Kosta Runjaic freut sich auf seine Heimpremiere am Betze. Der FCK empfängt im Pokal die Hertha aus Berlin. Mo Idrissou will dem Trainer ein Tor schenken - wenn er spielt.
„Wir haben uns schon auf der Busfahrt, zurück von Köln, Gedanken über das Spiel gegen die Hertha gemacht.“ Kosta Runjaic, der neue Coach des 1. FC Kaiserslautern, eilt in bester Jack-Bauer-Manier („24“) von Ziel, pardon Spiel zu Spiel. „Wir haben keine Zeit für eine Aufwärmphase, wir müssen alles sofort deutlich ansprechen“, sagt Runjaic. Die Mannschaft erleichtere ihm dabei die Arbeit sehr, „indem sie alles, was ich sage, sofort aufnimmt und umsetzt.“
In Köln war Runjaics Handschrift von der ersten Sekunde an zu erkennen. In den 72 Stunden davor habe man ein bisschen trainiert und viel geredet. Runjaic eilt der Ruf voraus, Menschen für seine Sache gewinnen zu können. „Er vermag offenbar die Seelen seiner Spieler zu erreichen und könnte durch seine kluge Ansprache und herausragende Rhetorik dauerhaft der geeignete Motivator sein“, schrieb die „Rheinpfalz“ am Wochenende. Beleg dafür sind Aussagen wie die von Willi Orban, der überraschend im defensiven Mittelfeld auflief: „Er hat uns eine Struktur gegeben, mit der wir mehr Sicherheit im Spiel bekamen und so auch selbstbewusster auftreten konnten.“ Kollege Karim Matmour gab zu Protokoll, dass man total sicher gestanden hätte. Er habe sich keine Sorgen gemacht: „Ich wusste, es wird nix passieren.“
Beim besonders in der ersten Halbzeit überraschend dominanten Auftritt der Pfälzer spielte „Coach Kosta“ sicher in die Karten, dass Abwehr-Ass Marc Torrejon grünes Licht für seinen Einsatz gab. Überraschend und mutig, dass ihm Runjaic gleich die Kapitänsbinde überstreifte. Der Spanier dankte mit einer klasse Leistung. Und auch FCK-Innenverteidiger Jan Simunek meldete sich stark zurück. Die Routine der beiden wird auch am Mittwochabend gefragt sein, wenn die Roten Teufel Hertha BSC im DFB-Pokal zu Gast haben. Nach Helmes, Ujah und Risse warten Ronny, Ben-Hatira und Ramos.
Auf der Pressekonferenz vor dem Pokalspiel gab Runjaic Einblick in seine Fußball-Philosophie: „Wenn wir im Kollektiv zusammenarbeiten, bringen wir auch eine entsprechende Qualität mit. Nur gemeinsam können wir die Berliner früh unter Druck setzen und so zu Fehlern zwingen.“ Und weiter: „Wir müssen an unser Limit gehen, uns alles abverlangen und uns mit den Zuschauern im Rücken als Einheit präsentieren.“ Schon in Köln wurde deutlich, dass es Runjaic damit ernst meint, dass es nicht nur branchenübliche Phrasen sind. Vielleicht war der Unterschied zu den letzten FCK-Spielen auch so groß, weil dort vor allem Individualisten auf sich aufmerksam machten, positiv wie negativ. Gerade in der Vorsaison hatte oft genug individuelle Qualität den Unterschied gemacht - als es im Winter erstmals auf das Kollektiv ankam, versagte man.
„Wir wollen offensiv spielen“
Selbstbewusstsein lebt der neue Trainer vor: „Es ist für uns ein ‚Alles-oder-Nichts-Spiel‘ und wir müssen uns nicht verstecken. Wir wollen offensiv spielen.“ Einer, der in Köln noch wegen seiner Rot-Sperre fehlte, will dazu beitragen, dass Runjaics Heimdebüt am Betze erfolgreich verläuft. Zwischen Tür und Angel habe Mo Idrissou ihm versprochen, dass er, wenn er spiele, auch ein Tor machen würde, verrät Runjaic, „und ich höre aufmerksam zu“. Ob Mo in der Startelf steht, lässt der Coach bewusst offen (...“wenn er spielt“). Und das, obwohl Idrissou unumstritten der gefährlichste Angreifer der Roten Teufel ist - ohne ihn gelang in den letzten drei Partien ein mickriger Treffer.
Runjaic und Idrissou
Das Verhältnis Runjaic - Idrissou wird in den nächsten Wochen höchst interessant zu beobachten sein. Runjaic ist Disziplin hochheilig. Dazu setzt der Trainer auch in der Offensive gerne auf das Kollektiv (siehe auch: „Die falsche 9 - Der DBB-Taktikthread“). Man muss sich nur mal die Torstatistiken seiner früheren Mannschaften heraussuchen. In Darmstadt erzielten z.B. die Mittelfeldspieler mehr Tore als die Stürmer. Das war gewollt, das machte die Lilien so unberechenbar. Die zuletzt so gehemmt wirkende Idrissou-Alternative Olivier Occean gefiel in Köln als Torschuss-Vorbereiter und Ballverteiler. Auch der spielintelligente Simon Zoller passt in dieses variable Offensivsystem, das neudeutsch fluide genannt wird - und das Hoffenheim in der Relegation gegen den FCK den Weg ebnete. Ein weiteres „Teilziel“ von Runjaic wird es sein, Spielern wie Matmour, Gaus, Fortounis oder Karl das regelmäßige Toreschießen beizubringen. Orban hätte schon in Müngersdorf um ein Haar zwei Buden gemacht.
„Auch 20.000 können auf dem Betze Krach machen“
Runjaic sieht auch die FCK-Fans als Teil des Ganzen: „Ich verstehe, dass viele Fans vom bisherigen Saisonverlauf etwas enttäuscht sind.“ Er hofft, dass das Spiel in Köln vielen wieder Mut gegeben hat. Nur 20.500 Tickets sind bislang für den Pokalabend gegen die Hertha verkauft worden. Aber auch davon lässt sich Runjaic nicht die Vorfreude vermiesen: „Ich bin sicher, dass auch 20.000 auf dem Betzenberg ordentlich Krach machen können.“
Daten und Fakten
Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer (Herne)
Voraussichtliche Aufstellungen
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Simunek, Torrejon, Löwe - Orban, Karl - Matmour, Gaus - Idrissou, Zoller
Ersatz: Hohs, Heintz, Zimmer, Jenssen (Borysiuk), Alushi, Fortounis, Occean
Es fehlen: Bunjaku (Knie-OP), Riedel (Schulter-OP), Drazan (muskuläre Probleme)
- Ca. 30-45 Minuten vor Anpfiff auf unserer Twitter-Seite: Die endgültigen Aufstellungen.
Hertha BSC: Kraft - Pekarik, Langkamp, Lustenberger, van den Bergh - Hosogai, Kobiashvili (Niemeyer) - Skjelbred, Ronny, Ben-Hatira - Ramos
Ersatz: Burchert, Allagui, Wagner, Niemeyer, N. Schulz, Janker, Cigerci
Es fehlen: Baumjohann (Kreuzbandriss), Ndjeng (Knochenmarködem), Brooks (Ellenbogen-Verletzung)
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Marky