Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - FSV Zwickau 1:1

Ratlos in den Tabellenkeller

Ratlos in den Tabellenkeller

Foto: Daniel Krämer

Keine Stimmung, keine selbst erzielten Tore, nur ein Punkt. Der 1. FC Kaiserslautern ist nach dem 1:1 gegen den FSV Zwickau wieder im altbekannten Krisen-Modus angekommen.

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Als um 13:47 Uhr die Mannschaft Richtung Westkurve schreitet, um sich warm zu machen, da ist die Laune im Fritz-Walter-Stadion noch gut. Nasskalte 15 Grad im August zwar, den ganzen Morgen hat es geschüttet, aber in der Westkurve sind endlich wieder - zumindest einige wenige - Stehplätze geöffnet, 464 um genau zu sein. Sie füllen die verwaiste Tribüne wieder etwas mit Leben. Auch wenn der Betze mit 7.150 Zuschauern insgesamt nur sehr schwach besucht ist, diejenigen die kommen wollten, haben noch gute Hoffnung, dass gegen die ebenfalls schwach gestartete Sachsen der zweite Heimsieg der Saison gelingen wird.

Dann müssen eben Eigentore her ... doch die Führung beflügelt nicht

Beide Mannschaften scheinen dieses Drittliga-Spiel wörtlich zu nehmen, viele lange Bälle prägen die Partie, aber genau das kann auf diesem Niveau ja ein hilfreiches Mittel sein. Und tatsächlich: In der 19. Minute setzt Hendrick Zuck Kenny Redondo im Strafraum schön in Szene, der will von links flanken, doch sein Ball wird per Kopf von Steffen Nkansah abgelenkt - ins eigene Tor! Wenn schon die Roten Teufel selbst nicht treffen, dann müssen eben Eigentore her. Sei's drum! Auch so ein Spielglück brauchst du in der 3. Liga. Nach dem Treffer hat der FCK das Spiel zunächst im Griff. Nicolas Sessa, der mit René Klingenburg immer wieder flexibel zwischen Sechser- und Achter-Position tauscht und vorne wie hinten im Zentrum zu finden ist, tut dem Spiel gut.

In der 27. Minute ist es aber jener Sessa, der gemeinsam mit Marvin Senger Lautern-Schreck Ronny König nicht gestoppt bekommt, welcher nach einem ersten Abwehrschnitzer erst von Matheo Raab aufgehalten werden kann. Der FCK wirkt durch seine Führung seltsamerweise nicht so beflügelt wie etwa gegen 1860. Zwickau fehlen aber die Mittel, noch öfter gefährlich zu werden. Kurz vor der Pause verpasst dann sogar Kapitän Jean Zimmer nach Redondo-Vorarbeit per Kopf das 2:0, er bekommt die scharfe Flanke nicht mehr nach unten gedrückt.

Lautern verpasst das 2:0, dann schlägt FCK-Schreck König zu

Nach der Pause lehnt sich der FCK zunehmend zurück, aber die Schwäne wirken immer noch nicht so, als könnten sie der Lauter Führung ernsthaft gefährlich werden. Das ändert sich jedoch nach rund 65 Minuten. Die Einschläge an Raabs Kasten rücken näher, die Standardsituationen mehren sich. Lautern schafft es da aber immerhin noch, immer wieder einen Fuß vor die Zwickauer Abschlüsse zu bekommen. Doch man ahnt: So kann das nicht mehr lange gut gehen. Auch im Fritz-Walter-Stadion mehrt sich die Unzufriedenheit, die Fans quittieren Rückpässe mit Pfiffen, was Trainer Marco Antwerpen wiederum mit aufmunterndem Applaus an seine Mannschaft kontert. Doch auch der kann nicht verhindern, was in der 73. Minute geschieht: Can Coskun kann aus dem Halbfeld unbedrängt einen langen Ball in den Strafraum schlagen, wo Senger unglücklich direkt in die Füße von König zu klären versucht. Der lässt sich das natürlich nicht zweimal sagen, sein Schuss wird von Boris Tomiak noch abgefälscht, und der Ball landet im Tor. Die Stimmung am Betze ist am Boden, die Männer in Rot wirken jetzt völlig von der Rolle. Kaum ein Pass gelingt mehr.

Doch dann kommt die 88. Minute: Redondo wird von Coskun zu Fall gebracht, Schiri Exner, der den FCK übrigens auch bei der letzten Heimpleite im Januar gegen Wehen gepfiffen hatte, zeigt auf den Punkt. Erinnerungen werden wach an das 3:2 gegen Unterhaching vergangene Saison, als Marvin Pourie in der 83. Minute einen Elfmeter zum damals überlebenswichtigen Sieg verwandelte, und sein Trainer gar in den Katakomben verschwand, weil er nicht hinsehen mochte. Nun läuft Mike Wunderlich an, ein Mann, der wegen seiner Torgefahr und Erfahrung im Sommer gekommen war, in der Vorbereitung noch nahezu jede Kiste traf. Doch er setzt den Ball an die Latte - ein Sinnbild der bisherigen Saison. So bleibt es am Ende beim Remis. Die Roten Teufel werden mit einem gellenden Pfeifkonzert verabschiedet, die Wut ist groß.

Wunderlich gibt den Anti-Pourié - Was ist mit dieser Mannschaft passiert?

Als die Mannschaft vor der Kurve steht - Wunderlich war schon in den Katakomben verschwunden - wirkt sie ratlos, lässt die Beschimpfungen regungslos über sich ergehen. Wohin ist das Selbstbewusstsein der Sommerpause, wo der Mannschaftsgeist des Schlussspurts der vergangenen Saison? Auch Trainer Antwerpen wirkt zunehmend ratlos, nimmt in der 85. Minute den erst 20 Minuten zuvor gekommenen Neuzugang Simon Stehle wieder vom Platz. In der Pfalz ist die Lage schon (wieder einmal) ernst. Am Samstag wartet jetzt der Tabellen-2. aus Magdeburg. Auswärts. Da war doch was? Eine neuerliche Klatsche kann sich die Antwerpen-Elf schon jetzt nicht mehr leisten.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Gerrit Schnabel

Weitere Links zum Thema:

- Stimmen zum Spiel | Raab: "Wir fragen uns selbst, was wir hier veranstalten" (Der Betze brennt)

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