Taktik-Nachlese zum Spiel FCK-KSC

Die DBB-Analyse: Der Tag der Nachrücker

Die DBB-Analyse: Der Tag der Nachrücker


3:1 gegen den Karlsruher SC. Der 1. FC Kaiserslautern marschiert weiter. Musste diesmal so­gar drei Leistungsträger ersetzen. Demonstrierte aber eindrucksvoll, dass sein Kader mitt­ler­wei­le auch qualitativ breiter aufgestellt ist als der seines Gegners.

Es wird einfach immer besser. Der nächste Heimsieg. Mit nur ganz wenigen Momenten, in denen es, wie es so schön heißt, "auch andersrum hätte laufen können". Aber die lassen sich angesichts des ausgeglichenen Leistungsniveaus in dieser Liga kaum vermeiden. Unterm Strich jedenfalls eine absolut überzeugende Leistung. Dieses 3:1 wurde sogar noch einen Tick souveräner herausgespielt als das 3:2 im vorangegangenen Heimspiel gegen Braunschweig.

Und das, obwohl Markus Anfang gegenüber den Vorwochen gleich drei Änderungen in der Startelf vornehmen musste, die das Mannschaftsgetriebe leicht hätten ins Ruckeln bringen können. Nach dem verletzten Ragnar Ache und dem gelbgesperrten Filip Kaloc fiel auch der kurzfristig erkrankte Daniel Hanslik aus. Dennoch lief das Lautrer Spiel so geschmiert wie zuletzt. Und das ist die eigentliche Überraschung dieser Partie.

Yokota zum Zungeschnalzen, aber der Clou war Sirch

Der Trainer wollte hinterher keinen seiner Jungs herausheben, verwies zurecht auf die starke Kollektivleistung. Dennoch durfte wieder mal von Daisuke Yokota geschwärmt werden. Ebenfalls verständlich. Zum Zungeschnalzen, wie sich der Japaner auch diesmal in engen Räumen behauptete, sich aber ebenso wirkungsvoll als Konterspieler in Szene setzte. Seinen größten Coup aber landete Anfang mit Luca Sirch. Den zog er aus der zentralen Innenverteidiger-Position ins Mittelfeld vor. Er sollte Kaloc ersetzen.

Das passte nicht nur von der Optik her optimal, da beide ungefähr der gleichen Baugruppe angehören. Sirch kopierte die Bewegungsabläufe, die der Tscheche zuletzt eingeschliffen hatte, direkt eins zu eins. War mal halblinker Achter, dann wieder Linksaußen. Schob sich mal vor den linken Schienenspieler Florian Kleinhansl, machte ihm aber auch Platz, wenn dieser sich als Empfänger eines langen Diagonalballs anbieten wollte.

Sirchs Torvorbereitung zum 2:0, als er den kurz zuvor eingewechselten Kenny Redondo mit einer perfekt getimten flachen Linksflanke bediente, ähnelte sogar ein bisschen dem Treffer, den Kaloc vergangene Woche für Ragnar Ache zum 1:0 auf Schalke vorbereitete.

Tomiak vom Punkt: Längst eine Bank

Sirch war noch an weiteren Tor-Aktionen beteiligt. Er schlug aus dem rechten Halbfeld die Flanke auf den in den Strafraum einlaufenden Jannik Mause, den der junge Enes Zengin zu körperbetont stoppte, was Schiedsrichter Robert Hartmann mit einem Elfmeterpfiff quittierte. Dass Boris Tomiak anschließend verwandelte, ist im Grunde kaum noch der Rede wert, angesichts der Selbstverständlichkeit, mit der Lauterns Abwehrchef Strafstöße ins Netz schiebt. In dieser Saison war's bereits der dritte.

Außerdem brachte Sirch in der ersten Hälfte auch nochmal Marlon Ritter mit einem schnell ausgeführten Freistoß in eine gute Schussposition vorm Sechzehner. Dazu 86 Prozent Passpräzision und bis zu seiner Auswechslung in der 83. Minute 9,9 zurückgelegte Kilometer. Hätte er die volle Spielzeit absolviert, wäre er sicher auf Kaloc-gerechte 11,0 gekommen. Bei den Sofascore-Analysten hat Lautern Nummer 31 übrigens die Bestnote abgestaubt. Für uns folgerichtig. Die FCK-Fans auf Der Betze brennt sehen das genauso und geben ihm im Durchschnitt eine 1,7. Von der "Rheinpfalz" gibt es eine 1,5 und auch beim "Kicker" dürfte Sirch ganz vorne dabei sein.

Hier mal die bei "Sofascore" entnommene Heatmap Sirchs, die mit der Kalocs aus dem Schalke-Spiel fast identisch ist.

Heatmap Kenny Redondo

Hätte Anfang den Move mit Sirch auch gewagt, wenn Hanslik nicht kurzfristig ausgefallen wäre? In dem Fall hätte man eher Ritter in der Kaloc-Rolle vermutet ... Ist doch müßig, darüber nachzudenken. Was sich aber feststellen lässt: Durch diese Änderung durfte Ritter in einer offensiveren Rolle in die Startelf zurückkehren - als Halbstürmer neben Yokota hinter der Keilspitze Mause. Und wie sich zeigte, haben MR7 und Yokota als dynamisches Duo hohen Unterhaltungswert. Der sicher noch ausbaufähig ist. Doch auch andere Offensivspieler drängen gegenwärtig in die erste Reihe.

Mause, Touré, Redondo: Drei, die ihre Chance nutzen

Aches Ausfalls bot Jannik Mause die Gelegenheit, sich als zentraler Stürmer zu beweisen. Er mühte sich, holte auch den Elfmeter raus, der zum 1:0 führte. Dass er im Kopfballspiel nicht Aches Klasse hat, war in zwei Szenen zu sehen, überrascht aber nicht. Man wird noch abwarten müssen, wie sich der einstige Torschützenkönig der 3. Liga mit zunehmender Spielpraxis eine Etage höher behauptet.

Durch Sirchs Rollenwechsel rückte Almamy Touré in die Innenverteidigung. Er übernahm die linke Seite, Tomiak agierte aus dem Zentrum heraus. Auch das bewährte sich. Touré war's, der mit starker Balleroberung am Sechzehner, guter Ballbehauptung und einem schnellen Zuspiel auf Sirch das 2:0 einleitete.

Das, wie schon, erwähnt, Kenny Redondo erzielte. Grade mal drei Minuten nach seiner Einwechslung. Mit ihm war Jannis Heuer gekommen. Der traf nur zwei Minuten später zum 3:0. Bugsierte eine mit links von rechts getretene Freistoßflanke Kleinhansls über die Torlinie. Unterm Strich war's also der Tag der Nachrücker.

Breiter Kader mit Qualität kommt nicht von ungefähr

Oder: Der Erfolg eines gegenüber dem Gegner auch qualitativ breiter aufgestellten Kaders. Nach der kraftraubenden Pokalpartie gegen Augsburg vergangene Woche hatte KSC-Christian Eichner nur zwei Änderungen in seiner Startelf vorgenommen, und beide waren aus der Not heraus geboren. Dzenis Burnic musste eine Gelb-Sperre absitzen, Innenverteidiger Marcel Beifus hatte sich beim Warmmachen verletzt. Bambasé Conté und Enes Zengin vermochten beide nicht adäquat zu ersetzen. Dazu holte Eichner nach 67 Minuten mit Ex-Lautrer Nicolai Rapp und Leon Jensen seine Schaltzentrale vom Platz. Mit Robin Heußer und Lilian Egloff kamen zwei, die bislang noch kaum Spielzeit hatten in dieser Saison.

Da war der FCK besser dran. Jetzt zahle sich aus, dass "wir in der Sommervorbereitung jedem Spieler die gleiche Spielzeit gegeben haben", erklärte Markus Anfang hinterher, weshalb es kein Zufall sei, dass sich sein Kader nun auch qualitativ breit aufgestellt präsentiert. Darüberhinaus hatte auch schon jeder Kaderspieler nach dem 9. Spieltag Einsatzminuten in Pflichtspielen gesammelt. Natürlich: Die zahlreichen Wechsel wurden nicht immer freiwillig vorgenommen, die meisten waren durch Verletzungsausfälle bedingt. Aber: Die Nachrücker haben ihre Chance mit einer solchen Begeisterung genutzt, dass dem Trainer nun ein echtes Luxusproblem entstanden ist.

Das Abseitstor: VAR-Gedöns war unnötig

Der Fairness halber seien auch die besagten Momente erwähnt, die dem Spiel eine andere Richtung hätten geben können. Noch vor dem 1:0 in der 10. Minute versemmelte KSC-Torjäger Budu Zivzivadze eine gute Einschussmöglichkeit aus halblinker Position. Da hatte die Hintermannschaft des FCK nach zwei abgeblockten Schussversuchen den Ball nicht aus der Gefahrenzone bekommen.

In der Viertelstunde nach der Pause kamen die Karlsruher stark auf, hatten zwei gute Gelegenheiten zum Ausgleich. Einmal rauschte eine Linksflanke von David Herold an Freund und Feind vorbei durch den FCK-Fünfer, einmal bekam der aufgerückte Innenverteidiger Marcel Franke eine Freistoßflanke von Marvin Wanitzek in aussichtsreicher Position nicht unter Kontrolle. Kein Ruhmesblatt für die Betze-Abwehr war auch Wanitzeks spätes Freistoßtor zum 1:3. Hatten die Roten tatsächlich gedacht, die drei Weißen, die sich in ihre Mauer schmuggelten, blieben stehen, wenn ihr Mitspieler schießt?

Mehr Aufmerksamkeit, als er verdiente, erfuhr ein Abseitstreffer von Zivzivadze kurz vor der Pause. Da wurde das Stadionpublikum mal wieder minutenlang gequält, ehe der VAR den Treffer, den Schiri Hartmann bereits gegeben hatte, kassierte. Und hinterher werden die Karlsruher Fans den Kölner Keller einmal mehr verflucht haben und Lautrer Anhänger zu der Überzeugung gelangt sein, dass so ein Video-Schiedsrichter ja vielleicht doch sein Gutes hat.

Die Wahrheit ist: Wenn man sich die Szene auf Ballhöhe von der Seite anschaut, ist das Abseits eigentlich ziemlich offensichtlich. Da stand außer Zivzivadze sogar noch ein zweiter Karlsruher drin. Das hätte der zuständige Schiedsrichter-Assistent gleich sehen müssen - und das VAR-Gedöns, das nur unnötig Emotionen schürte, wäre allen erspart geblieben.

Ritter und Yokota - ein Duo, das Spaß macht

Zu den Grafiken: Der FCK siegt auch im xG-Vergleich locker. Wobei aber schon auch deutlich wird: Die Möglichkeit für den KSC, in Führung zu gehen, war nicht von schlechten Eltern.

xG-Timeline FCK-KSC


Die Positions- und Passgrafik des FCK: Sieht das nicht wunderschön aus? Interessant, wie weit vorn die Spots von Sirch (Nr. 31) und Yokota (41) positioniert sind. Schade: Mauses Spot (18) verdeckt die Passlinie zwischen Ritter (7) und Yokota.

Passmap FCK

Zum Vergleich die Passmap des KSC: Ziemlich linkslastig, aus dem Zentrum heraus kam nicht viel. Vielleicht war das der Grund, weswegen Eichner Jensen (6) und Rapp (17) gleichzeitig herausnahm.

Passmap KSC

Zum Abschluss ein Überblick über die Passkombinationen. Er erlaubt, sich das Zusammenspiel zwischen Yokota und Ritter genauer anzusehen. "MR7" spielte den Japaner doppelt so oft an wie umgekehrt. Was gut so ist - schließlich agierte Yokota meist vor ihm.

Passkombinationen FCK-KSC

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Übersicht 2024/25: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage

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