Im Blickpunkt: Die Personalplanungen beim 1. FC Kaiserslautern

Jetzt geht's los: Die Kaderplanung zur Saison 2021/22

Jetzt geht's los: Die Kaderplanung zur Saison 2021/22


Der 1. FC Kaiserslautern kann nach dem verhinderten Abstieg endlich die Planung für die nächste Saison in der 3. Liga intensivieren. Wer darf bleiben, wer soll gehen und wer könnte die Roten Teufel verstärken? Wir geben Euch einen ersten Überblick.

Lange Zeit war nicht klar, ob der neue FCK-Geschäftsführer Thomas Hengen, der im März die sportliche Verantwortung von Boris Notzon übernommen hatte, im Sommer einen Profikader zusammenstellen darf. Seit vergangenem Wochenende steht nun aber fest: Der FCK wird auch in der Saison 2021/22 in der 3. Liga antreten. Die bislang offiziell auf Eis gelegten Vertragsgespräche können wieder aufgenommen werden. Sage und schreibe sieben Spieler sind nur bis zum 30. Juni ausgeliehen, einige weitere Verträge laufen regulär aus. Andere als potentielle Leistungsträger verpflichtete Akteure konnten die Erwartungen nicht erfüllen und dürften von Sportchef Hengen und Trainer Marco Antwerpen die Freigabe erhalten. Das Ziel ist die Zusammenstellung eines neuen Kaders, der besser harmoniert als der vorherige und der zugleich die erfolgreichen Ergebnisse der letzten Woche fortführen kann.

Tor: Die kleinste FCK-Baustelle - Mit Spahic, Raab und Co. in die neue Saison

Sollte dem FCK in diesem Sommer ein erneuter Umbruch bevorstehen, dürfte er nicht die Torwartposition betreffen. Avdo Spahic, vor der Saison als Nachfolger von Lennart Grill zur neuen Nummer 1 ausgerufen, wirkte zwar phasenweise vor allem beim Rauslaufen und bei Abschlägen unsicher, war aber insgesamt ein solider Rückhalt. Sein Vertrag läuft noch bis 2023, er ist gesetzt. Dahinter lauern mit Matheo Raab, Lorenz Otto, Jonas Weyand (Verträge bis 2022) sowie Elija Wohlgemuth (Vertrag bis 2023) junge Talente, denen Torwarttrainer Sven Höh viel zutraut. Hier dürften die Roten Teufel ordentlich besetzt sein.

DBB-Prognose: Sofern sich keine unvorhergesehen Gelegenheiten ergeben, wird es im Tor keine Änderungen geben.

Abwehr: Die Suche nach der Robustheit - Hercher als Eckpfeiler, Schad vor Rückkehr, Götze trotz Wohlfühlfaktor nur schwer zu halten

In den vergangenen Partien offenbarten sich einmal mehr Schwächen in der Defensivarbeit - zum einen bei haarsträubenden individuellen Fehlern, aber zum anderen auch bei Flanken und Standardsituationen. Hier fehlt es der Hintermannschaft an der gerade in der 3. Liga erforderlichen Robustheit und Körperlichkeit. Kevin Kraus und Tim Rieder zeigten immer wieder eklatante Schwächen, sowohl aufgrund fehlender Schnelligkeit, als auch in ihrem Zweikampfverhalten. Vor allem Rieder unterliefen im Endspurt ein paar kapitale Abwehrfehler. Um diese auszubügeln, wurde eigentlich Alexander Winkler als Führungsspieler geholt. Zuletzt spielte der auch im Mannschaftsrat sitzende Winkler in den Planungen von Trainer Antwerpen jedoch kaum noch eine Rolle. Mit einer dauerhaften Reservistenrolle dürfte sich der 29-Jährige nicht zufrieden geben, bei einer passenden Anfrage ist somit ein vorzeitiger Abgang realistisch.

Maßgeblich am Aufschwung der Roten Teufel beteiligt waren dagegen die im Winter als Leihspieler gekommenen Marvin Senger (FC St. Pauli) und vor allem Felix Götze (FC Augsburg). Beide Spieler würde der FCK sicher gerne halten, eine Kaufoption besitzt er aber nicht. Gerade im Falle von Götze dürfte ein Verbleib schwer werden, auch wenn er kürzlich im DBB-Interview bekräftigte, wie ungemein wohl er sich am Betze fühlt. Allerdings dürften die Leistungen des 23-Jährigen auch andere, höherklassige Interessenten auf den Plan gerufen haben. Die Rückkehr in die Stammelf schaffte unter Antwerpen Hendrick Zuck, der meistens hinten links in der Abwehrkette auflief. Der Vertrag des 30-jährigen Saarländers läuft aus, er selbst signalisierte schon, durchaus bleiben zu wollen.

Zu einem unverzichtbaren Teil der Mannschaft hat sich der noch zu Saisonbeginn aufs Abstellgleis geschobene Philipp Hercher entwickelt. Mit fünf Toren und sieben Vorlagen ist er nach Marvin Pourié der zweitbeste Scorer der Mannschaft. Vor allem die Achse auf der rechten Seite mit Jean Zimmer funktionierte zuletzt immer besser und machte das Offensivspiel, das lange Zeit kränkelte, zunehmend gefährlich. Hercher dürfte als Leistungsträger und Eckpfeiler einer neuen FCK-Mannschaft fest eingeplant sein. Er könnte aber durchaus auch von rechts wieder auf die linke Seite und damit auf die Position von Zuck wechseln, da mit Rechtverteidiger Dominik Schad ein weiterer Leistungsträger nach schwerer Verletzung zurückkehren wird. Dementsprechend unwahrscheinlich erscheint ein Verbleib von Adam Hlousek. Für den 32-jährigen ehemaligen Bundesliga- und sogar Champions-League-Spieler, der von Viktoria Pilsen ausgeliehen ist, besitzt der FCK zwar eine Kaufoption. Hlousek selbst hatte auch bereits im Januar bekundet, gerne in Kaiserslautern bleiben zu wollen. Aber unter Trainer Antwerpen war der Tscheche zuletzt nicht mehr gefragt. Wie Abwehrhüne Lukas Gottwalt nach einem Jahr Verletzungspause zurückkehrt, muss man indes abwarten.

DBB-Prognose: Alexander Winkler und Tim Rieder wird der FCK vermutlich keine Steine in den Weg legen, falls sie Angebote von anderen Vereinen bekommen. Felix Götze wird trotz Wohlfühlfaktor nur schwer zu halten sein, bei Marvin Senger stehen die Chancen etwas besser. Hendrick Zuck hat Chancen, als erfahrener Backup bleiben zu dürfen, Adam Hlousek eher nicht. Gesucht werden noch ein, zwei richtige Abräumer, aber je nach Abgängen auch Kreativität fürs Aufbauspiel von hinten raus.

Mittelfeld: Überangebot in der Zentrale, Probleme auf der linken Seite - Sessa als Stütze, Zimmer im Zwiespalt, neue Chance bei Sickinger?

Schaut man sich das Mittelfeld an, wird die Unausgewogenheit des aktuellen Kaders besonders deutlich. Im defensiven Mittelfeld stehen mit Hikmet Ciftci, Anas Bakhat (beide Verträge bis 2022) sowie Carlo Sickinger mehrere Alternativen zur Verfügung. Zudem wurden Tim Rieder und Felix Götze, die zuletzt in der Innenverteidigung aufgelaufen sind, ursprünglich für diese extrem wichtige Position geholt und dort auch öfter eingesetzt. Offen ist vor allem die Zukunft von Sickinger, der nach seinem starken Aufschwung bis hin zum Kapitänsamt in der Vorsaison in dieser Spielzeit mit vielen (auch verletzungsbedingten) Durchhängern zu kämpfen hatte. Eine Vertragsverlängerung hatte Eigengewächs Sickinger vor neun Monaten doch abgelehnt, nun könnte sich die Tür vielleicht doch nochmal öffnen. Wahrscheinlicher ist aber ein Abgang in Richtung 2. Bundesliga.

Auf der offensiveren Achter- beziehungsweise Zehner-Position ist mit Nicolas Sessa ein hoffnungsvoller Spieler endlich fit geworden, der im Idealfall den Unterschied machen kann. Zu oft enttäuscht hat dagegen der Bundesliga-erfahrene Marlon Ritter. Er könnte ein Streichkandidat sein, aber: Ritter ist immerhin der drittbeste Scorer im FCK-Team, hat zuletzt im Endspurt auch als Joker einige Tore vorbereitet. Simon Skarlatidis, 2019 als einer der besten Drittliga-Spieler aus Würzburg gekommen, war auch wegen ständiger Verletzungen nie ein dauerhafter Startelf-Kandidat. Sein Vertrag läuft aus, er wird den Verein verlassen, wurde schon mit Ligakonkurrent Saarbrücken in Verbindung gebracht. Für Anas Ouahim, ausgeliehen vom SV Sandhausen, besitzt der FCK eine Kaufoption. Der Deutsch-Marokkaner ist technisch hochgradig veranlagt, für die kämpferische 3. Liga war er aber oftmals zu verspielt. Ob für ihn die fällige Ablösesumme bezahlt wird, dürfte von den weiteren Personalentwicklungen im Mittelfeld abhängig sein.

Bei Jean Zimmer sieht die Lage etwas anders aus. Der 27-Jährige kam im Winter als echter Transfercoup auf Leihbasis vom Zweitligisten Fortuna Düsseldorf "häm in die Palz". Unter Ex-Trainer Jeff Saibene sowie zur Anfangszeit von Antwerpen spielte er als rechter Außenverteidiger, wo er seine offensiven Qualitäten nicht ausreichend ausspielen konnte. Seit ihn Antwerpen aber im 3-4-3-System nach vorne beordert hat, hat sich insbesondere im Zusammenspiel mit Philipp Hercher eine starke Achse herausgebildet. Zudem ist Zimmer als Lautrer Urgestein und Kapitän unheimlich wichtig für das Mannschaftsgefüge. Der FCK besitzt auch hier eine Kaufoption, aber viele weitere Faktoren wie etwa die Familie werden bei dieser Entscheidung eine Rolle spielen.

Die Schwachstelle im Mittelfeld ist die linke Seite. Nachdem im Herbst Kenny Prince Redondo noch eine Hochphase hatte und er insgesamt vier Tore und fünf Vorlagen erzielte, fiel seine Leistung 2021 völlig ab und er verlor zeitweise seinen Stammplatz. Auch er könnte ein Streichkandidat sein. Bleibt zu hoffen, dass Marius Kleinsorge nach seiner Leisten-OP nächste Saison wieder voll angreifen kann, ansonsten hat der FCK dringenden Verstärkungsbedarf. Die Kontrakte von Dylan Esmel und Luca Jensen laufen aus. Während beim zuletzt als Bankspieler berücksichtigten Jensen eine Vertragsverlängerung noch möglich erscheint, wird das sehr lange verletzte Talent Esmel den Verein verlassen, er absolvierte kürzlich ein Probetraining bei Regionalligist Preußen Münster. Unter Vertrag steht außerdem noch Mohamed Morabet, der aktuell an Regionalligist VfR Aalen ausgeliehen ist, dort aber kürzlich wegen angeblich "respektlosem Verhalten" rausgeschmissen wurde. Trainer Antwerpen könnte sich die Nachwuchshoffnung des letztjährigen Endspurts nochmal anschauen, aber es müsste alles passen, damit Morabet bleiben darf.

DBB-Prognose: Den von Zweitliga-Aufstiegsaspirant Düsseldorf ausgeliehenen Jean Zimmer zu halten, wird trotz aller FCK-Liebe schwer. Im zentralen Mittelfeld muss Sportchef Hengen einige Spieler aussortieren, dafür vor allem auf der linken Seite noch eine Verstärkung finden - und wenn Zimmer gehen sollte, dann auch auf rechts. Marlon Ritter würden bei einer Anfrage wohl keine Steine in den Weg gelegt, Simon Skarlatidis bekommt keinen neuen Vertrag. Traditionell ist bei Mittelfeldspielern die Auswahl mit am größten, was sowohl Chancen als auch Risiken mit sich bringt.

Angriff: Ein Zielspieler fehlt weiterhin - Pourié, Hanslik und Huth wissen, wo das Tor steht - Röser-Ausleihe an Türkgücü endet - Kommt Spalvis zurück?

Die Offensive dürfte auch in diesem Sommer ein großes Thema werden. Auch wenn sich die Roten Teufel vor allem in Heimspielen pünktlich zum Saisonfinale torhungrig gezeigt haben (14 Treffer in den vergangenen fünf Heimspielen), so gehört die Abteilung Attacke mit 46 Toren doch zu den schwächsten der Liga - zu wenig für eine Mannschaft, die eigentlich mal aufsteigen wollte. Zu allem Überfluss könnten wie schon im Vorjahr die Topscorer den FCK verlassen: Sowohl Marvin Pourié (11 Tore, Karlsruher SC) als auch der erst im Endspurt durchgestartete Daniel Hanslik (7 Tore, Holstein Kiel) sind nur ausgeliehen, der FCK besitzt zumindest für Hanslik keine Kaufoption. In beiden Fällen könnten aber trotzdem Chancen auf eine Weiterverpflichtung bestehen: Pourié wird seinen Vertrag in Karlsruhe auflösen und hat bereits Interesse an einem Verbleib beim FCK bekundet. Allerdings gilt der Torschützenkönig von 2019 als schwieriger Charakter, scheint nicht bei jedem im Verein beliebt zu sein. Ausgang offen! Bei Hanslik gestaltet sich die Lage so, dass er beim Bundesliga-Aufstieg von Kiel dort wohl keine neue Chance bekommen wird, aber durchaus Anfragen aus der zweiten Liga denkbar sind. Enttäuschend verlief die Saison dagegen für Elias Huth. Mit 14 Toren im Gepäck von seiner Leihe aus Zwickau zurückgekehrt, traf der 24-Jährige in dieser Spielzeit erst zweimal. Sein Vertrag läuft noch bis 2022, sowohl eine weitere Chance als auch ein Abgang sind denkbar - je nachdem, wie die weiteren Positionen im Sturm besetzt werden.

Was dem FCK nach wie vor fehlt, ist ein treffsicherer Zielspieler, das beklagten schon einige Trainer seit dem Weggang von Christian Kühlwetter und Co. Könnte Lukas Spalvis diese Rolle ausfüllen? Der 26-Jährige hatte vor seinen Verletzungen unbestritten einen großartigen Torriecher, wurde einst nicht umsonst vom portugiesischen Spitzenklub Sporting CP verpflichtet und wäre in fitter Verfassung ein Faustpfand in der 3. Liga. Ob er nach über 30 Monaten Verletzungspause aber nochmal an seine alte Form anknüpfen kann, bleibt abzuwarten und kann auf keinen Fall fest eingeplant werden. Lucas Röser wird nach seiner Ausleihe von Türkgücü München zurückkehren (18 Spiele, vier Tore). Der Top-Verdiener dürfte aber sofort wieder auf der Verkaufsliste landen, auch um Budget für andere Spieler freizumachen.

DBB-Prognose: Auf dem Papier hat der FCK mit Marvin Pourié, Daniel Hanslik und Elias Huth eigentlich drei Stürmer mit Klasse: Alle trafen in den letzten zwei Jahren schonmal deutlich zweistellig, hatten in Lautern aber auch ihre Probleme. Ähnliches gilt in noch krasserer Form für Lukas Spalvis. Welche Angreifer FCK-Sportchef Hengen halten kann - und will - ist momentan noch offen. Auch die Verpflichtung eines ganz neuen Mannes ist gut denkbar.

Wie lautet Deine Einschätzung: Auf welchen Positionen braucht der FCK noch echte Verstärkungen? Welche Spieler müssen unbedingt gehalten werden, von wem sollte der Verein sich trennen und wo siehst Du mögliche Wackelkandidaten? Diskutiere darüber mit anderen Fans im DBB-Forum!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas Hilmes, Gerrit Schnabel

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