Mit einem 2:1 im "Auswärtsspiel" auf dem Betze gegen Jena entledigt sich der FCK wohl seiner Abstiegssorgen. Ihre von zuhause zuschauenden Fans lassen die Roten Teufel aber trotz des Erfolges einmal mehr ratlos zurück.
- Fotogalerie | Geisterspiel: Carl Zeiss Jena - 1. FC Kaiserslautern
Fangen wir an mit dem Positiven: Der 1. FC Kaiserslautern ist auch in seinem dritten Spiel seit der Wiederaufnahme des Spielbetriebs ungeschlagen geblieben. Das 2:1 (2:0) in der formal als “Auswärtsspiel” gewerteten Partie im Fritz-Walter-Stadion gegen den FC Carl Zeiss Jena war bereits der zweite Dreier, womit sich die Jungs von Trainer Boris Schommers der Abstiegssorgen wohl entledigt haben dürften - der Vorsprung beträgt jetzt acht Punkte und es werden noch ein paar weitere Zähler dazu kommen. In der inoffiziellen Geisterspiel-Tabelle aus den letzten drei Spieltagen liegen die Lautrer punktgleich mit Braunschweig und Bayern II sogar auf Rang drei.
Was ist nur mit dieser Mannschaft los?
Andererseits steht auch nach der 30. Runde dieser denkwürdigen Saison einmal mehr eine Frage im Raum, die alle FCK-Fans mittlerweile schier zur Verzweiflung treibt: Was ist mit dieser Mannschaft nur los? Wie kann es sein, dass eine Partie gegen einen 45 Minuten lang in allen Belangen überforderten und quasi als Absteiger feststehenden Gegner um ein Haar noch aus der Hand gegeben wird?
Drei Glanzparaden des nach abgesessener Gelbsperre in den Kasten zurückgekehrten Lennart Grill sowie einer regelrechten Abwehrschlacht in den Schlussminuten mit zehn Feldspielern im und am eigenen Strafraum ist es zu verdanken, dass es sich gerade so ausgeht mit dem ersten Heimsieg im Jahr 2020, der genau genommen aber gar keiner ist.
Rote Teufel zu Gast im eigenen Haus
Aufgrund der im Bundesland Thüringen nach wie vor geltenden strengen Corona-Auflagen müssen die Jenaer auch ihr zweites Heimspiel nach dem Re-Start in einem fremden Stadion austragen und einigen sich unter der Woche mit dem FCK, die Partie dann eben gleich in Kaiserslautern zu spielen. Die Roten Teufel sind also Gast im eigenen Haus, wobei von einem richtigen Heimvorteil angesichts fehlender Zuschauer natürlich keine Rede sein kann. Allenfalls der (fehlende) Reisestress ist vor diesem Hintergrund in der Frage nach Vor- oder Nachteil wohl zu beachten.
Wie um das zu bestätigen, entwickelt sich nach einem gemeinsamen Kniefall der beiden Teams am Mittelkreis als starkes Zeichen im Kampf gegen Rassismus ("Black Lives Matter") ein ziemlich einseitiges Kräfteverhältnis. Christian Kühlwetter besorgt schon nach wenigen Minuten mit einem feinen Abschluss in die lange Ecke das frühe 1:0 für den FCK. Die Riesenchance, seinem elften Saisontreffer gleich den zwölften folgen zu lassen, lässt der Angreifer nach einer guten halben Stunde zwar liegen, als er einen Foulelfmeter an den linken Pfosten setzt, Sekunden später ist Kühlwetter dann aber doch zum 2:0 erfolgreich. Beide Male kommt die Vorlage vom starken Florian Pick.
Klare Sache zur Pause - und dann das
Pick selbst hat unmittelbar zuvor ebenfalls Pech mit einem Aluminiumtreffer, so dass die gastgebenden Gäste mit den zwei Gegentoren zur Pause noch gut bedient sind, wie man so schön sagt. Einen Hauch von Gefahr entwickelt der Tabellenletzte lediglich ein, zweimal nach einer Ecke, große Sorgen macht man sich aus FCK-Sicht nach dem ersten Durchgang allerdings nicht. Die auf Wunsch der Spieler von der Leichtathletik-Abteilung geliehene Digitaluhr, die im Oberrang der Nordtribüne anstelle der ausgeschalteten Anzeigetafel die Spielzeit anzeigt, scheint zumindest in der Schlussphase ohne größere Funktion zu bleiben. Denkste.
Im zweiten Durchgang ist das Spiel kaum wiederzuerkennen. Nachdem Pick, der nach einem Konter uneigennützig auf den Startelf-Debütanten Anas Bakhat ablegen will, die große Chance zur frühen Entscheidung liegen lässt, ist es fürs erste vorbei mit der Lautrer Offensivgefahr. Stattdessen verkürzt der nach einer Ecke sträflich freigelassene Ex-FCK-Nachwuchsspieler Marius Grösch per Volleyabnahme auf 2:1 - und alle vermeintliche Sicherheit bei den Roten Teufeln ist dahin.
Am Ende hält Grill den Dreier fest
Nicht von ungefähr schöpft Coach Schommers sein Wechselkontingent zum ersten Mal seit dem Re-Start komplett aus und bringt neben dem lange nicht berücksichtigen Theo Bergmann mit Janik Bachmann und André Hainault auch zwei zusätzliche Türme für die sich anbahnende Abwehrschlacht. Manfred Starke und Timmy Thiele dürfen gegen ihren Ex-Klub im zweiten Durchgang ebenfalls ran, können aber auch kein nervenschonendes 3:1 herbeiführen.
Während die Angreifer am Schluss sogar zum Zeit schinden an die Eckfahne dribbeln, obliegt die Rolle des finalen Matchwinners schließlich Torwart Grill. Mit seiner spektakulärsten Parade des Nachmittags gegen einen Drehschuss von Julian Günther Schmidt hält der Keeper in der 82. Minute den Dreier fest. Das passende Resümee des Spiels liefert nach dem Abpfiff der Trainer persönlich: "Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt und eine sehr schlechte zweite. Das darf sich nicht wiederholen."
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Ingo
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- Stimmen zum Spiel | Schommers: "Nicht sauber und fahrlässig gespielt" (Der Betze brennt)