Spielbericht: Rasenballsport Leipzig - 1. FC Kaiserslautern 0:2

Ma-Ma-Mia!

Ma-Ma-Mia!


Fröhliche Gesichter beim FCK: Mateusz Klich und Maurice Deville, aber auch Marius Müller heißen die Sieggaranten in Leipzig. Das geht runter wie Öl, jeder FCK'ler darf und sollte diese drei Punkte mal so richtig auskosten. Abheben ist allerdings nicht angebracht.

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Der 1. FC Kaiserslautern kann doch noch gewinnen. Und wie! Ausgerechnet bei Tabellenführer Rasenballsport Leipzig, dem verhassten Dosen-Klub, haben die Roten Teufel ihre Niederlagenserie beendet und sich Luft im drohenden Abstiegskampf verschafft.

33.598 Zuschauer fanden sich im ehemaligen Zentralstadion ein und präsentierten wie schon im Vorjahr – eine fast normale Fußballatmosphäre (vgl. Spielbericht von 2014: Zwischen Bullen und Boykott). Zwar wirkte alles ein wenig steril und merkwürdig durchorganisiert, aber die Stimmung der Leipziger Zuschauer war durchaus vorhanden, zumindest bis zum Führungstreffer.

Dem gegenüber standen gerade mal 700 FCK-Fans, die im Oberrang des Gästeblocks untergebracht wurden und sich ebenfalls häufiger Gehör verschaffen konnten. Nach den bekannten Zaunfahnen und den üblichen Ritualen suchte man aber auch hier vergebens, denn die Lautrer Ultras und viele weitere Auswärtsfahrer boykottierten wie schon vor einem Jahr das Spiel gegen das Mateschitz-Projekt. Ein Teil besuchte stattdessen am Tag zuvor das Heimspiel der U23 des FCK (1:1 gegen den SC Freiburg II).

Nach vier Niederlagen in Folge traute der Fünfstück-Elf wohl niemand ernsthaft etwas beim Tabellenführer zu, in den Medien wurde teilweise die fünfte Pleite gar schon als gesichert abgehakt. Aber erstens kommt es anders...

Die Roten Teufel spielten gut und mindestens auf Augenhöhe mit den fahrig und zeitweise unkonzentrierten Leipzigern, die ihrerseits nur wenige Druckphasen verbuchen konnten. Bei fast sommerlichem Wetter mitten im November präsentierte sich das FCK-Team genau so, wie es Konrad Fünfstück immer wieder predigt: Defensiv kompakt stehend und mit kreativen Aktionen nach vorne. Den ersten Nadelstich setzte Mateusz Klich, der nach Vorlage von Chris Löwe eiskalt blieb und zum 1:0 einschob (37.). Was folgte, waren wütende Angriffe der Heimelf, welche die teuflische Abwehr um Schlussmann Marius Müller ein ums andere Mal entschärfte. Und dann wurde Fünfstück für einen mutigen Wechsel belohnt: Für den verletzt ausgeschiedenen Löwe hatte der FCK-Coach Maurice Deville gebracht und der luxemburgische Stürmer fackelte nicht lange, sondern sorgte nach Vorlage von Klich und Lukas Görtler für das 2:0 und damit die Vorentscheidung (69.). „Unglaublich“, dachte da wohl jeder FCK-Fan, egal ob im Stadion oder am Fernseher. „Was ist denn da los?“

Im Gästeblock wurde nun ordentlich gefeiert, das Stadion war längst in Lautrer Hand, und die Mannschaft schloss sich nach dem Abpfiff bereitwillig an: Wasser rumspritzen, Hüpfen, Laola, sogar zu Fangesängen mit ausgebreiteten Armen ließen sich einige Spieler hinreißen. Das war pure Erleichterung, von Seiten der Fans sicherlich auch gepaart mit einer schelmischen Portion Schadenfreude gegenüber dem heutigen Gegner.

„Das sah heute aus wie eine Karikatur unserer Mannschaft“, zeigte sich Leipzigs Ralf Rangnick entsprechend bedröppelt. Das genaue Gegenteil verkörperte sein Lautrer Gegenüber Fünfstück: „Wir haben in den vergangenen Wochen viel Prügel und Kritik einstecken müssen – zu Recht. Da fühlt es sich gut an, dass durch den Sieg etwas der Druck rausgenommen wurde.“

Der Abstand in der Tabelle ist nun nach oben ungefähr genauso groß wie nach unten: Mit 18 Punkten und Platz 11 gehen die Roten Teufel jenseits von Gut und Böse in die Länderspielpause. Der Sieg in Leipzig war Balsam auf die Seelen aller FCK'ler – keine Frage – aber man muss am Ende der Freude auch wieder realistisch werden: Der Mannschaft von Konrad Fünfstück fehlt die Konstanz und es gilt bis zur Winterpause weiterhin, mühsam Punkt um Punkt zu sammeln.

Mein(e) Spieler des Spiels: Das waren diesmal gleich drei Stück, nicht nur weil es sich als Wortspiel anbietet: Marius Müller hielt hinten die Bude sauber, vorne trafen Mateusz Klich und Maurice Deville. Marius, Mateusz und Maurice, die Matchwinner. Ma-Ma-Mia!

Was sonst noch auffiel: Nach dem Spiel kam es am Hauptbahnhof noch zu Rabatz von Fans des 1. FC Lokomotive gegen Anhänger von Rasenballsport. Lok hatte an diesem Sonntag zeitgleich ein Heimspiel in Leipzig ausgetragen, was fast zwangsläufig zu solchen Szenen führen musste. Die wenigen FCK-Fans am Bahnhof sahen dem Gejohle kurz zu, ehe sie sich zufrieden und mit drei Punkten im Gepäck auf den Nachhauseweg machten.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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