Im Blickpunkt: Wintertransfers beim FCK

Wieso man aus der Geschichte nichts lernen kann

Wieso man aus der Geschichte nichts lernen kann


Immer wieder hat der FCK in den letzten Jahren auf Transfers in der Winterpause gesetzt. Wie fällt deren Bilanz aus? Kann man daraus etwas ableiten? Oder entscheidet am Ende doch nichts anderes als das berühmte "glückliche Händchen"?

An die 100 Millionen Euro haben die Klubs in der Bundesliga in der vergangenen Winterpause für Neuzugänge ausgegeben und damit die bisherige Rekordmarke mal eben um mehr als 30 Millionen Euro in die Höhe geschraubt. Es war ein Kaufrausch, der angesichts aktueller Statements aus dem Fußball-Oberhaus verwunderlich erscheint. "Ich halte normalerweise nichts von Wintertransfers", wird etwa Bayern Münchens Trainer Jupp Heynckes zitiert. Hans-Joachim Watzke warnte derweil in der "Bild" vor "Halblösungen". "Die bringen dich nicht weiter, die kosten nur Geld", so der BVB-Boss.

Auch bei Vereinen einer anderen Qualitätsklasse als Bayern oder Dortmund geben sich die Verantwortlichen skeptisch. "Garantierte Torgefahr im Winter zu verpflichten, wird kaum möglich sein", sagte Sportvorstand Michael Reschke vom abstiegsbedrohten VfB Stuttgart bei "Sport 1", während der Wolfsburger Trainer Martin Schmidt im "Kicker" mit der "zu kurzen Vorbereitung" auch einen Grund für die seiner Ansicht nach angebrachte Zurückhaltung angibt. Der in der Tabelle abgeschlagene 1. FC Köln hat mit Simon Terodde zwar gerade einen namhaften Wintertransfer getätigt. Nicht wenige Beobachter sehen die Verpflichtung aber eher als eine Investition in das Unternehmen Wiederaufstieg in der kommenden Saison.

Gesucht: "Gestandene Spieler" auch "aus der Bundesliga"

Nicht um das Aufstiegsrennen, sondern um den Abstiegskampf dreht sich derzeit alles beim 1. FC Kaiserslautern. "Drei bis vier Neuzugänge" sollen für die verbleibenden 16 Spiele verpflichtet werden, forderte Trainer Jeff Strasser, der die Neuen nach Möglichkeit schon beim Trainingsauftakt am 3. Januar integrieren möchte. Konkrete Namen sucht man abgesehen von einigen wilden Spekulationen derzeit vergebens. Dass man die Fühler nach
"gestandenen Spielern" auch "aus der Bundesliga" ausstreckt, hat Sportdirektor Boris Notzon in den vergangenen Wochen aber schon verraten.

Alles andere wäre angesichts von sieben Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz auch verwunderlich. Zeit für Experimente mit unerfahrenen Nachwuchsleuten hat man ganz sicher keine mehr. Die in der vom 1. bis zum 31. Januar für "alle Linien" gesuchten Zugänge müssen der Mannschaft sofort weiterhelfen.

Erinnerungen an 2008 und 2012

Neu sind solche Überlegungen rund um den Jahreswechsel auf dem Betzenberg nicht und vielen FCK-Fans kommen wohl direkt die beiden Spielzeiten in den Sinn, als man 2008 und 2012 jeweils versuchte, die drohenden Abstiege in der Rückserie durch eilige Aktivitäten auf dem Transfermarkt doch noch abzuwenden. Wie wir alle wissen, ging der Abstiegskampf im Jahr 2008 tatsächlich noch gut aus und mit Benjamin Weigelt (Alemannia Aachen), Christopher Lamprecht (VfL Wolfsburg) und Georges Mandjeck (VfB Stuttgart) hatten drei Leihkräfte durchaus ihren Anteil an der zwischenzeitlich kaum noch für möglich gehaltenen Rettung.

Vier Jahre später wiederum und eine Liga höher sollten unter anderem Sandro Wagner (Werder Bremen), Nicolai Jörgensen (Bayer Leverkusen) und Ariel Borysiuk (Legia Warschau) den Abstieg in Liga zwei verhindern helfen. Irgendwie bezeichnend für das am Ende hoffnungslose Unterfangen war dann aber der Einstand des Polen Borysiuk, der sich direkt in seinem ersten Spiel einen Platzverweis einhandelte und auch danach in der Pfalz niemals so richtig ankam. Für die Angreifer Jörgensen und Wagner standen nach einem halben Jahr beim FCK jeweils null Tore in der Bilanz.

Insgesamt verpflichteten die Lautrer in den vergangenen zehn Jahren fast 30 Spieler im Winter. Lediglich im Vorjahr verzichteten die Verantwortlichen komplett auf Zugänge zur Rückrunde. Vor dem zweiten Halbjahr 2012/13, als die Roten Teufel am Ende in der Relegation den Aufstieg verpassten, waren es mit sechs neuen Profis die meisten. In der Aufstiegssaison 2009/10 und im folgenden erfolgreichen Jahr in der Bundesliga jeweils nur zwei.

Leihspieler oft schlechter - aber nicht immer

Nun ist die Bewertung einzelner Spieler ein Stück weit immer auch subjektiv. Alles in allem kann man sich des Eindrucks aber nicht erwehren, dass feste Transfers wie beispielsweise die von Markus Karl, Chris Löwe oder Jon Dadi Bödvarsson besser funktionierten als die kurzfristig eingefädelten Leihgeschäfte. Gleichwohl erwies sich auch bei den "echten Winterzugängen" der ein oder andere als totaler Flop. Erinnert sich hier noch jemand an Christopher Drazan, der ab Januar 2013 mithelfen sollte, die Roten Teufel zurück in die Bundesliga zu schießen? Auch bei Mateusz Klich lagen Anspruch und Wirklichkeit meist meilenweit auseinander.

Mit den schon erwähnten Weigelt, Lamprecht und Mandjeck oder auch Markus Steinhöfer (Eintracht Frankfurt), Adam Hlousek (Slavia Prag) und Mitchell Weiser (Bayern München) gab es wiederum Leihspieler, mit denen man durchaus etwas anfangen konnte. Die Frage nach der Spielpraxis der einzelnen Akteure hat in diesem Zusammenhang natürlich ihre Berechtigung, alles erklären kann sie freilich nicht. Löwe beispielsweise kam bei Borussia Dortmund so gut wie gar nicht zum Zug, Drazan zählte bei Rapid Wien zu den etablierten Kräften.

Was könnte man Sportchef Notzon und Trainer Strasser also für die zu treffenden Personalentscheidungen mit auf den Weg geben? Wohl nicht viel mehr als den Wunsch nach dem berühmten "glücklichen Händchen". Für allgemein gültige Regeln taugt die jüngere Geschichte der Lautrer Wintertransfers nämlich ebensowenig wie der eingangs formulierte Widerspruch zwischen Reden und Handeln im Fußball-Oberhaus. Das Zitat von Bayern-Trainer Heynckes fiel im Übrigen vor dem Hintergrund des sich anbahnenden und nun vollzogenen Wintertransfers von Sandro Wagner. Der geht für geschätzte 13 Millionen Euro von Hoffenheim zum FC Bayern. Es ist der Wagner, der bei seinem Winterwechsel vor sechs Jahren auf den Betzenberg krachend gescheitert war.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Ingo

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