Spielbericht: Wacker Burghausen - 1. FC Kaiserslautern 0:0

Die Schande von Burghausen

Ligaspiel in Burghausen - für viele FCK-Fans war dies im Abstiegskampf der 1. Bundesliga der Albtraum schlechthin, und nun war es soweit: Am Ostersonntag 2007 gastierten die Roten Teufel vom Betzenberg in Oberbayern. Vorbei an der Münchner WM-Arena führte der Weg ohne vollständige Autobahnanbindung ins beschauliche Burghausen, direkt an der österreichischen Grenze. Nach den Blamagen in den Spielen gegen Freiburg und Duisburg begleiteten erstaunlich viele Fans den 1. FC Kaiserslautern zu diesem Auswärtsspiel, letztendlich dürften sich etwa 1.200 in der fast ausverkauften Wacker Arena (11.000 Zuschauer) eingefunden haben.

Diese zeigten zu Spielbeginn unter den Augen der übereifrigen bayrischen Dorfpolizei einige Schwenkfahnen und Rauchbomben, auch die Stimmung war beim letzten Strohhalm im Kampf um den direkten Wiederaufstieg zunächst gut. Die Burghauser Fans zeigten währenddessen einige Fahnen und Doppelhalter, auf der Hintertortribüne feuerten anfangs nur einige Dutzend ihre Mannschaft an. Im ganzen Stadion verteilt wurden derweil nervige Klatsch-Pappen, mit denen die meisten Zuschauer offensichtlich lieber klatschten als mit ihren eigenen Händen - willkommen im modernen Fußball.

Das Geschehen auf dem Spielfeld förderte dann zunächst auch die Stimmung auf der Gästetribüne: Bereits nach einer Viertelstunde wurde Burghausens Nicu des Feldes verwiesen, der FCK also 75 Minuten lang in Überzahl gegen den Abstiegskandidaten. Trotzdem hatten die Gastgeber zunächst die besseren Chancen, erst kurz vor der Halbzeitpause fanden die Lautrer besser ins Spiel, trafen unter anderem durch Stefan Lexa den Pfosten.

Im zweiten Abschnitt brachte Trainer Wolfgang Wolf dann mit Marcel Ziemer endlich einen zweiten Stürmer, zudem kamen mit Sebastian Reinert und Ricardo Villar zwei Mittelfeldspieler für die Verteidiger Sascha Kotysch und Ismael Bouzid. Der Grund für die Aufgabe der erneut sehr defensiven Anfangstaktik war der zweite Platzverweis für Burghausen, ab der 53. Minute wurde ohne Abwehrspieler Lastovka gespielt, fast 40 Minuten spielte der FCK also mit „11 gegen 9“, gar 75 Minuten mit „11 gegen 10“. Resultat: Null.

Während das Burghauser Publikum nun für gute, aufmunternde Stimmung sorgte und den dem FCK wohlgesonnenen Schiedsrichter Rafati mit ständigen „Schieber“-Rufen bedachte, war man auch im Gästebereich zunächst guter Dinge und feierte den greifbaren Auswärtssieg. Doch während die Wacker-Elf nun energisch um jeden Ball kämpfte zeigte die aktuelle Mannschaft des 1. FC Kaiserslautern ihr ganzes Unvermögen. In zweifacher Überzahl konnten die Lautrer nicht mal eine handvoll echter Torchancen erarbeiten, die besten vergaben Aki Riihilahti per Fernschuss (Pfosten) und Villar freistehend aus drei Metern per Kopf (drüber). So blieb es beim torlosen Unentschieden gegen neun vermeintliche Absteiger, das aus FCK-Sicht zweifellos einen neuen Tiefpunkt darstellt - oder besser gesagt eine Schande!

Beinahe zwangsläufig folgten nach Spielende wütende Proteste der Fans, die den mühsamen Weg zum weitesten Auswärtsspiel nach der Partie in Rostock auf sich genommen hatten und so bitter enttäuscht wurden. Als die Spieler sich an der Gästetribüne den Fans stellten - wirklich bis zum Zaun kamen nur Jürgen Macho und Axel Bellinghausen - flogen gar vereinzelt gefüllte Bierbecher und ein paar Schuhe (!) auf die Versager. Sicher nicht die feine Art, aber wer kann die Wut und Enttäuschung der nach Burghausen mitgereisten Fans, für die es sicher bei weitem nicht das erste vor Ort erlebte Debakel in den letzten Jahren war, nicht verstehen?

Weiter ging es am Mannschaftsbus, mit dem Trainer und Mannschaft das oberbayrische Grenzstädtchen erst verlassen konnten, als sie sich dem Gespräch mit den protestierenden Fans („Wir haben die Schnauze voll“) gestellt hatten. Geholfen haben solche Busblockaden freilich fast noch nie, andererseits steht man als FCK-Fan der Entwicklung der letzten Jahre nahezu machtlos gegenüber und fragt sich, wie man den schnarchenden Verein endlich wachrütteln kann.

Eine Hoffnung in dieser Beziehung ist ausgerechnet ein „Lehrling“: Der neue Sportdirektor Michael Schjönberg, bisher ohne ernsthafte Erfahrung auf diesem Gebiet, soll in Zusammenarbeit mit den weiteren Verantwortlichen den FCK wieder zu dem machen, was er eigentlich ist - eine feste Größe im deutschen Spitzenfußball!

Zunächst steht allerdings das Heimspiel gegen Greuther Fürth an, die im Gegensatz zum FCK noch ernsthaft um den Aufstieg in die Bundesliga kämpfen. Man darf gespannt sein, wie viele Fans sich dieses Spiel nach dem Platzen der Aufstiegsträume noch antun werden. Und wie die Mannschaft (Trainer Wolf: „In den letzten Spielen kann es nur noch darum gehen, unsere Fans zu versöhnen“) nach der Schande von Burghausen reagiert...

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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