
Vorstand wird neu gestaltet - Thomas Gries verlässt den FCK
Beim 1. FC Kaiserslautern gibt es personelle Änderungen auf der Führungsebene. Der bisherige Vorstandsvorsitzende Thomas Gries wird den Verein verlassen.
Als Vorstand für Marketing und Vertrieb lenkte Thomas Gries - gemeinsam mit Finanzvorstand Michael Klatt - die Geschicke des pfälzischen Traditionsvereins seit April 2016, zunächst ehrenamtlich, seit dem 15. Mai 2016 in der Position des Vorstandsvorsitzenden. Bis zur Bekanntgabe einer Nachfolgeregelung wird satzungsgemäß das bisherige Aufsichtsratsmitglied Jürgen Kind ehrenamtlich und kommissarisch die geforderte Position des zweiten Vorstandes neben Michael Klatt übernehmen. Solange wird sein Aufsichtsratsmandat ruhen. Die Position des Vorstandsvorsitzenden wird von Michael Klatt ausgefüllt.
"Ich möchte mich an dieser Stelle bei Thomas Gries für seine geleistete Arbeit für unseren Verein bedanken. Nach intensiven Gesprächen sind wir übereingekommen, die Zusammenarbeit zu beenden. Bei der Herangehensweise, den Vorgaben und Zielen des Aufsichtsrates waren wir verschiedener Auffassung. Wir wollen die schwierigen anstehenden Aufgaben mit neuem Personal angehen und haben uns daher darauf geeinigt, den Vertrag in beiderseitigem Einverständnis aufzulösen. Wir werden uns zur künftigen Besetzung des Vorstands in den kommenden Wochen äußern, wenn unsere Planungen in diesem Bereich abgeschlossen sind", erklärt der Aufsichtsratsvorsitzende Patrick Banf die Entscheidung.
"Die vor uns liegenden Aufgaben bedingen gerade jetzt ein unbelastetes Führungs-Team, dem man das volle und nachhaltige Vertrauen schenkt, die richtigen Weichenstellungen für die Zukunft des FCK zu treffen. Dieses Vertrauen habe ich bei dem neu gewählten Aufsichtsrat nicht verspürt und mache daher den Weg frei für eine personelle und strukturelle Erneuerung des Vorstands. Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei den Mitarbeitern und Wegbegleitern des FCK für ihre Arbeit und ihre Unterstützung bedanken. Mein Dank geht aber auch an die konstruktiven Kritiker für ihre kritische Begleitung zum Wohle des Vereins. Als lebenslanges Mitglied werde ich auch weiterhin mit Herz und Seele dabeibleiben. Unterstützen Sie bitte die Mannschaft und das neue Führungs-Team in dieser schwierigen Zeit. Der Klassenerhalt ist noch möglich, aber nur zusammen schaffen wir das", so der scheidende Vorstandsvorsitzende Thomas Gries.
Quelle: Pressemeldung FCK
Ergänzung, 14:13 Uhr:
Kommentar zum FCK: Überschätzt in schwerer See
Besser ein Ende mit Schrecken ... Thomas Gries ist als Vorstandsvorsitzender des 1. FC Kaiserslautern gescheitert. Sein Abschied – für beiden Seiten das Beste. Gries hatte erkannt, dass er keinen Rückhalt mehr hatte. Wie auch? Gries hatte sich in schwerer See zu viel zugetraut, der Aufsichtsrat mit Nikolai Riesenkampff und Mathias Abel an der Spitze, hatte die Fähigkeiten des Werbefachmanns überschätzt. Gries, der Stefan Kuntz nachfolgte, war neu im Fußballgeschäft, er ging sehr blauäugig ans Werk.
Sein Slogan "Nur zusammen sind wir Lautern" klingt noch immer gut, nutzte sich auf der rasenden sportlichen Talfahrt aber ab. Gries ist ein Gesicht der Krise. Er steht als Chef für schwere Pannen. (…)
Quelle und kompletter Text: Rheinpfalz
Ergänzung, 16:00 Uhr:

Im Blickpunkt: Zum Rücktritt von Thomas Gries
Stark angefangen und noch stärker nachgelassen
Thomas Gries hat sich verabschiedet, der FCK muss sich einen neuen Vorstandsvorsitzenden suchen. Wir blicken zurück auf die kurze Amtszeit des gebürtigen Lautrers und ehemaligen Coca-Cola-Managers.
Mehr als 40.000 Zuschauer bei einem Heimspiel des 1. FC Kaiserslautern. Diese Zahl, von der man aktuell nur träumen kann, hatte Thomas Gries vor anderthalb Jahren geschafft: Zum Saisonauftakt gegen Hannover 96 pilgerten am 5. August 2016 exakt 40.021 Zuschauer ins Fritz-Walter-Stadion und sorgten für eine bundesligareife Atmosphäre. Gries war da gerade seit drei Monaten Vorstandsvorsitzender seines Heimatvereins und hatte eine vielzitierte "Aufbruchstimmung" produziert - von der heute leider nichts mehr übrig ist. Gries ist gescheitert und nimmt seinen Hut.
Gries' Ziel beim Amtsantritt: Bundesliga-Rückkehr bis 2019
Er sei 1991 gegen Barcelona dabei gewesen, wolle im Verein die alte "Winner-Kultur" etablieren und werde notfalls jeden Bäckermeister in der Pfalz besuchen, um den FCK wieder nach vorne zu bringen, hatte Gries bei seinem Amtsantritt verkündet. Das neue Vereinsmotto "Nur zusammen sind wir Lautern" wurde ausgerufen, der Teufelsrat mit Größen wie Marcel Reif gegründet, beim Stadionfest trat Mark Forster auf. Und als i-Tüpfelchen elektrisierte Gries bei seinem ersten "Flutlicht"-Auftritt die Fangemeinde auch noch mit einer angeblich möglichen Rückkehr von Miroslav Klose - es blieb unklar, ob diese Äußerung ein kluger PR-Schachzug war oder ob der Ex-Marketingdirektor von Coca-Cola sich einfach unglücklich ausgedrückt hatte. Klar formuliert hatte Gries hingegen, zusammen mit Vorstandskollege Michael Klatt und Sportdirektor Uwe Stöver, sein sportliches Ziel: Innerhalb von drei Jahren, also bis 2019, sollten die Roten Teufel wieder in die Bundesliga zurückkehren.
Als Vorstand Marketing konnte Thomas Gries zwar tatsächlich die Werbeeinnahmen erhöhen, auch weil einige zuvor verprellte Sponsoren zurückkehrten, allerdings nicht in dem erhofften Ausmaß. Als der Reifenhändler Euromaster im November 2017 via "Flutlicht" das mangelhafte Konzept des FCK beklagte, konnte Gries sich nicht an die Verhandlungen ein Jahr zuvor erinnern und antwortete lapidar, dass es sich hierbei ja sowieso nur um die Größenordnung "Herz der Pfalz-Partner" (ab 20.000 Euro und mehr pro Saison; Anm. d. Red.) gehandelt habe. Wie müssen sich bei dieser Aussage andere FCK-Sponsoren gefühlt haben - oder die Ehrenamtler der Zukunftsinitiative FCK, die dem Verein in mühsamer Kleinstarbeit neue Sponsoren im Tausend-Euro-Bereich akquirieren?
Als Vorstandsvorsitzendem fehlte Gries ein schlüssiges Gesamtkonzept
Mit der sportlichen Krise begann auch der Stern von Thomas Gries beim FCK zu sinken, schon in der verkorksten ersten Saison 2016/17. "Wo sind die Sponsoren?" - "Was macht eigentlich der Teufelsrat?" - "Warum wird das Motto 'Nur zusammen' nicht von oben vorgelebt?" - "Weshalb äußert sich der Vorstand nicht zur aktuellen Krise?" - diese und weitere Fragen waren immer häufiger zu hören und Gries wirkte immer stärker angeschlagen. Der Dreijahresplan zur Rückkehr in die Bundesliga wurde in die Tonne gekloppt, stattdessen eine Ausgliederung mit Verkauf von Anteilen als neues Wundermittel präsentiert. Ein konkretes sportliches Konzept konnte Gries jedoch nicht präsentieren, blieb trotz mehrfacher Nachfrage bei einer Informationsveranstaltung in Krickenbach Ende November eine Antwort schuldig. Für Unmutsbekundungen sorgte er auch bei der Mitgliederversammlung im Dezember, als er hartnäckige Nachfragen von Fans beiseite wischen wollte: "Wir wollen uns heute nicht mit der 3. Liga beschäftigen!" Einen Monat später folgt nun der Rücktritt von Gries, in beiderseitigem Einvernehmen, wie es heißt.
Mit einer nur 20-monatigen Amtszeit ist Gries einer der am kürzesten amtierenden FCK-Bosse überhaupt, selbst der farblose Erwin Göbel war länger im Amt. Die meisten Vorstandsvorsitzenden bzw. früher Präsidenten standen vier, fünf oder noch mehr Jahre an der Spitze des Fritz-Walter-Klubs. Gries konnte den Abwärtstrend des FCK nicht umkehren, er konnte ihn nichtmal anhalten, vielmehr ging es noch weiter nach unten: Die Zuschauerzahlen sind auf unter 20.000 geschrumpft, die Roten Teufel sind auf den letzten Tabellenplatz abgestürzt und müssen um ihre Existenz bangen. Thomas Gries kann man für seine persönliche Zukunft nur alles Gute wünschen - und dem FCK erst recht!
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 04.01.2018:

Interview mit dem kommissarischen FCK-Vorstandsmitglied Jürgen Kind
"Wenn der FCK ruft, sagt man nicht Nein"
Jürgen Kind rückt kommissarisch und ehrenamtlich in den FCK-Vorstand auf, bis ein Nachfolger für den ausgeschiedenen Thomas Gries gefunden ist. Wir haben mit dem gewählten Aufsichtsratsmitglied über die aktuelle Situation am Betze gesprochen.
Der Betze brennt: Jürgen Kind, zunächst die Frage an Sie als Aufsichtsratsmitglied: Was sind die Hintergründe für die Trennung vom Vorstandsvorsitzenden Thomas Gries?
Jürgen Kind (53): Satzungsbedingt bin ich ja seit gestern vorläufig kein Aufsichtsratsmitglied mehr, da man nicht zeitgleich Mitglied im Vorstand und Aufsichtsrat sein darf. Insofern ruht aktuell mein Mandat. Die Frage beantworte ich wie folgt: Die Trennung von Thomas Gries deutete sich schon seit einigen Wochen an. Der neue Aufsichtsrat führte zügig nach der Mitgliederversammlung Anfang Dezember zahlreiche Gespräche mit dem Vorstand und besonders die Gespräche mit Herrn Gries führten dann schlussendlich dazu, dass man sich gemeinsam entschloss, die Zusammenarbeit zu beenden. Wie sagt man so schön dazu: Unterschiedliche Auffassungen von der Zukunftsplanung des FCK. Ich wünsche Thomas Gries alles Gute für die Zukunft.
Der Betze brennt: Bis ein neuer hauptamtlicher Vorstand gefunden ist, übernehmen Sie kommissarisch und ehrenamtlich dieses Amt. Wie kam es hierzu?
Kind: Wir waren mit dem neuen Aufsichtsrat seit dem 03. Dezember täglich in intensivem Austausch. Es gab mehrere Treffen, viele Telefonate, Telefonkonferenzen und sonstigen Austausch von Informationen. Bei einer dieser Telefonkonferenzen fragte mich Patrick Banf (der neue Aufsichtsratsvorsitzende; Anm. d. Red.) noch im alten Jahr angesichts der sich abzeichnenden Trennung von Thomas Gries, ob ich bereit wäre, kommissarisch und ehrenamtlich ein Vorstandsamt für eine Übergangszeit zu übernehmen? Solange, bis ein neues hauptamtliches Vorstandsmitglied vorgestellt werden könne. Mit der Begründung, dass ich derjenige im Aufsichtsrat sei, der die längste Erfahrung habe und sich am besten mit den internen Vorgängen auskenne. Nach etwa 20 Sekunden des Nachdenkens sagte ich dann zu, obwohl ich nun auch nicht weiß, ob ich dieses Amt für zwei Wochen oder zwei Monate ausüben werde, bevor ich in den Aufsichtsrat zurückkehren werde. Aber wie sagte Patrick Banf auf der FCK-Weihnachtsfeier? "Wenn jeder FCK-Mitarbeiter/-in bis zum Saisonende 100 Prozent gibt und dann noch fünf Prozent obendrauf packt, dann schaffen wir noch den Klassenerhalt." Das setze ich für mich jetzt um. Wenn der FCK ruft, kann man nicht ernsthaft Nein sagen.
Der Betze brennt: Bisher waren die Aufgabengebiete innerhalb des Vorstands klar aufgeteilt. Den Vorsitz wird nun vorläufig Finanzvorstand Michael Klatt übernehmen. Welche Verantwortlichkeiten liegen für die Übergangszeit in Ihren Händen?
Kind: Ich arbeite ja mit Michael Klatt schon seit knapp zwei Jahren vertrauensvoll und intensiv zusammen, bisher in unterschiedlichen Gremien. Wir hatten jetzt aktuell schon zwei Gespräche, wie wir das handhaben werden und haben vereinbart, dass wir einfach immer gemeinsam absprechen, wer was macht. Natürlich liegt die Hauptlast auf Michael Klatt, aber ich werde mich auch einbringen. Längerfristige Projekte sind etwas schwierig für mich oder durch mich umzusetzen, da ich vielleicht nur wenige Wochen im Amt sein werde. Insgesamt arbeiten Vorstand und Aufsichtsrat aktuell sehr eng miteinander, es wird alles besprochen und dann gemäß der Absprache umgesetzt. Da bleibt nichts liegen.
Der Betze brennt: Laut dem Aufsichtsratsvorsitzenden Patrick Banf soll innerhalb der nächsten zwei Monate ein neuer Sportvorstand gefunden werden, der dann auch Vorstandsvorsitzender werden könnte. Wie ist hier der aktuelle Stand der Dinge?
Kind: Das könnte natürlich der Aufsichtsratsvorsitzende besser erklären als ich. Die Kandidaten stehen auch weiterhin nicht Schlange. Es gibt aber tatsächlich einige Kandidaten, darunter auch solche, die dem alten Aufsichtsrat schon einmal abgesagt hatten in 2016 oder 2017, aber deren persönliche Situation sich mittlerweile geändert hat. Also ich glaube schon, dass der FCK trotz der aktuellen Lage einen guten Sportvorstand finden wird. Nur kann ich beim besten Willen nicht sagen, wie lange das bis zur Unterschrift noch dauern wird.
Der Betze brennt: Abschließende Frage: Wie sieht es mit den geplanten Spielertransfers für die Rückrunde aus?
Kind: Da werden schon noch einige richtig gute Kicker kommen, wenn sich die Pläne unserer sportlichen Leitung auch nur halbwegs umsetzen lassen. Erfahrene Spieler, denen der FCK absolut nicht egal ist und die gerne zum FCK (zurück)kommen. Und die die jüngeren Spieler, die so viel Talent zeigen, sicher mal an die Hand nehmen und sie führen können. Jetzt hoffen wir mal auf die eine oder andere Vertragsunterschrift, dann kann die Aufholjagd beginnen. Wir sind noch längst nicht tot.
Der Betze brennt: Vielen Dank für das Gespräch - wir wünschen Ihnen und allen Verantwortlichen ein gutes Händchen für die Zukunft des FCK!
Quelle: Der Betze brennt
Weitere Links zum Thema:
- Vorstandsvorsitzender Thomas Gries verlässt den FCK (Pressemeldung FCK)
- Im Blickpunkt | Stark angefangen und noch stärker nachgelassen (Der Betze brennt)