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Pacific Media Group: Wer sind die neuen FCK-Investoren?

Pacific Media Group: Wer sind die neuen FCK-Investoren?

Die neuen FCK-Investoren Paul Conway (2.v.l.) und Chien Lee (2.v.r.); Foto: Imago Images

Der 1. FC Kaiserslautern hat knapp zehn Prozent seiner Anteile an die Pacific Media Group (PMG) verkauft, die Informationen dazu aber ziemlich knapp gehalten. Wer sind die neuen Teilhaber, wie läuft es bei ihren anderen Vereinen, wer hat nun beim FCK die Macht? Eine kommentierende Analyse.

Die prägenden Gesichter der neuen, aus den USA und China finanzierten Investorengruppe sind Paul Conway (Pacific Media Group) und Chien Lee (NewCity Capital), die schon an einer ganzen Reihe europäischer Fußball-Klubs beteiligt sind: Aktuell gehören der FC Barnsley (England, 2. Liga), AS Nancy (Frankreich, 2. Liga), KV Oostende (Belgien, 1. Liga), der FC Den Bosch (Niederlande, 2. Liga), Esbjerg fB (Dänemark, 2. Liga) und der FC Thun (Schweiz, 2. Liga) zum PMG-Konsortium - und nun zu knapp zehn Prozent auch der 1. FC Kaiserslautern (Link). Anteile am französischen Erstligisten OGC Nizza wurden zudem 2016 für 23 Millionen Euro gekauft und nur drei Jahre später schon wieder weiterverkauft, für 100 Millionen Euro an den englischen Milliardär Jim Ratcliffe. Nizza belegte in der französischen Ligue 1 vor dem Einstieg von Lee und Conway den vierten Tabellenplatz, danach folgten Rang 3 (Champions-League-Qualifikation), Rang 8 und Rang 7.

Aufstiege und Abstiege mit Barnsley, Nancy und Co.

Die PMG setzt bei ihren Vereinen nicht auf "Finanz-Doping", wie es etwa von Manchester City, Paris St. Germain oder in Deutschland von Rasenballsport Leipzig praktiziert wird. Es sollte also niemand damit rechnen, dass beim FCK in absehbarer Zukunft zweistellige oder gar dreistellige Millionenbeträge investiert werden. Eher sogar im Gegenteil: Beim englischen FC Barnsley stiegen die Investoren 2017 als Mehrheitsgesellschafter ein und 2019 gelang der Sprung von der dritten in die zweiten Liga. Mit einem vergleichsweise niedrigen Budget schaffte der Verein dort dann die Teilnahme an den Play-Offs zur Premier League. Der Aufstieg in die höchste Spielklasse missglückte allerdings und diese Saison steht Barnsley wieder vor dem Abstieg in die dritte Liga. Ansatzweise vergleichbar lief es beim belgischen KV Oostende, der mit einer jungen Mannschaft und einem niedrigen Budget auf Platz 5 landete - in Belgien gleichbedeutend mit der Teilnahme an den nationalen Play-Offs zur Europa League, für die sich der Klub dann aber nicht qualifizieren konnte. Der AS Nancy als zweiter relativ großer Name neben Barnsley steht aktuell mit einer jungen Mannschaft und einem Etat in mittlerer Höhe abgeschlagen auf dem letzten Tabellenplatz der französischen Ligue 2.

Anstatt hauptsächlich auf Geld und fertige Spieler zu setzen, bauen die Investoren also auf junge Talente und komplexe Daten-Analysen - so beschrieb jedenfalls Chien Lee selbst seine Philosophie in einem Interview mit "Forbes" (Link). Dass innerhalb des eigenen Klub-Netzwerks Spieler hin und her geschoben werden, bestreiten die Investoren zwar. Dass dieses von Red Bull bekannte Konzept aber sehr wohl auch bei den PMG-Vereinen angewendet wird, bestätigte beispielsweise der Österreicher Marko Kvasina kürzlich gegenüber dem "Kicker: "Für uns Spieler kann Oostende so erst recht ein Sprungbrett sein. Mir wurde beispielsweise letzten Winter angeboten, mehr Spielzeit in Nancy zu sammeln. Das habe ich aber abgelehnt, weil ich mich der Aufgabe hier schon stellen möchte" (Link). Dazu passt auch die öffentliche Beschwerde von elf französischen Zweitliga-Klubs, die dem AS Nancy und der Pacific Media Group "unlauteren Wettbewerb" vorwerfen: Demnach habe Nancy eine wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten verhängte Transfersperre umgangen, indem Spieler zunächst von Oostende verpflichtet und dann weiter an Nancy ausgeliehen wurden. "Eine offenkundige Ungleichheit und Ungerechtigkeit", schäumten die Konkurrenten (Link).

"Disneyfizierung des Fußballs": Der FCK als kleines Rad im großen Uhrwerk

Die 1860-München-Fans vom "Löwenmagazin" bezeichnen dieses System der Multi-Klub-Besitzer als die "Disneyfizierung des Fußballs" (Link). Neben der bekannten Red-Bull-Gruppe sind über die Jahre auch andere Investoren-Bündnisse bei mehreren Klubs gleichzeitig eingestiegen. Als Beispiele werden von den Löwenfans die City Football Group (u.a. Manchester City, New York City, Melbourne City FC), die Noah Group (FC Noah Erwan, AC Siena, außerdem Beinahe-Einstieg beim KFC Uerdingen) und eben auch die Pacific Media Group genannt. Tatsächlich war die PMG in Deutschland auch schon an einem Einstieg bei 1860 München interessiert. Und beim SC Paderborn, beim VfL Bochum und bei Eintracht Frankfurt. Alle diese Versuche scheiterten jedoch aus nicht bekannten Gründen, ehe nun der Deal mit dem FCK zustande kam.

Spätestens bei dieser Aufzählung dürfte klar werden, dass Lee und Conway nicht aus Sympathie zum FCK investieren - so wie man es den regionalen Geldgebern der Saar-Pfalz-Invest GmbH (SPI) durchaus noch unterstellen kann. Bei der PMG handelt es sich im Gegensatz dazu um klassische, knallharte Investoren von außerhalb, die Geld geben, um es zu vermehren, beispielsweise durch Spieler- oder spätere Anteilsverkäufe. Das kann gut gehen oder auch nicht.

FCK erhält wohl "nur" knapp 3,3 Millionen Euro vom Investor

Mit den besagten 10 Prozent der Anteile an der FCK GmbH & Co. KGaA hat die international agierende PMG in Kaiserslautern allerdings nur eine Minderheitsbeteiligung. Die Regionalen von der SPI sind mit bislang 33 Prozent deutlich einflussreicher und haben auch in den Gremien bereits alle für Investoren verfügbaren Positionen besetzt (Link 1, Link 2). Die Gruppe um die Unternehmer Klaus Dienes und Giuseppe Nardi hat dem Einstieg der zusätzlichen Investoren aktiv zugestimmt, denn sie hätte diesen aufgrund einer bestehenden Sperrminorität auch ablehnen können. Größter Aktionär der Roten Teufel bleibt aber der FCK e.V., dem über 50 Prozent der Aktien gehören und durch die deutsche 50+1-Regel auch stets die Mehrheit der Stimmberechtigten, selbst wenn weitere Anteile verkauft würden.

Zur 50+1-Regel sagte Chien Lee bei "T-Online" übrigens das, was jeder Investor sagt, im Umfeld des FCK beispielsweise auch schon 2019 der Luxemburger Flavio Becca (Link ) oder ein Jahr später Horst Peter Petersen aus Dubai (Link). Lee dazu: "Die Regeln sind die Regeln - und sie gelten auch für mich." Ihm sei es ohnehin nicht so wichtig, wie groß die Prozentzahl seiner Anteile sei, sondern: "Viel wichtiger ist, dass ich vor Ort auf einen Partner treffe, der dieses Langzeitprojekt mit mir verfolgen will - sei es ein Anteilseigner, der bereits vor mir investiert hat oder die Klubführung, die den Verein finanziell konsolidieren und sportlich voranbringen will. Können wir uns auf eine gemeinsame Philosophie einigen, bin ich zufrieden - egal, wie viele Stimmrechte ich dann besitze" (Link)

Der Deal schafft Unabhängigkeit von den Launen Einzelner

Klingt also so, als ob sich das neue Dreierbündnis von PMG, SPI und FCK miteinander arrangiert und tatsächlich auf eine gemeinsame Philosophie geeinigt hat. Analog zu seinen anderen Klubs in Europa hat Lee diese Idee in fußballerischer Hinsicht wie folgt beschrieben: "Wir spielen mit unseren Klubs hohes Pressing - genau wie ihr in der Bundesliga. Das ist ja deutscher Fußball!"

Dass der FCK nun weitere Investoren im Boot hat, kann aus finanzieller und strategischer Sicht durchaus als sinnvoll betrachtet werden. Denn so wird das Fußball-Unternehmen weniger abhängig von einzelnen Personen und deren Launen - die Negativ-Beispiele KFC Uerdingen und Türkgücü München, aber beispielsweise auch Hertha BSC lassen grüßen. Der Deal bringt aber auch neue Gefahren mit sich: An wen die Investoren von PMG und/oder SPI in ein paar Jahren ihre Anteile möglicherweise verkaufen, darauf hat der FCK dann keinerlei Einfluss mehr. Auch das kann gut ausgehen oder eben schlecht. Niemand kann die Zukunft vorhersagen, aber alle Vereinsmitglieder des FCK e.V. sollten genau hinschauen und immer wieder konstruktiv-kritisch nachfragen, was mit ihrem Klub passiert.

Wenig Transparenz von Seiten des FCK - Wann öffnet die Fan-Säule?

Viele Fragen bleiben nach der sehr knapp gehaltenen Pressemitteilung des FCK heute noch offen. Wieviel Geld ist für die zehnprozentige Beteiligung geflossen? Die "Rheinpfalz" nennt etwas weniger als 3,3 Millionen Euro, was angesichts des realistischen Aufstiegs in die 2. Bundesliga eine enttäuschende Summe wäre (Link). Nach DBB-Informationen ist dieser Betrag aber wohl zutreffend. Zum Vergleich: Die Investoren der SPI hatten vor anderthalb Jahren die gleiche Summe pro FCK-Aktie investiert (11 Millionen Euro für 33 Prozent der Anteile; Anm. d. Red.), obwohl die Roten Teufel damals im Insolvenzverfahren waren und gegen den Absturz in die Regionalliga kämpften. Wer sind die neuen FCK-Mitbesitzer namentlich? Neben den unter anderem von "Bloomberg" bestätigten Paul Conway und Chien Lee schreibt die "Bild" von einem gewissen Krishen Sud, der sogar schon bei einem Heimspiel im Fritz-Walter-Stadion gewesen sei. Ganz offiziell ist hingegen keiner dieser Namen bestätigt. Wurden die neuen Aktien aus Anteilen des FCK oder der SPI verkauft? Oder wurde eine Kapitalerhöhung getätigt? Werden die neuen Investoren eigene Mitarbeiter in den Beirat, Aufsichtsrat oder direkt auf die Geschäftsstelle entsenden? Und natürlich auch nicht zu vergessen: Warum werden weitere Anteile an Investoren verkauft, aber die Fan-Säule weiter geschlossen gehalten? Endlich mal ein klares Statement hierzu inklusive konkretem Zeitrahmen wäre wünschenswert. Alles andere kann knapp vier Jahre nach der Ausgliederung nur noch als Ausrede abgestempelt werden. Die Summe von 3,3 Millionen Euro wäre jedenfalls auch realistisch gewesen, wenn man den Fans die im Jahr 2018 hoch und heilig versprochene Möglichkeit zum investieren gegeben hätte.

Ein Mitgliederforum oder eine Pressekonferenz zum Einstieg der neuen Investoren ist bislang nicht geplant, so dass einige dieser Fragen wohl erstmal unbeantwortet bleiben werden. Schon 2020 beim Einstieg der SPI war eigentlich eine Pressekonferenz angekündigt, die dann aber nie stattgefunden hat (Link). Dennoch besteht die Hoffnung, dass noch ein Dialog aufgenommen wird und Informationen transparent gemacht werden, denn PMG-Investor Chien Lee sagte im Interview mit "T-Online" richtigerweise: "Man kann mit einem Fußballklub keinen Erfolg haben, wenn man nicht die Unterstützung der Fans hinter sich hat." (Link)

Kapitalerhöhung verändert die Aktionärsstruktur der FCK KG

Nach DBB-Informationen steht zu den oben genannten Fragen zumindest so viel schon mal fest: Die neuen Aktien wurden im Zuge einer Kapitalerhöhung und nicht aus dem Bestand des FCK e.V. ausgegeben. Das bedeutet auch, dass die bestehenden Prozent-Anteile der SPI und des FCK e.V. sich in diesem Zuge verringern könnten, wenn die Gesellschafter die Kapitalerhöhung nicht "mitgehen", wie es im Finanz-Jargon heißt, also eigenes Geld nachschießen - zumindest für den klammen FCK e.V. dürfte dies keine Option sein. Und: In den mächtigen Beirat der FCK Management GmbH werden die neuen Investoren niemanden entsenden, da mit dem Anteil von "knapp unter zehn Prozent" die erforderliche Hürde exakt unterschritten wurde.

Zu allem weiteren ist seitens der FCK-Offiziellen aktuell Stillschweigen die Antwort.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas Hilmes

Weitere Links zum Thema:

- PMG Unternehmen investiert beim FCK (Pressemeldung FCK)

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