Taktik-Nachlese zum Spiel SCP-FCK

Die DBB-Analyse: Der eine Moment, in dem alles stimmt

Die DBB-Analyse: Der eine Moment, in dem alles stimmt


Mit einem 1:0-Sieg bei Preußen Münster punktet der 1. FC Kaiserslautern munter weiter. Schafft erstmals ein "zu null", überzeugt fußballerisch aber auch diesmal nicht wirklich. Doch er hat Ragnar Ache. Hoffentlich noch für länger.

Ja, ja, ja. Es war ein "zerfahrenes" Spiel. Oder, wie es der "Kicker"-Ticker ein wenig süffisanter ausdrückt, "eine Partie auf äußerst überschaubarem Niveau". Ein "dreckiger Auswärtssieg" laut Daniel Hanslik. Ein glücklicher, um nicht zu sagen unverdienter Erfolg. Also können wir uns eine tiefergehende Analyse doch eigentlich sparen, oder? Na ja, so ein paar Beobachtungen haben wir doch gemacht, die wir uns gern genauer angucken möchten.

Der FCK steht nach zwei Auswärtssiegen und einem Heimunentschieden nun mit sieben Punkten im vorderen Drittel einer Tabelle, deren Aussagekraft zu diesem Zeitpunkt einer Saison noch gegen null tendiert. Eigentlich. Aber: Zu Beginn einer Runde nicht unbedingt gut zu spielen, aber dennoch gut zu punkten, kann einem Team mit der Zeit die Sicherheit und Stabilität geben, die es braucht, um überzeugender aufzutreten. Insofern sind die Roten Teufel besser dran als die angeblichen Aufstiegskandidaten aus Hamburg und Berlin, die ergebnistechnisch nicht in die Puschen kommen - und bei denen sich bereits die notorischen internen Schwelbrände abzeichnen.

Und: Die Betze-Buben haben im vierten Pflichtspiel dieses Spieljahres das erste "zu null" geschafft, das sich ihr Trainer so sehr gewünscht hatte. Das vermag ebenfalls zu wachsender Stabilität beitragen. Auch wenn es dieses Mal - wie schon in den Partien zuvor - zu Fehlern im Spielaufbau kam, die leicht hätten zu Gegentreffern führen können.

Heuer und Tomiak sorgen früh für Schockmomente

Schon die Anfangsphase hielt für den Anhang zwei Herzinfarkt-Momente bereit. In Minute 3 flankt Innenverteidiger Jannis Heuer aus dem eigenen Strafraum vor die Füße von Preußen-Kapitän Marc Lorenz, der das Leder aber nicht gut genug unter Kontrolle bekommt, um es zielführend aufs Lautern-Tor zu wuchten. Nach zehn Minuten leistet sich Boris Tomiak nach einem langen Ball einen Stockfehler, der SC-Stürmer Joel Grodowski ermöglicht, auf der linken Seite durchzubrechen. Seine flache Hereingabe fischt FCK-Keeper Julian Krahl ab, ehe Etienne Amenyido den Ball über die Linie drücken kann.

Keine Frage: Auch dieses Spiel hätte "andersrum" ausgehen können, wie schon das 2:1 in Ulm und das 2:2 gegen Fürth. In diesen Partie sicherte sich die Anfang-Elf versöhnliche Endergebnisse durch Steigerungen in der zweiten Hälfte. Die gar nicht mal herausgespielt wurden, sondern herausgekämpft.

Wieder sind Zweikämpfe und Passspiel ausschlagend

Dies lässt sich auch diesmal feststellen, wenngleich die Zweikampfwerte nicht ganz so überzeugen: In Halbzeit 1 gewannen die Gäste lediglich 42 Prozent ihrer Zweikämpfe, in Halbzeit 2 immerhin 50 Prozent. Doch in der Schlussphase, in der auch das Siegtor fiel, legten sie richtig ordentlich zu, wie diese "Wyscout"-Visualisierung über die komplette Spielzeit belegt:

Quote gewonnener Zweikämpfe SCP-FCK

Und aller Fehleranfälligkeit zum Trotz: Unterm Strich glückte das Passspiel den Pfälzern besser als den Preußen. Dabei gaben sich die Gastgeber nicht weniger ehrgeizig, was Spielaufbau aus der Abwehr angeht, auch sie verzichteten meist auf weite Abschläge. Obwohl ihre spielerischen Mittel begrenzter waren als die des keinesfalls souveränen FCK. Der aber verzeichnete im Schnitt 85 Prozent Passgenauigkeit, das Team von Sascha Hildmann hingegen nur 72 Prozent. Und das im Schnitt bei 52 Prozent Ballbesitz zugunsten der Lautrer, der in der Schlussphase sogar auf 69 Prozent anstieg. Was wiederum diese "Wyscout"-Grafik verdeutlicht:

Ballbesitz SCP-FCK

Klement, Kaloc, Kleinhansl verbessern klein, aber fein

Das spielerische Plus, das in diesen Visualisierungen besser rüberkommt als es auf dem Rasen zu erkennen war, bewirkten nicht zuletzt die Einwechslungen, die Markus Anfang im Verlauf der zweiten Hälfte vornahm. Zur Pause kam bereits Philipp Klement für Tobias Raschl. Der hatte in der ersten Hälfte 17 Pässe gespielt, von denen zwölf ankamen. Klement dagegen glückten nun 20 von 21 Zuspielen - macht 95 Prozent Passpräzision. Und er schlug die Ecke, die Ragnar Ache zum 1:0 verwandelte.

Filip Kaloc kam nach 73 Minuten für Sechser Jan Gyamerah. Brachte 13 von 14 Pässen zum Mann, nachdem "Gyambo" nur 19 von 24 geglückt waren. Zudem war er abermals Gelb-Rot-gefährdet war, nachdem er schon beim Pokalspiel in Ingolstadt vor Wochenfrist die Ampelkarte gesehen hatte. Ist er wirklich die Lösung auf der zentralen defensiven Mittelfeldposition?

Mit Kaloc kam Ragnar Ache für Jannik Mause. Der Siegtorschütze. Jeder weitere Kommentar ist an dieser Stelle erstmal überflüssig.

Für Erik Wekesser durfte ab der 82. Minute Florian Kleinhansl ran. Der spielte zwar nur fünf Pässe, die aber kamen mit 100 Prozent Präzision. Respekt.

Abiama mit drei guten Szenen

Und ganz zum Schluss ersetzte Kenny Redondo Dickson Abiama. Für mehr Einsatzzeit hatte es bei Lauterns Nummer 11 nach seiner Zehenverletzung noch nicht gereicht. Aaron Opoku, der auf der Linksaußenposition in den ersten Saisonspielen so stark aufgetrumpft hatte, stand nach der Trainingsblessur, die er unter der Woche erlitten hatte, nicht im Kader.

Somit musste Abiama gewissermaßen als dritte Wahl ran. Viel gelang dem 25-Jährigen auch diesmal nicht. Allerdings war er an den einzigen drei Tor-Annäherungen seines Teams in der ersten Hälfte beteiligt. Zweimal bediente er Mause unmittelbar, einmal setzte er mit einem Vertikalpass Raschl ein, der Mause halblinks in Schussposition brachte.

Die Rochade: Klement rechts, Hanslik auf die Acht

Insgesamt bevorzugte der FCK wieder den Dreier-Spielaufbau, den er auch schon in Ingiolstadt zelebrierte. Statt Almamy Touré, der in die Liga noch ein letztes Mal gesperrt war, rückte diesmal Jean Zimmer auf rechten Seite hoch, so dass der nominelle Rechtsaußen sich verstärkt in die Mitte orientieren konnte. Überraschenderweise übernahm in Hälfte 2 Linksfuß Klement diese Aufgabe, während Daniel Hanslik auf Raschls Achter-Position rückte. Markus Anfang fällt anscheinend immer was ein, was sonst keiner auf der Rechnung hat.

Sind damit nun genug Gründe aufgezählt, weshalb der späte Siegtreffer des FCK am Ende doch nicht so glücklich und unverdient war, wie er hinterher gemacht wurde? Eigentlich nicht. Die Offensivleistung des FCK ingesamt war dennoch erbärmlich. 0,25 "expected Goals" in der ersten, 0,27 xG in der zweiten Halbzeit sprechen für sich.

Das 1:0 - so köpft in dieser Liga nur einer

Möglich gemacht haben diesen Sieg dieser eine Moment, in dem alles stimmte. Klement schlägt die perfekte Ecke. Und wie Ache die Situation erfasst, den einen Schritt aus dem Rücken seines Gegenspielers macht, abspringt und den Ball mit Kopf ins Netz lenkt - das bekommt in dieser Liga eben nur er hin.

Und wer's bis dato tatsächlich noch nicht begriffen hatte, dem sollte spätestens in diesem Moment endgültig klar geworden sein: Dieser Mann darf in dieser Transferperiode nicht mehr abgegeben werden, sonst geht diese Saison trotz des guten Punkte-Starts in die Binsen. Auch nicht für fünf Millionen.

Heuer: Überragend - hätt' er nur nicht diesen Bock geschossen

Und zum Schluss wie immer noch ein paar Bilder zum Gucken. Über die xG Werte haben wir schon gesprochen, hier nochmal die Timeline. Das ist nicht der Anspruch, den der FCK unter Markus Anfang an sich stellen will.

xG-Timeline SCP-FCK

Die Positions- und Passgrafik des FCK. Verdeutlicht noch einmal den Kniff mit dem einrückenden Rechtsaußen, den in der ersten Hälfte Hanslik (Nr. 19), in der zweiten Klement (10) umsetzten. Und zeigt einmal mehr die zentrale Aufbaurolle Heuers (24). Dem man eine überragende Leistung bescheinigen könnte, hätte er nicht schon in der 3. Minute diesen Bock geschossen. 89 Prozent Passpräzision.

Passmap FCK

Zum Vergleich die Passmap der Preußen: Der immerhin schon 36-jährige Kapitän Lorenz (Nr. 18) ist der Dreh- und Angelpunkt im Offensivspiel seines Teams. Interessant.

Passmap SCP

Die Überkreuzübersicht über die Duelle: Macht klar, weshalb Sascha Hildmann nach 50 Minuten Bazzoli vom Platz nahm. Nachfolger Preißinger sah aber auch nicht viel besser aus. Kleinhansls Auftritt war kurz, aber knackig. Makridis sah gegen ihn kein Land.

Zweikampf-Duelle SCP-FCK

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Übersicht 2024/25: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage

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