Nach der Pokalauslosung im Oktober gaben die FCK-Fans eine Parole aus: Mach's noch einmal, Ruben! Am Dienstag treten die Roten Teufel zur Neuauflage des Pokalspiels in Leverkusen an. Wir haben die wichtigsten Infos zusammengefasst.
Die Ausgangslage
Auf dem Papier sieht alles ganz einfach aus: Favorit ist der Bundesligist aus Leverkusen, Außenseiter der klassentiefere FCK. Doch zu was eben dieser FCK im Stande ist, hat er letzte Saison beim Viertelfinalspiel an gleicher Stelle eindrucksvoll bewiesen: Mit Mut und Kampf, Konzentration und Willen wurde der Gegner überrumpelt. Warum also nicht auch in dieser Spielzeit den eigentlich vorhandenen Klassenunterschied aus den Köpfen streichen und mit breiter Brust gegen die selbsternannte Werkself zu Werke gehen?
Das dafür nötige Selbstvertrauen hat der FCK durch den Heimsieg gegen Fürth getankt, gegen die vor vier Monaten auch der Einzug ins Pokal-Achtelfinale klar gemacht wurde. Wenn es der Mannschaft von Kosta Runjaic gelingt, den Willen und die Geschlossenheit der letzten Spielminuten und das Tempo und den Spielwitz der ersten Halbzeit noch einmal abzurufen, dürfte es die Bayer-Mannschaft alles andere als leicht haben. Verstecken müssen sich die Roten Teufel jedenfalls nicht. Wir sind der Zweitligist – na und?
Das Personal
In vier Pflichtspielen im Jahr 2015 schickte „Coach Kosta“ vier verschiedene Startformationen ins Rennen. Vor allem in der Offensive ist der FCK-Chefcoach rotationsfreudig. Während in Frankfurt die Dreierkette hinter den Spitzen noch ein ziemlicher Totalausfall war, legte das neuformierte Trio aus Jean Zimmer, Karim Matmour und Ruben Jenssen gegen Fürth los wie die Feuerwehr, ergänzt durch einen immer wieder sehr offensiv spielenden Alexander Ring. Es gäbe also gute Gründe für Runjaic, die Elf von Freitag noch einmal ins Rennen zu schicken – allerdings fällt Linksverteidiger Chris Löwe am Dienstag verletzungsbedingt aus, und sowieso kündigte Runjaic bereits einige Personalwechel an: „Wir werden auf jeden Fall rotieren.“ Zur Verfügung steht ihm dafür mit Ausnahme von Löwe, Dominique Heintz, Marcel Gaus und Erik Thommy der komplette Kader. Im Tor steht wie schon in der vorigen Runde gegen Fürth Marius Müller vor neuer Spielpraxis. Möglicherweise gibt es auch eine neue Chance für die zuletzt gestrichenen Leihspieler Kevin Stöger, Kerem Demirbay und Amin Younes? Oder der erste Starteinsatz von Mateusz Klich? Endgültig entscheiden will sich Runjaic erst am Dienstag.
Sehr wahrscheinlich ist, dass der FCK-Trainer angesichts des Offensivpotentials der Rot-Schwarzen wie schon im Vorjahr zu einem Ein-Stürmer-System mit variablem, aber vor allem defensiv kompaktem Mittelfeld greift. Die Sturmspitze wird wohl auch dann wieder Simon Zoller verkörpern, dessen Antrittsschnelligkeit gegen das robuste Innenverteidigerduo der Bayer-Elf Spahic/Toprak ein entscheidender Vorteil sein kann. Gerade die Antrittsschnelligkeit zeichnet auch den Freitagstorschützen Jean Zimmer aus, der hoffentlich ungeachtet aller anderen Veränderungen einen Platz in der Startelf sicher haben wird.
Der Gegner
Leverkusen spielt mal wieder eine typische Bayer-Saison. Langweilige Partien (1:0 gegen Freiburg) wechseln sich mit rasanten Matches (4:5 gegen Wolfsburg), bärenstarken Leistungen (1:0 gegen Atletico Madrid) und unglücklichen Spielen (2:2 in letzter Minute gegen Augsburg) ab. Trotzdem steht Leverkusen unter dem vor der Saison verpflichteten Roger Schmidt in allen drei Wettbewerben ganz gut da. In der Bundesliga streitet sich der SVB mit Mönchengladbach, Schalke und Augsburg um die direkte Champions League-Teilnahme. Im europäischen Wettbewerb überzeugte die Mannschaft letzte Woche durch einen verdienten Heimsieg gegen den Vorjahresfinalisten Atletico. Im Pokal allerdings wäre die Werkself beinahe schon ausgeschieden: gegen Magdeburg setzte sie sich erst im Elfmeterschießen durch.
Leverkusen steckt also – anderes als beim Viertelfinalspiel der letzten Runde – in keiner offensichtlichen Formkrise. Fehlen werden den Leverkusenern allerdings auf jeden Fall Lars Bender (Prellung) und Heung-Min Son, der in Magdeburg vom Platz gestellt wurde.
Angesichts der letzten beiden Spiele gegen Frankfurt und Fürth, in dem der FCK jeweils ein Freistoßtor kassierte, ist noch ein Hinweis wichtig: Hakan Calhanoglu ist ein ausgezeichneter Freistoßschütze. Das bedeutet: Fouls am eigenen Strafraum sollten unbedingt vermieden werden!
Das letzte Spiel
Mittwochabend, 12. Februar 2014. Es lief die 98. Spielminute im Pokal-Viertelfinale zwischen Bayer Leverkusen und dem 1. FC Kaiserslautern. Die Pfälzer hielten entgegen aller Erwartungen das 0:0 und just in diesem Moment standen sie kurz vor der Sensation: Karim Matmour bekam einen Elfmeter zugesprochen. Mo Idrissou trat an – und verschoss. Was jedem normalen Zweitligisten das Genick gebrochen und die Moral genommen hätte, war den furios aufspielenden Lautrern nur Anreiz genug, es jetzt erst recht zu versuchen. Und als Ruben Jenssen – nach Vorlage von Idrissou – in der 114. Minute vor dem Gästeblock den Ball nach einer schier unendlichen Sekunde Überlegen ins Netz donnerte („Bleib ruhig, Ruben!“), da brachen alle Dämme. Am Ende siegte der FCK 1:0 und feierte ausgelassen den Halbfinaleinzug. Wer nochmals in Erinnerungen schwelgen oder sich für das morgige Spiel richtig heiß machen möchte, dem empfehlen wir das Rückblickvideo unterhalb dieses Berichts...
Übrigens: Die letzten drei Aufeinandertreffe im Pokal konnte der FCK allesamt für sich entscheiden: Im Halbfinale 1996 gewannen die Roten Teufel durch ein Tor von Miroslav Kadlec 1:0, in der zweiten Runde setzte es 2009 einen emotionales 2:1 (Sam und Jendrisek) und dann gab es eben noch dieses 1:0 im letzten Jahr. Eine Serie, die es fortgeführt zu werden verdient.
Fan-Infos
Das Leverkusener Stadion wird auch diesmal nicht ausverkauft sein und nur dank der FCK-Fans wird voraussichtlich überhaupt die Marke von 20.000 überschritten: Etwa 25.000 Zuschauer werden erwartet. Der Bundesligist aus der Farbenstadt hat immer wieder Mühe, selbst in der Champions League die eigene Arena zu füllen. Letztlich auch egal, denn den Ton werden die Gästefans angeben. Letztes Jahr reisten um die 5.000 rot-weißen Anhänger mit ins Rheinland, etwa genauso viele werden es auch am Dienstagabend sein. So wird die Partie mal wieder zu einem Heimspiel gemacht, auch wenn die Bayer-Verantwortlichen noch mit einigen Schikanen um die Ecke kamen: Für die Gästefans sind nach letztem Stand keinerlei Fanutensilien erlaubt (Zaunfahnen, Fahnen, Trommeln, Megafon), auch eine geplante Choreo wurde seitens der Leverkusener verboten. Grund dafür ist sage und schreibe ein einzelnes bengalisches Feuer beim letzten Spiel, was angesichts von 5.000 friedlichen und fröhlichen FCK-Fans damals doch die Frage nach der Verhältnismäßigkeit stellen lässt. Aktuell befindet sich der FCK nach eigenen Angaben noch im Gespräch mit den Leverkusenern, aber so oder so sollte diese unnötige Einschränkung Motivation genug sein, um das eigene Team mit einem lautstarken Support anzutreiben.
Update: Laut Auskunft des FCK wurden nachträglich zwei Megaphone und fünf Trommeln für den Gästeblock erlaubt. Diese können bei Fanbetreuer Christoph Schneller per SMS unter 0170-5269550 angemeldet werden.
Wer im Stadion etwas trinken oder essen möchte, muss dafür zunächst eine Bezahlkarte erwerben. Wesentlich einfacher lassen sich Bier und Wurst allerdings mit der Geldkarten-Funktion der EC-Karte bezahlen. Dafür muss aber vorab ein bestimmter Betrag am Geldautomat eingezahlt werden (Weitere Infos: Bayer Leverkusen).
Lautrer Fans, die mit dem PKW anreisen, werden gebeten, die Otto-Bayer-Straße anzufahren. Von dort aus wird ein Busshuttle eingerichtet. Wer mit der Bahn anreist, sollte vom Bahnhof der Beschilderung zum Stadion folgen (etwa 15 Minuten Fußweg).
O-Töne
„Es ist für uns keine Pflichtaufgabe, sondern wir fiebern diesem Spiel sehr entgegen und sind heiß darauf, uns zu präsentieren“, beschreibt FCK-Trainer Kosta Runjaic die Besonderheit des Pokalausflugs. „Auch gute Mannschaften wie Leverkusen machen in einem Spiel mal Fehler, und wir wollen versuchen, diese Fehler zu nutzen“
„Das Spiel [von letzter Saison] ist für mich kein Thema“, will Bayer-Coach Roger Schmidt ebenso wie sein Lautrer Kollege nicht zu sehr in der Vergangenheit schwelgen und beschreit stattdessen die eigene Kraft: „Wir sind in einer guten Verfassung und wissen um unsere Heimstärke.“ So ähnlich hörte sich das letztes Jahr auch an!
Daten und Fakten
Schiedsrichter: Guido Winkmann (Kerken)
Voraussichtliche Aufstellungen
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Bayer Leverkusen: Leno - Hilbert, Toprak, Spahic, Wendell - Castro, Rolfes - Bellarabi, Calhanoglu, Brandt - Drmic
Ersatz: Kresic, Boenisch, Donati, Papadopoulos, Reinartz, Kießling
Es fehlen: Bender (Knöchelverletzung), Son (Rot-Sperre)
1. FC Kaiserslautern: Müller - Schulze, Orban, Heubach, Zimmer (Fomitschow) - Ring, Karl, Klich - Matmour, Jenssen – Zoller
Ersatz: Sippel, Schindele, Fomitschow, Demirbay, Stöger, Hofmann, Jacob
Es fehlen: Heintz (Muskelbündelriss), Löwe (Oberschenkelprellung), Thommy (Schulterverletzung), Gaus (Trainingsrückstand)
Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht
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