Vom Aufsteiger zum Deutschen Meister: Der Mann, der dieses Kunststück mit dem 1. FC Kaiserslautern vollbracht hat, wird am heutigen Donnerstag stolze 80 Jahre alt. Alles Gute zum Geburtstag, Otto Rehhagel!
Die Läufe von Otto Rehhagel in der Lautrer Meistersaison 1997/98 sind unvergessen: Beginnend mit dem ersten Spieltag, als der damals immerhin schon 58-jährige mit spritzender Trinkflasche quer durchs Münchner Olympiastadion lief, rüber zu den mehr als zehntausend berauschten FCK-Fans in der Nordkurve. Aufsteiger 1. FC Kaiserslautern hatte mit dem 1:0-Auswärtssieg bei Titelverteidiger Bayern München gerade das Fundament für die sensationellste Geschichte der Fußball-Bundesliga gelegt.
Legendäre Rehhagel-Zeit beim FCK: Vom Aufsteiger zum Deutschen Meister
Weiter ging es ein paar Wochen später im Karlsruher Wildparkstadion, wo Rehhagel an der Seitenlinie den jungen Sprinter Marco Reich begleitete, der in der Nachspielzeit zum 4:2-Schlusstreffer auf's leere Reitmaier-Tor zustürmte. Unvergessen bleibt auch, wie sich der FCK-Trainer immer wieder ungläubig an den Kopf fasste, als Olaf Marschall im Fritz-Walter-Stadion den 3:2-Siegtreffer (nach 0:2-Rückstand) gegen Borussia Mönchengladbach erzielte. Und natürlich last but not least: Rehhagels Ehrenrunde nach dem 4:0 gegen den VfL Wolfsburg, als zunächst noch das Ergebnis der Bayern im Parallelspiel abgewartet werden musste - und dann alle Dämme brachen. Der 1. FC Kaiserslautern war zum vierten Mal Deutscher Fußballmeister! Und das als Aufsteiger!
Zum FCK zurück kam Rehhagel nach dem Abstieg 1996, und er hatte durchaus einen schwierigen Start: Drei Siegen zum Saisonauftakt folgten zähe fünf Unentschieden, fünf Spiele ohne Sieg für die Übermannschaft der zweiten Liga. Auswärts blieben die Roten Teufel sogar ein halbes Jahr sieglos, von November bis Mai. Und im Hintergrund schwelte ein Streit mit FCK-Manager Hans-Peter Briegel, der nach der Saison entnervt das Handtuch warf. In Erinnerung bleiben aber vor allem die Erfolge jener Aufstiegssaison: Die 5:0-Siege gegen die alten Rivalen Eintracht Frankfurt und Waldhof Mannheim, das 7:0 gewonnene Aufstiegsspiel gegen den VfB Lübeck oder das rekordträchtige 7:6 gegen den SV Meppen zum Saisonabschluss. Ein paar Otto-Kritiker gab es zu diesem Zeitpunkt zwar noch, aber diese wurden spätestens mit den Erfolgen in der legendären Meistersaison kaltgestellt.
Nie um Konflikte verlegen, aber für seine Fußball-Familie stets ein Freund
Dabei war Otto Rehhagel in seiner mehr als 50-jährigen Karriere als Spieler (einst unter anderem beinharter Verteidiger bei den Roten Teufeln) und Trainer nie um Konflikte verlegen. Der Legende nach musste er auf der Bielefelder Alm sogar mal in einer kugelsicheren Weste coachen, weil er zu einem üblen Foul an Ewald Lienen aufgefordert haben soll und danach Morddrohungen erhielt. Auch so eine ganz eigene Geschichte der Bundesliga. Journalisten, Kritiker, Gegner - mit allen vermeintlichen Kontrahenten hatte Rehhagel seinen ganz eigen(willig)en Umgang. Auch in der FCK-Fangemeinde wird der gebürtige Essener heute durchaus zwiespältig gesehen, weil mit seinen großen Erfolgen auch auch die krasse Überheblichkeit bei den Kollegen aus der Vereinsführung einsetzte. Und doch loben seine Spieler, seine engeren Wegbegleiter bis heute vor allem die Menschlichkeit ihres Trainers und das Vertrauensverhältnis zu ihm. Unvergessen bleiben auch die vielen Erfolge als Trainer von Werder Bremen (Deutscher Meister, DFB-Pokalsieger, Europacupsieger) sowie der Europameistertitel 2004 mit dem krassen Außenseiter Griechenland.
Und zu seinem heutigen Ehrentag ist und bleibt er sowieso nur eines: Einfach nur König Otto. Alles Gute zum 80. Geburtstag, Otto Rehhagel!
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas
Weitere Links zum Thema:
- Otto Rehhagel: Der Wundermacher (SWR)
- Rehhagel: "Modern spielt, wer gewinnt!" (Initiative Leidenschaft)