Showdown in der Domstadt: Der 1. FC Kaiserslautern braucht beim 1. FC Köln einen Sieg und eine große Portion Schützenhilfe der Konkurrenz, um seine erfolgreiche Saison doch noch verlängern zu können.
Wenn man Hoffnung machen will, bemüht man oft die Historie. So kann man auch hier zwei geschichtsträchtige Duelle zwischen Köln und Kaiserslautern an den letzten Spieltagen einer Saison herausstellen. Einmal wäre da das "Herzblutfinale" am 18. Mai 2008, als die Roten Teufel schon mit eineinhalb Beinen in der 3. Liga standen, dann aber doch noch den Klassenerhalt schafften - durch einen 3:0-Heimsieg gegen Köln. Josh Simpson und Marcel Ziemer (2), die Namen der Torschützen weiß noch heute jeder Fan ohne groß zu überlegen.
Noch bedeutender für die 125-jährige Vereinsgeschichte sind die Bilder des sensationellen Meistertitels unter Trainerlegende Kalli Feldkamp am 15. Juni 1991. Der FCK siegte am letzten Spieltag in Müngersdorf vor über 40.000 Lautrer Fans mit 6:2 und Stefan Kuntz reckte die Meisterschale in den Kölner Himmel. Auch hier wissen die meisten sofort die Namen der Torschützen: Marco Haber (2), Bernhard Winkler (2), Tom Dooley und Markus Schupp. Ähnlich dicht befahren wie damals dürften die Autobahnen aufgrund des Kartenmangels am Sonntag wohl nicht sein, wenn die Mannschaft von Torsten Lieberknecht versucht, doch noch den Relegationsplatz zu erreichen. Wieder in einem "Endspiel" gegen den Effzeh. Anpfiff der Partie im Müngersdorfer Stadion ist um 15:30 Uhr (!). Wir werden sehen, ob Wunder erneut geschehen.
Was muss man zum 34. Spieltag wissen? Hier kommen die wichtigsten Vorab-Informationen:
Der FCK: Ausgangslage und Personal
Man muss es sich mal vor Augen halten: Der 1. FC Kaiserslautern spielt die beste Saison seit zehn Jahren und ist durch das 2:1 gegen Darmstadt sogar die stärkste Heimmannschaft der Liga. Trotzdem waren am vergangenen Sonntag viele unzufriedene Stimmen und bei ein, zwei vergeigten Aktionen sogar Pfiffe von den Rängen zu hören.
Klar, von den Mannschaften, die für den dritten Platz noch in Frage kommen, hat der FCK die schlechteste Ausgangslage. Und die ist so: In Köln muss ein eigener Sieg gelingen, die Konkurrenten Elversberg (auf Schalke) und Paderborn (in Karlsruhe) müssen ihre Spiele verlieren und sollte Düsseldorf in Magdeburg gewinnen, müssen die Rheinländer auch noch in Sachen Tordifferenz überholt werden. Viele Eventualitäten also, die den Begriff Fußballwunder rechtfertigen. Durch die bisher sieben Punkte aus drei Spielen unter der Ägide von Torsten Lieberknecht können die Betze-Buben dennoch mit Selbstvertrauen ins Spiel gehen. Und selbst wenn es mit der Relegation nicht klappen sollte - dann greift der wieder auf gesunden Füßen stehende FCK eben nächste Saison neu an.
Personell wäre ein Ausfall von 18-Tore-Mann Ragnar Ache ein herber Schlag. Der FCK-Torjäger laboriert an Wadenproblemen. Sein Einsatz ist ebenso fraglich wie der von Daisuke Yokota (Schambeinprobleme). Auch Kenny Redondos Saison ist aufgrund einer Gelb-Sperre vorzeitig beendet, es sei denn es geht eben doch noch in die Relegation. In der Offensive muss Trainer Lieberknecht also schlimmstenfalls gehörig tüfteln.
Der Gegner: Ausgangslage und Personal
Es war mal wieder eine wilde Woche beim 1. FC Köln. Tim Lemperle, der nach der Saison nach Hoffenheim wechselt, sorgte für einen Skandal, als er Medienberichten zufolge am vergangenen Sonntag auf einem Partyschiff betrunken in eine Schlägerei verwickelt war. Ob der Stürmer, der einen Nasenbeinbruch erlitten hat, gegen Lautern spielen kann, ist noch offen. Zumindest trainierte Lemperle am Freitag mit einer Maske wieder mit.
Und dann ist da ja noch die Geschichte mit dem Duell mit dem Ex-Trainer. Friedhelm Funkel vermittelte in der Causa Lemperle zumindest nach außen Ruhe und zeigte sich auch sonst zuversichtlich, am letzten Spieltag alles klar zu machen. Ein ähnliches Verhalten konnte man auch in der vergangenen Saison beim Abstiegskampf in Kaiserslautern beobachten. Mal sehen, ob diese Herangehensweise erneut aufgeht.
Sportlich braucht Funkels Mannschaft noch einen Punkt, um aus eigener Kraft direkt aufzusteigen. Verlieren die Geißböcke aber und Elversberg und Paderborn gewinnen ihre Spiele, ist sogar auch noch das Abrutschen auf den vierten Platz möglich. Auch in Köln ist die Anspannung vor dem Showdown mit den Roten Teufeln riesengroß. Sollte Lemperle noch fit werden, stehen bis auf den Langzeitverletzten Luca Kilian zumindest alle Profis zur Verfügung.
Frühere Duelle
Das Traditionsduell zwischen Geißböcken und Roten Teufeln findet am Sonntag bereits zum 102. Mal statt. 47 Spiele gewann der FCK, 27 die Kölner. Der letzte dieser Siege gelang dem Effzeh im Hinspiel, als ein Treffer Dejan Ljubicics zum 1:0-Erfolg und der daraus resultierenden Herbstmeisterschaft reichte.
Fan-Infos
Das Müngersdorfer Stadion ist mit 50.000 Zuschauern seit Wochen ausverkauft. Darunter werden auch voraussichtlich 6.000 oder vielleicht bis zu 7.000 FCK-Fans ihre Mannschaft unterstützen. Mehr Karten waren trotz aller Versuche nicht zu bekommen, auch wenn durchaus vielleicht wieder 40.000 Verkäufe wie 1991 möglich gewesen wären. In der DBB-Kartenbörse werden ganz vereinzelt noch übrige Tickets für den Gästeblock angeboten. Aber die Chancen stehen schlecht. Der FCK rät offiziell von einer Anreise ohne Karte nach Köln ab, was aber einige Fans trotzdem nicht abhalten wird. Dem Vernehmen nach rund 900 Betze-Anhänger werden von Koblenz aus mit dem Schiff anreisen.
Weitere Informationen zu Anreise, Parkmöglichkeiten und Stadionumfeld findet ihr in den vom Verein veröffentlichten Fan-Infos. Auch die Gastgeber informieren umfassend auf ihrer Website rund um die Partie. Aufgrund der Verkehrssituation und mehrerer Parallelveranstaltungen in Köln ist eine frühzeitige Anreise auf jeden Fall angebracht. Der Gästeblock öffnet um 13:30 Uhr, also zwei Stunden vor Anpfiff.
O-Töne
FCK-Trainer Torsten Lieberknecht: "Beide Mannschaften haben eine sehr gute Ausgangsposition und die Chance, Großes zu erreichen. Wir haben in den letzten Wochen zwar nicht immer den Fußball gespielt, wie ich ihn mir vorstelle, haben aber immer unsere Leistungen erbracht und Punkte geholt. Beide Teams verspüren einen gewissen Druck und Anspannung, denn der letzte Schritt ist meistens der Schwerste. Wir wollen uns den Weg weiter erarbeiten und dafür brauchen wir den Sieg."
Köln-Trainer Friedhelm Funkel: "Es gab schon schwierigere Situationen für mich, um ein Ziel zu erreichen. Ich war vom ersten Tag an sehr optimistisch, weil ich die Mannschaft die ganze Saison schon verfolgt habe und von ihr total überzeugt bin. Wenn sie vom Kopf her gelöst ist und frei aufspielen kann, kann sie sehr gute Spiele abliefern. Ich bin davon überzeugt, dass das die Mannschaft am Sonntag im eigenen Stadion machen wird. Ich habe selten eine solche Überzeugung von einer Mannschaft in der kurzen Zeit gehabt. Deshalb bin ich sehr optimistisch, dass wir das hinkriegen."
Daten und Fakten
1. FC Köln: Schwäbe - Gazibegovic, Hübers, Heintz, Pacarada - Martel, Huseinbasic - Thielmann, Waldschmidt, Kainz - Downs
Es fehlen: Kilian (Reha nach Kreuzbandriss), evtl. Lemperle (Nasenbeinbruch)
1. FC Kaiserslautern: Krahl - Elvedi, Sirch, Heuer - Zimmer, Ritter, Kaloc, Kleinhansl - Hanslik, Ache (Alidou), Yokota
Es fehlen: Redondo (Gelb-Sperre), Heck (Kahnbeinbruch), Zuck (Kreuzbandriss), evtl. Ache (Wadenprobleme), evtl. Yokota (Schambeinprobleme)
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Florian Reis