Vorbericht: Türkgücü München - 1. FC Kaiserslautern

Mit Nebengeräuschen zur Auswärts-Premiere

Mit Nebengeräuschen zur Auswärts-Premiere


Am Sonntag geht es für den 1. FC Kaiserslautern zum Geisterspiel ins Grünwalder Stadion, wo mit Türkgücü München ein völlig neuer Gegner wartet. Im Verein werden aber schon wieder andere Dinge diskutiert.

Trainerdebatten gehören im Fußballgeschäft seit jeher dazu. Erst recht bei großen Vereinen wie dem FCK, bei denen viele Menschen mit dem Herzen dabei sind. Dass sie allerdings schon am ersten Spieltag losbrechen, das ist ungewöhnlich. Genau das hat sich jetzt aber in Kaiserslautern zugetragen. Vorgestern waren interne Diskussionen aus den Vereinsgremien an die Öffentlichkeit gelangt, in denen Cheftrainer Boris Schommers schon länger kontrovers gesehen wird. Ex-Meisterspieler Martin Wagner erklärte danach seinen Rücktritt von allen Ämtern, nicht nur, aber auch weil die Kollegen seiner Kritik an Schommers nicht folgen wollten.

Sportdirektor Boris Notzon bekräftigte dagegen gestern, er stehe voll und ganz hinter dem Trainer. Und Schommers unterstrich auf der Pressekonferenz zum Spieltag: "Ich spüre den kompletten Rückhalt des Vereins. Ich bin in einem stetigen konstruktiven Austausch mit Sportdirektor Boris Notzon und Geschäftsführer Soeren Oliver Voigt und reflektiere mich dabei auch selbst."

Die Trainerdiskussion, sie ist endgültig aus den internen Kreisen in die Öffentlichkeit geschwappt, aber der Zeitpunkt wirkt absurd. Denn die 3. Liga hat gerade wieder angefangen, die Roten Teufel müssten sich eigentlich auf ihre sportlichen Hausaufgaben konzentrieren. Und da steht als nächstes Türkgücü München auf dem Spielplan. Das beste Mittel gegen Unruhe und Trainerdiskussionen sind freilich immer noch Siege. Die braucht der FCK dringend - auch wenn erst der 2. Spieltag der Saison ansteht.

Was muss man zum Spiel in München wissen? Hier kommen die wichtigsten Vorab-Informationen:

Der FCK: Ausgangslage und Personal

Der 1. FC Kaiserslautern ist ergebnismäßig denkbar schlecht in die Saison gestartet. Nach der Niederlage im Elfmeterschießen des DFB-Pokals gegen Jahn Regensburg verloren die Roten Teufel den Ligaauftakt gegen Dynamo Dresden - trotz 45 minütiger Überzahl - mit 0:1. Gegen einen starken Gegner, zweifellos. Und dennoch: Obwohl die Saison gerade erst angefangen hat, der Druck auf die Verantwortlichen ist schon spürbar. Doch der FCK kann Pflichtspiele auch noch gewinnen: Am Dienstag besiegte man im Verbandspokal den Sechstligisten SG Meisenheim/Desloch-Jeckenbach mit 2:0 - die Leistung stimmte dabei, lediglich das Ergebnis hätte (wieder einmal) viel höher ausfallen müssen.

Personell muss Schommers weiter auf die verletzten Neuzugänge Marius Kleinsorge und Alexander Winkler verzichten, die beide noch an den Folgen ihrer Rippenverletzungen laborieren. Ein Fragezeichen steht noch hinter Lucas Röser, der mit muskulären Problemen kämpft. Zu früh kommt ein Einsatz definitiv für Nicolas Sessa, der sich nach einer Bänderdehnung zu Beginn der Vorbereitung weiter im Aufbautraining befindet. Neu in die Startelf drängen Simon Skarlatidis und Marlon Ritter.

Der Gegner: Ausgangslage und Personal

Türkgücü München ist mit einem ersten kleinen Achtungserfolg in die Saison gestartet. Im Stadtduell gegen Bayern München II ergatterte der Drittliga-Aufsteiger ein 2:2-Unentschieden. Doch die Ansprüche rund um den Verein sind alles andere als die eines klassischen Aufsteigers. 2016 übernahm der launische Investor Hasan Kivran den Verein, benannte ihn um, und pumpte von da an viel Geld in Türkgücü - was auf Deutsch so viel heißt wie "Türkische Kraft". Sein selbst formuliertes Ziel: Bis 2023 in die 2. Bundesliga aufsteigen.

Dafür verpflichtete man einige gestandene Drittligaspieler, wie etwa die beiden Offensivkräfte Petar Sliskovic und Tom Boere. Am Freitag vermeldeten die Münchner mit Flügelspieler Boubacar Barry von der zweiten Mannschaft des SV Werder Bremen ihren insgesamt 20. Neuzugang. Mit Alexander Schmidt steht seit dieser Saison außerdem ein neuer Übungsleiter an der Seitenlinie. Aufstiegstrainer Rainer Maurer durfte überraschend nicht bei den Münchnern weitermachen, Investor Kivran hatte andere Pläne.

Frühere Duelle

Wie bereits erwähnt ist die morgige Partie eine absolute Premiere. Weder in Pflicht- noch in Freundschaftsspielen trafen beide Mannschaften bisher aufeinander.

Fan-Infos

Auswärtsfahrten ins städtische Stadion an der Grünwalder Straße zählen immer zu den besonderen Fan-Erlebnissen. Allerdings hieß der Gegner bisher meistens 1860 München und es herrschte keine Corona-Pandemie. Doch in diesem Jahr ist eben alles anders. Weil im Großraum München wieder mehr Corona-Fälle auftreten, beschlossen die lokalen Ordnungsbehörden kurzerhand, Fußballspiele in der bayerischen Landeshauptstadt wieder als Geisterspiele auszutragen. So auch die Partie der Lautrer gegen Türkgücü. Auswärtsfans wären beim Duell gegen den Regionalliga-Aufsteiger, der seine Heimspiele abwechselnd an der Grünwalder-Straße, dem Olympiastadion und gegebenenfalls auch dem Stadion der Würzburger Kickers austrägt, aber ohnehin nicht gestattet gewesen. Die FCK-Fans können die Partie somit wieder nur live im Pay-TV verfolgen.

O-Töne

FCK-Trainer Boris Schommers: "Ich versuche, in der aktuellen Situation den Druck von der Mannschaft fernzuhalten. Das bringt nur Unruhe rein und das ist ein weiterer Giftpfeil in Richtung Betzenberg. Mit Türkgücü erwartet uns kein normaler Aufsteiger. Vor allem in der Offensive haben sie brutale Qualität. Da müssen wir höllisch aufpassen."

Türkgücü-Sportdirektor Roman Plesche: "Wir hätten das erste Heimspiel gerne vor unseren Fans ausgetragen. Dennoch ist die Vorfreude brutal groß. Kaiserslautern wird schwieriger zu spielen sein, als Bayern II. Es ist eine etablierte Drittliga-Mannschaft, die robust in den Zweikämpfen agieren wird."

Daten und Fakten

Schiedsrichter: Exner (Bielefeld)

Voraussichtliche Aufstellungen

Türkgücü München: Vollath - Park, Velagic, Berzel, Stangl - Erhardt - Kirsch, Sararer, Fischer - Boere, Sliskovic
Es fehlen: Akkaynak (Schulterverletzung)

1. FC Kaiserslautern: Spahic - Schad, Kraus, Sickinger, Hlousek - Bachmann, Rieder, Ciftci - Skarlatidis, Pourié, Huth

Es fehlen: Gottwalt (OP nach Sprunggelenksfraktur), Kleinsorge (Rippenprellung), Sessa (Bänderdehnung), Spalvis (Reha), Winkler (Rippenbruch), evtl. Röser (muskuläre Probleme)

- Ca. 45-60 Minuten vor Anpfiff auf unserer Twitter-Seite: Die endgültigen Aufstellungen.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Gerrit1993

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