Die Fans des 1. FC Kaiserslautern erleben gegen den 1. FC Magdeburg fast alles, was einen legendären Betze-Nachmittag ausmacht. "Nur" das glückliche Ende fehlt. Der guten Stimmung tut der späte Ausgleich zum 4:4 aber kaum einen Abbruch.
35.643 Zuschauer waren an diesem spätsommerlichen Sonntagmittag ins Fritz-Walter-Stadion gekommen, noch nichts ahnend, eines der torreichsten Spiele der vergangenen Jahre geboten zu bekommen. Eine wieder einmal starke Zuschauerzahl für die 2. Bundesliga - lediglich in Nürnberg waren an diesem Spieltag beim 0:2 gegen den HSV noch exakt 70 Zuschauer mehr anwesend. Auch die Stimmung am Betze war erneut sehr ansprechend, auf allen Tribünen herrschte ein starker Support, der auch nach dem zwischenzeitlichen 1:3-Rückstand nicht eingestellt wurde und nach der Aufholjagd samt neuerlicher Führung zum 4:3 seinen Höhepunkt erreichte.
Die mittlerweile bei Heimspielen bekannten Protestbanner "Boycott Qatar" und "Fuck PMG" waren auch heute wieder zu sehen, wobei ersteres durch einen aktuellen Bezug ergänzt wurde: "Wer für Lohn demonstriert, wird in den Knast gesteckt. Aber die Dinge sind durch den Fußball besser geworden, oder Kalle?" Damit machten die Lautrer Ultras auf die Situation im Wüstenstaat aufmerksam, in dem vor einiger Zeit protestierende WM-Arbeiter verhaftet wurden. Der langjährige FC-Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge, dessen Verein eine hochdotierte Partnerschaft mit "Qatar Airways" pflegt, hatte 2021 in einem Interview erklärt, in Katar seien durch den Dialog und den Fußball die "Dinge besser geworden".
Ansonsten blieben größere Tribünen-Aktionen aus. Dafür traf sich die Fanszene bereits frühmorgens zum Frühschoppen in der Richard-Wagner-Straße, um die lokale Gastronomie unweit des Hauptbahnhofes zu unterstützen. Damit umgingen die Anhänger auch das von der Polizei verhängte Alkoholverbot im Fritz-Walter-Stadion. "Besondere Vorkommnisse aus polizeilicher Sicht gibt es nicht zu berichten", vermeldeten die Ordnungshüter trotz des nicht ganz gelungenen Bier-Verbots später. Glänzend lief außerdem der karitative T-Shirt-Verkauf des "Pfalz Inferno": 350 rote T-Shirts mit der Aufschrift “Für immer Fritz-Walter-Stadion" waren innerhalb weniger Minuten vergriffen, eine Nachbestellung soll folgen.
Aus Magdeburg waren diesmal bei weitem nicht so viele Fans angereist, wie etwa beim ersten Aufeinandertreffen im Herbst 2019 , als noch 4.000 sehr lautstarke Schlachtenbummler den Weg in die Pfalz angetreten hatten. Rund 1.500 waren es diesmal. Für ein paar akustische Akzente konnten sie trotzdem sorgen, auch weil sie sich kurzerhand entschlossen, den Stehplatzbereich zu verlassen und in den Oberrang der Osttribüne zu wechseln. Als Grund wurde genannt, dass dort kein Zaun die Gästefans voneinander trenne. Direkt unter dem Stadiondach kanalisierten sich die Schlachtrufe nochmal besser, für optische Highlights konnte der FCM-Anhang so weit oben hingegen weniger sorgen. Es blieb bei zwei, drei Schalparaden und dem großen Banner "Sogenannte Fußballfans", das der Magdeburger "Block U" bereits 2019 mitgebracht hatte.
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Quelle: Der Betze brennt