Interview mit Aufsichtsratskandidat Ottmar Frenger

„Kontinuität und Stabilität sind meine Maxime“

„Kontinuität und Stabilität sind meine Maxime“


Ottmar Frenger sitzt mit Unterbrechungen seit 2002 im Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern und bekleidet zurzeit das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden. Im Interview mit „Der Betze brennt“ äußert sich der Personalreferent über seine Verbindung zum FCK, zu positivem und negativen in seiner Zeit als Aufsichtsratsmitglied - und zu seine Motivation, weshalb er im Gegensatz zu seinen scheidenden Kollegen Dieter Buchholz und Dr. Burkhard Schappert erneut für einen Platz im zweithöchsten Vereinsgremium kandidiert.

Der Betze brennt: Hallo Herr Frenger! Wo waren Sie am späten Nachmittag des 26. September 2007 (0:2-Heimniederlage gegen den SV Wehen-Wiesbaden, vor dem Minusrekord von 17.102 Zuschauern mittwochs um 17:30 Uhr; Anm. d. Red.)?

Ottmar Frenger (57): Hat diese Frage einen besonderen Grund? Ich war im Stadion .... In jeder Hinsicht eine blamable Niederlage. Aber ich habe schon weit bittere Niederlagen erlebt, wie das 3:9 in Dortmund oder ein 0:5 daheim gegen den VFB. Diese Niederlage war wohl der Anfang vom Ende für Kjetil Rekdahl. Für den FCK hat es zum Schluss noch gereicht - wir alle kamen mit einem dunkelblauen Auge davon. Wenn Sie auf die Zuschauerzahl anspielen, wir hatten schon weniger; absoluter Minusrekord war gegen Preußen Münster mit 4.500. Auch die Anstoßzeit war schädlich.

Der Betze brennt: Sie sitzen seit 2004 im Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern. Damals rückten Sie für den zurückgetretenen Roger Lutz nach, bei der letzten Wahl im Februar 2006 erhielten Sie dann die zweitmeisten Stimmen hinter dem amtierenden Vorsitzenden Dieter Buchholz. Was motiviert Sie zu Ihrer erneuten Kandidatur?

Frenger: Wenn ich korrigierend eingreifen dar: Ich war schon bei der Wahl im Jahre 2001 als erster Nachrücker nominiert und habe die von Turbulenzen geprägten letzten acht Wochen des damals amtierenden Aufsichtsrates erlebt. Dabei kam ich in den „Genuss“, die Verträge von Taribo West und Juri Djorkajeff zu sehen. Aber zurück zu Ihrer Ausgangsfrage: Bereits bei der Vorstellung habe ich betont: „Wann immer ich berufen werde, bin ich für den FCK da“. Das galt bereits vor 40 Jahren in den Jugendmannschaften, später im Aktivenbereich, dann als Trainer, Funktionär und jetzt bei der Traditionself. Wenn der Begriff auch mittlerweile etwas überstrapaziert wird, der FCK ist für mich eine Herzensangelegenheit. Wer als Junge die Ausstrahlung von Fritz Walter erleben und ihn zudem “Duzen“ durfte, der hatte keine andere Wahl. Der FCK wurde ein Teil meines Lebens. Die Motivation zu meiner erneuten Kandidatur liegt auch darin begründet, dass es beim FCK wieder aufwärts geht. Mit der Verpflichtung von Stefan Kuntz und Milan Sasic haben wir nach einer langen Durststrecke, mit den unendlichen
Personaldiskussionen, sei es die Besetzung des Vorstandes, die Akzeptanz der Berufung der ehrenamtlichen Vorstandsmitglieder und vor allem die Fluktuation bei den Sportdirektoren, eine goldrichtige Wahl getroffen. Der Aufsichtsrat als Gremium hat dabei eine entscheidende Rolle gespielt. Standfestigkeit, Solidarität und Diskretion waren die Schlüssel zum Erfolg.

Der Betze brennt: In Ihrer Zeit als Aufsichtsrat beim FCK herrschte viel Trubel im Verein, der erst mit der Inthronisierung des Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz endete. Wie bewerten Sie diese Zeit im Rückblick, welche Erfolge haben Sie vorzuweisen?

Frenger: Die Jahre, in denen ich als Aufsichtsrat, bzw. stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender Mitverantwortung übernommen habe, können uneingeschränkt als die bedrohlichste Epoche seit der Vereinsgründung betrachtet werden. Als ich 2001 zum ersten Mal antrat, kreisten schon die „Pleitegeier“ über dem Betzenberg. Die schlimmsten Befürchtungen sind im Laufe der nachfolgenden Monate und Jahre Wahrheit geworden. War die erste Amtszeit noch von Höhen und Tiefen gekennzeichnet, so wurde die zweite zu einer Herausforderung, geprägt von einem permanenten Existenzkampf. Mit dem Aufsichtsrat als Team haben wir die heikelsten Dinge angepackt und sind auch ohne Scheu als Bittsteller aufgetreten. Mit Vertretern der Stadt, der Stadiongesellschaft und dem Land wurde erbittert gerungen. Die guten Kontakte zu unserem Hauptsponsor, der DVAG, wurden intensiviert. Zusammen mit dem Vorstand haben wir alles erdenklich Mögliche getan, den FCK im bezahlten Fußball zu halten. Wenn meine Öffentlichkeits- und Medienpräsenz eher unauffällig und ich nicht in jeder Gazette oder jedem Forum zu Hause war, so habe ich intern entscheidende Beiträge geleistet. Meine Meinung und mein Rat fanden stets Beachtung. So auch bei den Verpflichtungen von Stefan Kuntz und Milan Sasic.

Der Betze brennt: Welche Kompetenzen konnten speziell Sie in den Verein einbringen, neben der für ein Aufsichtsratsmitglied obligatorischen Kenntnis von wirtschaftlichen Sachverhalten?

Frenger: Zunächst bringe ich die Erfahrung von drei Amtszeiten mit. Ich habe mit Kollegen unterschiedlichster „Couleur“ gearbeitet. Die Kombination, Fußballkompetenz (in allen Facetten, Spieler, Trainer und Funktionär) und die juristische Ausbildung gepaart mit fast dreißigjähriger Tätigkeit im Personalwesen, an der Basis als Personalleiter und später in der Geschäftsleitung als Personalreferent, befähigen mich als kompetenter Partner im Aufsichtsrat, dem Vorstand beratend zur Seite zu stehen und die geforderte Kontrollfunktion auszuüben. Kontinuierliche Arbeit hat sich schon immer ausgezahlt. Neufindungen und Neubesetzungen bedürfen einer längeren Anlaufzeit. Es ist stets hilfreich auf Erfahrungswerte und Erfahrungsschätze zurückgreifen zu können. Kontinuität und Stabilität sind meine Maxime. Gutes zu bewahren und bei Bedarf mit neuen innovativen Kräften unser gemeinsames Ziel zu verfolgen, kann nur die Losung sein.

Der Betze brennt: Sie werden im Gegensatz zu ihrem Aufsichtsratskollegen Dr. Michael Koll vom scheidenden Vorsitzenden Dieter Buchholz explizit zur Wiederwahl empfohlen. Wie kommt es aus Ihrer Sicht hinzu? Gab es - gerne auch ohne Namen zu nennen - nennenswerte Konflikte in der Zusammenarbeit des amtierenden Aufsichtsrats? Neben Buchholz, der aus Altersgründen nicht mehr antritt, verzichtet ja auch Dr. Burkhard Schappert auf eine erneute Kandidatur.

Frenger: Diese Frage sollten Sie Herrn Buchholz stellen. Als Jurist würde ich sagen: „Suggestivfrage - abgelehnt“. Konflikte als solche gab es im Aufsichtsrat nicht. Unterschiedliche Meinungen waren wie in allen demokratisch gewählten Gremien erlaubt. Es wurde kontrovers diskutiert, wobei am Ende stets ein Konsens oder gemeinsamer Nenner gefunden wurde. Das hat diesen Aufsichtsrat ausgezeichnet. Solidarität und Diskretion nach außen, zeugten von einem kollegialen und vertrauensvollen Auftreten aller Aufsichtsratsmitglieder. Michael Koll und ich sind Kollegen, die sich schätzen und deren Achtung voreinander weder durch Diskussionen noch sachlich begründeter Konfrontation gelitten hat oder darunter leiden wird.

Der Betze brennt: Wie sehen Sie die Zukunft des FCK?

Frenger: Prognosen sind immer so eine Sache. Gehen sie in Erfüllung, war ein absoluter Fachmann am Werk; werden sie zu „Flops“, hat der „Prophet“ keine Ahnung oder sich gewaltig „verzockt“. Aber Spaß beiseite: Der FCK ist auf einem guten Weg. Beide Komponenten, die sportliche Seite unter der Leitung von Stefan Kuntz und Milan Sasic sowie der wirtschaftliche Teil, maßgeblich geprägt von Dr. Johannes Ohlinger, geben Anlass zum Optimismus. Stefan Kuntz hat es verstanden, trotz Anlaufschwierigkeiten, mit ruhiger Hand und Besonnenheit richtungweisende Akzente zu setzen. Mit seiner Kompetenz und seiner Ausstrahlung konnte er das Vertrauen, das der Aufsichtsrat in ihn gesetzt hat, überzeugend bestätigen. Milan Sasic ist ein absoluter Fachmann, der den FCK mittelfristig weiterbringen wird. Dr. Ohlinger, als geschätzter Finanzexperte, arbeitet ohne Unterlass, um die vielen Baustellen im wirtschaftlichen Bereich zu bereinigen. Wenn die Fußballmannschaft weiterhin, den von ihr erwarteten Beitrag leistet, sollte es uns um die Zukunft nicht Bange sein.

Der Betze brennt: Diskussionswürdige Themen waren und sind stets der mögliche Einstieg eines Investors (Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung) oder der Verkauf des Namens Fritz-Walter-Stadion. Wie ist Ihr Standpunkt bezüglich einer möglichen Ausgliederung, auch vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um die so genannte 50+1-Regelung?

Frenger: Diese Frage gehört eindeutig zum operativen Geschäft, das dem Vorstand obliegt. Doch auch dazu habe ich eine Meinung: Die Ausgliederung wird eines Tages unumgänglich werden. Unsere Satzung ist entsprechend vorbereitet. Welche Gesellschaftsform es schlussendlich sein wird, ist zurzeit offen. Ob es bei der AG bleibt, wie in Art 2 (5) vorgesehen, ist ungewiss. Zu bevorzugen wäre meines Erachtens eine GmbH & Co. KG auf Aktien. Dabei ist die Rechtslage eindeutig: Inhaber der Aktien sind die Kommanditisten ohne Einfluss auf die Geschäftsführung. Nur persönlich haftende Gesellschafter einer zu gründenden GmbH sind zur Geschäftsführung befugt. Der FCK müsste diese GmbH gründen und die Geschäftsführer bestellen. Nach den DFB/DFL-Statuten muss der Verein immer die Mehrheit der Stimmen haben, die 50+1-Regelung. Der Fremdbestimmung entgegen zu wirken, wird dann Verhandlungsfrage bzw. Verhandlungsgeschick sein. Tatsache ist, dass wir frisches Geld brauchen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und den Anschluss nicht zu verlieren. Fakt ist aber auch, dass es mit meiner Stimme kein Modell „Abramowitsch“ geben wird.

Der Betze brennt: Und wie stehen Sie als potentielles Aufsichtsratsmitglied zu einem möglichen Verkauf der Namensrechte am Fritz-Walter-Stadion?

Frenger: Wieder primär operatives Geschäft, also dem Vorstand zuzuordnen. Dennoch, wenn ich wie oben von Fritz Walter schwärme, der absoluten Identifikationsfigur, so bin ich „extrem vorbelastet“ und meine Antwort liegt auf der Hand: Wir müssen alles tun, um das Namensrecht mit einem potentiellen Sponsor derart zu verhandeln, dass der Name “Fritz Walter“ stets Bestandteil bleibt. Das muss unabdingbar sein. Oberstes Ziel kann nur sein, im Rahmen eines „Doppellogos“ unsere Identifikation zu erhalten. Als Beispiel könnte zur Disposition stehen: „XY im Fritz-Walter-Stadion“!

Der Betze brennt: Wie sieht für Sie die ideale Besetzung des Aufsichtsrates für einen Verein wie den 1. FC Kaiserslautern aus - ausgehend von den verschiedenen Referenzen der Bewerber, unter denen sich in den letzten Jahren ja beispielsweise Wirtschaftsfachleute, Juristen, Ärzte, Ex-Fußballer oder auch Vertreter der Fan-Basis und von Sponsoren befanden?

Frenger: Gibt es denn eine „ideale Besetzung“? Die Bestmögliche muss das Ziel sein. Dazu sind Fachleute aus vielen relevanten Bereichen wünschenswert und ratsam, ganz gleich wo sie ihre Wurzeln haben. Sei es beim Fußball, im Fanbereich und/oder durch entsprechende Berufsqualifikationen. Fach- und Sachkompetenz sind die Voraussetzungen, aber uneingeschränkte Identifikation mit unserem Verein ist das wesentliche Merkmal, das ein Kandidat mitbringen muss.

Der Betze brennt: Zum Abschluss: Was sollten die FCK-Fans und -Mitglieder bezüglich Ihrer Kandidatur noch wissen und warum sollten sie Ihnen ihre Stimme geben?

Frenger: Sehr wichtig wird es sein, neben der wirtschaftlichen Gesundung, an die erfolgreiche sportliche Vergangenheit anzuknüpfen. Nicht nur im Lizenzspielerbereich, sondern auch im Nachwuchsbereich muss die begonnene Arbeit kontinuierlich weitergeführt werden. Auf Dauer wird dem “brutalen“ Transfergeschäft nicht zu begegnen sein. Eigene Nachwuchsspieler müssen stetig in die erste Mannschaft integriert werden, so wie es in früheren Jahren so überaus erfolgreich der Fall war. Denn das Ziel kann nur heißen, “zurück in die Bundesliga“, um unseren treuen und leid geplagten Fans wieder Elitefußball zu zeigen. Persönlich werde ich die Mitglieder um ihre Stimme bitten, weil ich als „FCK-Dino“ eine Menge Erfahrung auf dem Platz und außerhalb mitbringe. Die Kombination, Fußballkompetenz gepaart mit den juristischen und verwaltungstechnischen Qualifikationen sind Bausteine, die der Beratungs- und Kontrollfunktion von Nutzen sein werden. Zum Schluss hoffe ich, dass unsere Mitglieder eine kluge Wahl treffen. Bedeutsam wird sein, dass die große FCK-Familie nach außen demonstriert, dass wir fair und gesittet miteinander umgehen. Wir alle wollen doch nur das eine, dass es mit unserem Verein wieder aufwärts geht und dass das Fußballspiel, das uns immer wieder in seinen Bann zieht, uns Freude macht. Wer am Ende unter den ersten Fünf sein wird, tritt kein leichtes aber ein interessantes Amt an. Danach liegt es bei jedem einzelnen, was er daraus macht. Für sich und vor allem für unseren FCK.

Der Betze brennt: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg bei der Aufsichtsratswahl!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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