Kummt Senf druff

Eine erste Zwischenbilanz

Eine erste Zwischenbilanz


Mittlerweile ist rund ein Drittel der Bundesligasaison 2010/11 absolviert. Zeit, eine erste Zwischenbilanz zu ziehen: Der 1. FC Kaiserslautern steht auf dem 15. Tabellenplatz und hätte somit das ausgelobte Ziel Klassenerhalt erreicht, wenn es dabei bliebe. Andererseits gab es aber bereits sieben Niederlagen in elf Spielen und die tabellarische Entwicklung zeigt nach unten. Was ist gut, was ist schlecht, was muss und was wird sich ändern?

Nach dem für viele als überraschend empfundenen Aufstieg wurde seitens der Vereinsführung von vorneherein die Losung ausgegeben, nur den Klassenerhalt als Saisonziel anzusehen. Angesichts eines der niedrigsten Etats der Liga und wegen der Unerfahrenheit vieler Spieler eine zweifellos realistische Einschätzung. Und nach elf absolvierten Bundesligaspielen dieser Spielzeit stand der tatsächlich FCK noch nicht auf einem Abstiegsplatz. Ist also mit Erreichen des rettenden Platz 15, auf dem die Roten Teufel zurzeit stehen, alles in Ordnung? Ganz so einfach ist die Sache leider auch nicht.

Denn, wie nicht anders zu erwarten war, unterliegt die Mannschaft von Trainer Marco Kurz erheblichen Leistungsschwankungen. Nach dem tollen Saisonstart mit sechs Punkten gegen Köln und Bayern gab es später einen regelrechten Einbruch mit fünf Niederlagen in Folge. Oder - anders gerechnet - man holte nur noch vier Punkte aus den folgenden neun Spielen. Wirklich schlecht spielte der FCK dabei allerdings nur in Dortmund und in der zweiten Halbzeit gegen Frankfurt. In Leverkusen war man dem Gegner zwar deutlich unterlegen, hätte aber dennoch bei besserer Chancenauswertung mindestens einen Zähler mitnehmen können. In vielen Begegnungen lag die Problematik eher darin, dass die Roten Teufel ordentliche Leistungen nicht in Punkte umsetzen konnte. Beispielhaft hierfür können die Begegnungen in Hamburg oder Freiburg genannt werden - ebenso wie in Mainz und in Leverkusen stand nach einer Führung trotzdem noch eine Niederlage zu Buche.

Die Mannschaft spielt bislang einen durchaus passablen Fußball, mangelnde Durchschlagskraft im Angriff sowie individuelle Fehler in der Abwehr verhinderten aber eine absolut mögliche, erheblich bessere Ausbeute aus dem ersten Saisondrittel. Auffällig dabei ist, dass echte Typen auf dem Platz Mangelware zu sein scheinen. Man könnte auch sagen, dass die Mannschaft zu nett ist, zu freundlich. Lediglich Christian Tiffert, bis dato bester Neuzugang, legt sich auch mal mit einem Gegenspieler oder dem Schiedsrichter an. Und Jiri Bilek setzt zumindest ab und zu durch hartes Einsteigen im Mittelfeld ein Ausrufezeichen.

Steigt man aber deshalb ab, wenn man diese Fehlerquellen und die Bravheit im Kader nicht zügig ausmerzt? Nun, nicht unbedingt, denn das Mannschaftsgefüge scheint durchaus intakt zu sein. Zudem kommen gerade erst Spieler wie Mathias Abel oder Pierre de Wit, die lange verletzt waren, zurück. Auch haben etwa die bisher kaum eingesetzten Neuzugänge Chadli Amri oder Stiven Rivic noch Luft nach oben, sofern sie von Verletzungen verschont bleiben.

Trotzdem ist aber nun zweifellos der Zeitpunkt gekommen, wo Ausreden nicht mehr gelten - dafür sind sieben Niederlagen in elf Spielen einfach zu viel. Jeder Spieler muss sich hinterfragen und noch mal eine Schippe drauflegen. Da muss man den inneren Schweinehund überwinden und absolut alles für den Erfolg tun. Schön gespielt wurde bisher genug. Mittelfeldspieler de Wit erklärte kürzlich, dass man bis zur Winterpause noch auf insgesamt 20 Punkte kommen will. Dann heißt es ab jetzt Gas geben bis zum Abwinken! Folgt kein Aufwärtstrend gegen die bislang schwächelnden Stuttgart, Schalke, Wolfsburg und Bremen sowie die vermeintlichen Abstiegskonkurrenten Nürnberg und St. Pauli, könnte der FCK auch mit nur um die 14 Punkten überwintern. Das wäre zwar noch nicht der Abstieg, doch dieser wäre dann nur mit einem nicht selbstverständlichen Kraftakt in der Rückrunde zu erreichen.

Man muss bedenken, dass in dieser bisher so kuriosen Saison eventuell mehr als jene 31 bis 32 Punkte nötig sein könnten, die in den letzten Jahren für den Klassenerhalt reichten. Nach der Partie in Leverkusen sprach ich mit verschiedenen FCK-Fans und stellte die Frage, ob man einschlagen würde, wenn uns jemand den Relegationsplatz anbieten würde. Alle bis auf einen, der weiterhin auf Platz 15 bestand, schlugen ein.

Jetzt muss auch die Mannschaft den nackten Existenzkampf annehmen. Denn ein Abstieg würde den Verein in seiner Entwicklung weit zurückwerfen. Wer Stefan Kuntz kennt, der weiß, dass der FCK-Boss alles tun wird, um die Liga zu erhalten. Oft genug wurde schließlich dargelegt, wie wichtig es ist, auch in der nächsten Saison wieder Bundesliga zu spielen. Also wird es im Januar wohl ein paar Neuzugänge geben. Durch den tollen Zuschauerschnitt (bisher rund 10.000 mehr als kalkuliert) und einem siebenstelligen Zubrot aus dem DFB-Pokal, das durch einen Erfolg in Koblenz noch erheblich aufgebessert werden kann, wird es finanziell möglich sein, auf dem Transfermarkt tätig zu werden. Auch wenn die Nachzahlung in Millionenhöhe ans Finanzamt natürlich arg drückt.

Schaut man sich in den Internetforen um, dann ist mancher FCK-Fan schon reichlich deprimiert ob der neuesten sportlichen Entwicklung. Gut spielen und verlieren - diese Formel bringt auf Dauer einfach nichts. Deshalb muss nun dringend daran gearbeitet werden, eine gewisse Naivität im Spiel abzustellen und sich schleunigst dem höheren Tempo in der Bundesliga anzupassen. Dann stehen die Chancen nach wie vor nicht schlecht, am Saisonende den angestrebten Platz 15 zu erreichen. Oder zumindest über Platz 16 den Klassenerhalt zu sichern, denn vor den möglichen Gegnern in einer Relegation müsste man sich auch nicht verstecken. Dazu müssen natürlich auch die Fans selbst ihren Teil beitragen, durch weiterhin gute Unterstützung ihrer Mannschaft und die altbekannte „Never surrender“-Mentalität. Hauptsache der FCK spielt auch in der Saison 2011/12 weiterhin in Deutschlands Top-Liga!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

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