Spielbericht: Karlsruher SC - 1. FC Kaiserslautern 1:3

So geil kann Abstiegskampf sein

So geil kann Abstiegskampf sein


Der 1. FC Kaiserslautern landet beim Karlsruher SC einen wichtigen Derbysieg. Die Fans der Roten Teufel verwandelten die Partie in ein Heimspiel – und bekamen später ein Lob von Norbert Meier.

- Fotogalerie | Spielfotos: Karlsruher SC - 1. FC Kaiserslautern
- Fotogalerie | Fanfotos: Karlsruher SC - 1. FC Kaiserslautern

Schlecht gespielt und trotzdem gewonnen: So in etwa verlief der Samstagnachmittag des FCK im Karlsruher Wildparkstadion. Erneut konnten die Roten Teufel nicht komplett überzeugen, fuhren aber wie schon am vergangenen Spieltag einen enorm wichtigen Dreier ein - und schossen den Südwest-Rivalen aus Karlsruhe in die 3. Liga. So gab es am Ende für Mannschaft und Fans viel zu feiern.

Knapp 5.000 Lautrer hatten den Weg in die badische Fächerstadt gefunden und ihre Mannschaft angefeuert. Vor dem Spieltag waren Gerüchte im Umlauf, wonach die Karlsruher Fanszene einen Stimmungsboykott geplant habe. Und tatsächlich: Das ohnehin trostlose Bild, dass das Wildparkstadion mit gerade einmal 18.037 Zuschauern abgab, wurde durch das Schweigen des KSC-Anhangs nur noch trister.

Für die FCK-Fans allerdings kein Problem: Weil keine rechte Derbystimmung, zu der ja nunmal auch die Gegenseite gehört, aufkommen wollte, wurde die Partie kurzerhand zum Heimspiel erklärt. Wechselgesänge, Klatsch- und Hüpfeinlagen, Anfeuerungen und Lieder: Der Pfälzer Anhang präsentierte sein Können – und durfte früh jubeln.

KSC-Fans werden nur bei Stuttgarts Gegentoren laut

Gerade einmal vier Minuten waren gespielt, als Kacper Przybylko auf Vorarbeit von Marcel Gaus das 1:0 erzielte. Es sah alles nach einer klaren Angelegenheit aus und bei fast jedem, der es mit den Rot-Weißen hielt, war die Hoffnung auf einen endlich mal entspannten Spieltag spürbar.

Auf der Gegenseite machte sich derweil Resignation breit: Der Abstieg war zu diesem Zeitpunkt endgültig besiegelt und Stimmung wollte so erst recht nicht aufkommen. Wie paradox die Situation war, zeigte sich wenig später, als auf der Leinwand das Zwischenergebnis des Stuttgarters Spiels in Nürnberg eingeblendet wurde: Wirklich laut wurde es beim KSC-Publikum nur bei den zwei Toren des Club gegen den Erzrivalen aus der Landeshauptstadt.

Mit dem fränkisch-schwäbischen Duell befassten sich die Lautrer Fans freilich nicht. Auch weil die eigene Mannschaft längst den Faden verloren hatte und den KSC mit der Zeit ins Spiel kommen ließ. Eine merkwürdige Passivität ging von der Meier-Elf aus, Schönspielerei statt Konzentration war plötzlich zu sehen, und die breite Anfeuerung der mitgereisten Schlachtenbummler erstarb zusehends. Einzig gewonnene Zweikämpfe wurden noch lautstark gefeiert. Doch als der KSC eine Viertelstunde vor dem Halbzeitpfiff gleich drei Großchancen hatte und wenig später sogar den Ausgleich erzielte, machte sich eine bleierne Schwere im Gästeblock breit, die nur kurzzeitig mit einem trotzigen "Auf geht's Lautern, schieß ein Tor" unterbrochen wurde.

Weckruf der FCK-Fans: "Wir wollen euch kämpfen sehen"

Wie schon in der Vorwoche wanderten die Gedanken und Blicke zur Blitztabelle: Bielefeld führte, die Ausgangslage war damit nicht eben einfacher. Und weil auch die Mannschaft nach dem Seitenwechsel schwach spielte, hatte der Gästeblock nach wenigen Minuten endgültig die Schnauze voll. "Wir wollen euch kämpfen sehen" brüllten die Lautrer Fans - und setzten damit ein wichtiges Signal: "Sie haben die Mannschaft gut unterstützt und als es nötig war gutes Gespür bewiesen", lobte Norbert Meier.

Der Appell von den Rängen zeigte Wirkung. Denn Schritt für Schritt gewann Lautern wieder die Oberhand. Marcel Gaus fasste sich schließlich ein Herz, marschierte energisch in Richtung der Karlsruher Tores (Meier: "Er macht in solchen Situationen genau das Richtige") und holte einen Strafstoß heraus. Tosender Jubel im Gästeblock, der aber schnell in einen Mix aus Hoffnung und Sorge umschlug. Zweimal schon hatten die Roten Teufel schließlich einen Elfmeter verschossen - und auch diesmal scheiterte Sebastian Kerk an KSC-Keeper Dirk Orlishausen.

Hämischer Jubel auf Seiten des KSC-Anhangs, der aber nur Sekundenbruchteile später jäh erstarb. Kerk hatte nämlich den Abpraller ins Tor geschoben und sprang jubelnd über die Werbebande vor die abgeriegelte Gästekurve. Das Wildparkstadion erzitterte durch den tausendfachen Torschrei der Pfälzer, die sich nun - ähnlich wie in der Vorwoche - auf eine spannende Schlussphase einstellten.

Derbyniederlage, Abstieg, Stuttgarts Tor: Nichts zu feiern in Baden

Doch der FCK verteidigte diesmal nicht nur mit Geschick, sondern machte - endlich - mal den Sack zu: Jacques Zoua erzielte das 3:1! Jubel, Party, Derbysieg! So geil kann Abstiegskampf sein. Und die Stimmung steigerte sich sogar: Denn kurz vor dem Schlusspfiff wurde Fürths Ausgleich in Bielefeld eingeblendet - und, als ob der Fußballgott Karlsruhe auch wirklich grundsätzlich abstrafen wollte, der Stuttgarter 3:2-Siegtreffer. Nichts zu feiern in Baden - dafür umso mehr in der Pfalz.

Nach dem Schlusspfiff wurde der Gegner mit ein paar hämischen Plakaten und einem lauten "Schönen Gruß und auf Wiedersehen" inklusive weißer Taschentücher verabschiedet, ehe mit den eigenen Spielern abgeklatscht und der Sieg ganz besonders ausgiebig gefeiert wurde. Wie sagte Robin Koch? "Es ist schön, das Derby zu gewinnen!" - Stimmt!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

Weitere Links zum Thema:

- Stimmen zum Spiel | Derbysieg: Wichtiger Schritt, aber "nicht die Rettung"

Kommentare 99 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken