Neues vom Betzenberg

Gegner-Check: Mehr Wucht und Ideen nach vorne, bitte

Gegner-Check: Mehr Wucht und Ideen nach vorne, bitte

Foto: Imago Images

Mehr Kontrastprogramm geht nicht. Nach dem Spitzenreiter aus Hamburg trifft der FCK nun auf den Tabellenletzten aus Regensburg. Die Roten Teufel werden sich neu ausrichten müssen - vor allem in der Offensive.

So lief's seit dem Hinspiel: Was Tempo und Dramatik angeht, erinnerte das 0:0 des 1. FC Kaiserslautern bei Jahn Regensburg in der Hinrunde an weit zurückliegende Fernsehfreitage mit dem seligen Tränensack Horst Tappert als "Derrick". Die Regensburger waren nach vier Niederlagen und 14 Gegentreffern in Folge nur auf Torsicherung bedacht, und den Lautrern fiel über die volle Spielzeit so rein gar nichts ein, um den Abwehrriegel ihrer Gastgeber hätten zu knacken. Diese durften das Ergebnis am Ende immerhin als Teilerfolg werten. Eine Wende zum Besseren leitete dieser allerdings nicht ein. Nach drei weiteren Niederlagen, die in einem 3:8 in Nürnberg gipfelten - na ja, da fielen wenigstens Tore -, war Schluss für Aufstiegstrainer Joe Enochs. Assistent Andreas Patz übernahm zunächst interimsweise, gewann direkt 1:0 gegen Elversberg und wurde kurz danach zum neuen Cheftrainer gekürt. Mehr als ein Strohfeuer hier und da vermochte er bislang allerdings nicht zu entfachen. Auf Heimsiege gegen Darmstadt und Hertha BSC folgten direkt wieder Niederlagen. Am nächsten dran, sich eventuell zu stabilisieren, war der Jahn nach seinem 2:0-Erfolg gegen die Berliner Anfang Februar. Dem folgte ein unglückliches 1:2 in Fürth, nach eigener Führung und einigen strittigen Schiedsrichter-Entscheidungen, die zu einem Platzverweis für den aufgebrachten Patz führten. In der Woche darauf glückte gegen den Hamburger SV immerhin ein Unentschieden, worauf die folgende Partie gegen Mitaufsteiger Münster von den Verantwortlichen als "richtungweisend" gebrandet wurde. Nach der glatten 0:2-Niederlage darf süffisant-sarkastisch festgestellt werden: Die Richtung zeigt dann wohl nach unten. Seit September ist Regensburg durchgehend Tabellenschlusslicht, weist mittlerweile sechs Punkte Abstand zum Relegationsrang und acht zum rettenden Platz 15 auf. Auch aus der Mannschaft sind bereits resignative Töne zu vernehmen: "Mir fehlt dieser unbedingte Wille, in der Liga zu bleiben werden", ließ etwa die erfahrene Offensivkraft Kai Pröger (32) zuletzt verlauten.

Das hat sich geändert: Im Rahmen seiner bescheidenen wirtschaftlichen Möglichkeiten klotzte der Jahn in der Winterpause regelrecht ran. Mit Tim Handwerker (26) (1. FC Nürnberg), Sargis Adamyan (31) (1. FC Köln) Anssi Suhonen (24) (Hamburger SV) und Frederic Ananou (27) (VV St. Truiden, davor Rostock und Paderborn) lotste Sportchef Achim Beierlorzer vier gestandene Profis an die Donau, die allesamt schon Zweite Liga kickten. Deren Wirkung ist bislang durchwachsen. Stürmer Adamyan traf immerhin schon zweimal, Ananou hat den Sprung zur Stammkraft noch nicht geschafft, Handwerker und Suhonen fielen zuletzt verletzt aus.

Gewinner und Verlierer: Der Ex-Lautrer Christian Kühlwetter (28) kann zumindest mit der persönlichen Entwicklung zufrieden sein, die ihm der Wechsel nach Regensburg bescherte. Nach Jahren als Bankdrücker in Heidenheim ist er beim Jahn nun wieder gesetzt. Zu Beginn der Spielzeit noch Stürmer, hat ihn Patz nach und nach immer weiter zurückgezogen, zuletzt war er sogar auf der Sechs unterwegs. Warum auch nicht? "Kühli" verfügt über genug Spielintelligenz und Leader-Qualität, um sich in der Zentrale festzuspielen. Für einen anderen ehemaligen Lautrer im Kader dagegen läuft es auch an der Donau nicht: Julian Pollersbeck (31) hat noch nicht eine Minute gespielt. Zuletzt hatte er sich krankgemeldet, was besonders ärgerlich ist, da es am Samstag in Lautern durchaus mal klappen könnte: Stammkeeper Felix Gebhardt (22) fehlt gelbgesperrt. Ansonsten hat der Jahn einige junge Kräfte in seinen Reihen, die sich in der Klasse so gut behaupten, dass sie drin bleiben könnten, selbst wenn ihr aktueller Verein absteigt. Neben Torsteher Gebhardt, der zuletzt auch die Kapitänsbinde von Andreas Geipl (32) übernahm, etwa der junge Innenverteidiger Leopold Wurm (18) oder Linksverteidiger Bryan Hein (23). Keine Rolle mehr spielten in dieser Saison erfahrene Aufstiegshelden wie Benedikt Saller (32) und Florian Ballas (32), die lange verletzt ausfielen. Auch Defensivkraft Robin Ziegele (27) saß zuletzt auf der Bank Platz nahm. Vorzugsweise von der kommt weiterhin der dritte Ex-Lautrer im Team, Elias Huth (28). 14 Saisoneinsätze verzeichnet er bislang, aber nur drei von Anfang an.

Zahlenspiele: Ja, der Jahn stellt das schlechteste Auswärtsteam der Liga, grade mal einen Punkt hat er bislang in der Fremde geholt. Er hat die wenigsten Tore erzielt (14), die meisten kassiert (50), und die xGoals-Werte lassen auch nichts anderes erwarten. Und nicht ein Regensburger findet in der aktuelle Winter-Rangliste des "Kicker" Erwähnung, so dass man gesondert auf ihn hinweisen müssen. Die Mannschaft steht eben nicht zufällig auf Tabellenplatz 18. Drum macht es nicht viel Sinn, weiter nach Zahlen, Daten, Fakten zu suchen, die belegen, dass der FCK dieses Heimspiel locker gewinnen müsste. Floskeln wie die vom angeschlagenen Boxer sind uns aber zu blöd. Um den warnenden Zeigefinger erheben zu können, gucken wir auf den FCK. Denn der wird am Samstag im Spiel nach vorne was bieten müssen, und daran haperte es zuletzt. In den jüngsten Partien erzielten die Pfälzern überhaupt keinen Treffer, davor, in Berlin, traf Luca Sirch nur aus der Distanz. Stürmertore gab es in der Rückrunde nur beim 4:2-Erfolg in Fürth zu sehen, und da halfen zum haarsträubende Abwehrfehler des Gegners. Die 2:1-Heimsiege gegen die beiden anderen Aufsteiger aus Ulm und Münster fielen jeweils knapp aus und waren eine ziemliche Quälerei. Da ist also Neuausrichtung angesagt, und das nicht nur unter dem Eindruck der jüngsten 0:3-Klatsche in Hamburg.

Fazit: Auch wenn es weh tut, das Beste wird sein, die Roten Teufel schauen sich zur Vorbereitung auf diese Partie nochmal das Hinspiel an. Denn die Vorzeichen für die Partie im Fritz-Walter-Stadion stehen nicht viel anders. Der Gegner wird tief stehen, die Lautrer müssen komme und in ihren Abwehrblock irgendwie in Bewegung bringen, um Lücken zu finden - mit flinken Positionswechseln und schnellem Passspiel, also genau dem, was in Regensburg damals nicht funktionierte. Wieder mehr Augenmerk ist auch auf die eigenen Ecken zu lenken. In den zurückliegenden Halbserien waren diese stets eine Stärke des FCK, in dieser Rückrunde aber war man noch nicht einmal nach einem ruhenden Ball erfolgreich. Über die schwächelnde linke Seite ist mittlerweile wohl genug geschrieben und auch polemisiert worden, drum halten wir uns an dieser Stelle zurück. Nur ein konstruktiver Vorschlag. Wie wärs mal wieder mit Kenny Redondo als Schienenspieler? Ist nicht seine ideale Rolle, aber er hat schon gezeigt, dass er sie gut ausfüllen kann. Erinnert sei nur an das 3:2 gegen 1. FC Köln im DFB-Pokal vor anderthalb Jahren. Und wenn man gegen diese Gegner nicht mal riskieren darf, einen Außenbahnspieler mit Stürmerblut zu bringen, gegen wen denn dann?

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Samstag, 13:00 Uhr: Heimspiel gegen den Tabellenletzten (Der Betze brennt)

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