Auch im vierten Anlauf kann der 1. FC Kaiserslautern nicht beim SV Sandhausen gewinnen. Trotz am Ende drückender Überlegenheit fahren die Roten Teufel mit leeren Händen nach Hause. Für die Fans ein ohnmächtiges Déja-vu in zweifacher Hinsicht.
- Fotogalerie | Spielfotos: SV Sandhausen - 1. FC Kaiserslautern
- Fotogalerie | Fanfotos: SV Sandhausen - 1. FC Kaiserslautern
Als gegen 20:20 Uhr Schiedsrichter Thorsten Schriever die Partie zwischen dem SV Sandhausen und dem 1. FC Kaiserslautern abpfiff, quittierten die rund 5.000 mitgereisten FCK-Fans seine Leistung mit lauten Pfiffen, deutlichen Gesängen und Rufen in Richtung Schiedsrichtergespann. Was die Leistung der Unparteiischen angeht, ist man in der Pfalz seit dem Ausgang der letzten Saison ohnehin nicht gut auf die Männer an der Pfeife zu sprechen. Und die 90 Minuten im Hardtwaldstadion am Freitagabend trugen nicht dazu bei, das Verhältnis zu entspannen. „Bei nicht einmal 50:50-Situationen wurden wir heute benachteiligt“, fasste Daniel Halfar nach der Partie die Gefühlslage vieler Betze-Anhänger in Worte. „Meiner Ansicht nach war das heute schon sehr, sehr merkwürdig und auffällig was da ablief.“ Die Kernszene ereignete sich in der 39. Minute: Markus Karl wurde am Mittelkreis gefoult, blieb verletzt liegen. Doch Schriever ließ weiterspielen. „Der Schiedsrichter hat vorher viele Kleinigkeit abgepfiffen“, sagte Jean Zimmer später zu dieser Szene. „Und wenn er vorher so entscheidet, dann muss er diese Szene auch abpfeifen.“ Stattdessen gab es Eckball für die Gastgeber, aus dem durch ein Eigentor von Stipe Vucur der einzige Treffer des Tages und tiefer Frust bei den Anhängern des FCK folgten.
Zwei Stunden zuvor war die Stimmungslage im Lautrer Tross noch völlig anders. Denn am Freitagnachmittag reisten Mannschaft, Verantwortliche und viele Fans aus der Pfalz mit großem Optimismus zur vergleichsweise kurzen Auswärtsfahrt in die Kurpfalz. Beflügelt von den zuletzt sechs Punkten aus zwei Spielen sollte nun auch endlich der erste Sieg in Sandhausen her. Es war am Freitag immerhin der vierte Anlauf, den der FCK in dieser Mission unternahm – kurioserweise mit dem vierten Trainer.
Konrad Fünfstück vertraute erwartungsgemäß der gleichen Startelf wie gegen Bochum und Düsseldorf. Allerdings taten sich seine Männer in Rot diesmal deutlich schwerer gegen die aggressiven und tiefstehenden Sandhäuser einen Weg zum Tor zu finden. „Die haben ja gar keinen Fußball gespielt“, urteilte Jean Zimmer über die Spielweise der Hausherren. „Das ist Wahnsinn!“ Tatsächlich tauchte der SVS nur selten und nur nach Kontern oder Standards vor dem Tor des FCK auf und drängte die Roten Teufel damit in die Rolle, das Spiel machen zu müssen. Die Lautrer mühten sich, kamen aber nur durch Marcel Gaus in der 29. Minute zu einer richtig gefährlichen Torchance. Ansonsten blieben die Angriffsbemühungen in den ersten 60 Minuten überschaubar. Auch weil die Pfälzer Doppelspitze, bestehend aus Kacper Przybylko und Antonio Colak, weitgehend unauffällig agierte.
Besser wurde es erst ab der 73. Minute, nach dem Platzverweis für Sandhausens Philipp Klingmann. Im Laufduell hatte der Außenverteidiger Marcel Gaus zu Fall gebracht. Schiedsrichter Schriever hatte sie Szene allerdings nicht gesehen, wurde augenscheinlich erst durch einen Assistenten darauf aufmerksam gemacht und schickte Klingmann im Anschluss mit der Ampelkarte vom Feld. Die Folge war ein engagierter Sturmlauf des FCK, der aber ungekrönt blieb. „Wir haben uns sehr viele Chancen herausgespielt, was nicht einfach ist gegen eine Mannschaft, die fast nur im eigenen Sechzehner steht und zu Hause nur verteidigt“, betonte Stipe Vucur trotzdem. Auch Konrad Fünfstück gab sich optimistisch: „Ich habe der Mannschaft gesagt: Wenn wir den Weg, den wir eingeschlagen haben weitergehen, dann werden wir irgendwann auch belohnt. Da war heute Feuer drin.“
Feuer, das auch Fünfstück selbst wieder an der Seitenlinie vorlebte. Allerdings nach des Geschmacks des Schiedsrichtergespanns wohl zu viel. Offenbar protestierte Fünfstück nach dem Gegentreffer zu heftig, weshalb er aus der Coaching-Zone verwiesen und den Rest des Spiels aus dem Spielertunnel und mit dem Handy am Ohr verfolgen musste. Auch noch lange nach Spielende musste der Lautrer Neu-Coach merklich an sich halten, um sich über die Schiedsrichterleistung nicht allzu deutlich zu äußern. Nicht nur die seltsame Posse um seinen roten Pullover vor dem Spiel (siehe ältere Meldung auf Der Betze brennt), sondern auch die ständigen Ermahnungen des Schiedsrichtergespanns während der Partie ließen Fünfstück nur noch mit dem Kopf schütteln: „Wenn es irgendwann so ist, dass die Trainer nur noch stiller Teilhaber sind, dann wird’s interessant.“
So nachvollziehbar der Ärger und die Ohnmacht über die Leistung des Unparteiischen ist – Ohnmacht spürte manch ein FCK-Anhänger auch ob des wieder ärgerlichen Zustandekommens der Niederlage. Wieder waren es individuelle Fehler (Przybylkos Luftloch, Vucurs Kopfball), die zum Gegentor führten. Wieder rannte der FCK am Ende an und wieder mussten nach Abpfiff wenigstens gezeigter Kampf und Wille als Erfolgserlebnis herhalten. „Was das Läuferische, das Kämpferische und das Engagement angeht, können wir uns nichts vorwerfen“, sagte zum Beispiel Daniel Halfar. Konrad Fünfstück muss nach seinem ansehnlichen Start deshalb vor allem einen Weg finden, dass sich diese Tugenden endlich auch dauerhaft in Punkte niederschlagen. Am besten schon gleich am nächsten Samstag, im Südwest-Derby gegen den Karlsruher SC, auf das sich ganz am Ende nach den wütenden Protesten gegen den Schiedsrichter auch die FCK-Fans mit den üblichen Gesängen einstimmten.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht