Neuigkeiten und Pressemeldungen zum 1. FC Kaiserslautern.

Beitragvon MarcoReichGott » 31.03.2025, 10:26


MahonY* hat geschrieben:Noch krasser beim Tor von Ache, der gefühlt völlig frei und unbedrängt zum Kopfball kommt. An der Stelle würde mich mal interessieren, ob Tore nach Ecken aufgrund der Gegnerdichte in der Regel zu solch kleinen Ausschlägen führen.


Dann guck dir mal ein paar Minuten zuvor die Chance von Siebert nach der Ecke an. Das ist eine recht ähnliche SItuation und da wird eben ein harmlosen Bällchen draus.

Die Großchance von Ache nach der Flanke von Zimmer und das 2:1 nach Ecke sind eben eben bei den meisten Spielern keine Tore. Wenn Ache hingegen in dieser Situation den Ball bekommt, dann rechnen wir da schon mit einem Tor. Genau DAS kann eben das XGoal auffangen: Chancen unabhängig von der individuellen Klasse bewerten. Ache ist schlichtweg bei Kopfbällen individuell überragend.

Wir schießen diese Saison auch recht viele Tore von außerhalb des 16ers. Wir erinnern uns mal 2 Spielzeiten zurück, wo wir uns darüber gerägert haben, dass außer Wunderlich das bei uns keiner hinbekommen hat, während individuell stark besetzte Gegner uns damit immer wieder geknackt haben. Aktuell treffen Ritter, Kaloc, Sirch und auch Ache immer mal wieder von außerhalb.

Ich verstehe völlig was du damit meinst, dass die XGoals die Torabschlüsse nur "theoretisch" bewerten können (auch wenn mir als Statistiker bei dem Wort die Fußnägel aufrollen, weil Statistiken per Defintion was anderes als Theorien sind - man redet davon von Begriffen wie "erwartungstreu" und "konsistent"^^)

Die Spielsituation im Fußball sind so komplex, dass man hier wohl niemals alle Parameter mit berücksichtigen kann. Und das schlägt sich dann ja auch dadrinnen nieder, dass die unterschiedlichen Anbieter von solchen Statistiken sich zum Teil deutlich unterscheiden. Bei den dreien, die Kohlmeyer hier nennt, schwankt unser XGoal Wert ja auch zwischen 0,6 und 1. Vielleicht werden die Messungen und die daraus resultierenden Schätzungen in Zukunft noch genauer werden. Aktuell sollte man sicherlich die absoluten Zahlen nicht völlig überbewerten.

Aber der Grundtenor dieser Saison zeigt sich eben auch im Düsseldorf-Spiel wieder: Wir machen aktuell aus vergleichsweise geringen Chancen viele Tore. Das hat halt auch nicht zwingend etwas mit "Glück" zu tun. Wenn ich weiß, dass ich da einen Ache vorne drinnen habe, dann kann ich eben auch mal Bälle in den Strafraum hauen, die ich bei nem Lobinger nicht spielen würde. Oder ich investiere sehr viel Arbeit um eine Ecke rauszuholen - weil diese eben mit Ache vorne drinnen immer gefährlich werden kann.

Und bei einem Marlon Ritter weiß ich, dass ich in fast jedem Spiel ein paar absolut geniale Momente bekomme, die den Unterschied machen können - aber er dafür auch immer wieder Phasen im Spiel hat, wo ihm sehr wenig gelingt. Das ist eben auch eine bewusste Entscheidung, dass ich diesen Spielertypen auf dem Platz haben möchte.

Gute Statistik lebt nicht nur davon, dass man aus irgendwelchen Modellannahmen und Daten am Ende eine Statistik aufbereitet, sondern es braucht auch immer spezifisches Fachwissen um die Ergebnisse interpretieren zu können.



Beitragvon MahonY* » 31.03.2025, 11:39


MarcoReichGott hat geschrieben:Genau DAS kann eben das XGoal auffangen: Chancen unabhängig von der individuellen Klasse bewerten.


Da hast du einen Punkt, den ich so nicht in Betracht gezogen habe. Der Vergleich Ache - Siebert passt natürlich auch.
Hier habe ich nicht beachtet, dass die subjektive Wahrnehmung der Torchance natürlich die individuelle Klasse von Ache berücksichtigt, was der xG-Wert nicht tut.

Die Rückmeldung hierzu hat mich nochmal veranlasst mich mit der Berechnung des xG Werts zu beschäftigen. :teufel2:
Ein wirklich interessantes Thema, wenn man sich für Statistiken begeistern kann.

Ein kleines Fragezeichen zum "Verteidigerdruck" bleibt trotzdem. Daraus resultierte auch meine indirekte Frage zu der Bewertung von Kopfbällen nach Ecken/Freistößen.

Inwiefern der Gegnerdruck wirklich die Positionierung des Gegenspielers zum Ball, dessen Geschwindigkeit und Chance zu klären mit berücksichtigt, ist mir nicht klar.
Gefühlt liegt hier für mich oft der Unterschied zwischen subjektiver Wahrnehmung und tatsächlicher Bewertung begründet.

Es macht ja einen Unterschied, ob ein Spieler zwar räumlich in der Nähe des Schützen ist, aber aus beliebigem Grund keine Chance hat in die Situation einzugreifen (bspw. gerade auf dem Boden liegt oder mit dem Rücken zum Schützen steht) oder ob ein Gegenspieler tatsächlich eine Chance hat das Tor zu verhindern.

Am Ende läuft es auf das hinaus, was eigentlich Anstoß meines Posts war: Der xGoals Wert passt grundsätzlich in der Berechnung - sagt aber in einigen Fällen nichts darüber aus, ob ein Ergebnis gerecht war oder nicht.
Aber so ist es ja mit sehr vielen Statistiken.
Bastion Betzenberg - Back to Glory!



Beitragvon MarcoReichGott » 31.03.2025, 12:33


MahonY* hat geschrieben:
Inwiefern der Gegnerdruck wirklich die Positionierung des Gegenspielers zum Ball, dessen Geschwindigkeit und Chance zu klären mit berücksichtigt, ist mir nicht klar.
Gefühlt liegt hier für mich oft der Unterschied zwischen subjektiver Wahrnehmung und tatsächlicher Bewertung begründet.

Defintiv. Ein Spielsituation statistisch zu erfassen ist sicherlich nicht einfach, auch weil es nicht nur auf die Statik der Situation beim Torabschluss ankommt, sondern eben auf die Dynamik um den Torabschluss herum.

Hat der Stürmer viel Zeit vorher die Situation "auszugucken" oder muss er spontan reagieren? Wie hart und mit viel Drall kommt der Ball zu ihm?

Das sind alles Faktoren, bei denen man zumindest überprüfen muss, ob diese statistisch relevant sind und ggf. dann auch berücksichtigen. Und nicht nur das: Ich muss diese dann auch korrekt berücksichtigen. Unterstellte ich in meinem statistischen Modell z.B. nach einer Ecke, dass die Geschwindigkeit des Balls einen linearen Einfluss auf die Torwahrscheinlichkeit hat, aber in Wirklichkeit ist dieser nicht-linear (Der Ball sollte also hart, aber nicht zu hart kommen), dann begehe ich einen systematischen Fehler und meine statistische Schätzung ist verzerrt.

Und auch wenn wir damit nun vom Fußball weg sind, muss ich den Punkt hier trotudem noch setzen, weil es einfach in der heutigen Zeit so extrem wichtig ist: Statistiker sind sich der unzulänglichkeiten von Statistiken immer bewusst. Der Punkt ist aber halt: Das macht sie nicht unbedingt wertlos, sondern muss man diese Unsicherheit nur korrekt berücksichtigen.

Unsere gesamten Fortschritte in der KI basieren darauf, dass da statistische Modelle hinterstecken, bei denen man sogar eine gewisse Fehlertoleranz in Kauf nimmt. wenn ich eine KI MRT Bilder auswerten lasse, dann wird diese Fehler machen. Solange sie aber weniger Fehler als ein Mensch macht, ist es trotzdem sinnvoll sie zu verwenden.

Genauso ist das eben mit XGaols auch. Menschen sind grundsätzlich nicht gut dadrinnen Wahrscheinlichkeiten zu schätzen. Es gibt einfach zu viele kognitive Verzerrungen. Hat Ache zweimal sensationelle Kopfballtore aus einer schwierigen Lage erzielt, dann werden wir die Wahrscheinlichkeit in nachfolgenden Situationen überschätzen. Das ist einfach tief im Menschen drinnen, weil unsere Vorfahren ohne solche Mustererkennung im Wald verhungert wären und von wilden Tieren aufgefressen worden wären. Statistik kann helfen diesen subjektiven Bias zumindest in Frage zu stellen.



Beitragvon Ke07111978 » 31.03.2025, 18:07


xGoals sind eigentlich recht simple Wahrscheinlichkeitsrechnung. Amazon web services die beispielsweise mit der Bundesliga zusammenarbeiten haben über 40.000 Torschüsse analysiert unter anderem die Distanz und der Winkel zum Tor, die Bewegungsgeschwindigkeit des Schützen, die Zahl der Gegenspieler zwischen Ball und Tor und die Torabdeckung durch den Torwart, die Höhe des Balles etc. daraus abgeleitet wird, mit welcher Wahrscheinlichkeit aus einer solchen Position ein Tor geschossen werden kann. Das ganze ist also ein Durchschnittswert.

Die Aussage der xGoals sagt somit etwas darüber aus, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein durchschnittlicher Spieler der 1. und 2. Bundesliga unter Beachtung der oben genannten Parameter in den letzten Jahren ein Tor aus entsprechender Position erzielt hat. Am einfachsten ist das Beispiel Elfmeter: Hier liegt die Wahrscheinlichkeit bei 0,77, also 77%, dass der Ball reingeht. Harry Kane hatte aber die letzten 3 Jahre 100% - er ist also besser als der Durchschnitt.

In der Saison 2021 hatte Robert Lewandowski einen xG Wert von 28 und hat 41 Tore gemacht. Der FCB hat insgesamt 25 Tore mehr geschossen als der xG Wert - also die durchschnittliche Mannschaft - aus denselben Chancen gemacht hätte. Die Aussagekraft ist ehrlicher Weise sehr hoch, denn der FCB hat schlichtweg viele Spieler mit individuell so hoher Klasse, dass Sie eben häufiger treffen als der Durchschnitt.

Wir haben diese Saison einen xG Wert von 1,6 und liegen damit eigentlich in Schlagdistanz zur Spitze. Spitzenreiter ist der HSV - und da wird es interessant. Denn der HSV hat einen xG Wert von 1,69. Wir haben aber 46 Tore erzielt und der HSV hat 58. Gemäß xG dürften wir bei 27 Spielen eigentlich nur 43 Tore haben, der HSV aber auch nur 46. Der HSV hat also satte 12 Tore mehr geschossen als ein Durchschnitts-Team aus den Chancen gemacht hätte, wir aber nur 3. Auch Elversberg hat 6 Tore mehr gemacht als zu erwarten war.

Die gute Nachricht ist, dass unser xG Wert kontinuierlich nach oben geht: Während es im 1. Jahr 2. Liga noch 1,48 waren und letztes Jahr 1,53 sind wir jetzt schon bei 1,6 - wir spielen uns also im Durchschnitt mehr und bessere Chancen heraus. Außerdem ist die Abhängigkeit von der individuellen Klasse geringer, als man denken könnte. Denn bei einem Ache würde man ja denken, dass wir deutlich mehr Tore haben müssten als zu erwarten sind.

Wie von MRG geschrieben: Ein gutes Beispiel ist das Tor von Ache. Der Ball kommt in einer Höhe, in der ihn ein Durchschnittsspieler nicht verarbeiten kann. Dann sind da DREI Gegenspieler und der Torwart auf der Linie. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Durchschnittsspieler daraus ein Tor macht ist einfach verschwindend gering.



Beitragvon Kohlmeyer » 07.04.2025, 18:45


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Foto: Imago Images

Taktik-Nachlese zum Spiel FCM-FCK
Die DBB-Analyse: Null Ideen, null Tore, null Punkte


Der 1. FC Kaiserslautern sieht beim 0:2 gegen den 1. FC Magdeburg schlecht aus. Das kommt im Aufstiegskampf zur Unzeit, ist aber auch nichts Neues. Dabei hätten die Betze-Buben doch nur bei sich selbst abkupfern müssen.

So richtig gut ausgesehen gegen diesen Gegner haben sie in den vergangenen Jahren eigentlich nur einmal. Im Mai vergangenen Jahres, im Fritz-Walter-Stadion, beim 4:1 gegen den FCM unter der Regie von Friedhelm Funkel. Da hatten die Roten Teufel dem Gegner kaum Luft und Raum gelassen, die gefährlichen Flügelspieler aus dem Spiel genommen. Und Daniel Hanslik und Kenny Redondo hatten die Abwehrspieler der Gäste schon in vorderster Linie bejagt, bis diesen angst und bange wurde.

Und diesmal? War von alledem nichts zu sehen. Die Magdeburger Flügelpärchen Philipp Hercher/Livan Burcu rechts und Alexander Nollenberger/Baris Atik marschierten nach Belieben über ihre Seiten. Die Ballführenden hatten immer wieder jede Menge Zeit, sich ihren nächsten Zug zu überlegen. Und das nicht nur in ihren hinteren Reihen, sondern, besonders fatal, auch unmittelbar vor dem Lautrer Strafraum.

Der Startelf zufolge war doch "forsch" angesagt

Dabei wollte Markus Anfang mit seiner Startformation eigentlich doch signalisieren, dass das Spiel seiner Mannschaft forsch nach vorne führen sollte, oder? Für den gelbgesperrten Hanslik rückte nicht der defensiver orientierte Filip Kaloc in die erste Elf, sondern der offensive Daisuke Yokota. Und Marlon Ritter komplettierte mit ihm, Redondo und Ragnar Ache ein Offensivquartett, das sich zunächst mal sehr variabel präsentierte. Zeitweise schoben sich "MR7" und Redondo sogar vor ihre Mitspieler. So richtig bissig gegen die Hintermannschaft der Gastgeber wurde die Viererbande allerdings nur selten. Natürlich auch, weil FCM-Keeper Dominik Reimann sich immer wieder als zusätzliche Anspielstation und Aufbauspieler anbot, bisweilen sogar in die Abwehrkette aufrückte, doch ist eigentlich hinlänglich bekannt, dass er dies oft und gerne tut.

Positiv anzumerken ist: In der Anfangsphase zeigte der FCK durchaus, dass er imstande ist, sich technisch sauber aus engen Spielsituationen zu befreien. Und nach elf Minuten bot sich Redondo eine erste Einschussmöglichkeit. Nach einem starken tiefen Ball von Jean Zimmer von der rechten Außenbahn tauchte Lauterns Nummer 11 frei, allerdings aus recht spitzem Winkel vor Reimann auf, scheiterte aber.

Magdeburg von Beginn an mit den klareren Aktionen

Das Problem war nur: Der FCM hatte zu diesem Zeitpunkt schon zwei gute Aktionen abgeschlossen. Die erste schon nach wenigen Sekunden, als sich eine Schussflanke Nollenbergers knapp am langen Pfosten des von Simon Simoni gehüteten Gehäuses vorbeidrehte. In diesem Stil ging's weiter. Ordentlichen Fußball zu zelebrieren versuchten beide Teams, die besseren Szenen jedoch hatten die Gastgeber.

FCM-Trainer Christian Titz hatte seine Startformation ebenfalls umgestellt. Mit dem Schweden Alexander Ahl Holmström bot er zur Überraschung auch des Heimpublikums eine echte Kante im Sturmzentrum auf. Dafür agierte Torjäger Martijn Kaars zurückgezogen im Mittelfeld. Ein wenig ungewöhnlich für Magdeburg, aber keine Premiere: Diese Variante hatte Titz bereits im Februar in der Partie gegen den damaligen Tabellenführer 1. FC Köln ausprobiert. Es war das erste von nur zwei Heimspielen, die sein Team bis dato gewonnen hatte, der FCM siegte 3:0. Allein das hätte für Lautern schon Warnung genug sein müssen.

2:0 zur Pause: Wer Batik sagt, muss auch Durcu sagen

Zur Pause war dann aber Baris Atik derjenige, der im Stadion am lautesten gefeiert und von den FCK-Fans am meisten verflucht wurde. Kein Wunder, er hatte ja auch beide Treffer erzielt. Doch ebenso viel Anteil am Magdeburger Zwei-Tore-Vorsprung hatte sein Gegenüber auf der rechten Seite, Livan Burcu. Ständig setzte der 20-Jährige Florian Kleinhansl mit Dribblings zu, zwang Simoni mit einem präzisen Schuss aus halbrechter Position Richtung langes Eck zu einer Glanzparade - und dann bereitete er auch das 1:0 durch Atik vor. Der durfte sich mit dem Rücken zum Tor um seinen Gegenspieler Jan Elvedi viel zu leichtfüßig herumwinden und aus der Drehung vollstrecken. Aber erst, nachdem Burcu vor der Sechzehnmeter-Linie viel zu lange überlegen durfte, wie er seinen Sturmpartner denn anspielen sollte.

Auch vor dem 2:0 durfte sich Atik unmittelbar vor der Box viel zu viel Zeit nehmen, ehe er aus halblinker Position einen Schlenzer aufs lange Eck ansetzte. Unterwegs zum Tor segelte das Leder am einlaufenden Ahlström vorbei, der im Abseits stand. So dass wie schon vor einigen Wochen in Paderborn die Frage im Raum stand: "Ist das nun ein passives Abseits, das geahndet werden muss oder nicht?" Entschieden wurde abermals gegen den FCK. Das wird zusehends ärgerlicher, zumal sich die Frage kaum stimmig beantworten lässt.

Wie Markus Anfang nach dem Spiel mit Verweis auf die Rückfrage bei einem Schiedsrichter erklärt, soll wohl die "Höhe" des "Impacts" auf den Torwart maßgeblich sein. Die Frage ist nur, wie hoch die Höhe des Impacts denn sein darf. Wenn der passiv im Abseits stehende Stürmer sich im unmittelbaren Sichtfeld des Torwarts bewegt und es ihm erschwert, sich allein auf den Ball zu konzentrieren, ist der "Impact" ja wohl nicht allzu niedrig. Und im Stadion war deutlich zu sehen, dass Simoni deswegen genau diesen einen Sekundenbruchteil zögerte, der am Ende entscheidend war.

Ge-schlossen ist nicht gleich ent-schlossen

Lauterns Coach stellte fairerweise aber auch klar: "Deswegen haben wir nicht verloren." Sondern, weil sein Team einfach zu wenig getan habe, um Tore zu schießen. Gut erkannt. Denn leider fiel dem FCK auch in der zweiten Hälfte nichts ein, um an diesem 0:2-Rückstand noch was zu ändern. Die Mannschaft rückte zwar ge-schlossen auf, agierte aber nicht ent-schlossen genug, um das Spiel zu drehen.

Der Trainer reagierte schon nach 63 Minuten mit einem dreifachen Wechsel - das hat man bei ihm bislang noch nicht gesehen. Doch was der bewirken sollte, wurde nicht so ganz klar. Erik Wekesser ersetzte Kleinhansl positionsgetreu, Jan Gyamerah kam für Zimmer, zog als rechter Außenbahnspieler zwar öfter in die Mitte als sein Vorgänger, dies aber ohne erkennbaren Effekt.

Viele Wechsel - keine Wirkung

Und natürlich setzte der Coach wieder auf seinen bevorzugten Heuer-Sirch-Move, aber anders als sonst. Jannis Heuer kam diesmal für Tim Breithaupt, so dass Sirch zwar aufrücken durfte, aber den Part des alleinigen Sechsers übernehmen musste. Was ihm nicht so viel Raum für die kraftvollen Vorstöße ließ, mit denen er sonst nach seiner Versetzung nach vorne brilliert.

Später kamen noch die gelernten Offensivkräfte Grant Ranos und Faride Alidou, die ebenfalls ohne Wirkung blieben. Dass nichts mehr gehen würde, war zu diesem Zeitpunkt jedoch selbst den größten Optimisten schon klar. Spätestens, als auch Sirchs Eckbälle, die in den jüngsten Partien für Gefahr gesorgt hatten, weil sie Ache ins Spiel brachten, im Niemandsland hinter dem langen Pfosten herunterfielen.

Aches Großchance erhält keine xG-Wertung - wen juckt's?

"Wyscouts" xG-Grafik visualisiert dieses traurige Schauspiel. Keinerlei Ausschläge in der zweiten Halbzeit auf der Lautrer Linie. Wobei die Software da wieder mal einen Bock geschossen hat. Nach 54 Minuten verpasste Ache die Möglichkeit, ins leere Tor zu schießen, nachdem Redondo den vorm Sechzehner ausflügelnden Reimann vom Ball getrennt hatte. Vermutlich kam es da zu keiner xG-Wertung, weil anschließend Foul gepfiffen wurde. Es handelte sich allerdings um ein Foul Reimanns. Wäre Aches Ball im Netz gelandet, wäre mit Sicherheit auf Vorteil erkannt worden.

Das xG-Gesamtergebnis von 0,58 : 1,29 ist natürlich ebenfalls ein Witz. Die Redondo-Chance in der 11. Minute ist dramatisch überbewertet. Das vom "Kicker" ermittelte xG-Ergebnis ist aber auch nicht gerade schmeichelhaft für die Magdeburger, die kein überragendes, aber doch ein ordentliches Spiel machten: 0,62:0,82.

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Die Positions- und Passgrafik des FCK: Redondos Spot (Nr. 11) ist vollkommen vom dem Aches (9) verdeckt. Das zeigt, wie weit vorne der Deutsch-Spanier sich positionierte.

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Die Passmap der Gastgeber: Dokumentiert gut ihr flügelbetontes Spiel. Aber auch, dass Torjäger Kaars in seiner Mittelfeldrolle gut zurechtkam.

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Die Überkreuztabelle der Passkombinationen: Offenbart den einzigen Lichtblick dieses Spiels, die Rückkehr von Yokota. Der kleine Japaner fand nach seiner Pause direkt wieder ins Team, bot sich immer wieder zwischen den Linien an, bekam folgerichtig die meisten Zuspiele spielte auch selbst die meisten Pässe. Zwei, dreimal war sogar zu erkennen, wie er seine Mitspieler anzutreiben versuchte. Das kann er gerne noch öfter tun.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Übersicht 2024/25: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage



Beitragvon teldix » 07.04.2025, 22:50


Ich bleibe dabei: Yokota und Ritter passen nicht zusammen. Mit Gyamerah war noch ein weiterer Spieler, der in die Mitte zieht. Damit war auf der Außen kaum jemand. Standen uns ein paar Mal selbst im Weg und für ständiges Kurzpassspiel sind unsere Pässe zu schlecht. Aber das ist meine Meinunt :p



Beitragvon breisgaubetze » 08.04.2025, 10:21


Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal so richtig verärgert war nach einem Spiel wie am Sonntag. Enttäuscht und traurig, klar das gab es oft nach entsprechendem Einsatz und Bereitschaft, alles zu geben, alles auf dem Platz zu lassen. Und wenn es am Ende nicht gereicht hat war es halt so. Aber dieses Mal war es anders. Uninspiriert und ohne Überzeugung gerade bei diesen Voraussetzungen, den Relegationsplatz sichern zu können. Das ist nicht nachvollziehbar und hat wohl Anfang nach dem 0:2 so auf die Palme gebracht. Diese Art von Unverbindlichkeit im Spiel wird am Ende wahrscheinlich den Aufstieg kosten, der in Anbetracht der vielen glücklichen Punkte auch irgendwie kaum zu rechtfertigen wäre.
Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit.



Beitragvon Kohlmeyer » 13.04.2025, 16:30


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Taktik-Nachlese zum Spiel FCK-FCN
Die DBB-Analyse: Die Momente entscheiden


Idealer hätte das Feld kaum bestellt sein können, um Big Points einzufahren. Und doch ging's schief. Typisch FCK? Sich das einzureden, wäre der größte Fehler. Allerdings nicht der einzige, der zu dieser Niederlage gegen Nürnberg führte.

Nach xGoals 3,42 : 0,43 gewonnen - "bundesliga.de" meldet sogar 4,21 : 0,27. Laut "Sofascore" nach Torschüssen mit 25:5 im Vorteil. 18:5 nach Abschlüssen innerhalb des Strafraums. 12:2 nach Ecken. Und das vor fast 50.000 Zuschauern, bei idealen äußeren Bedingungen, nach einem Freitagabend und einem Samstagmittag, an dem die Konkurrenz wirklich alles getan hatte, um dem 1. FC Kaiserslautern die Chance zu eröffnen, mit einem "Dreier" an die Tabellenspitze heranzurücken und Distanz zu seinen Verfolgern zu schaffen. Und doch heißt es am Ende 1:2 gegen den 1. FC Nürnberg, der nun selbst wieder oben angeknüpft hat. Das ist das zum Haareraufen, Mäusemelken oder was auch immer. Oder sich in Sarkasmus üben in der Art: "War ja klar, dass das schiefgehen musste, die Voraussetzungen waren einfach zu gut."

Bleiben wir sachlich. Ja, diese Heimniederlage war "unverdient", auch "unglücklich". Aber sie ist halt auch nicht unerklärlich. Sie kam zustande, wie viele Ergebnisse zustande kommen, grade in dieser Zweitliga-Saison. Am Ende haben die Momente entschieden. Und nicht der Gesamteindruck, den die Mannschaften hinterlassen haben. Und erst recht nicht die Leistungsdaten, die im Rahmen eines solchen Spiels erhoben werden.

Dem FCN reicht eine von zwei Ecken - und ein Kunstschuss

12:2 Ecken für den FCK? Jo, aber die eine ihrer beiden haben die Nürnberger zum Führungstreffer genutzt. Und wie. Julian Justvan und Rafael Lubach führen eine Ecke kurz aus, Lubach darf ungestört flanken, der junge Fabio Gruber, obwohl von Lautrer Abwehrspielern umringt, in die Höhe steigen und ins lange Eck köpfen.

Beim zweiten Tor marschiert FCN-Sechser Jens Castrop ewig lange durchs Mittelfeld. Bereits da haben gleich mehrere Rote die Chance, ihm den Ball wegzuspitzeln, doch keinem will es gelingen. Als das Leder vorm Sechzehner landet, ist Kenny Redondo sogar für einen Moment dran, tritt aber nicht entschlossen genug dagegen. Ausgerechnet Redondo, den Markus Anfang diesmal auf der linken Außenbahn gebracht hat. Und der ansonsten stark aufspielt, für mehr Flanken aus dem Spiel heraus gesorgt hat als jeder seiner Vorgänger auf dieser Position.

So kommt doch wieder Justvan in Ballbesitz, der passt auf Mahir Emreli. Der wiederum schiebt die Kugel mit einem Übersteiger am eingewechselten Faride Alidou und noch einigen anderen vorbei. Dann überwindet er den ins Tor zurückgekehrten Julian Krahl mit einem Kunstschuss, wie er, zugegeben, auch nicht alle Tage einschlägt.

Einstellung und Engagement haben gestimmt

Haben die Betze-Buben also zu viel zugelassen, waren sie zu lasch in der Zweikampfführung? Waren sie nicht, nicht generell jedenfalls. Einstellung und Engagement haben gestimmt. Vor allem in der zweiten Halbzeit haben sie in der Tat "alles rausgehauen", so, wie es auch Stadionsprecher Horst Schömbs spät in der Nacht in den Sozialen Medien verlautbarte. Aber eben nicht in diesen beiden Szenen. Doch die waren entscheidend.

Hälfte eins: Der Kids-Glubb arbeitet optimal gegen den Ball

In der ersten Hälfte, auch das muss gesagt werden, passierte nur sehr wenig vor dem Tor der Gäste, vor allem nach dem Nürnberger Führungstreffer in der 14. Minute. Was aber weniger an mangelnder Lautrer Leistungsbereitschaft lag, sondern daran, dass der "Kids-Glubb" eine fast perfekt geschlossene Laufarbeit gegen den Ball zelebrierte. Coach Miro Klose formt sich da gerade ein Team, das nicht nur jung und talentiert, sondern offenbar auch sehr willig und folgsam ist.

Und, interessant: Klose positionierte seine Jungs uffem Betze höher, als er es im Hinspiel vor eigenem Publikum getan hatte. Die Franken machten den Raum kurz vor bis etwa zehn Meter hinter der Mittellinie eng. So unterbrachen sie den Spielfluss der Pfälzeer nach nahezu jedem Zuspiel, das nicht präzise genug gespielt war. Und von denen gab es einige.

Aufregung vorm FCN-Tor gab's erst kurz vorm Pausenpiff

Grundsätzlich allerdings war an Lauterns Spielanlage nichts auszusetzen. Die Halbstürmer Marlon Ritter und Daniel Hanslik boten sich fleißig in den Zwischenräumen an und rochierten viel. Redondo stellte am linken Flügel Breite her. Der Auftritt von Jan Gyamerah auf der rechten Seite gestaltete sich dagegen weniger glücklich.

Richtig turbulent wurde es im ersten Abschnitt allerdings erst kurz vorm Pausenpiff. Ritter zirkelte einen Freistoß von links aufs kurze Eck, der starke FCN-Keeper Jan Reichert konnte nur abklatschen, Innenverteidiger Gruber klärte jedoch, bevor ein Lautrer abstauben konnte.

Yokota und Alidou sorgen für rechten Schwung

Zum Wiederanpfiff kam Daisuke Yokota für Hanslik, nach 60 Minuten Alidou für Gyamerah. Und beide machten die rechte Seite nun richtig stark. Yokota zog wie gewohnt in die Mitte, Alidou schob sich dann auf der Außenbahn so hoch wie sein Gegenüber Redondo.

Überhaupt erzielten die Einwechslungen in diesem Spiel deutlich mehr sichtbare Wirkungen als in den vorangegangenen Parteien. Allerdings verzichtete Anfang diesmal auf den bewährten Sirch-Heuer-Move, also darauf, mit dem Eintauschen des Abwehrspielers Jannis Heuer den Dampfmacher Sirch weiter nach vorne zu ziehen. Ob das für noch mehr Druck nach vorne gesorgt hätte? Unerheblich, da rein hypothetisch.

Vor dem 0:2 hatte Ritter vier Möglichkeiten zum Ausgleich

Richtig Wucht im Angriffsspiel der Gastgeber war nun auch so. Bis zu Nürnbergs zweitem Treffer in der 68. Mitte hatte allein Ritter vier Möglichkeiten, den Ausgleich zu erzielen. Zweimal scheiterte er aus spitzem Winkel an Reichert. Einmal schob er den Ball aus zentraler Position knapp vorbei, einmal kam er zu überraschend ins Ballbesitz, als dass er kontrolliert hätte abschließen können. Beide Szenen hatte Yokota vorbereitet.

Vier Minuten nach dem 0:2 leistete sich Lubach ein Handspiel im Strafraum, das Ritter ermöglichte, sein Team per Strafstoß wieder heranzubringen. Der Treffer markierte den Auftakt für eine Schlussoffensive, an der er es eigentlich nicht viel meckern gibt. Außer natürlich, dass kein Treffer mehr fiel und dass es ganz am Ende dann doch wieder ein wenig zu ungeordnet wurde. Aber zwei Alu-Treffer von Ritter und Maxi Bauer, sowie eine Großchance von Alidou, der am langen Eck lauernd eine Sirch-Ecke hätte einschieben können, belegen wohl hinreichend, dass ein Remis für den FCK locker drin gewesen wäre. Mindestens.

Zu viele Gegentore - Änderungen im Abwehrverbund

Drum muss man dieses 1:2 mit anderen Augen sehen als die Niederlagen zuletzt in Hamburg (0:3) und in Magdeburg (0:2), denn die waren tatsächlich "verdient". Und es wäre nicht nur fatal, sich einzureden, der FCK befände sich nun im Abwärtstrend, für "mehr" würde es halt nicht reichen und, und, und. Es wäre sogar ziemlich blöd angesichts der Vielzahl von sogenannten Aufstiegskandidaten, die ebenfalls nicht kontinuierlich zu punkten verstehen.

"Wir kriegen viel zu viele Tore aus Situationen, aus denen du kein Tor kassieren darfst", erklärte Markus Anfang hinterher. Da gilt es anzusetzen. Anfangs anschließende Worte könnten darauf hindeuten, dass er in den kommenden Tagen gegebenenfalls über personelle Änderungen im Abwehrverbund nachdenken will. Da darf man gespannt sein.

Sieh an: Kaloc als Passgeber aktiver als Breithaupt

Zu den Grafiken. Die xG-Timeline bestätigt bereits das Gesagte. Nach der Pause führt sie beim FCK steil in die Höhe.

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Die Positions- und Passgrafik des FCK. Zeigt, wie hoch Redondo (Nr. 11) sich anbot, und wie die rechte Seite durch die Einwechslungen von Yokota (41) und Alidou (48) aufholte. Beide sind allerdings durch den Spot des ebenfalls eingewechselten Ranos (42) verdeckt.

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Die Passmap der Nürnberger. Zeigt, welche wichtigen Rollen als Umschaltspieler die jungen Außenbahnspieler Janisch (32) und Yilmaz (21) bereits einnehmen.

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Die Übersicht über die Passkombinationen: Wichtigster Aufbauspieler aus der Abwehr war diesmal Elvedi, und Kaloc im Mittelfeld als Passgeber aktiver als Breithaupt - das hatten wir so auch noch nicht.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Übersicht 2024/25: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage



Beitragvon Schulbu_1900 » 13.04.2025, 22:00


@Eric
Ich stimme zu das die Niederlage nicht mit den anderen vergleichbar ist. Auch muss man mal anerkennen, das die jungen Glubberer gut gegen den Ball gespielt haben. Habe das ähnlich geschrieben.
Auch Kaloc sah ich nicht so schlecht.
Genauso war das Zusamnenspuel von Yokota und Alidou hervorragend.
Auch wenn die Niederlage und die verpasste Chance schmerzt, es war sicher nicht alles schlecht.
Es war ein Spiel auf hohem Niveau.
Auf die These wegen des Abwehrverbandes bin ich mal gespannt.
Ob sich da etwas ändert. Die Tore die jetzt und gegen Magdeburg fielen kann man auch mit individueller Klasse begründen.
Gegen Düdo z.B. als Simoni im Tor war fand ich die Abwehrarbeit schon gut.
Die Schwachstelle gegen Magdeburg waren eher das Spiel nach vorne und gestern hat auch das Glück gefehlt.
Trotz der vielen Ritter Abschlüsse gestern, da hätte schon mal einer reingehen können.
Ich bin da aufgewachsen, da rutscht man automatisch rein, wenn man die Stimmung mitbekommt, weil es was großes ist, das ist Tradition.....jetzt bin ich irgendwo anders...
M.Klose Nov.24

"Putin du A.....loch !!"
🇺🇦 🇺🇦 🇺🇦



Beitragvon MisterT » 14.04.2025, 13:27


Ja, wir hätten laut Statistik den Club wegfegen müssen. Ich will aber auch hervorheben, dass man gerade in der 1. HZ von höherer Passgenauigkeit und höherem Ballbesitz, etc. nichts gesehen hat. Viel zu viele wichtige Ballkontakte unsererseits waren grottig.

In der 2. HZ kam dann die benötigte Leistungssteigerung, leider aber mit "Sch**ße am Schuh" und damit keinem Scorer. Solche Spiele gibt es leider auch mal gegen uns, nachdem wir diese Saison selbst oft das Glück hatten.

Im Nachhinein ist man immer etwas schlauer und ich glaube, dass wir mit der Sirch/Heuer Umstellung - wie von Eric erwähnt - den Lucky Punch noch durchbekommen hätten.

Besonders gut gefallen hat mir tatsächlich die Yokota / Alidou Kombo! Das war das erste Spiel in dem Alidou auffällig war. Warum der Kicker ihm eine Note 5 reindrückt kann ich nicht wirklich verstehen. Er hatte gute Aktionen und beim 2. Tor hätte der Ball schlicht von 4-5 anderen Spielern vorher schon entschärft werden müssen :nachdenklich:



Beitragvon diago » 14.04.2025, 14:35


Ein entscheidender Moment kommt mir in der Spielanalyse viel zu kurz, und das ist das 0:1. Das war fast identisch mit dem Gegentor gegen Düsseldorf vor 2 Wochen und das ärgert mich. Wir sollten uns mal Gedanken machen wie wir diese Eckbälle besser verteidigt bekommen, dieses Gegentor hat uns bis zur Halbzeit den Stecker gezogen. Vorher waren wir eigentlich ganz gut drin und in der 2. Halbzeit ja sowieso. Aber das 0:1 hat der Club-Taktik, die 90 Minuten nichts anderes vorhatten als zu verteidigen, (was sie zugegeben gut gemacht haben) total in die Karten gespielt. Verteidigen wir diesen Eckball besser gewinnen wir mit hoher Wahrscheinlichkeit das Spiel.



Beitragvon JG » 14.04.2025, 19:12


Nürnberg hat gerade in der zweiten Hälfte nicht gut verteidigt. Wer so viele Großchancen zulässt hat ganz viel falsch gemacht. Sollen sich doch die Franken in die Tasche lügen. Wenn's am Ende 6:2 ausgeht wären die auch noch gut bedient gewesen.



Beitragvon AutorGuidoLange » 14.04.2025, 19:17


Von der West herunter war vor allem die zweite Halbzeit ein einziger Adrenalinschub und also geil. Deshalb ist es schwer, hier zu nörgeln.
Aber es wurde anhand von konkreten Situationen beschrieben, was mich oft stört: Man kann manchmal nicht den Abschluss verteidigen, aber die Flanke davor müßte man unterbinden.
Beide Tore kamen, weil zwischen Mittellinie und unserem 16er zu viel Platz gelassen oder nicht konsequenter drauf gegangen wird. Gelegentlich sehe ich da auch kurzes Zögern / Zurückziehen wegen Abstimmungsproblemen.
Danke mal wieder für die Analyse, die ich am allerliebsten und vor allem lese auf DBB!
Ich habe schon viele Abenteuer erlebt, aber auf den Betze zu fahren, ist immer noch das größte von allen! http://abenteuerbaltikum.com



Beitragvon Gerd » 15.04.2025, 09:35


diago hat geschrieben:Ein entscheidender Moment kommt mir in der Spielanalyse viel zu kurz, und das ist das 0:1. Das war fast identisch mit dem Gegentor gegen Düsseldorf vor 2 Wochen und das ärgert mich. Wir sollten uns mal Gedanken machen wie wir diese Eckbälle besser verteidigt bekommen, dieses Gegentor hat uns bis zur Halbzeit den Stecker gezogen. Vorher waren wir eigentlich ganz gut drin und in der 2. Halbzeit ja sowieso. Aber das 0:1 hat der Club-Taktik, die 90 Minuten nichts anderes vorhatten als zu verteidigen, (was sie zugegeben gut gemacht haben) total in die Karten gespielt. Verteidigen wir diesen Eckball besser gewinnen wir mit hoher Wahrscheinlichkeit das Spiel.

Da bin ich bei Dir. Wir haben jetzt schon einige Male Tore kassiert, weil wir beim ruhenden Ball in Unterzahl standen und der Gegner sich einfach freispielen und ungestört flanken konnte. Diesem zu einfachen Tor sind wir am Sa die restliche Spielzeit hinterher gelaufen.



Beitragvon Oktober1973 » 16.04.2025, 10:10


Bei der Zweikampfführung bin ich anderer Meinung. Wir hatten, wie von dem Ein oder Anderen aufgeführt doch einige unnötige Ballverluste im Spielaufbau.

Bei Sofascore hatten wir in den direkten Duellen eine Quote von 40 zu 60 %. Nürnberg kam mir auch galliger vor im Stadion. Klar ist es schwierig eine Abwehrschlacht zu überwinden oder wie in der 2. Halbzeit einen überaus defensiven Gegner zu überwinden der das Spiel 45 min der zweiten Halbzeit dem Gegner, sprich uns, überlässt.

Die direkten Duelle wurden in der Quote ausnahmslos von Nürnberg gewonnen.

Zweikämpfe am Boden 38 - 62 %
Kopfballduelle 43 - 57 %
Dribblings 40 % FCK gewonnen 75 % Nürnberg gewonnen.

M.E. muss man solche einen Gegner rauslocken und auskontern mit Umschaltspiel. Wir haben zwar einige Chancen kreiert, aber auch schlampig ausgepielt. In der Positions- und Passgraphik sieht man auch, dass Ragnar Ache seine Kopfballstärke mangels entsprechender Vorbereitung nicht ausspielen konnte. Und es ging wieder zu wenig über Aussen. Hier hätte glaube ich Jean Zimmer, den ich gerne auch kritisch sehe, aufgrund seiner jetzigen Form sicher mehr bewegt.

Sicher haben wir Chancen genug gehabt, um das Spiel zu gewinnen. Vielleicht war es fehlendes Abschlussglück. Wenn ich aber solch einen Big Point verwerten will vor 50.000 Zuschauern zu Hause 6 Spiele vor Saisonende, muss ich cleverer agieren. Entweder, indem Führungssppieler den Takt ändern, oder der Trainer eingreift. Da haben wir Luft nach oben. Und belohnen kann man sich nur mit höherem Aufwand. Und da haben wir in Paderborn und in Magdeburg auch nicht optimal performt. Und ich will nicht immer von der individuellen Klasse reden, die angeblich noch abgeht.



Beitragvon Kohlmeyer » 20.04.2025, 13:00


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Taktik-Nachlese zum Spiel BTSV-FCK
DBB-Analyse: Soll das "die Realität" sein? Echt jetzt?


Erste Hälfte hinten stark, vorne schwach, zweite Hälfte genau umgekehrt. Der 1. FC Kaiserslautern verliert auch das dritte Spiel in Folge. Markus Anfang spricht davon, man sei "in der Realität" angekommen. Die wäre in der Tat grausam, wenn dies zuträfe.

Der Trainer hatte wahrgemacht, was er in seinem Statement unmittelbar nach der 1:2-Niederlage gegen Nürnberg angedeutet hatte. Er nahm vor dem Gastspiel bei Eintracht Braunschweig gleich mehrere Wechsel in seiner Startformation vor. Wen es traf, überraschte allerdings. Für Jan Elvedi begann Jannis Heuer in der Dreier-Abwehrreihe, für Filip Kaloc und Daniel Hanslik rückten Leon Robinson und Erik Wekesser ins Team.

Elvedi mal eine Pause zu gönnen, erschien am ehesten nachvollziehbar: Er hatte zuletzt gegen Nürnberg und, mehr noch, in der Woche davor, beim 0:2 in Magdeburg, einige Male schlecht ausgesehen. Innenverteidiger-Kollege Maxi Bauer allerdings auch. Und Heuer, in der Hinrunde zuverlässige Stammkraft, scharrt schon seit Wochen mit den Hufen. Warum also nicht.

Weshalb aber musste Kenny Redondo seinen Platz auf der linken Außenbahn räumen und wieder nach vorn rücken? Gegen Nürnberg hatte er die Position besser ausgefüllt als die etatmäßig vorgesehenen Wekesser und Florian Kleinhansl. Doch statt Wekesser saß nun der selten spektakulär auftretende, aber stets dienstbare Geist Hanslik auf der Bank.

Dank Doppelsechs defensiv kompakt

Und Robinson für Kaloc? Die Frage ließ sich leichter beantworten. Robinson ist "mehr Sechser" als der Tscheche, positionierte sich folgerichtig im hinteren Mittelfeld neben Tim Breithaupt. Und in der Tat fand der Gegner diesmal nicht so viele Anspielstationen vor dem Sechzehner wie in den Wochen zuvor. Jedenfalls nicht in der ersten Hälfte.

Überhaupt überzeugte die Abwehrarbeit der Betze-Buben in Halbzeit eins auch im Großen und Ganzen. Die Gastgeber kamen dennoch zu sechs Torabschlüssen im Lautrer Strafraum. Zwei davon ergaben sich allerdings nach Freistoßflanken, bei denen einige Blaugelbe im Abseits standen - eine am Ende verunglückte Direktabnahme Robin Kraußes aus 14 Metern sowie eine Einschusschance der FCK-Leihgabe Richmond Tachie, die Bauer gerade noch abblockte.

Ob die beiden möglichen Treffer aber vom VAR kassiert worden wären? Nach den Erfahrungen der jüngsten Wochen - erinnert sei nur an das 3:5 in Paderborn - hätte man sich darauf kaum verlassen können. Auch wenn diese Partie in dem erst 27-jährigen Richard Hempel einen souveränen Leiter hatte, wie er in den FCK-Spielen dieser Saison bislang selten zu erleben war.

Nanu, Braunschweig mit 57 Prozent Ballbesitz?

Weniger erbaulich war, wie die Braunschweiger zu ihrer ersten Torchance kamen. Marvin Rittmüller überlief auf der rechten Außenbahn Wekesser, nachdem er mit Lino Tempelmann ein banales Doppelpässchen gespielt hatte. Die flache Hereingabe in die Mitte versemmelte Rayan Philippe. Wenigstens präsentierte sich Gyamerah auf der rechten Seite gegenüber der Vorwoche formverbessert. Einen frühen Ballverlust leistete sich allerdings auch er.

Und unterm Strich dürften sich die Gastgeber selbst am meisten gewundert haben, dass sie in der ersten Hälfte sage und schreibe 57 Prozent Ballbesitz hatte. Daniel Schernings Team ist normalerweise auf "Umschaltspiel" abonniert. Im Grunde wär's daher kein schlechter taktischer Zug gewesen, ihm den Ball zu überlassen und es auf diese Weise zu zwingen, etwas zu tun, was es weniger gut kann. Sofern man selbst in der Lage gewesen wäre, Konter zu fahren und diese auch zu nutzen.

Beim FCK ging nach vorne gar nichts

Das aber war das große Problem des FCK. Nach vorne ging gar nichts. Bis zur Pause verzeichneten die Gäste einen xGoals-Wert von null. Nochmal in Zahlen: 0. Das gab's in dieser Saison auch noch nicht. Laut "Kicker" soll es sogar das erste Mal seit 2013 (!) gewesen sein, dass von den Roten Teufeln in 45 Minuten kein einziger Schuss aufs gegnerische Tor ging.

Dabei ergaben sich Ansätze, schnell umzuschalten, zuhauf, doch wurden diese schon mit dem ersten oder zweiten einleitenden Pass vergeigt. Selbst Marlon Ritter, der mit Redondo und Keilspitze Ragnar Ache das Offensivtriangel bildete, brachte keinen Ball zum Mann, der Wirkung nach vorne erzeugte. Dreimal gelangen den Pfälzern sogar frühe Ballgewinne, nach denen ein einziges präzises Zuspiel genügt hätte, eine Einschussmöglichkeit zu schaffen, doch selbst die wurde verdaddelt.

Nach der Pause mutiger - Prompt folgt der Doppelschlag

In der Halbzeitpause jedoch schien intensiv geredet worden zu sein. Nach dem Wiederanpfiff schoben sich die Weiß angetretenen Roten Teufel endlich mal weiter nach vorne, attackierten früh und kehrten das Ballbesitzverhältnis der ersten 45 Minuten glatt um. Das sah wirklich vielversprechend aus. Allerdings nur knapp sieben Minuten lang. Dann traf die Betze-Buben ein Doppelschlag, der sie auch das dritte Spiel in Folge verlieren ließ.

Lag's daran, dass den Gastgebern nun gestattet war, was sie nunmal besser können - kontern nämlich? Gar nicht mal unbedingt.

Dem ersten Treffer geht zwar ein langer Ball über die erste und die zweite Lautrer Pressinglinie voraus - doch Bauer pflückt diesen recht locker ab und köpft ihn auf Tim Breithaupt. Doch was macht der? Spielt einen haarsträubenden Fehlpass auf den vorm Sechzehner lauernden Tachie. Der spielt zu Rittmüller, der wiederum setzt den halblinks einlaufenden Tempelmann ein. Und der schiebt das Leder mehr lasch als lässig ins lange Eck. Ob Keeper Julian Krahl da nicht vielleicht was hätte machen können, sollen die Torwart-Experten entscheiden.

Ausgerechnet Breithaupt ...

Zwei Minuten später ist es wieder Breithaupt, der den Ball beim Spielaufbau verliert. Diesmal landet er anschließend bei Philippe, der halbrechts in den Strafraum eindringt, und das Leder mit dem Vollspann über Krahl hinweg ins Netz drischt.

Ausgerechnet Breithaupt. Der in der Winterpause geholt wurde, weil er mit präzisen Passspiel einen kontrollierten Aufbau des FCK-Spiels aus dem hinteren Mittelfeld heraus ermöglichen kann - und dieser Rolle bislang auch durchaus gerecht geworden war. Und jetzt das.

Danach sind die Gäste durchaus "bemüht" - Kenner bestimmter Unternehmenskulturen wissen, was von dieser Vokabel zu halten ist, wenn sie in Zeugnissen auftaucht.

1:2 wäre möglich gewesen - das 0:3 aber auch

Anfang wirft bereits nach 60 Minuten mit Faride Alidou, Daisuke Yokota und Hanslik für Gyamerah, Breithaupt und Wekesser drei weitere Offensivkräfte in die Schlacht. Redondo links und Alidou rechts postieren sich nun auf den Außenbahnen weit vorne, Yokota und Hanslik unterstützen Ache in der Mitte. Viel mehr Sturmpower geht wirklich kaum - auf dem Papier.

Tatsächlich bieten sich Redondo per Kopf und Robinson auch gute Chancen, auf 1:2 zu stellen. Andererseits bleiben aber auch die Braunschweiger immer wieder mit Gegenstößen gefährlich. Eine Resultatsverbesserung zugunsten des FCK wäre also möglich gewesen, ebenso aber auch, erneut mit zwei Treffern Distanz in Rückstand zu geraten. Insofern war diese Niederlage in Folge keinesfalls unglücklich - und schon gar nicht "unverdient."

Opoku kommt - und hat drei starke Szenen

Wenigstens einer aber darf noch lobend erwähnt haben. Nach 72 Minuten kam Aaron Opoku für Redondo. Und dem gelangen in den knapp 20 Minuten seines Mitwirken gleich drei präzise, linienüberwindende Pässe zwischen eng zusammenstehenden Abwehrbeinen hindurch in die Spitze. Der dritte auf Ache führte in der Nachspielzeit zur größten Torchance des FCK im gesamten Spiel. Exakt solche Zuspiele hatten der Elf schon in den ersten 45 Minuten gefehlt.

Es war erst Opokus zweiter Einsatz in der Rückrunde. Beim 0:3 in Hamburg war er nach knapp 50 Minuten gekommen. In den ersten Spielen der Hinrunde war er noch Leistungsträger. Doch nach einer Verletzungspause und seiner Ankündigung, den Verein im Sommer verlassen zu wollen, ist der Flügelstürmer aufs Abstellgleis geraten. Einerseits nachvollziehbar, andererseits: In dieser Elf stehen noch etliche andere, die das FCK-Trikot kaum über den Sommer hinaus tragen werden. Warum also ausgerechnet Opoku meiden?

Die Sache mit der Realität

Drei Niederlagen in Folge. Fünf Niederlagen in den vergangenen neun Spielen, nur zwei Siege, Tabellenplatz 17 in dieser Formtabelle. Zu welchen Diskussionen solche Wellentäler rund um den Betzenberg traditionell führen, müssen wir hier nicht erörtern. Trainer Anfang spricht davon, dass man "in der Realität" angekommen sei. Soweit, wie es das Tabellenbild glauben machte, sei die Mannschaft tatsächlich nie gewesen. Vergangene Saison habe sie schließlich noch gegen den Abstieg gespielt. Sie müsse sich noch weiterentwickeln.

Sicher, unterm Strich hat der FCK nach wie vor mehr Spiele glücklich gewonnen als unglücklich verloren. Insofern war die Nähe zu den Aufstiegsrängen, in die die Mannschaft geriet, vielleicht in der Tat ein wenig trügerisch. Andererseits aber ist die Schlagdistanz zu Relegationsrang 3 immer noch gegeben, und die Konkurrenz stellt sich auch nicht besser an. Es ginge also noch was. Wenn das Team sich noch einmal auf die Stärken besinnt, die es in dieser Spielzeit durchaus schon gezeigt hat.

Soll das, was es in Braunschweig aufführte, tatsächlich "die Realität" gewesen sein? Dass dieser FCK, wie in Hälfte eins gezeigt, hinten nur um den Preis kompakt stehen kann, dass nach vorne dann gar nichts geht? Und dass er, sobald er, wie in Hälfte zwei gesehen, etwas mutiger agiert, sofort hinten anfällig wird? Dann hätte er sich in dieser Saison noch gar nicht weiterentwickelt. Denn dass es an der "Balance" zwischen Defensive und Offensive fehle, hatte der Trainer schon am 4. Spieltag erklärt, nach der 3:4-Heimniederlage gegen Hertha BSC.

Sirch marschierte nicht wie sonst

Zu den Grafiken. Die xG-Timeline visualisiert noch einmal das bereits Gesagte. Offensiv ging in Halbzeit eins gar nichts.

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Die Positions- und Passgrafik des FCK: Die grafische Darstellung deutet es an: Bauer (Nr. 5) rückte öfter mal auf die Linksverteidiger-Postion, Gyamerah (32) positionierte sich tiefer als Gegenüber Wekesser, so dass eine leicht schiefe Viererkette entstand. Der Nachteil: Luca Sirch (31) kam nicht zu den belebenden Powerläufen nach vorne.

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Zum Vergleich die Passmap der Braunschweiger: Man beachte, um wie vieles tiefer als ihre Vorgänger sich die Einwechselspieler Ermin Bicakcic (6), Fabio Di Michele Sanchez (22) und Fabia Kaufmann (7) positionieren. Die wussten eben, worauf es in der Schlussphase ankam. Kaufmann ist übrigens eigentlich einer für die Offensive.

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Die Übersicht über die Passkombinationen. Fleißigster Passspieler aus der Abwehr war diesmal Heuer. Die eigentlich Umschaltzentrale sieht auch in dieser Darstellung nicht gut aus. Er stand allerdings auch nur 60 Minuten auf dem Platz.

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Und zum Schluss wieder mal die Landkarte der Duelle. Und da sieht man: Vorm Lautrer Sechzehner gestaltete er Gegner auch diesmal wieder das Gros der Zweikämpfe für sich. Trotz Doppelsechs. Die es aber auch nur in den ersten 45 Minuten gab.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Übersicht 2024/25: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage



Beitragvon ExilDeiwl » 20.04.2025, 17:05


Oh, ab das hier so manchem Schreiber gefällt, dass hier Opoku gleich drei starke Szenen zugeschrieben werden? Ist mir nur so aufgefallen…
#keindeutbesser

🇺🇦 STOP WAR! FUCK PUTIN! 🇺🇦



Beitragvon Bergerbetze » 22.04.2025, 06:09


Warum sollte das mit Opoku zu denken geben?

Das hier zeigt das eigentliche Problem:

Soll das, was es in Braunschweig aufführte, tatsächlich "die Realität" gewesen sein? Dass dieser FCK, wie in Hälfte eins gezeigt, hinten nur um den Preis kompakt stehen kann, dass nach vorne dann gar nichts geht? Und dass er, sobald er, wie in Hälfte zwei gesehen, etwas mutiger agiert, sofort hinten anfällig wird? Dann hätte er sich in dieser Saison noch gar nicht weiterentwickelt. Denn dass es an der "Balance" zwischen Defensive und Offensive fehle, hatte der Trainer schon am 4. Spieltag erklärt, nach der 3:4-Heimniederlage gegen Hertha BSC.


Diese Balance hinzubekommen ist Aufgabe des Trainers. Allerdings ist Anfang damit auch damals schon in Köln gescheitert, in Dresden war es wohl auch so (das habe ich aber nicht selbst verfolgt, untere Ligen). Unsere gesamte Saison liest sich wie eine Blaupause seines Köln-Scheiterns, er sich also nicht weiterentwickelt und da zu dieser Stagnation (was ja Rückschritt bedeutet, erinnern wir uns an die Aussagen Hengens zum damaligen Schusterrauswurf) jetzt auch noch das negative Momentum (Psychologisch) dazu kommt, steht zu erwarten, dass wir in dieser Saison nicht mehr allzu viele Punkte holen werden.
:nachdenklich:



Beitragvon Kohlmeyer » 28.04.2025, 15:02


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Taktik-Nachlese zum Spiel FCK-S04
Die DBB-Analyse: Zurück zur Einfachheit, zurück zum Sieg


Das erste seiner "Playoffs" um den Aufstieg hat der FCK gewonnen. 2:1 gegen Schalke. Das knappe Ergebnis, die Dramaturgie und erneutes VAR-Gedöns machen jedoch deutlich: Es bleibt ein Nervenkrieg. Bis zum Schluss.

Asche auf unser Haupt. Hatten wir in unserem Gegner-Check am Samstag doch tatsächlich gemutmaßt, der neue Lautern-Trainer Torsten Lieberknecht würde nach nur vier Tagen mit der Mannschaft zu seinem Debüt nicht allzu viel ändern. Weit gefehlt. Gleich auf fünf Positionen stellte der Coach seine Startelf gegenüber dem vorangegangen Auftritt in Braunschweig um.

Okay, nicht alle Umbesetzungen überraschten. Etwa, dass für den gelbgesperrten Maxi Bauer Jan Elvedi in die Dreier-/Fünfer-Abwehrreihe zurückkehrte. Ebenso, dass der allzeit zuverlässige Daniel Hanslik wieder startete, nachdem er zuletzt mal nur von der Bank gekommen war - das gab's auch unter Markus Anfang schon.

Aber Filipp Kaloc allein auf der Sechs? Als einen solchen hat ihn Lieberknechts Vorgänger nie gesehen. Am meisten jedoch verblüfften die Entscheidungen auf den Außenbahnen. Kenny Redondo, normalerweise weiter vorne unterwegs, begann auf der linken Außenbahn. Das hatte auch Anfang schon mal ausprobiert, vor zwei Wochen im Heimspiel gegen Nürnberg (1:2). Ansonsten waren auf dieser Position stets Erik Wekesser und Florian Kleinhansl unterwegs. Die aber saßen diesmal über 90 Minuten auf der Bank.

Kein Zimmer, kein Gyamerah, aber Ronstadt - und Haas

Und auf der rechten Außenbahn? Da erhielt Frank Ronstadt den Vorzug vor Jean Zimmer und Jan Gyamerah. Ronstadt hatte zuletzt im Dezember, bei der 1:5-Niederlage in Darmstadt, von Beginn an gespielt. In der Rückrunde war er nur einziges Mal im Einsatz, für drei Minuten in der Partie gegen Regensburg (3:0). Ansonsten musste er stets sich hinter den beiden Konkurrenten anstellen. Nun saß Gyamerah nicht einmal auf der Bank.

Auch die Wechsel während des Spiels erstaunten. Als Ronstadt nach 64 Minuten ging, kam Mika Haas. Der 19-Jährige hatte diese Saison erst fünf Minuten im Profiteam bestritten, am 5. Spieltag gegen Hannover. Haas übernahm seine "gelernte" linke Seite, und Linksfuß Redondo musste nun sogar auf der rechten Seite verteidigen - echt jetzt? Bis zur 87. Minute, da durfte Zimmer dann doch noch für ein paar Minuten ran.

Der Rest der bisherigen Stammkräfte auf den Außenbahnen guckte in die Röhre. Die mäßige Flügelverteidigung war in dieser Saison immer wieder mal Thema unserer Analysen - ob diese Premiere als Fingerzeig gewertet darf, dass sich die Hierarchie auf diesen Positionen nun nachhaltig verschiebt? Wir vermuten mal: ja.

Raschl feiert Wiederauferstehung

Auch wenn das Torsten Lieberknecht hinterher so natürlich nicht bestätigte: "Für mich war es wichtig, vor allem auch den Jungs, die zuletzt nicht im Kader waren, das Gefühl zu geben, dass sie auf jeden Fall dranbleiben sollen, dass sie von mir berücksichtigt werden." Das gelte auch für die Jungs, die später reinkamen. Darüberhinaus hätten, na klar, die Trainingseindrücke entschieden, die er in den ersten Tagen gesammelt habe.

Von den Eingewechselten ist neben Haas noch ein weiterer herauszuheben: Tobias Raschl. Der hatte in dieser Saison bislang nur einen Startelf-Einsatz erlebt, am 3. Spieltag gegen Münster (1:0), und da musste er zur Pause raus. In der Rückrunde durfte er nur zum Jahresauftakt gegen Ulm ran, für eine einzige Minute.

Diesmal aber kam er nach 71 Minuten für Daisuke Yokota - und belebte direkt das FCK-Spiel. Nur eine Minute später servierte er Ragnar Ache einen Ball in den Strafraum, nach elegantem Kreisel und energischem Antritt in den Zehnerraum. Ache machte daraus prompt ein Traumtor. Das der VAR allerdings wieder zurücknahm. Weil's ganz knapp Abseits gewesen sein soll.

Das mag ja stimmen, aber wieso brauchen diese Kölner Kellergeister fast drei Minuten, bis sie zu einer solchen Entscheidung kommen? Die Mannschaft und die 49.327 Zuschauer im Fritz-Walter-Stadion hatten da schon ausführlich gejubelt und sich minutenlang geknuddelt. Um dann so enttäuscht zu werden. Was ist nur aus dem "Live"-Erlebnis geworden, das ein Stadionbesuch eigentlich doch bieten soll. Das ist einfach nur grausam.

Die Jungs mit dem gewissen Etwas

Zurück zum Sport. Auch wenn das Tor nicht zählte, habe die Aktion doch dafür gesorgt, dass Raschl in die Partie sofort gut reinkam und so einen wichtigen Beitrag zum Sieg leistete, lobte Lieberknecht nach dem Spiel. Auch Raschl habe sich Trainingsleistungen qualifiziert, in denen "die Jungs" mit ihrer Ballsicherheit zeigten, dass sie einem Spiel "das gewisse Etwas" geben können.

Warum Lieberknecht den Plural gebrauchte? Weil er neben Raschl auch Philipp Klement erwähnte, der seit einem 20-Minuten-Einsatz am 7. Spieltag gegen Regensburg (0:0) in keinem Wettkampf mehr gesehen ward - was zwischenzeitlich, aber nicht nur mit einer Knie- und Wadenverletzung zusammenhing. Ob dieser feine Techniker in den finalen drei Runden nun ebenfalls noch Wiederauferstehung feiert?

Mehr hohe Bälle, klare Struktur

Neben dieser Fülle von Personalien veränderte der neue Trainer auch die Spielanlage seiner Elf. Das Mittelfeld wurde schneller mit hohen Bällen überbrückt, wobei Ache mit Hanslik einen Nebenmann hatte, der sich ebenso aufs Abnehmen dieser Zuspiele verstand. Überhaupt präsentierte sich die Mannschaftsformation weniger fluid als unter Anfang. Es war ein recht klar strukturiertes 3-3-2-2, in dem Marlon Ritter und Daisuke Yokota die Positionen hinter den Spitzen übernahmen.

Wobei sich zeigte, dass hier noch einiges an Feintuning notwendig ist, sofern diese Grundordnung beibehalten werden soll. In dieser Partie waren die beiden noch zu sehr Zehner und weniger Achter. Es haperte ab und an in der Rückwärtsbewegung. Dadurch kamen die Schalker ab der Mitte zweiten Hälfte durch die Halbräume einige Male gefährlich nach vorne. Kaloc war da als einsamer Sechser überfordert. Nachdem die Lautrer in der ersten Viertelstunde so konzentriert früh attackiert hatten, dass beim Gast erstmal gar nichts ging.

Ein paar Zahlen zum Beleg

Die veränderte Spielanlage sei kurz an ein paar Vergleichszahlen aus dem Datenkosmos von "Wyscout" dokumentiert. Bei der 1:2-Niederlage gegen Nürnberg dauerte ein Ballbesitz des 1. FC Kaiserslautern im Schnitt 16 Sekunden. Ballbesitze zwischen 20 und 45 Sekunden Länge verzeichnete die Anfang-Elf 27, sechs hielten noch länger an. Die Länge eines Passes, der das gegnerische Drittel erreichte, betrug im Mittel 22,7 Meter.

Und in dieser Partie? Durchschnittliche Länge eines FCK-Ballbesitzes: elf Sekunden. Ballbesitze zwischen 20 und 45 Sekunden Länge: zehn. Über 45 Sekunden: zwei. Ein Pass ins Angriffsdrittel flog im Schnitt 32,4 Meter weit.

Wobei nochmal klargestellt werden soll: Der FCK spielte gegen den FCN keinesfalls schlecht, sondern vor allem in der zweiten Halbzeit sogar richtig gut. Nur eben anders. Lediglich das Ergebnis stimmte am Ende nicht.

Nach der Pause: Hanslik scheitert, Höjlund auch

Zu erkennen war auch, dass der beste Kopfballstürmer der Liga nun auch aus dem Spiel heraus wieder mehr Flanken von der Seite bekommen soll. Das lässt sich quantitativ zwar nicht mit Zahlen belegen, aber qualitativ: Das 1:0 in der 35. Minute erfolgte im Anschluss an eine starke Redondo-Flanke, die Ache in seiner unnachahmlichen Art aufs Tor köpfte. Schalke-Keeper Justin Hekeeren konnte nur abklatschen, Yokota staubte ab.

Weniger erfreulich: Nach der Pause baute der FCK wieder mal ab, bis der Gegner zum Ausgleich kam. Wobei es vielleicht anders gekommen wäre, wäre Hanslik nicht unmittelbar nach Wiederanpfiff freistehend aus halblinker Position an Hekeeren gescheitert. Ache hatte ihm den Ball per Kopfballverlängerung serviert. Aber ob der VAR nicht vielleicht auch diesen Treffer kassiert hätte? Wir möchten nicht hoch drauf wetten.

Danach jedenfalls war Schalke 04 am Drücker. Was jetzt nicht nur an fahrig werden Pfälzern lag. Mit Emil Höjlund hatte Noch-Schalke-Trainer Kees van Wonderen eine Offensivkraft eingewechselt, die das Spiel ihrer Elf deutlich belebte. Um ein Haar hätte es schon nach 50 Minuten eingeschlagen, als sich FCK-Keeper Julian Krahl nach einem langen Ball auf Höjlund beim Herauslaufen verrechnete und der Stürmer sich das Leder am Keeper vorbeilegte, es anschließend aber nicht mehr unter Kontrolle brachte.

Erst wackelt's, dann raschelt's

Ache bot sich dann ein weiteres Mal die Möglichkeit, auf 2:0 zu stellen und so sein nachlassendes Team wieder zu stabilisieren. Er jagte den Ball freistehend vor Hekeeren übers Tor. Vorlagengeber war diesmal ein Schalker: Innenverteidiger Marcin Kaminski, dem eine Kopfball-Rückgabe missglückte.

In der 61. Minute war es dann soweit. Und der Fehler lag nicht bei Elvedi oder Krahl, die bei ihren Abwehrversuchen unglücklich aussehen, bevor Mussa Sylla das Leder über die Linie drückt. Das Problem ist, dass Schalkes Innenverteidiger Ron Schallenberg in aller Ruhe mit dem Ball am Fuß durch den rechten Halbraum nach vorne traben und sich nach einem simplen Doppelpass halbrechts im Strafraum anbieten darf, um den Ball scharf in die Mitte zu passen. Dass so eine kaum kontrollierbare Situation entsteht, an deren Ende der finale Ballkontakt dem Gegner überlassen bleibt, ist den dort handelnden Personen kaum vorzuwerfen.

Ache. Wer sonst?

Dass die Roten Teufel das bessere Ende doch noch für sich hatten, lag, wie schon gesagt, an den Einwechslungen von Haas und Raschl, die das FCK-Spiel belebten. Faride Alidou kam ebenfalls, ersetzte Hanslik, war aber weniger effektiv. Und dann war da natürlich Ache, wer sonst. Sechs Minuten nach seinem aberkannten Treffer versuchte er es nochmal - und traf. Ritter hatte ihn in Szene gesetzt, mit einem einfachen langen Ball. Das eben war die "Einfachheit", die Lieberknecht dem FCK-Spiel wiedergeben wollte.

"Durch" war die Partie damit noch lange nicht. Es gab noch einige enge Szenen zu überstehen, die einmal mehr zeigten, dass sich in dieser ausgeglichenen Liga auch ein Tabellen-13. nicht leichter bezwingen lässt als ein sogenannter Aufstiegskandidat. Noch tief in der Nachspielzeit kam es zu einem Herzinfarkt-Moment, als Höjlund und der eingewechselte Pape Meissa Ba eine scharfe Flanke in den Fünfmeterraum verpassten. Da aber wäre wohl auf Abseits entschieden worden. Oder auch nicht. Wer weiß das schon im Zeitalter des VAR.

Viel Luft im Mittelfeldzentrum

Zu den Grafiken. Auch die xG-Timeline sieht den FCK vorne. Wobei der Schalker Wert in erster Linie durch Syllas Ausgleichstreffer nach oben getrieben wird, der aus kürzester Distanz einschieben durfte.

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Die Positions- und Passgrafik des 1. FC Kaiserslautern: Offenbar ein recht "luftiges" Mittelzentrum. Eben, weil selbiges mit langen Bällen überbrückt worden ist.

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Die Passmap von Schalke 04: Da hängen die Stürmer ziemlich in der Luft. Allerdings: Sylla und später Höjlund machten ihre Sache gut. Wenn sie den Ball mal hatten, wurde es direkt gefährlich.

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Quelle: Der Betze brennt / Autor: Eric Scherer

Weitere Links zum Thema:

- Saison-Übersicht 2024/25: Die DBB-Analysen der FCK-Spieltage



Beitragvon Oktober1973 » 28.04.2025, 15:50


Vielen Dank an @ Kohlmeyer für die Aufarbeitung einer schwierig zu beurteilenden Leistung unseres Herzensvereins. Zugegeben war Schalke auch sichtbar limitiert, hätte uns aber fast wehgetan. Es wäre sicher ruhiger geworden, wenn wir mit den beschriebenen Chancen Richtung auf die West den Sack früher zugemacht hätten.

Diese schwer zu verdauende Fussballkost im Stadion wurde aber von TL genau an der Stelle vorbereitet, auf die vor Spielbeginn gehofft wurde. Nämlich im Kopf. Vielleicht auch bei sich: Der weinrote Hoodie hatte für mich persönlich doch mehr Wirkung als das weisse Hemd von Schalke Trainer van Wonderen.

Sind wir in Braunschweig noch mit 107 KM sagenhafte 8!KM weniger gelaufen als der Gegner, waren wir dieses Mal mit 115 Km und mehr gelaufenen Kilometer vorne. Punkt 1 des geforderten Willen erfüllt.

Haben im Gegensatz zum Spiel gegen Nürnberg die Zweikampfqoute zu unseren Gunsten und Vorteil extrem verbessert. Punkt 2 des geforderten Willen und Gier erfüllt.

Haben tatsächlich mal das Spiel über Aussen etwas mehr gesucht und mit dem Tor von Yokota nach Vorbereitung Aches per Kopf nach der Heuer und Redondo Flanke schulbuchmässig zu Ende gespielt. Letztendlich : Der Zweck heiligt die Mittel.



Beitragvon MarcoReichGott » 28.04.2025, 19:59


Wobei der Schalker Wert in erster Linie durch Syllas Ausgleichstreffer nach oben getrieben wird, der aus kürzester Distanz einschieben durfte.

Vor allem wird ja auch jeder einzelne Schuss beim Ausgleich gewertet, sodass das in der Gesamtberechnung dann keine Hundertprozentige mehr ist, sondern eher eine Einhundertzwanzigprozentige^^



Beitragvon fuxx1980 » 30.04.2025, 05:55


Ein expected goal mit einem Wert von 1,2/1,3 muss man auch erst einmal schaffen :lol:




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