Neues vom Betzenberg

Gegner-Check Rostock: Die Kogge will wieder auf Kurs

Gegner-Check Rostock: Die Kogge will wieder auf Kurs

Foto: Daniel Krämer

Mit Hansa Rostock trifft der 1. FC Kaiserslautern am Samstag erneut auf ein Kellerkind. Und das zuhause, wo die Roten Teufel zuletzt stets erfolgreich waren. Gegner wie diese liegen den Pfälzern allerdings weniger.

So lief's seit dem Hinspiel: Nach der 0:2-Heimniederlage gegen den FCK am 13. Spieltag ließen die Rostocker direkt mit einem 3:0-Auswärtssieg in Regensburg aufhorchen. Als sie danach aber das nächste Heimspiel gegen Sandhausen mit 0:1 vergeigten, war Schluss für Aufstiegstrainer Jens Härtel. Nachfolger Patrick Glöckner holte dann aus den verbleibenden zwei Spielen vor der Winterpause vier Punkte. Das versprach Besserung - zumal der neue Coach anschließend zwei Monate hatte, das Spiel seiner Mannschaft nach seinem Gusto auszurichten. Umso enttäuschender dann der Start ins neue Jahr: In den folgenden acht Partien holte der Ex-Waldhöfer Glöckner abermals nur vier Punkte und die allesamt auswärts. Nach einer deprimierenden 2:5 Heimniederlage gegen Düsseldorf musste auch er gehen. Die Kogge war nunmehr auf Rang 17 gesunken. Alois Schwartz übernahm, startete ebenfalls mit drei Niederlagen, feierte zuletzt aber gegen Fürth mit einem 2:0 den ersten Heimerfolg Rostocks seit dem 9. Spieltag. Nach der Partie auf dem Betzenberg starten Trainer und Team übrigens in regelrechte Abstiegs-Playoffs: Regensburg, Sandhausen, Nürnberg und Braunschweig heißen die verbleibenden Gegner.

Das hat sich geändert: Trainer Härtel hatte im Januar 2019 seine Arbeit an der Ostsee aufgenommen, gemeinsam mit Sportvorstand Martin Pieckenhagen. Mit den beiden legte der FC Hansa keinen Katapultstart hin, kam aber zügig immer besser auf Kurs. 2021 Aufstieg in die Zweite Liga, in der man das erste Jahr auf einem ordentlichen 13. Rang abschloss. Und dann entlässt Pieckenhagen seinen Weggefährten nach 15 Spieltagen, nach denen die Mannschaft auf einem noch keinesfalls alarmierenden 12. Platz steht - warum? Darüber rätseln die Hansa-Fans, von denen viele Härtel nach dem Glöckner-Aus gerne zurückgeholt hätten, noch heute. Von bereits länger andauernden "atmosphärischen Störungen" in dem bis dato erfolgreichen Duo ist die Rede, da soll sich einer einen Reim drauf machen. Glöckners Entlassung nach acht Punkten in nur zehn Spielen wirkt da schon nachvollziehbarer, das war wohl die berühmte Reißleine, die es vor dem Saisonfinale zu ziehen galt. Dass in der Winterpause versäumt wurde, personell nachzulegen, obwohl die Mittel dazu vorhanden gewesen sein sollen, wurde dann allerdings auch Pieckenhagen angelastet. Kurz nach Glöckner wurde er ebenfalls seines Amtes enthoben. Alois Schwartz versucht nun, die Kogge seiner Art gemäß mit ruhiger Hand wieder in stillere Gewässer zu steuern. Trotz dreier Niederlagen zum Einstand wechselte er seine Startelf stets auf maximal einer Position. Zum Spiel gegen Fürth nominierte Schwartz lediglich den Schweden Nils Fröling neu - weil Lukas Scherff rotgesperrt war. Und eben dieser Fröling brachte sein Team mit seinem Führungstreffer auf die Siegerstraße.

Gewinner und Verlierer: Stürmer Kai Pröger, in der Hinrunde mit sechs Treffern stärkste Offensivkraft der Rostocker, kam im neuen Jahr noch nicht in Tritt. Erst ein Treffer, zuletzt erzielte der 30-Jährige aber beide Torvorlagen beim 2:0 gegen das Kleeblatt - es scheint also wieder aufwärts zu gehen. Schwartz setzt auch wieder auf Lukas Hinterseer, den vergangenen Sommer aus Hannover geholten Sturmtank, der unter seinen Vorgängern enttäuschte. Bei dem von Hansa über weite Strecken gut geführten, aber doch 2:3 verlorenen Heimspiel gegen Kiel erzielte der 32-Jährige wieder mal ein Tor. Nur noch auf der Bank saß zuletzt der langjährige Stammstürmer John Verhoek, der für den Klub bereits 41 Buden gemacht hat - diese Saison aber erst eine einzige. Pascal Breier, ebenfalls lange Jahre Stammkraft an der Ostsee, fiel lange wegen Rückenproblemen aus, saß zuletzt aber wieder neben Verhoek auf der Bank. Der Schwede Svante Ingelsson allerdings, der schon sieben Mal als Vorlagengeber in Erscheinung trat, fällt seit vier Wochen wegen einer Schambeinentzündung. aus. Wirkliche Senkrechtstarter hat die Kogge in dieser Spielzeit nicht hervorgebracht, doch die erfahrenen Damian Roßbach, Lukas Fröde, Dennis Dressel sowie Keeper und Kapitän Markus Kolke sind zumindest einigermaßen konstante Größen in dieser schweren Zeit.

Zahlen, Daten, Fakten: Dass im vorangegangenen Absatz fast ausschließlich Offensivkräfte genannt werden, deutet bereits daraufhin hin: Die größten Probleme hat Hansa in der Offensive: Erst 25 Treffer, das ist der schlechteste Wert in Liga Zwei. Dass sie gemeinsam mit Sandhausen immer noch das schwächstes Heimteam der Klasse sind, spielt am Samstag keine Rolle. In der Auswärtstabelle ist Rostock Zwölfter, hat immerhin schon viermal in der Fremde gewonnen, also Obacht. Im Ranking der "gewonnenen Zweikämpfe" ankert die Kogge sogar auf Rang 7, und 67 kassierte Gelben Karten bedeuten Platz 5 im Liga-Vergleich (Quelle: bundesliga.de). Allein das sollte Dirk Schuster und seinen Jungs bewusst machen, was am Samstag geboten ist. Weniger gute Werte weisen die Rostocker in punkto Passquote, Ballbesitz oder progressiven Läufen auf, in diesen Disziplinen aber sind auch die Lautrer schwach. Per Kopf hat der Gast bereits sieben Buden kassiert, ein Mittelklassewert, den er mit dem FCK teilt. Dafür haben sie erst vier Treffer mit Kopfbällen erzielt, Lautern dagegen schon zwölf.

Fazit: Was kümmern uns die mauen Auswärtsauftritte, zuhause sind wir doch wieder eine Macht, wir haben den HSV gepackt, da wird's ja wohl auch für Hansa Rostock reichen ... So zu denken, wäre fatal. Heimgegner wie Kiel, Fürth, Heidenheim oder Hamburg stellten Mannschaften, die auch in der Fremde mutig nach vorne verteidigen und so dem FCK ermöglichten, ihnen im typischen Schuster-Stil zu begegnen und zu punkten. Die Atmosphäre im Fritz-Walter-Stadion tat da natürlich ein Übriges. Rostock dagegen wird so zurückhaltend auftreten, wie es zuvor schon Braunschweig, Sandhausen, Nürnberg oder Regensburg auf dem Betzenberg taten - und gegen all diese Teams hat Lautern zuhause nicht gewinnen können. Wieder mal also wäre angezeigt, selbst initiativ zu werden, aufzurücken, den Gast auf die Roten Teufelshörner zu nehmen. Vor diesem Hintergrund wird besonders interessant sein, wie Schuster weiter mit der Personalie Philipp Klement umgeht, der nun auch selbst eingeräumt hat, dass ihm der zuletzt bevorzugte Spielstil nicht entgegenkommt und bald eine Lösung gefunden werden sollte. Setzt der Trainer den im Spätsommer gerade wegen seiner spielerischen Qualitäten noch nachverpflichteten Zehner zum fünften Mal in Folge nur auf die Bank - in einer Partie, wo präzises Passspiel in engen Räumen besonders gefragt sein dürfte? Was keinesfalls heißen soll, dass gegen dieses Team nur die "feine Klinge" gefordert ist. Um sich gegen diesen kampfstarken Gegner nicht den Schneid abkaufen zu lassen, ist exakt die "Dreckspatzigkeit" gefragt, von der der Trainer ebenfalls gerne spricht.

Quelle: Der Betze brennt

Weitere Links zum Thema:

- Samstag, 13:00 Uhr: Kogge in Seenot reist auf den Betze (Der Betze brennt)

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