Fan-Treffen auf dem Betzenberg

Viele Fragen und noch mehr Antworten

Viele Fragen und noch mehr Antworten


Ein mit Spannung erwartetes Fantreffen fand am Sonntagmittag in der Nordtribüne des Fritz-Walter-Stadions statt. Nachdem es in den letzten Monaten nicht nur in den Internetforen teilweise heftige Diskussionen zu verschiedensten Themen gab, ließ es sich der 1. FC Kaiserslautern in Person von Vorstandsvorsitzendem Stefan Kuntz, Geschäftsführer Jens König, Fanbetreuer Christoph Schneller und weiteren Mitarbeitern nicht nehmen, alle interessierten Fans einzuladen und ihnen Rede und Antwort zu stehen.

Rund 100 Anhänger folgten der Einladung und befragten die Verantwortlichen etwa zweieinhalb Stunden lang. Alles in allem war die Diskussionsrunde sehr sachlich und kam ohne größere Emotionen aus, viel mehr war es die Gelegenheit, alle erdenklichen Fragen vom Stadion über die Mannschaft bis zur Fanszene zu stellen. Die wichtigsten Gesprächspunkte werden im Folgenden stichpunktartig zusammengefasst:

Stadion und Stadionmiete

Dank dem Mietnachlass der Stadt muss der FCK in dieser Saison „nur“ rund 4,5 Millionen Euro (statt 5,8 Millionen) für Miete und Unterhalt des Fritz-Walter-Stadions investieren. Laut Stefan Kuntz entsteht dem Verein dadurch dennoch weiterhin ein Wettbewerbsnachteil von zwei Millionen Euro pro Saison, die Zuschauereinnahmen in Höhe von rund sechs Millionen Euro im vergangenen Jahr würden zu großen Teilen ins Stadion fließen.

Auf der Jahreshauptversammlung am 13. November möchte Kuntz mithilfe einer in Auftrag gegebenen Studie der Uni Mainz aufzeigen, welchen Wert der FCK für die Stadt Kaiserslautern hat - von Steuerzahlungen bis zur Stärkung der Infrastruktur durch viele auswärtige Besucher. Mit dieser Studie soll ein für alle Mal die These widerlegt werden, dass der Verein ständig von der öffentlichen Hand unterstützt wird.

Konzerte und Events am Betzenberg

Bei der Veranstaltung „Rock am Betze“ am 14. November erhält der Verein laut Kuntz nur die Einnahmen aus der Gastronomie. Beim Spiel gegen Los Angeles Galaxy am 26. November zahlt die veranstaltende IMC Group dem Verein eine Antrittsgage sowie eine prozentuale Beteiligung an den Zuschauereinnahmen. Außerdem übernimmt der FCK das Ticketing und die Öffentlichkeitsarbeit.

Auslastung der VIP-Plätze

Beim Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf war der Hospitality-Bereich im Fritz-Walter-Stadion erstmals in dieser Saison ausverkauft. Die Auslastung liegt bisher im Schnitt bei etwa 80 Prozent, was sieben Prozent weniger als im vergangenen Jahr seien.

Kongresszentrum im Stadion

Ein Gutachter aus Stuttgart habe sich bei der Frage des geplanten Kongresszentrums in Kaiserslautern für den Standort Fritz-Walter-Stadion ausgesprochen. Dies hätte natürlich einige Umbaukosten mit sich gebracht, so Kuntz, wäre aber immer noch billiger gewesen, als die anderen vorgeschlagenen Varianten. Der Stadtrat habe sich aber gegen ein Kongresszentrum auf dem Betzenberg ausgesprochen, damit sei dieses Thema erledigt.

Akustik im Stadion

Die Beschallungsanlage bei FCK-Spielen ist auf ein mit 48.500 Zuschauern ausverkauftes Stadion ausgelegt und nur komplett bedienbar, eine individuelle Regelung der Lautstärke für die einzelnen Tribünen nicht möglich. Deshalb komme es zu Problemen, wenn etwa die Westkurve voll besetzt und die Osttribüne gleichzeitig fast leer ist, antwortete Kuntz auf die Anmerkung eines Fans, der sich hierüber beschwerte. Der Missstand der entweder zu lauten oder zu leisen Stadionbeschallung sei bekannt und man arbeite an einer Lösung, die aber mindestens 500.000 Euro kosten würde und deshalb zurzeit nicht machbar sei.

Stadionrückkauf

Ein Rückkauf des Fritz-Walter-Stadions durch den Verein ist zurzeit aufgrund der finanziellen Situation ausgeschlossen, so Kuntz.

Kioske und Bezahlkarte

Vor der Einführung der Bezahlkarten von „justpay“ haben die Kioskpächter 40.000 bis 60.000 Euro pro Spieltag abgerechnet, mittlerweile sei diese Zahl auf 150.000 bis 180.000 Euro erhöht worden. Laut Geschäftsführer Jens König hatte der Verein zuvor überhaupt keinen Überblick über die Umsätze der Kioske und die abgeschlossenen Verträge waren nachteilhaft für den FCK.

Von den zuvor 26 Standbetreibern seien seit Sommer noch zwölf im Stadion, hinzu kämen einige vom FCK selbst betriebene Kioske. Neue Pächter seien nicht hinzu gekommen.

Rabatte im Fanshop

Der Fanshop des FCK schreibt rote Zahlen, weshalb im Sommer die Abschaffung des bisherigen Rabatts für Mitglieder und Dauerkarteninhaber beschlossen wurde, um den Verlust in diesem Bereich zu verringern. Als Alternative arbeite König zurzeit an Bonusleistungen für Vereinsmitglieder.

50+1-Regelung

Die zurzeit viel diskutierte „50+1-Regelung“, die besagt, dass Fußballvereine bei einem Verkauf von Anteilen mindestens „50 Prozent plus eine Aktie“ in der eigenen Hand behalten müssen, soll von Seiten des FCK unbedingt beibehalten werden. Auf einer entsprechenden Versammlung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) am 10. November wird Stefan Kuntz somit gegen die Aufhebung dieser Regelung stimmen und geht auch von einer Mehrheit hierfür aus. Ein entsprechender Antrag zur Aufhebung von „50+1“ wurde von Hannover 96 gestellt. Mehr Chancen sieht Kuntz für den Vorschlag von Schalke 04, wonach im Fußball eine Gehaltsobergrenze ähnlich des amerikanischen „Salary Cap“ eingeführt werden soll - allerdings müsse dies eher über die UEFA als über die DFL geregelt werden, um Wettbewerbsnachteile auf europäischer Ebene auszuschließen.

Trommler

Das in den letzten Monaten viel diskutierte Thema der Westkurventrommler wurde nur kurz angeschnitten. Kuntz nannte die Gründe, die dazu führten, dass die Trommler nicht mehr im Innenraum stehen dürfen - unter anderem Auflagen der DFL. Nachdem es einige Unstimmigkeiten gab, habe man aber nun endlich eine Lösung gefunden und die Trommler in der ersten Reihe der Westkurve platziert. Auf Nachfrage eines Fans gab Kuntz außerdem an, dass die Trommler weiterhin kostenfreien Eintritt genießen.

Vorfälle beim Spiel des FCK II in Mannheim

Auch auf das ebenfalls heiß diskutierte Spiel der zweiten Mannschaft bei Waldhof Mannheim wurde nur kurz eingegangen. Hierzu gaben die Verantwortlichen an, dass das DFB-Gericht für sein Urteil (20.000 Euro Geldstrafe und ein Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit für den FCK II; Anm. d. Red.) nur die Berichte von Schiedsrichter und Polizei vorliegen hatte. Nicht berücksichtigt worden sei, dass es aus Mannheim keine Präventivmaßnahmen und keine Absprache mit dem FCK gab, ebenso wie die gesamten Rahmenbedingungen vom Transport der Fans zum Stadion oder der versuchte Blocksturm der Waldhoffans. In einer mündlichen Verhandlung hätte man die Strafe möglicherweise noch um 5.000 Euro senken können, so Kuntz' Einschätzung, worauf angesichts der dadurch gleichzeitig entstehenden Kosten jedoch verzichtet wurde.

Ausgeliehene Spieler

Zurzeit spielen beim FCK fünf Spieler, die von anderen Vereinen nur ausgeliehen sind: Die Verträge von Georges Mandjeck und Sidney Sam sehen keine Kaufoption nach Ablauf dieser Saison vor. Ohne Zustimmung der abgebenden Vereine VfB Stuttgart und Hamburger SV müssen beide nach Saisonende den FCK also wieder verlassen (Mandjeck hat allerdings laut eigener Aussage eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag; Anm. d. Red.).

Mit Kaufoption wurden die Leihverträge von Daniel Pavlovic, Ivo Ilicevic und Rodnei abgeschlossen. Während es bei Rodnei eine festgeschriebene, aber nicht genannte Ablösesumme gibt, steht in Pavlovics Vertrag keine entsprechende Zahl. Im Fall von Ilicevic gilt die Kaufoption nur im Falle des Aufstiegs.

Ausgemusterte Spieler

Weiterhin keine Chance auf einen Einsatz im Zweitligateam haben Anel Dzaka und Moussa Ouattara. Laut Kuntz sucht Dzaka nach einem neuen Verein und sammelt bei der zweiten Mannschaft Spielpraxis. Ouattara hingegen ziehe es vor, seinen bis Sommer 2010 laufenden Vertrag auszusitzen, was natürlich auch „sein gutes Recht“ sei.

Vertragsverlängerungen

Erik Jendrisek, dessen Engagement beim FCK im Sommer ausläuft, ist bisher noch nicht auf das Angebot zur Vertragsverlängerung eingegangen. Man arbeite aber weiter daran und werde alles versuchen, um den Slowaken zu halten, so Kuntz. Das gleiche gelte für Mannschaftskapitän und „Identifikationsfigur“ Martin Amedick, dessen Vertrag noch bis 2011 läuft, der langfristig aber wohl nur bei einem Bundesligaaufstieg zu halten sei.

Hans-Peter Briegel

Laut Kuntz sei es möglich, dass der langjährige Gerichtsprozess gegen FCK-Idol Hans-Peter Briegel in den nächsten Monaten eingestellt wird. Dies hänge weiterhin auch von der Stadt Kaiserslautern ab, der FCK-Vorstandsvorsitzende zeigte sich aber zuversichtlich.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Christian

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