Saisonrückblick 2016/17, Teil 2

Die Rückrunde: Hoffen, Bangen, Aufatmen

Die Rückrunde: Hoffen, Bangen, Aufatmen


Einen unerwartet großen Knall gab es beim 1. FC Kaiserslautern schon vor Beginn der Rückrunde: Denn plötzlich musste ein neuer Trainer her. Allerdings konnte sich der FCK auch mit Norbert Meier nicht entscheidend vom Tabellenkeller absetzen - und rettete sich erst am letzten Spieltag.

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Es konnte nur besser werden, da war sich ein Großteil der Verantwortlichen und Fans des FCK nach der Hinrunde sicher. Die minimalistischen Roten Teufel (elf Treffer, 15 Gegentore) waren auf einem enttäuschenden 13. Platz mit 19 Punkten eingelaufen. Doch bevor die Vorbereitung auf die Rückrunde überhaupt starten konnte, standen die Pfälzer plötzlich ohne Trainer da: Tayfun Korkut zog sich völlig überraschend und bis heute ohne Angabe von Gründen zurück.
 
Sportdirektor Uwe Stöver gelang das Kunststück, die Nachricht mehrere Tage intern zu halten und gewann damit bei der Suche nach einem Nachfolger wichtige Zeit. Rechtzeitig zum Trainingsauftakt Anfang Januar wurde schließlich Norbert Meier als neuer Cheftrainer auf dem Betzenberg vorgestellt.
 
Sein Debüt misslang erwartungsgemäß: Beim späteren Aufsteiger Hannover 96 kassierte Meiers neue Mannschaft eine 0:1-Niederlage, die aber wegen einer über weite Strecken anständigen Leistung durchaus Hoffnung machen konnte. Anfang Februar - der FCK hatte keinen Neuzugang in der Winter-Transferphase verpflichtet - folgte der erste Sieg unter Meier. Gegen die Würzburger Kickers kam der Matchwinner von der Bank: U23-Stürmer Robert Glatzel sorgte für einen verdienten Dreier und jede Menge Optimismus.
 

Sieben Punkte in vier Spielen: Die Wende?


 
Glatzel netzte auch wenige Tage später bei  Fortuna Düsseldorf. Seinen Führungstreffer glich die Fortuna aber wenig später aus - und der Nachwuchsstürmer ließ im weiteren Spielverlauf unglücklich die neuerliche Führung liegen. Deutlich besser lief es im Heimspiel gegen den SV Sandhausen. Der vor Selbstvertrauen strotzende Afrika-Cup-Sieger Jacques Zoua, Marcel Gaus und Osayamen Osawe trafen beim hochverdienten 3:0-Sieg, der nach sieben Punkten aus vier Spielen für eine gewisse Portion Optimismus sorgte. Die Lautrer waren auf den 11. Platz geklettert und dem neuen Ziel, einem einstelligen Tabellenplatz, nahe. Allerdings: Es sollte die höchste Saisonplatzierung bleiben.
 
Und just, als der viel zu lange stotternde Betze-Motor ins Laufen zu kommen schien, sorgte ein Nebenkriegsschauplatz für Schlagzeilen: Interne Szenarien und Überlegungen des Aufsichtsrats waren an die Öffentlichkeit gelangt. Angeblich beinhalteten diese eine indirekte Ablösung von Sportdirektor Stöver. Im Nachgang bemühten sich zwar alle Beteiligten, das Thema abzuschwächen. Ein fader Beigeschmack jedoch blieb.
 
Zurück zum Sportlichen: Die folgende 0:2-Niederlage vor über 50.000 Zuschauern und 5.000 FCK-Fans beim Spitzenreiter VfB Stuttgart ließ sich irgendwie verkraften. Keine Frage: Der Aufstiegsaspirant war noch eine Nummer zu groß. In Erinnerung blieb jedoch der Appell von Julian Pollersbeck: Der Keeper warnte vor zu großer Selbstzufriedenheit und sah den FCK weiterhin im Abstiegskampf. Er sollte Recht behalten.
 
Im direkt folgenden nächsten Auswärtsduell mit Dynamo Dresden sah es dabei zunächst ganz gut aus: Der neue Hoffnungsträger Glatzel hatte die Pfälzer bei seinem Startelfdebüt mit einem Doppelpack in Front geschossen. Doch der FCK verspielte die 2:0-Führung, lag wenige Minuten vor dem Schlusspfiff sogar mit 2:3 hinten. Immerhin rettete Kacper Przybylko noch einen Punkt, wenig später wäre sogar beinahe das 4:3 für den FCK gefallen. Ein rasantes Fußballspiel, das für ein Wechselbad der Gefühle sorgte.
 

Absoluter Tiefpunkt in Bielefeld


 
Das furiose Remis täuschte im Nachgang ein wenig darüber hinweg, dass sich die Roten Teufel tatsächlich nicht entscheidend von der Abstiegszone entfernen konnten. Nach einem 1:1 gegen den 1. FC Heidenheim sollte es zum absoluten Tiefpunkt der Saison kommen: Durch eine indiskutable, schwache Leistung ging der FCK beim Tabellenschlusslicht Arminia Bielefeld mit 0:2 baden. Harmlos, hilflos, kampflos: Spästens jetzt befand sich die Meier-Elf in starken Turbulenzen. Erstmals sprachen Sportdirektor und Trainer öffentlich aus, was viele im Umfeld seit Wochen, ja Monaten vermuteten: Die Mannschaft hat ein großes Mentalitätsproblem.
 
Das 0:1 gegen Eintracht Braunschweig knüpfte zwar wieder an bessere Leistungen an - zudem wurde dem FCK auch ein klarer Strafstoß verwehrt - doch tabellarisch bewegten sich die Roten Teufel weiter auf dünnem Eis und verpassten beim 0:0 in VfL Bochum einen Befreiungsschlag. Die Angst ging weiter um. Die nun sechs Spieltage andauernde Serie von sieglosen Partien wurden aber schließlich zum Abschluss der englischen Woche mit einem 2:0-Sieg gegen die SpVgg Fürth durchbrochen. Aus Anspannung wurde Entspannung - vielleicht aber noch zu früh.
 
Einen Sieg bei Union Berlin, das zu diesem Zeitpunkt aussichtsreich im Aufstiegsrennen lag, rechnete sich zwar niemand so richtig aus. Doch ein Punkt hätte es durchaus sein können, vor allem weil der FCK bis zur 85. Minute ein 1:1 halten konnte. Doch dann trafen die Köpenicker noch zweimal und feierten ausgerechnet gegen die Lautrer den in dieser Phase einzigen Sieg innerhalb von fünf Spielen. Lautern stand nun vor dem 30. Spieltag zwei Zähler vor den direkten Abstiegsplätzen, punktgleich mit Aue auf dem Relegationsrang. Der "Unzerstörbar"-Mythos musste mal wieder aufgezogen werden. Abstiegsangst!
 

Vier Duelle mit direkten Konkurrenten


 
Der Spielplan wollte es, dass Kaiserslautern in den letzten fünf Spielen gegen vier unmittelbare Konkurrenten antreten durfte - oder musste? Gegen 1860 München war die Anspannung auf beiden Seiten deutlich spürbar, letztlich siegte der FCK dank eines regelrechten Dreckstors im zweiten Durchgang. Der Mittelstürmer der Löwen traf für die Roten Teufel in den eigenen Kasten. Die Hoffnung keimte weiter, denn am 31. Spieltag schossen die Pfälzer nicht nur den Karlsruher SC in die 3. Liga und errangen den Derbysieg. Auch drei enorm wichtige Punkte wanderten auf das Konto - allerdings war der Sieg beim schlechtesten Team der Liga glücklich.
 
Fünf Punkte Vorsprung hatte der FCK nun auf die Abstiegszone und zudem einen Matchball zum Klassenerhalt im Heimspiel gegen den FC St. Pauli. Doch einmal mehr folgte Ernüchterung auf Zuversicht: Nach dem 1:2 gegen die Kiezkicker blieben große Zweifel, die sich nur eine Woche später gegen Erzgebirge Aue verstärkten. Denn auch in Sachsen vergaben die Roten Teufel mit einem kläglichen 0:1 den nächsten Matchball. Danach drohte die Stimmung zu kippen, wütend wollten die mitgereisten FCK-Fans ihre Spieler zur Rede stellen. Die dringend nötige Aussprache gab es eine Stunde später vor den Stadiontoren.
 
Mit dem nötigen Schulterschluss ging es dann in das Endspiel gegen Nürnberg am 34. Spieltag, wo der FCK tatsächlich immer noch in Abstiegsgefahr schwebte: Bei einer Niederlage hätte der Absturz auf den Relegationsplatz gedroht. Vor dem Anpfiff wurde der Mannschaftsbus von tausenden Fans in Empfang genommen. Im Stadion stand der Anhang wie eine Wand hinter der Mannschaft - und bejubelte am Ende einen knappen, aber für den Klassenerhalt letztlich ausreichenden 1:0-Sieg. Ein Ende mit Schrecken, dem schon wenige Minuten später der Blick in die Zukunft folgte. Und nicht nur die Vereinsverantwortlichen, auch die Fans fragen sich: Wie kann alles besser werden?

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

Weitere Links zum Thema:

- Saisonrückblick 2016/17, Teil 1 | Die Hinrunde: Aufbruchstimmung, Fehlstart, Ernüchterung

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