Spielbericht: VfL Bochum – 1. FC Kaiserslautern 0:2

„Wir wollen wieder in die erste Liga“

„Wir wollen wieder in die erste Liga“


2:0 gewinnt der 1. FC Kaiserslautern beim VfL Bochum und beschert damit sich und seinen Fans einen wunderbaren Start ins Wochenende. Dass dieser Sieg mehr als nur drei Punkte mit sich brachte, war auch lange nach Abpfiff noch zu spüren.

- Spielfotos: VfL Bochum – 1. FC Kaiserslautern
- Fanfotos: VfL Bochum – 1. FC Kaiserslautern

Die Lichter waren ausgeschaltet, die Anzeigetafel schwarz, die Würstchenbuden hatten schon ihre Rollos heruntergelassen und vor dem Stadion langweilten sich die Sicherheits- und Ordnungskräfte. Da kam sie nochmal. In Badelatschen und mit Handtüchern um die Lenden kehrte die FCK-Mannschaft lange nach Abpfiff zurück vor den Gästeblock, um mit ihren Fans noch einmal die drei Punkte in Bochum zu feiern. Die Mischung aus Erleichterung und großer Euphorie angesichts des ersten Auswärtssiegs seit zweieinhalb Monaten und dem geschaffenen Polster zu den Verfolgern aus Darmstadt und Karlsruhe war auf beiden Seiten deutlich spürbar. Auch wenn noch vier Spiele ausstehen und längst noch nichts erreicht ist: Die Roten Teufel haben am Freitagabend einen großen Schritt in Richtung Bundesliga gemacht und damit sich und ihren Anhängern eine riesige Portion Euphorie für den Endspurt beschert.

Gut drei Stunden zuvor (und aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens fünfzehn Minuten später als geplant) war mit dem Anstoß der Partie jenes Ende des Abends freilich nicht abzusehen. Kosta Runjaic änderte sein System zu einem 4-4-2, beorderte mit Kerem Demirbay, André Fomitschow und Philipp Hofmann außerdem drei neue Akteure in die leicht offensiver ausgerichtete Startelf. Es waren allerdings die Bochumer, die den besseren Start erwischten: Nach einem Konter in der dritten Minute drohte VfL-Stürmer Simon Terrode plötzlich alleine vor Marius Müller aufzutauchen und konnte nur mit einem Foulspiel von Tim Heubach gestoppt werden. Den fälligen Freistoß konnte Müller im Anschluss wegfausten.

Eine Musterszene für die ersten 30 Minuten: Kaiserslautern war spielbestimmend, hatte allerdings Probleme gegen die tiefstehenden und aggressiv gegen den Mann arbeitenden Hausherren. Bochum verlegte sich außerdem auf das Kontern und war vor allem durch Standardsituationen gefährlich. Gerade bei den ruhenden Bällen offenbarten die Lautrer in der ersten Halbzeit ungewohnte Schwächen: Kaum ein Kopfballduell konnten die Mannen von Kosta Runjaic gewinnen, gleich eine ganze Reihe von guten Chancen bot sich den Bochumern nach Eckbällen. Auch die Einwechslung von Dominique Heintz in der 25. Minute schaffte zunächst keine größere Sicherheit. Heintz ersetzte Tim Heubach, der nach seinem Foul an Terodde zu Beginn gelb-rot-gefährdet war und außerdem einen Schlag abbekommen hatte. Während der sichtlich geknickte Innenverteidiger vom Gästeblock noch mit Heubach-Heubach-Rufen aufgemuntert wurde, kam der VfL Bochum zu seiner besten Chance. Wieder nach einem Eckball verfehlte der Kopfball von Gregoritsch nur knapp das Lautrer Tor. Durchatmen beim Gästeanhang – und Luftholen für das, was folgte.

Nach 30 Minuten nämlich hebelte Jean Zimmer mit einem überragenden Pass in den Lauf von Michael Schulze das Bochumer Gegenpressing aus. Schulze erreichte aus vollem Lauf den Ball knapp vor der Grundlinie und flankte nach innen - wo der Ball von Simon Zoller aus kurzer Distanz im Tor versenkt wurde. Ein grandioser Spielzug, abgeschlossen von einem Stürmer, der allmählich auch mit Toren beweist, wie wichtig er für den FCK ist. Wie schon gegen Düsseldorf erkannte Zoller die Situation früher als sein Gegenspieler und konnte per Direktabnahme treffen.

In den verbleibenden fünfzehn Minuten bis zur Halbzeit blieben die Bochumer zwar ein unangenehmer Gegner, zeigten sich aber deutlich verunsichert von dem zu diesem Zeitpunkt überraschenden Führungstreffer der Roten Teufel. Ein ums andere Mal stand VfL-Trainer Gertjan Verbeek wild gestikulierend an der Seitenlinie, versuchte sein Team von außen zu dirigieren. Doch der FCK, der wiederum durch Zollers Tor an Selbstbewusstsein und Sicherheit gewonnen hatte, ließ keine echte Gefahr mehr aufkommen, so dass es mit dem 1:0 aus Pfälzer Sicht in die Kabinen ging.

Erstmals großer Optimismus machte sich im Gästeblock breit. 2.500 Lautrer – mehr als erwartet – hatten den FCK ins Ruhrstadion an der Castroper Straße begleitet und sorgten fast durchweg für eine großartige Stimmung. Klatschen, Trommeln, Brüllen, Singen, Hüpfen – die gut aufgelegte Anhängerschaft auf den Steh- und Sitzplätzen spulte das ganze Repertoire ab. Auf der Gegenseite präsentierten die Bochumer vor dem Anpfiff eine kleine Choreographie, richtig laut und aktiv zeigte sich im Spielverlauf allerdings nur eine kleine Gruppe auf der Heimtribüne. Wer aber wegen der vierten Niederlage in Folge lautstarke Unmutsbekundungen der VfL-Fans erwartet hatte, wurde eines Besseren belehrt: Nach dem Spiel munterten die Westfalen ihr eigenes Team lautstark auf und stimmte es auf den Abstiegskampf in den letzten vier Spielen ein.

Dass die Blau-Weißen sowieso eine für ihre Verhältnisse gute Leistung boten, zeigte sich auch nach dem Seitenwechsel: Bochum begann wieder druckvoll, hatte wieder durch einen Gregortisch-Freistoß die beste Möglichkeit in der zweiten Halbzeit. Der FCK dagegen war um Ballbesitz und Spielkontrolle bemüht. Schon in der ersten Halbzeit gab Markus Karl, der sich hinter dem Tor warmmachte, lautstarke Anweisungen an seine Mitspieler. In der Halbzeitpause war es Kosta Runjaic, der konzentriert auf die Ersatzspieler einredete und schon erste Anweisungen für einen möglichen Einsatz in den zweiten 45 Minuten gab.

Tatsächlich reagierte „Coach Kosta“ früher als gewohnt, brachte mit Markus Karl einen Stabilisator für das defensive Mittelfeld, der immer wieder auch auf die Außenbahn auswich und auch im Zentrum den Spielraum für die Bochumer Angriffe einengte. Wenig später ersetzte Kevin Stöger den ausgepowerten Karim Matmour. Karl und Stöger als Passgeber und Ballbehaupter erwiesen sich als die richtige Maßnahme im nun geltenden 4-2-3-1. Bochum kam zu keinen echten gefährlichen Chancen, vielmehr war es der FCK, der das Tempo anzog.

Was folgte waren fünf Wahnsinnsminuten: Der 1. FC Kaiserslautern spielte nun auf das zweite Tor, näherte sich dem Bochumer Strafraum immer weiter an. In der 71. Minute flankte Jean Zimmer nach innen. Der Ball konnte geklärt werden, landete aber bei Markus Karl, der einen klugen Pass nach links außen auf Kerem Demirbay spielte, der wiederum eine zweite Flanke punktgenau auf den Kopf von Philipp Hofmann setze – Tor! 2:0 und grenzenloser Jubel vor und in dem Gästeblock. Und dessen nicht genug: Kurz darauf der zweite überbordende Jubel, als das Endergebnis aus der der Partie Leipzig-Darmstadt (die aufgrund der anfänglichen Verzögerung früher beendet war) die Runde machte. Darmstadt hatte in der Nachspielzeit noch das 1:2 kassiert! Wahnsinn! Und welch eine Befreiung für den FCK-Anhang!

Was folgte, war eine lautstarke Party bis zum Abpfiff. Die Stimmung stieg sogar noch, als sich die Spieler mit letzter Kraft – viele waren mit dem Abpfiff völlig ausgepumpt einfach umgefallen – zu den eigenen Fans begaben. Der „Big Point“ wurde ausgiebig besungen und beklatscht. Vieles erinnerte dabei an den vorentscheidenden Auswärtssieg in Bielefeld beim Aufstieg 2010. Manch einer musste sich mit dem Blick auf die Blitztabelle noch einmal vergewissern, wie verdammt wichtig dieser Sieg war, um dann die Mannschaft mit einem sich wiederholenden „Wir wollen wieder, in die erste Liga“-Schlachtruf in die Kabine zu verabschieden. Vorerst. Denn der Abend war zu schön, um jetzt schon nach Hause zu gehen...

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

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