"Oh, wie ist das schön": Beim FCK gibt es beim 2:0 gegen Osnabrück einiges zu feiern. Den zweiten Sieg hintereinander, zwei blitzsaubere Tore, eine starke Abwehrleistung und nicht zuletzt die stimmungsvolle Wiedereröffnung der Westkurve.
Momentan meint es der Fußball-Gott ganz gut mit dem 1. FC Kaiserslautern und seinen auch in dieser Saison schon leidgeprüften Anhängern. Nach dem in doppelter Unterzahl erkämpften Punkt gegen den Waldhof und dem ersten Auswärtssieg in der Woche darauf gelingt der Mannschaft von Trainer Marco Antwerpen auch gegen den VfL Osnabrück ein hochverdienter 2:0-Erfolg.
Beide Tore vor der West: Die Kurve feiert ausgelassen
Ausgelassen gefeiert wird der zuerst stürmisch herausgeschossene und dann clever verteidigte Sieg im Westen des Fritz-Walter-Stadions. Denn zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie vor 18 Monaten ist Kaiserslauterns berühmteste Kurve wieder ohne Abstandsregeln geöffnet. Voll ist die West bei insgesamt 14.656 Zuschauern im Stadion natürlich bei weitem nicht, auch die Ultras sind nicht geschlossen anwesend, die Stimmung bei spätsommerlichem Kaiserwetter trotzdem bestens. Als i-Tüpfelchen fallen auch beide Tore der Lautrer vor der frenetisch jubelnden Kurve. Wie hat der Betze-Besucher solche Bilder in den vergangenen Monaten vermisst. Am Ende steht zudem der zweite Sieg in Serie. Besser kann ein samstäglicher Fußball-Nachmittag eigentlich kaum laufen.
Knapp zwei Stunden vorher ist die Atmosphäre beim Warmlaufen der Mannschaften ebenfalls schon gut, auch wenn beim ein oder anderen sicher auch eine Portion Skepsis mitschwingt sowie die Warnung, das 2:0 gegen Verl bloß nicht wieder überzubewerten. Viel mehr als geschlossen hinter den Roten Teufeln zu stehen, können die Anhänger aber ohnehin nicht tun und so wird die Mannschaft kurz vor dem kurzen Gang zurück in die Kabine wiederholt lautstark eingeschworen für das erwartet schwere Match gegen die vor dem Spieltag auf Tabellenplatz drei rangierenden Niedersachsen.
Osnabrück hat die Sprüche, der FCK den Matchplan
Auch die Gäste haben mit rund 600 Schlachtenbummlern, die sich im ebenfalls zum ersten Mal seit langer Zeit geöffneten Stehbereich des Gästeblocks hinter einer "Kämpfen und Siegen"-Zaunfahne versammeln, einen ordentlichen Support auf die Beine gestellt. Zudem geben sich einige VfL-Profis betont selbstbewusst, Torwart Philipp Kühn etwa berichtet detailliert, wie die Gäste planen, den Betzenberg mit einem frühen Tor verstummen zu lassen. Dass solche Sprüche nicht immer die beste Idee sind, hat auch der FCK in der jüngeren Vergangenheit schon erfahren müssen. Und er weiß auch, wie schön es ist, die richtige Antwort auf dem Platz geben zu können.
An diesem Nachmittag haben jedenfalls die Roten Teufel den richtigen Plan und Matchplan dabei. Coach Antwerpen lässt die Startformation gegenüber der Partie gegen Verl unverändert und beordert auch den trotz einer Hüftblessur einsatzbereiten René Klingenburg immer wieder weit nach vorne, um gemeinsam mit Daniel Hanslik die vorderste Angriffsreihe zu bilden. Wie gut die Ausrichtung der Lautrer aufgeht, zeigt sich schon nach wenigen Sekunden, als Nicolas Sessa nach erfolgreichem Gegenpressing aus rund 20 Metern zum Abschluss kommt und das Ziel nur knapp verfehlt. Nur weitere fünf Minuten später läuft es noch besser. Dieses Mal serviert Mike Wunderlich ein Flanke von der linken Seite, Klingenburg läuft ein, setzt sich im Kopfballduell entschlossen durch und wuchtet den Ball per Aufsetzer ins Eck. Osnabrücks Kühn hat keine Abwehrchance und dürfte sich in diesem Moment womöglich auch an seine Ansage von vor dem Spiel erinnert haben. Ist ja tatsächlich nicht schlecht so ein frühes Tor.
Die Abwehr steht: Zwei-Tore-Vorsprung nie in Gefahr
Die Gäste kommen in der 13. Minute, als nach einem Freistoß die Zuordnung in der Lautrer Deckung nicht optimal ist, zu einer Kopfballgelegenheit durch Sören Betrram, danach setzt wieder der FCK die Akzente. Nach einer schönen Einzelleistung von Klingenburg, der sich um seinen Gegenspieler herumwindet und flach abzieht wäre der zweite Treffer schon möglich gewesen. Nichts mehr zu retten gibt es für die Gäste schließlich bei einem von Kevin Kraus am ersten Pfosten verlängerten Eckball. Philipp Hercher, der sich immer mehr zum Torjäger mausert, drückt den Ball aus kurzer Distanz über die Linie. Hätte Sessa in der Nachspielzeit eine weitere gute Chance zum 3:0 verwertet, wäre die Partie schon zur Halbzeit praktisch entschieden gewesen.
Aber auch so erleben die Lautrer Fans einen zweiten Durchgang, in dem ihre Elf das Geschehen weitgehend unter Kontrolle hat. Zurückgezogener als vor der Pause lassen die Roten Teufel den Gegner kommen, dessen beste Gelegenheit bezeichnenderweise aus einem Distanzschuss von Ba-Muaka Simakala schon deutlich jenseits der 80. Spielminute resultiert. Wirklich gefährdet wirkt der Zwei-Tore-Vorsprung des FCK nicht, der zusammen mit Mannheim nun die wenigsten Gegentore der gesamten Liga kassiert hat.
Jetzt mal eine Siegesserie? Am Samstag gehts zum Schlusslicht
Mit viel Applaus wird in den Schlussminuten der wochenlang mit einer Kopfverletzung fehlende Felix Götze bei seinem Comeback begrüßt. Ansonsten stimmen sich Westkurve und der Rest des Stadion bereits zehn Minuten vor dem Abpfiff auf die Siegesfeier ein - den lange nicht mehr erlebten Taschentuch-Gruß an die Gäste und ein "Oh, wie ist das schön, so was hat man lange nicht gesehen" inklusive. Letzteres stimmt ja auch. Sowohl die Auswärtsmisere als auch die unsägliche Zwei-Siege-in-Folge-Serie sind seit dieser Woche aber endlich beendet. Vielleicht startet die Mannschaft nun mal eine Serie der anderen Art. Am kommenden Samstag geht es zum Tabellenletzten TSV Havelse.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Ingo Konrad
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