Gegen Hansa Rostock startet der 1. FC Kaiserslautern den achten Anlauf, um endlich den ersten Saisonsieg einzufahren. Rund um den Spieltag wird es den einen oder anderen besonderen Anreiz dafür geben.
Wie ehrt man einen Menschen, für den keine Auszeichnung groß, kein Wort passend genug sein kann? Für eine Legende, die nie eine sein wollte, aber für Kaiserslautern, den FCK und ganz Deutschland so unendlich viel bewegt hat? Diese Frage wäre in normalen Zeiten schon schwierig genug zu beantworten, doch durch die Corona-Pandemie fielen viele Ehrungen zum 100. Geburtstag Fritz Walters ganz anders aus, als ursprünglich geplant.
Am Montagabend (19:00 Uhr) steht nun also der "Jubiläums-Spieltag" im Fritz-Walter-Stadion an - leider aufgrund der steigenden Infektionszahlen erstmals seit September wieder ganz ohne Zuschauer. Der FCK hatte beim DFB extra kein Heimspiel am 31. Oktober, zum eigentlichen Geburtstag Fritz Walters beantragt, da dort eine große Gala inklusive Fan-Fest zu seinen Ehren stattfinden sollte. Dies alles wurde dann aber hinfällig. Und trotzdem wird es die eine oder andere Hommage an den Ehrenspielführer geben. So werden die heutigen Roten Teufel einmalig in ganz besonderen Sondertrikots auflaufen. Und das auf einem ganz speziellen Rasen: Auf das heilige Grün des Betzenbergs wird ein Abbild Fritz Walters in der Rasenfläche eingemäht sein, was sicher ein sehr eindrückliches und bewegendes Bild abgeben wird. Fritz wird also höchstpersönlich darauf achten, dass die Roten Teufel gegen Rostock endlich einmal dreifach punkten.
Zur Einstimmung hatte sich die Mannschaft am Freitag gemeinsam den gestern Abend im SWR ausgestrahlten Film "Fritz Walter: Ein Jahrhundert-Fußballer" angeschaut. Vielleicht hat dieser ihnen einen Hauch der Einstellung, der gegenseitigen Unterstützung und des Siegeswillens eingeimpft, der zuletzt so sehr gefehlt hat?!
Was muss man zum Heimspiel gegen Rostock wissen? Hier kommen die wichtigsten Vorab-Informationen zum 8. Spieltag:
Der FCK: Ausgangslage und Personal
Wirtschaftlich erlebte der 1. FC Kaiserslautern am vergangenen Donnerstag große Erleichterung: Die Gläubigerversammlung stimmte dem Insolvenzplan zu, befreite den Klub damit von einem Großteil seiner Schulden und bestätigte den Einstieg der regionalen Investoren - finanziell steht der FCK jetzt so gut da, wie seit mehr als 15 Jahren nicht mehr. Sportlich gibt es dagegen nichts schön zu reden: Die Roten Teufel haben einen astreinen Fehlstart in die Saison hingelegt. Lediglich vier Zähler aus den ersten sieben Partien bedeuten vor dem Montagsspiel den 19. Tabellenplatz und damit Abstiegs- statt Aufstiegskampf. Bei der jüngsten 2:3-Niederlage in Meppen ließ der FCK zudem vor allem in der Schlussphase alles vermissen, schenkte eine Punktgewinn im Emsland förmlich her. Jeff Saibene machte das sprachlos und sein Team erlebte eine intensive Trainingswoche. "Es gab sachliche, aber harte interne Kritik. Das war nötig. Nur so können wir uns verbessern. Der Auftritt in Meppen muss ein Ausrutscher bleiben", so der Cheftrainer.
Donnerstags dann aber der Schock: Ein Spieler wurde positiv auf das Coronavirus getestet, der Trainingsbetrieb musste für einen Tag ruhen. Zumindest für den Rest der Mannschaft gab es jedoch schnell Entwarnung: Eine negative zweite Testreihe erlaubte es wieder zu trainieren, und - vorbehaltlich einer weiteren Testreihe am heutigen Sonntag - auch das Spiel am Montag ist so möglich. Der positiv getestete Spieler wird dort jedoch fehlen, seinen Namen halten die FCK-Verantwortlichen noch geheim.
Wieder zur Verfügung stehen dagegen laut Saibene die lange verletzten Alexander Winkler, Nicolas Sessa und auch der an muskulären Problemen leidende Hikmet Ciftci. "Es könnte einige Änderungen geben. Aber ich will allen Jungs eine faire Chance geben, jeder kann sich im Training noch aufdrängen", erklärte Saibene bei der Pressekonferenz am Freitag. Gut möglich also, dass der Trainer nach dem Auftritt in Meppen den einen oder anderen Neuen ins kalte Wasser wirft.
Der Gegner: Ausgangslage und Personal
Mit Hansa Rostock kommt eine in der engen 3 Liga momentan echte Spitzenmannschaft ins Fritz-Walter-Stadion. Das Team von Trainer Jens Härtel ist nach der 0:2-Niederlage von 1860 München gestern in Duisburg sogar Tabellenführer, ohne selbst gespielt zu haben, aufgrund des nun wieder besseren Torverhältnisses. Mit 14 Punkten sind die Norddeutschen stark in die Saison gestartet, lediglich eine Niederlage musste der FCH bislang einstecken - am 2. Spieltag gegen Saarbrücken. Vergangenes Wochenende hat die Kogge mit einem fulminanten 5:1 gegen Köln bewiesen, dass sie in guter Form ist. Der FCK sollte also gewarnt sein, ohne jedoch vor Ehrfurcht zu erstarren.
Eine Rückkehr an den Betzenberg wird Jan Löhmannsröben erleben. Der 29-Jährige spielte 2018/19 ein knappes Jahr in der Pfalz und steht seit dieser Saison in Rostock unter Vertrag. Bislang absolvierte er dabei alle Ligaspiele und erzielte direkt am ersten Spieltag einen Treffer.
Die Reise nach Kaiserslautern nicht antreten kann dagegen Hansas Lukas Scherff. Nach einem Muskelfaserriss steht der Spezialist für die linke Seite zwar wieder im Mannschaftstraining, ein Einsatz gegen den FCK käme allerdings noch zu früh. Zudem fehlt Innenverteidiger Julian Riedel, der gegen Köln eine Rote Karte gesehen hatte. Beim 9:0-Erfolg im Verbandspokal unter der Woche gegen Landesligist Penkuner SV verletzte sich außerdem Nachwuchsspieler Aaron Herzog. Sein Einsatz ist noch fraglich.
Frühere Duelle
Kaiserslautern gegen Rostock, noch dazu unter Flutlicht, das klingt nach Höherklassigem als der 3. Liga. Stolze 32-mal trafen beide Mannschaften bislang aufeinander, mit oft besserem Ende für die Roten Teufel: 15 FCK-Siegen stehen zwölf Hansa-Erfolge gegenüber. Das Torverhältnis ist mit 51:51 dabei genau ausgeglichen.
Wie diese Statistik schon erahnen lässt, ging es oft torreich zu: Wer erinnert sich beispielsweise nicht an den 6:0-Heimerfolg des FCK in der Zweitliga-Saison 2008/09. Im damaligen Rückspiel rächte sich Hansa und gewann sein Heimspiel wiederum mit 5:1. Es war das letzte Spiel für den damaligen FCK-Trainer Milan Sasic.
Fan-Infos
Das Heimspiel gegen den FC Ingolstadt (1:1) war das wohl vorerst letzte, das unter den Augen von zumindest ein paar tausend Zuschauern ausgetragen werden konnte. Aufgrund der sich verschärfenden Corona-Lage werden mindestens im November im Profisport keine Zuschauer zugelassen sein. Die Partie am Montag wird somit ausschließlich kostenpflichtig bei "Magenta Sport" live zu sehen sein, außerdem überträgt das FCK-Fanradio.
O-Töne
FCK-Trainer Jeff Saibene: "Wir leben aktuell in einer schwierigen Zeit. Das darf am Montag aber keine Ausrede sein. Wir wollen uns auf uns konzentrieren, müssen wieder an die Leistung von Ingolstadt anknüpfen und ein gutes Spiel abliefern."
FCH-Trainer Jens Härtel: "Wir wollen unseren Fußball auf den Platz bringen und den Lauf fortsetzen, wissen aber, dass der FCK eine individuell sehr starke Mannschaft hat."
Daten und Fakten
Schiedsrichter: Schultes (Betzigau)
Voraussichtliche Aufstellung:
1. FC Kaiserslautern: Spahic - Hercher, Kraus (Winkler), Sickinger, Hlousek - Rieder - Hanslik, Ciftci, Ritter, Zuck - Pourié
Es fehlen: Bakhat (Bänderriss), Gottwalt (Sprunggelenk-OP), Schad (Wadenbeinbruch), Spalvis (Reha)
- Ca. 45-60 Minuten vor Anpfiff auf unserer Twitter-Seite: Die endgültigen Aufstellungen.
Hansa Rostock: Kolke - Sonnenberg, Löhmannsröben, Reinthaler - Neidhart, Bahn, Rother, Butzen - Vollmann, Verhoek, Litka
Es fehlen: Riedel (Rote Karte), Scherff (Trainingsrückstand nach Muskelfaserriss), evtl. Herzog
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Gerrit1993