Nach dem 1:2 des 1. FC Kaiserslautern gegen den SC Paderborn gibt es auf dem Betze lautstarke "Grammozis raus"-Rufe. Der Trainer will weiterkämpfen, aber die Bosse vermeiden ein klares Bekenntnis.
"Die Stimmung droht nicht zu kippen, sie ist gekippt. Mit der Serie im Nacken ist das auch verständlich", sagte Geschäftsführer Thomas Hengen nach der Heimniederlage bei "Sky" und griff erneut seine Kritik vom Elversberg-Spiel am vergangenen Sonntag auf. "Das ist Abstiegskampf pur, da musst du dich mehr wehren. Gegen Elversberg waren es ein paar Prozent zu wenig, heute hat man aber gemerkt, dass der Druck bei dem einen oder anderen lähmend wirkt. Wir schaffen es nicht, auch mal ein 1:0 dreckig nach Hause zu bringen, wenn wir das 2:0 nicht machen. Dafür machen wir zu viele individuelle Fehler in der Summe. Wenn man sich unser Torverhältnis in der Summe anschaut, ist das zu schlecht." Es war für die Roten Teufel die zehnte Niederlage in den letzten zwölf Liga-Spielen, nur vier Punkte sprangen in diesem Zeitraum seit Mitte Oktober heraus. Das Resultat daraus, welches momentan auch jegliche Freude über die Erfolge im DFB-Pokal überdeckt: Tabellenrang 16, am morgigen Sonntag vielleicht sogar schon Platz 17.
Hengen: "Du musst Ergebnisse liefern, das weiß der Trainer"
Zu den nach dem Schlusspfiff von allen Tribünen schallenden "Grammozis raus"-Rufen sagte FCK-Boss Hengen: "Wir haben die Stimmungslage gehört. Aber nach einem solchen enttäuschenden Spiel macht man keine Aussagen nach links oder rechts. Wir werden uns zusammensetzen und das Spiel analysieren, wie wir es immer tun, und auch die Jungs aufbauen. Denn auch wenn das Umfeld denkt, wir sind schon abgestiegen - wir sind noch nicht abgestiegen. Wir können drin bleiben, aber nicht mit einer Leistung wie heute Abend. Der Trainer ist die ärmste Sau, er hatte schon von Anfang an wenig Standing hier, warum auch immer. Aber du musst Ergebnisse liefern, das weiß ich, der Trainer, die Mannschaft."
Hajri: "Wir müssen jetzt schleunigst die Lage verstehen"
Wie ernst die Lage am Betzenberg derzeit ist, zeigt auch der Umstand, dass sich der Technische Direktor Enis Hajri heute zum ersten Mal überhaupt gegenüber der Presse zur Situation äußerte: "Wir müssen akzeptieren, dass wir unten angekommen sind. Jedes Spiel ist jetzt für uns ein Endspiel, nicht nur die großen Spiele, wenn abends das Licht angeht, sondern auch die 13-Uhr-Spiele. In denen geht es auch um drei Punkte. Die Leistung in der zweiten Halbzeit kann ich nicht akzeptieren und auch nicht nachvollziehen. Wir müssen das Spiel in der ersten Hälfte zumachen. Ich kann mir auch nicht erklären, warum wir dann so nachlassen."
Den von vielen Beobachtern und Fans scharf kritisieren Dreifach-Wechsel in der 55. Minute, als Grammozis das Offensivtrio Ragnar Ache, Marlon Ritter und Richmond Tachie auf einen Schlag vom Platz nahm, bewerte Hajri so: "Er ist der Cheftrainer. Er ist dafür verantwortlich. Wir haben jetzt aber auch eine anstrengende Woche gehabt. Ragnar hatte auch immer wieder Probleme, Marlon war in der Vorbereitung angeschlagen. Die Jungs geben alles, so lange sie können und dürfen. Und wenn der Trainer entscheidet zu wechseln, dann wechselt er. Wir müssen jetzt schleunigst anfangen, die Lage zu verstehen und Spiele 90 Minuten so absolvieren wie in der ersten Halbzeit. Wenn wir unser Potenzial abrufen, bin ich überzeugt, dass wir den Klassenerhalt schaffen."
Auch Direktor Hajri vermied ein klares Bekenntnis zum Trainer und sagte unter dem Eindruck der Niederlage nur: "Das ist jetzt Quatsch direkt nach dem Spiel. Wir sind im Moment alle enttäuscht, die Zuschauer, die Spieler und wir."
Grammozis: "Ich kann die Fans verstehen"
Die erste Analyse von Trainer Dimitrios Grammozis drehte sich ebenfalls um die beiden extrem unterschiedlichen Halbzeiten und den Einbruch nach der Pause. "Man kann das Spiel in zwei Abschnitte einteilen. Die erste Halbzeit fand ich top von uns. Das war die beste Halbzeit, die wir bislang gespielt haben. Wir waren sehr engagiert von Anfang, haben dem Gegner den Schneid abgekauft. Wir hatten auch Chancen auf zweites und drittes Tor", sagte der Coach, der zudem in dem nach Videobeweis von Schiedsrichter Martin Petersen zunächst gepfiffenen und dann wieder zurückgenommenen Foulelfmeter einen Knackpunkt sah. Es hätte das 2:0 sein können, allerdings war das mutmaßliche Foulspiel auch außerhalb des Strafraums. "Meiner Meinung nach war das ein Foul. Was der Schiri daraus macht, ist seine Geschichte. Wir hatten nach der Pause leider nicht mehr diese Energie und haben die Spielkontrolle verloren."
Zu den Rufen der Fans nach dem Schlusspfiff sagte Grammozis: "Es ist nicht schön, wenn man so etwas hört. Aber ich kann nicht mehr tun, als Gas zu geben. Ich kann unsere Fans verstehen. Aber die Situation ist, wie sie ist. Wir müssen das Spiel analysieren und uns auf Nürnberg vorbereiten. Profi zu sein bedeutet nicht nur im Guten vor der Kurve zu stehen und sich feiern zu lassen. Solche Momente gehören dazu."
Zimmer: "Wir müssen zusammenhalten, so gut es geht"
Verständnis für die Unmutsbekundungen im Stadion hatte auch Kapitän Jean Zimmer: "Die Fans haben ihren Unmut kundgetan, was man niemandem übel nehmen kann. Die letzten Monate waren für keinen einfach und dann ist klar, dass nach einer weiteren Niederlage Unruhe aufkommt. Es ist brandgefährlich jetzt. Wenn Rostock gewinnt, sind wir Vorletzter. Das ist gefährlich genug, egal wie die Stimmung ist. Wir müssen zusammenhalten, so gut es geht. Wenn wir jetzt anfangen, uns gegenseitig zu zerfleischen, wird es noch schwerer."
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Quelle: Der Betze brennt