Spielbericht: FSV Frankfurt - 1. FC Kaiserslautern 1:1

Mund abputzen und weiter machen!

Mund abputzen und weiter machen!


Spitzenreiter 1. FC Kaiserslautern bei Schlusslicht FSV Frankfurt - eigentlich eine klare Sache! So reisten knapp 5.000 FCK-Anhänger erwartungsfroh in die hessische Metropole und sorgten bei insgesamt 9.664 Zuschauern für einen Saisonrekord am Bornheimer Hang. Schließlich hatte ihre Mannschaft zuletzt Begeisterungsstürme entfacht und quasi im Handstreich die Tabellenführung erobert. Und nun ging es zum bislang noch sieglosen Tabellenletzten, der nächste Sieg sollte folgen. Aber manchmal kommt es eben doch etwas anders, als man denkt.

FCK-Trainer Marco Kurz setzte einmal mehr auf seine bisher so erfolgreiche Formation. Die Schlachtenbummler aus Kaiserslautern waren zu Beginn bester Laune und unterstützen ihre Farben lautstark, eine imposante Schalparade über das halbe Stadion gab es kurz vor Spielbeginn ebenso zu sehen wie ein Spruchband im Gedenken an einen kürzlich getöteten Fan des FC Toulouse: „Repose en paix, Brice“ (weitere Informationen unter www.brice-taton.com).

Die einheimischen Fans hingegen hatten aufgrund des desaströsen Saisonstarts einen 20-minütigen Stimmungsboykott angekündigt. Gut 20 Sekunden nach dem Anpfiff der Partie „mussten“ sie jedoch jubeln, denn ihre Mannschaft ging völlig überraschend in Führung. Junior Ross passte scharf nach innen, FCK-Schlussmann Tobias Sippel bekam nur noch die Fingerspitzen an den Ball und Kujabi staubte ab. Dennoch setzten die Frankfurter Fans ihren Stimmungsboykott anschießend fort, einige betraten das Stadion sogar erst nach 20 Minuten.

Und der FCK? Zeigte sich keineswegs geschockt, sondern behielt die Ordnung und spielte sofort wieder nach vorne. Bereits nach einer guten Viertelstunde hatten die FCK-Fans viermal einen Elfmeter für ihre Farben reklamiert, jedoch jedes mal konsterniert feststellen müssen, dass der Schiedsrichter dies anders sah. Dabei hätte es bei einem Handspiel von Ledesma und einem Foul an Sam tatsächlich Strafstoß geben können, wenn nicht gar müssen. Große Aufregung unter den Gästefans, die in Schieds- und Linienrichter schnell ihre Sündenböcke gefunden hatten. Der FCK spielte dennoch weiter ansehnlich nach vorne, ließ aber nicht zum ersten Mal in dieser Spielzeit die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor vermissen, unter anderem durch Adam Nemec und mehrfach durch Erik Jendrisek.

Nach gut 20 Minuten meldeten sich dann die etwa 100 Frankfurter Supporter zu Wort, die von nun an im Rahmen ihrer zahlenmäßigen Möglichkeiten ihre Mannschaft anfeuerten. Prompt hatten die Gastgeber ihre zweite Torchance, die auch fast zum 2:0 geführt hätte. Immerhin bekam der FSV den FCK nun langsam etwas besser in den Griff. Dennoch glich Jendrisek in der Nachspielzeit der ersten Hälfte aus, wobei niemand verlässlich sagen konnte, ob sein Kopfball tatsächlich in vollem Umfang hinter der Linie war. Vielleicht also ein kleines bisschen Gerechtigkeit für die nicht gegebenen Elfmeter.

Die Stimmung in der FCK-Kurve, die nun fast komplett beim Unterstützen der eigenen Mannschaft mitmachte, war bis dato insgesamt gut. Wer aber dachte, dass der FCK den Schwung des späten Tores kurz vor der Pause mit in die zweite Hälfte nehmen würde, sah sich getäuscht. Die Hessen waren nun auf dem Feld präsenter und nahmen ihre Gäste weitgehend aus dem Spiel. Torchancen waren auf beiden Seiten Mangelware. So plätscherte die Partie ihrem Ende entgegen, ohne das noch sehr viel passierte. Auch die Unterstützung von den Rängen ließ mehr und mehr nach. Kurz vor Schluss hätte der FCK nach einem Foul am gerade eingewechselten Kai Hesse sogar noch einmal einen Strafstoß bekommen können, das wäre nun aber nicht mehr verdient gewesen.

So endete die Partie durchaus leistungsgerecht mit einem Remis. Die Frankfurter hatten ihre beste Saisonleistung gezeigt, der FCK zumindest in der 2. Halbzeit seine schlechteste. Sehr spekakulär war nach dem Schlusspfiff der Rücktritt von FSV-Trainer Thomas Oral trotz des insgesamt beachtlichen Auftritts seines Teams. Und äußerst kurios auch, dass ein Teil der Gegentribüne am umgebauten Bornheimer Hang viel zu lang geraten ist und nutzlos ein ganzes Stück hinter der Stehtribüne der FSV-Fans endete. Ein Tribünenstück also im Nichts. Das sieht man auch nicht alle Tage.

Sicherlich wird beim FCK intern aufgearbeitet werden, warum gleich mehrere Spieler nicht annähernd an ihre Topform der letzten Wochen herankamen, den Stab sollte man aber nun keineswegs über die Truppe brechen. Denn wer hätte vor dem Saisonstart schon ernsthaft 18 Punkte nach 8 Spielen prognostizieren können? Außerdem ist ein Punkt besser als keiner, gerade wenn man ein Jahr zurückschaut, als zu dieser Zeit mit einer 0:5-Niederlage in Koblenz eine Auswärtsniederlagenserie gegen mehrere dieser vermeintlich kleinen Gegner begann. In der zweiten Halbzeit konnte man auch den Eindruck gewinnen, dass die Mannschaft von Marco Kurz kräftemäßig der zuletzt so erfolgreichen englischen Woche etwas Tribut zollen musste. Insofern kommt die Länderspielpause nun wohl sehr gelegen, um die Akkus wieder aufzuladen.

In Frankfurt hatte man dem FCK einen gebrauchten Tag angedreht. So etwas passiert und ist nicht weiter schlimm, wenn man die entsprechenden Schlussfolgerungen daraus zieht. Darum kann die Devise nur heißen: Mund abputzen und weiter machen.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

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