längst zur Gewohnheit geworden: Ein nur spärlich gefüllter Gästeblock im Fritz-Walter-Stadion, auswärts mangels ernstzunehmendem Gegner und dank der reisefreudigen FCK-Fans zahlreiche „Heimspiele“ für die Roten Teufel. Diese Bilder werden sich in der Bundesligasaison 2010/11 nicht wiederholen.

Der einzige aus der vergangenen Saison verbliebene Gegner ist Mitaufsteiger FC St. Pauli. Die Fans der Kiezkicker waren ebenso wie die des FCK führend bei einem Thema, das insbesondere den Zweitligavereinen unter den Nägeln brennt: Den Anstoßzeiten! Aufgrund der fanfreundlicheren Termine in der Eliteklasse wird die Aktivität in dieser Sache wohl auf beiden Seiten zurück gehen, dafür können sich die Anhänger aber auf volle Stadien und beim Lautrer Auswärtsspiel im Dezember vielleicht auch auf ein fröhliches Wochenende auf der Reeperbahn freuen - ganz ohne einen Urlaubstag opfern zu müssen.

Keine Probleme mit Spielterminen freitags um 18:00 Uhr oder mittwochs um 17:30 Uhr hatten in den letzten Jahren die Fans von Borussia Dortmund. Die Westfalen melden bereits über 50.000 verkaufte Dauerkarten und werden somit auch in der neuen Spielzeit der deutsche Zuschauerkrösus sein. 80.000 Besucher im Westfalenstadion, welcher reisefreudige FCK-Fan hat diese Auswärtsfahrt in den letzten Jahren nicht vermisst?

Ganz besonders heiß dürften die beiden Spiele gegen Eintracht Frankfurt werden. Die Fans erwarten gute Stimmung und fantastische Choreographien auf den Rängen, aber wohl auch hitzige Szenen neben dem Spielfeld, die von einem Großaufgebot der Polizei begleitet werden dürften. Im Jahr 2008 wurde ein Testspiel zwischen beiden Vereinen aus Sicherheitsgründen abgesagt, 2009 wurde es unter starker Polizeibeobachtung doch noch ausgetragen. Vorkommnisse: Fast keine. Dennoch, die Fans sind heiß auf den ersten Pflichtspielvergleich seit über vier Jahren - auch, weil trotz aller Abneigung ein gewisser Respekt gegenüber dem jeweils anderen besteht, der beispielsweise beim gemeinsamen Derbygegner Mainz 05 oftmals fehlt.

Eben jene Mainzer könnten wieder durch nächtliche Graffitis am Fritz-Walter-Stadion in Erscheinung treten. Abzuwarten bleibt, wie viele Nullfünfer den Weg nach Kaiserslautern antreten werden, nachdem der Gästeblock beim letzten Vergleich beider Teams bei weitem nicht ausverkauft war. Zunächst steht jedoch am dritten Spieltag das Auswärtsspiel in der Landeshauptstadt an, wo die FCK-Fans sich bereits auf den traditonellen Bannermarsch zum Bruchwegstadion freuen und dort einmal mehr Heimspiel-Stimmung verbreiten möchten.

Ebenfalls hitzig wird es auch ohne Derby am 27. August zugehen, wenn der FCK gleich im ersten Heimspiel den alten Lieblingsgegner Bayern München empfängt. Bei den Bayern herrscht erfahrungsgemäß auswärts bessere Stimmung als im heimischen WM-Stadion, wo trotz Termin mitten im Winter über 6.000 FCK-Fans und „Arena-Touristen“ zu erwarten sind. Viele negative Schlagzeilen lieferten in den letzten Jahren die Bayern-Ultras der „Schickeria“, die deshalb mit zahlreichen Stadionverboten, aber auch mit teils übertriebenen Repressionen der bayrischen Ordnungshüter zu kämpfen haben.

Im hohen Norden erwarten die Schlachtenbummler aus Kaiserslautern neben dem FC St. Pauli zwei weitere Traditionsvereine. Werder Bremen hat ähnlich wie der FC Bayern mit vielen Erfolgsfans zu kämpfen, was sich natürlich negativ auf die Stimmung im Weserstadion auswirkt. Mit dem FCK verbindet die Werderaner eine langjährige und innige Fanfreundschaft, die aber schon seit geraumer Zeit eingeschlafen ist und von einzelnen Fangruppen sogar für beendet erklärt wurde. So zeigte die damalige Bremer Ultragruppe „Eastside“ bereits vor zehn Jahren Anti-FCK-Transparente, während in den Nachfolgegruppen die Meinung geteilter ist: Beim letztjährigen Pokalspiel der Roten Teufel in Bremen skandierten ein paar Dutzend Ultras „Scheiß Kaiserslautern“, was von einem größeren Teil der Ostkurve aber schnell nieder gepfiffen wurde.

Zwei stimmungsvolle Spiele sind auch gegen den Hamburger SV in Aussicht. Mit dem 50.000 Mitglieder starken Supporters Club verfügt der HSV außerdem über die wohl einflussreichste Fangruppierung Deutschlands, die stets ein wachsames Auge auf die Vereinspolitik wirft - und beispielsweise die Ausgliederung in eine Kapitalgesellschaft strikt ablehnt - aber auch für die Anhänger vieles erreicht: So wurden in der Nordkurve des Volksparkstadions aufgrund der hohen Nachfrage zusätzliche Stehplätze geschaffen, was im krassen Gegensatz zum deutschlandweiten Trend von immer mehr Sitzplätzen steht.

Eher weniger zu erwarten ist von den Spielen gegen den SC Freiburg oder den VfL Wolfsburg, die aus Fansicht sowohl zuhause als auch auswärts nicht als besonders attraktiv gelten. So muss man kein Prophet sein, um zu der Einschätzung zu kommen, dass beim Blick in den Gästeblock während des Dezember-Heimspiels gegen die Wolfsburger vielleicht doch noch einmal ganz kurz Zweitliga-Gefühle aufkommen könnten. Etwas mehr Tradition, aber nicht unbedingt eine sehr viel bessere Stimmung ist von Bayer Leverkusen und Hannover 96 zu erwarten.

Ganz anders sieht es bei Schalke 04 aus, dem Verein mit dem vielleicht größten Potential an lautstarken Heim- und Auswärtsfans. Wie hat sich die Stimmung in der Schalker Arena in den letzten vier Jahren entwickelt? Und wie viele Schalker, von denen es auch in Rheinland-Pfalz und im Saarland zahlreiche gibt, werden Ende November den Betzenberg bevölkern? Ganz sicher dabei sein wird „Dudenhofens Sohn“ - die Zaunfahne des Pfälzers Michael Malmer ist bundesweit bekannt und auch bei Länderspielen regelmäßig zu sehen, zuletzt bei der Weltmeisterschaft in Südafrika.

Beim VfB Stuttgart freuen sich die Anhänger indes auf den lange ersehnten Umbau des Neckarstadions in eine reine Fußballarena. Auf die Stimmung in der sonst lautstarken Cannstatter Kurve könnte sich dies aber in der neuen Saison, die von den Bauarbeiten geprägt sein wird, negativ auswirken.

Noch aus der zweiten Liga bekannt ist die TSG Hoffenheim, deren Mitreisende im April 2008 einen Minusrekord an Zaunfahnen im Gästeblock des Fritz-Walter-Stadions aufstellten. Unberechenbar ist, wie viele gegnerische Fans am 4. Spieltag den Betzenberg bevölkern werden, von 500 bis - wenn Dietmar Hopp den Geldbeutel öffnet - 5.000 ist alles möglich. Berechenbarer ist da schon eher die magere Stimmung des Eventpublikums, auch wenn im neuen Sinsheimer Stadion mittlerweile sogar Choreographien präsentiert werden, und die tiefe Abneigung des Lautrer Anhangs gegen den Hoffenheimer Mäzen Hopp.

Ebenfalls noch aus der zweiten Liga, aber natürlich auch aus glorreichen Erstligazeiten bekannt sind die Fangruppen aus Nürnberg, Mönchengladbach und Köln. Wie auch gegen den FC St. Pauli werden die Partien gegen den 1. FC Nürnberg diesmal aber nicht vom gemeinsamen Protest gegen die unangenehmen Anstoßzeiten geprägt sein, sondern vom gesanglichen Wettstreit auf den Rängen. Gleiches gilt für die Spiele gegen Borussia Mönchengladbach, das neben Schalke 04 wohl über die meisten eingefleischten Fans in Rheinland-Pfalz verfügt - abgesehen vom FCK natürlich!

Beim 1. FC Köln hat sich im letzten Jahr eine neue Ultragruppierung gegründet. Die „Coloniacs“ gingen zum Teil aus älteren Fans der „Wilden Horde“ hervor und konnten trotz vergleichsweise geringer Mitgliederzahl bereits manch respektable Aktion verbuchen. Noch in Erinnerung sein werden den Fans die Vorfälle vom 18. Mai 2008, als beide Vereine eigentlich einen großen Erfolg feiern konnten, einige Anhänger sich aber dennoch auf dem Rasen des Fritz-Walter-Stadions die Köpfe einschlugen.

In der neuen Saison wird den Fans der Roten Teufel also einiges geboten sein. Gute Stimmung, volle Stadien, farbenfrohe Kurvenshows und vielleicht auch das eine oder andere Mal ein gewisses Knistern in der Luft. Die erste Liga ruft!

Welche gegnerischen Fans werden am meisten von der Westkurve abverlangen? Auf die Atmosphäre bei welchem Auswärtsspiel freust Du Dich ganz besonders? Welche positiven und negativen Erwartungen hast Du aus Fansicht an die neue Saison? Schreib Deine Meinung ins Diskussionsforum von „Der Betze brennt“!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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