Der FCK zeigt im ersten Pflichtspiel des Jahres, wie es gehen kann. Mit neuem System, neuem Torwart und einer guten Aggressivität gewinnt die Mannschaft gegen Großaspach mit 2:0. Sorgen bereitet weiter die Chancenverwertung.
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Das Wichtigste vorab: Es wird tatsächlich noch Fußball gespielt beim 1. FC Kaiserslautern. Und die Roten Teufel können auch noch gewinnen - sogar zu Hause im Fritz-Walter-Stadion. Nach einer mehr als unruhigen Winterpause, aus der vor allem die internen Querelen rund um die finanzielle Situation des Vereins sowie die Suche nach einem Investor in Erinnerung bleiben werden, holen die Roten Teufel gegen die SG Sonnenhof Großaspach den ersten Heimdreier seit dem 2:0 gegen den KFC Uerdingen am 20. Oktober.
Kleinste Kulisse sieht neue Abwehr und zwei Debütanten
Kein einziges Tor hatten die Roten Teufel in den drei Heimspielen seitdem erzielt und so wundert es nicht wirklich, dass gegen Großaspach mit 17.297 Zuschauern die bislang kleinste Kulisse in der laufenden Saison auf dem Betzenberg dabei ist. Die triste Tabellensituation, die ungemütliche Witterung am letzten Januarwochenende sowie die erwähnten Streitereien tun ihr übriges. Womöglich wären noch weniger Zuschauer gekommen, wären im ersten Pflichtspiel des Jahres nicht einige interessante Neuerungen zu erwarten gewesen.
Zuvorderst zu nennen ist hier das erstmals praktizierte System mit einer Dreierabwehrkette, in der Jungprofi Carlo Sickinger den zentralen Part zwischen den Routiniers Kevin Kraus und André Hainault einnimmt. Als Doppelsechs fungieren Jan Löhmannsröben und Theo Bergmann, während die Außenpositionen von Dominik Schad und Florian Pick besetzt werden. Letzterer rückt anstelle des erkrankten Hendrick Zuck in die Startelf. Vorne bekommt Christoph Hemlein den Vorzug vor Julius Biada. Die zweite wichtige Neuerung ist derweil ganz hinten zu beobachten, wo der gerade 20 Jahre alt gewordene Torhüter Lennart Grill wie angekündigt zu seinem ersten Spiel in der 3. Liga kommt und trotz ein, zwei Wacklern zu Beginn ein solides Debüt feiert. Kurz vor Schluss darf auch Antonio Jonjic aus der U21 zum ersten Mal im Profiteam für einige Minuten ran.
Minutenlange Stille: FCK-Fans gedenken Toto
Bevor es losgeht an diesem Samstagnachmittag, rückt der Fußball aber noch für einen Moment in den Hintergrund. In Gedenken an die kurz vor Weihnachten verstorbene Westkurven-Legende Toto hatten die Fans vor dem Spiel einen gemeinsamen Trauermarsch mit mehreren hundert Teilnehmern zum Stadion organisiert. Kurz vor dem Einlaufen der beiden Mannschaften wird dann die Westkurve in einer großen Trauer-Choreographie in schwarz getaucht. "Lautre, das is es Herz! Is es Läwe!", zitiert ein Spruchband einen bekannten Satz des Verstorbenen, dessen Name in riesigen Buchstaben darüber steht. Ruhe in Frieden, Toto!
Wie die minutenlange Stille im Stadion und das darauf folgende "You’ll never walk alone" bei den Spielern ankommen, ist nicht bekannt. Klar zu erkennen ist aber, dass sie von Beginn an wach sind, gewillt die von Trainer Sascha Hildmann geforderte Aggressivität auf den Platz zu bringen. Die Partie ist wenige Sekunden alt, als Hemlein nach einem Zweikampf im Chor mit den FCK-Fans einen Elfmeter fordert. In der 4. Minute setzt Bergmann einen direkten Freistoß an den Pfosten. Überhaupt erkennt man bei den Standards zumindest hin und wieder, dass die Mannschaft im Training intensiv daran arbeitet und etwa bei Ecken mehrere Varianten umzusetzen versucht.
"Reißt euch zusammen": Team setzt Appell an Vereinsspitze um
Als nach rund 20 Minuten der Anfangsschwung etwas verpufft scheint, werden in der Westkurve mittels Spruchbändern noch einmal die erwähnten Streitereien der vergangenen Woche thematisiert. "Jeder gegen jeden statt gemeinsam für den FCK", ist unter anderem zu lesen. Gebündelt in der folgenden Aufforderung: "Reißt euch zusammen!" Ob der Aufsichtsrat, die Geschäftsführung und der Hauptsponsor diesem Appell Folge leisten und den geschlossenen Burgfrieden auch mit Leben füllen, werden die kommenden Wochen zeigen. Die dieses Mal gar nicht angesprochene Mannschaft nimmt sich die Worte derweil direkt zu Herzen.
Thiele hat in der 34. Minute die Führung auf dem Schlappen, scheitert mit seinem eigentlich überlegten Abschluss aus kurzer Distanz aber am starken Gäste-Torwart Kevin Broll. Vier Minuten später ist es dann Löhmannsröben, der nach Maßflanke von Hemlein zum 1:0 einköpft (38.) und sein erstes Saisontor aufgrund einer Wette als hoppelnder Hase feiert. Es ist die beste Phase der Lautrer, die in den verbleibenden Minuten bis zur Halbzeit auch noch einen oder zwei weitere Treffer hätten nachlegen können.
Thiele legt nach, Kühlwetter verpasst dritten Treffer
Das erledigt nach Wiederbeginn schließlich Thiele mit einem Schuss aus rund 18 Metern zum vorentscheidenden 2:0 (53.). Eine weitere Hundertprozentige lässt Kühlwetter in der 74. Minute aus, der das Leder ebenfalls aus kurzer Distanz und auch noch zentral vor dem Kasten nicht an Broll vorbeibringen kann. Nachdem die größte Chance der Gäste in der 90. Minute und bei schon ungewohnt dunklen Lichtverhältnissen - weder der Schiedsrichter noch das Fernsehen hatten das sonst übliche Einschalten des Flutlichts verlangt - knapp am Pfosten vorbei streicht, ist der verdiente und weitgehend ungefährdete Heimsieg aber auch so perfekt. Nach einem aus FCK-Sicht katastrophalen Jahr 2018 beginnt das neue Jahr somit mit einem Erfolgserlebnis. Es ist ein Mutmacher, den man in schwierigen Zeiten gut gebrauchen kann.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Ingo
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