Der FCK setzt mit dem 5:1 gegen Duisburg ein echtes Statement im Aufstiegsrennen. Auf dem Betzenberg gibt es aber noch mehr zu feiern als nur den Kantersieg.
- Fotogalerie | 32. Spieltag: 1. FC Kaiserslautern - MSV Duisburg
Es hat nicht viel gefehlt und der auch so schon ziemlich perfekte 5:1-Erfolg des 1. FC Kaiserslautern über den MSV Duisburg wäre noch ein Stück perfekter geworden. Schließlich kann man sich gut vorstellen, in welche Höhen die Stimmung auf dem Betzenberg geklettert wäre, hätte der Ausgleichstreffer des TSV Havelse zum 2:2 in der 90. Minute beim FCK-Verfolger Eintracht Braunschweig auch die Nachspielzeit noch überstanden. Das hat er leider nicht - und so beträgt der Vorsprung der Lautrer auf die Eintracht unverändert zwei Zähler, während sich die weiteren Verfolger 1860 München und 1. FC Saarbrücken mit einem für den FCK durchaus günstigen 1:1 getrennt haben.
”Ein Hoch dem FCK”: Ultras feiern Rückkehr mit Choreo
Von der hauchdünn ausgebliebenen Schützenhilfe der Havelser einmal abgesehen darf man sich als Anhänger der Roten Teufel an diesem ersten Samstag im April aber wahrlich nicht beschweren. Fünf Buden - drei davon erzielt vom neuen Torjäger Terrence Boyd - schenken die Gastgeber den spätestens nach Beginn der zweiten Halbzeit völlig chancenlosen Zebras ein. Noch schöner und vor allem besonderer als die ja nicht zum ersten Mal überzeugende Heim-Leistung des FCK ist aber das Drumherum am 32. Spieltag im Fritz-Walter-Stadion, in das nach sage und schreibe 25 Monaten Corona-Sonderspielbetrieb wieder weitgehend Normalität einzieht.
Normalität heißt dabei nicht nur die Freigabe der kompletten Zuschauer-Kapazität, sondern auch die oft und auch kontrovers diskutierte Wiederaufnahme des organisierten Supports durch die Ultras. Schon beim ersten Blick ins Stadioninnere erkennt man beim Traditionsduell gegen den MSV die seit mehr als zwei Jahren vermissten Zaun- und Schwenkfahnen der bekannten Gruppen. Die Westkurve ist vor dem Anpfiff zudem mit unzähligen rot-weißen Fahnen bestückt, die schon vor dem Spiel und dann bei einer großen Fahnen-Choreo ein eindrucksvolles Bild abgeben. "Wir schwenken unsere Fahnen - Ein Hoch dem FCK", zitiert ein über die komplette Spielfeldbreite reichendes Banner eine Zeile aus dem "Westkurv' Song". Als der Ball rollt, folgt das bekannte Einklatschen zusammen mit einem donnernden "Kaiserslautern"-Schlachtruf. Alles wie immer eigentlich, aber eben seit mehr als zwei Jahren in dieser Form nicht mehr gesehen und gehört. Auch die erst kurz nach Spielbeginn in den Block kommenden MSV-Ultras machen ganz gut Lärm und tragen zumindest in der ersten Halbzeit zur Atmosphäre bei.
Gibs gibt Debüt: Antwerpen überrascht mit Startelf
28.105 Zuschauer gibt Stadionsprecher Horst Schömbs als offizielle Kulisse schließlich bekannt, wobei Schneeregen und ein fieser Wind sicher noch ein- bis zweitausend Besucher gekostet haben dürften. Von dem beim Auswärtsspiel in Freiburg und vor allem am vergangenen Wochenende schon gefühlt ausgebrochenen Frühsommer ist jedenfalls überhaupt nichts geblieben. Winterjacke und Wollmütze sind die Kleidungsstücke der Wahl, kurze Hose und Sonnenbrille müssen sich noch ein bisschen gedulden.
Passend zur Witterung ist auch der Blick auf das Sportliche vor der Partie nicht ungetrübt. Die ein oder andere schlechte Halbzeit wie zuletzt bei Freiburg II machen nicht wenigen Anhängern vor der alles entscheidenden Saisonphase durchaus Sorgen, zudem muss Trainer Marco Antwerpen gegen Duisburg erneut auf mehrere Spieler aufgrund einer Sperre oder wegen Verletzungen verzichten. Fast ein bisschen typisch für den Coach ist dabei dessen Entscheidung, auf den Ausfall von Linksverteidiger Hendrick Zuck (5. Gelbe Karte) nicht mit der Hereinnahme von Dominik Schad zu reagieren, sondern stattdessen Youngster Neal Gibs zu seinem Startelf-Debüt zu verhelfen.
Während es für die angeschlagenen Kenny Redondo und René Klingenburg nicht für einen Platz im Spieltagskader reicht, muss Felix Götze für Hikmet Ciftci weichen und sitzt zunächst auf der Bank. Daniel Hanslik übernimmt die Position von Redondo in der Spitze. Alles Maßnahmen, an denen es im Nachgang wenig zu meckern gibt. Der Mann des Spiels ist mit Terrence Boyd allerdings ein anderer. Schon in der 21. Minute haben die Fans bei einem Kopfball des Angreifers zum ersten Mal den Torschrei auf den Lippen, müssen aber erkennen, dass MSV-Schlussmann Leo Weinkauf den Aufsetzer noch gerade so zur Ecke abwehren kann.
Boyd bricht den Bann - und legt gleich doppelt nach
Bis zu seiner Beifall-umtosten Auswechslung eine Viertelstunde vor Schluss sammelt der Sturmtank trotzdem drei weitere Treffer und damit den ersten Dreierpack seiner Profikarriere ein. Es spricht immer mehr dafür, als wäre Boyd exakt das fehlende Puzzleteil in der Offensive der Roten Teufel, das man sich bei seiner Verpflichtung erhofft hat. Insbesondere seine Tore jeweils zur 1:0-Führung gegen Zwickau, Osnabrück, Havelse und jetzt Duisburg führten und führen zu wichtigen Punkten im Aufstiegsrennen. Gegen die Zebras treffen zudem Marlon Ritter und Alexander Winkler zum zwischenzeitlichen 5:0 und sorgen im Verlauf der zweiten Halbzeit für eine immer ausgelassenere Stimmung auf dem Betzenberg.
Der im Vorfeld als nicht ungefährlich eingestufte MSV ist auf dem Weg zum großen Ziel kein großes Hindernis. Bei noch fünf ausstehenden Spielen vor dem notgedrungen spielfreien Saisonabschluss hält nach wie vor der FCK alle Trümpfe in der Hand - und einer davon ist seit diesem Samstag wieder in voller Stärke im Stadion voll dabei.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Ingo Konrad
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