Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - 1. FC Saarbrücken 3:1

Immer noch die Besten im Südwesten

Immer noch die Besten im Südwesten


Der FCK zeigt Saarbrücken auch mit einem Mann weniger die Grenzen auf und feiert seinen nächsten Derbysieg. Spieler und Fans auf dem ausverkauften Betzenberg werden diesen Tag nicht so schnell vergessen.

- Fotogalerie | 34. Spieltag: 1. FC Kaiserslautern - 1. FC Saarbrücken

Es ist die 57. Minute des Derbys zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und 1. FC Saarbrücken, die nicht nur im jüngsten Duell der Saar-Pfalz-Rivalen den Unterschied macht, sondern die auch aus einer guten Saison der Roten Teufel eine sehr gute machen kann - inklusive der erhofften Rückkehr in die zweite Liga. Das Spiel im ausverkauften Fritz-Walter-Stadion steht zu diesem Zeitpunkt auf des Messers Schneide. Zwar sind die Lautrer durch Daniel Hanslik, der nach einem von Terrence Boyd zunächst verschossenen Elfmeter erfolgreich ist, in Führung gegangen. Nach einer Roten Karte gegen Kevin Kraus wegen groben Foulspiels müssen sie aber die komplette zweite Halbzeit mit einem Mann weniger auskommen. Nur Minuten nach dem Wiederanpfiff ist die Mannschaft von Trainer Marco Antwerpen nach dem Ausgleich der Saarländer auch ihre knappe Führung los, als Matheo Raab zu einem weiten Abschlag ansetzt.

Der Betze bebt wie zu besten Zeiten

Der vom Schlussmann auf die Reise geschickte Ball erreicht den Strafraum des FCS, wo sich Boyd gegen zwei Saarbrücker behauptet und frei vor dem Tor einschießt. 2:1 in Unterzahl. Der FCK führt wieder. In der Westkurve, im gesamten Stadion - abgesehen vom Gästebereich - gibt es kein Halten mehr. Alles steht, alles hüpft, der Betze bebt wie zu besten Zeiten, wie es Trainer Marco Antwerpen nach dem Spiel zu Protokoll gibt. Wenig später ist das Derby nach dem 3:1 des eingewechselten Kenny Redondo praktisch entschieden. Trotz Unterzahl brennt hier gegen empfindlich getroffene Saarbrücker nichts mehr an, können sich die FCK-Fans in einer teils ohrenbetäubenden Lautstärke auf die Siegesfeier einstimmen. Kurz vor dem Schlusspfiff wünschen die Lautrer den Gästen mit tausenden weißen Taschentüchern eine gute Heimfahrt ins Saarland. “Schönen Gruß und auf Wiedersehen”. Was ein phantastischer Anblick!

Das mit dem Wiedersehen könnte ein wenig dauern. Denn mit dem unter dem Strich sehr verdienten 3:1-Erfolg hat der FCK nicht nur seine eindrucksvolle Derby-Bilanz gegen die Südwestrivalen weiter ausbaut, er hat auch den zweiten Tabellenplatz zurückgeholt. Drei Spiele trennen die Roten Teufel noch vom großen Ziel. Der FCS wird mit dem Aufstieg in dieser Saison nichts mehr zu tun haben. Alle skeptischen Prophezeiungen, wonach die Männer in Rot nach dem eigenen psychologischen Vorteil vom vergangenen Wochenende nun selbst die Last des Gewinnen-Müssens zu tragen haben, können der Elf um den neuen Torgaranten Terrence Boyd offenbar nichts anhaben. Die Roten Teufel sind gegenüber Braunschweig weiterhin in der Pole Position.

Riesiger Fanmarsch vom Sankt Martins Platz zum Stadion

Dass dieser Ostersonntag zu einem in vielerlei Hinsicht denkwürdigen Spieltag werden würde, ist schon Tage vor dem Spiel klar. Schließlich ist das Fritz-Walter-Stadion zum ersten Mal seit knapp sieben Jahren in einem Ligaspiel wieder komplett ausverkauft. 46.895 Zuschauer - ein Pufferblock zum Gästebereich muss aus Sicherheitsgründen frei bleiben. So eine Kulisse ist in der 3. Liga an sich schon eine gewaltige Marke. Angesichts von Bedeutung und Prestige der Partie haben die FCK-Anhänger aber noch weit mehr zu bieten.

Wie schon beim letzten großen Derby ohne Corona-Einschränkungen im September 2019 gegen Mannheim ist am Morgen der Sankt Martins Platz in der Altstadt vom Fanbündnis zum Treffpunkt ausgerufen. Von dort führen die Ultras einen riesigen und lautstarken Fanmarsch begleitet von Trommeln, Pyro und Rauch durch die Innenstadt in Richtung Betzenberg. Oben am Stadion angekommen, dürften es mit all den unterwegs und vor allem auf dem Platz an der Betzebud dazu gestoßenen Fans 6.000 bis 8.000 Lautrer sein.

"Ein großer Ultra verlässt seine Kurve": Choreo für verstorbenen Vorsänger

Im Inneren des Stadions präsentiert sich die Westkurve dank tausender Plastik-Überzieher fast komplett in rot-weiß-rot. Kurz vor dem Anpfiff steigt im mittleren Bereich ein Porträt des vor zwei Wochen verstorbenen Vorsängers Daniel empor, mit dem die Ultras ihrem Freund ein gelungenes und emotionales Andenken setzen. "Ein großer Ultra verlässt seine Kurve. Hasemann unvergessen", steht auf einem über die komplette Breite des Spielfeld reichenden Banner vor der Kurve. Der beeindruckenden Choreo folgt ein donnerndes “Scheiß Saarbrücken” in Richtung des Gästebereichs, der seinerseits zum Einlaufen der Mannschaften reichlich Pyro und jede Menge unnötige und gefährliche Böller zündet. Schiedsrichter Benjamin Brand pfeift das Spiel deshalb erst mit etwas Verspätung an, nur um es Sekunden später und begleitet von einer eindrücklichen Warnung von Stadionsprecher Horst Schömbs an die FCS-Fans wieder kurz zu unterbrechen. Der gleiche Vorgang wiederholt sich noch einmal im zweiten Durchgang, als sich der Sieg des FCK schon deutlich abzeichnet. Kurz wirkt es fast, als wollten einige Saarbrücker Anhänger einen Spielabbruch provozieren, ehe sich die Situation doch wieder beruhigt.

Unvergesslicher Derbytag auf dem Betzenberg

Bei den FCK-Fans facht der blau-schwarze Frust die Stimmung am Ende eher noch mehr an. Es geht eben nichts über Derbysiege, bei denen man den Gegner zusätzlich auch noch etwas hochnehmen kann - besonders gelungen in Form des auf das Hinspiel angelehnten Spruchbandes, das den Gästen von der Westkurve präsentiert wird: “Jeder Lautrer in eurer Region ist und bleibt ein Derbysieger!” Marco Antwerpen nutzt die Schlussminuten, um dem ein oder anderen Schlüsselspieler noch ein paar Minuten Pause und vor allem die verdienten Ovationen bei der Auswechslung zu gönnen, ehe sich mit dem Schlusspfiff um kurz vor 16:00 Uhr noch einmal ein ohrenbetäubender Jubel Bann bricht. Kulisse, Stimmung, Choreo, Spielverlauf. An diesem Derbytag passt einfach alles. Wer im Stadion dabei ist, egal ob als Fan oder Spieler, wird diesen Tag nicht so schnell vergessen.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Ingo Konrad

Weitere Links zum Thema:

- Stimmen zum Spiel | "2:1, 3:1 - bumm, bumm!": Teufel lassen den Betze beben (Der Betze brennt)

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