Valentinsheimspieltag am 21. Spieltag. Mit einem überlegenen Sieg gegen Braunschweig im Rücken galt es für die Roten Teufel, die „Bastion Betzenberg“ gegen den semi-ambitionierten Angstgegner aus Aalen zu verteidigen und den eigenen Fans eine Freude zu machen. An dem Ort, an dem Hass nahezu kultisch verehrt wird, ist auch viel Platz für Liebe. Was spätestens seit den weisen Worten des Milan S. bekannt sein dürfte. Das Herz der Pfalz, es hüpft vor Freude.
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„The book of love is long and boring, And written very long ago. It's full of flowers and heart-shaped boxes, And things we're all too young to know.“ Als The Magnetic Fields diese Zeilen schrieben, haben sie offensichtlich nicht an den 1. FC Kaiserslautern gedacht. Seit über 100 Jahren lässt dieser Verein die Menschen nicht zur Ruhe kommen, macht sie total, total verrückt. An jedem verdammten Tag verlieben sich die Fans aufs neue und werben um die Aufmerksamkeit. Aufrichtig, wahnsinnig, inniglich. Schau in den Block uns hör uns schreien. Auch am Valentinstag im Jahr 2015. Erstmals in der langen Vereinsgeschichte sah der 14. Februar ein Heimspiel vor. Valentinsheimspieltag auf dem Betze.
Doch bei aller Verliebtheit: Es herrscht Zweitliga-Alltag. Mit gerade einmal 23.147 Zuschauern, davon etwa 250 Aalener – mehr Fahnen, als Sitzplatzgäste – verzeichnete das Fritz-Walter-Stadion für diese Saison den geringsten Zuspruch. Schon früh stand fest, dass ausgerechnet an diesem Tag (Alexan)der Ring fehlt. Erwartungsgemäß komplettierte Dominique Heintz auf seinem Stammplatz den Kinder-Abwehrriegel und Simon Zoller erhielt die Chance auf weitere Spielpraxis. Da war es, das von vielen ersehnte 4-4-2 auf heimischem Platz. Das in der Winterpause angekündigte Quäntchen Unberechenbarkeit der Bastion Betzenberg beim Duell der besten Heimmanschaft gegen eines der schwächsten Auswärtsteams der zweiten Liga. Aus dem Hinspiel war noch eine Rechnung offen und darüber hinaus fügte ausgerechnet der VfR Aalen vor Jahresfrist den Roten Teufeln die letzte Heimniederlage zu.
Zum Unbehagen der Heimfans ging das Spiel schon in der ersten Halbzeit auf die Westkurve, wo der scheidende Liebling Tobias Sippel zuvor mit einem Spruchband honoriert wurde. Doch mit der gewonnen Platzwahl hatten die Gäste ihr Pulver auch schon verschossen. Mit einem energischen antreibenden Kerem Demirbay erfolgte Angriff um Angriff auf das Tor von Daniel Bernhardt. Leider blieb zunächst zählbarer Erfolg aus. Umgekehrt ließ Kaiserslautern nicht viel zu. Nachdem eine Torchance in der zweiten Minute ungenutzt blieb und Demirbay einen Freistoß an die Latte knallte, vollendete Jean Zimmer einen sehenswerten Konter im eigenen Stadion in Minute 23: Sippel entschärfte eine gegnerische Ecke und kreierte die Gelegenheit mit schnellem Spiel die Mannschaft aus Aalen zu überrumpeln. Über Chris Löwe landet der Abwurf bei Simon Zoller, der mit einem klugen Pass auf Zimmer den nächsten Scorer-Punkt kassiert. Für einen Moment herrscht Karneval am Betze, was angesichts der Schützenhilfe des SV Sandhausen auch euphorisch gefeiert wurde. In der Westkurve waren an diesem Tag neben den üblichen Teufeln auch ein paar andere Kostüme zu sehen. Selbstredend blieb rot die dominierende Farbe.
Sehenswerte Spielsituationen blieben in der zweiten Halbzeit Mangelware. Nach der Auswechselung von Demirbay gelang es den zunehmend einfallslosen Roten Teufeln nicht, mit einem 2:0 den Sack zuzumachen. Das ist jedoch kaum der Rede wert, denn auch Aalen ersparte allen Anwesenden einen unnötigen, weil unverdienten Gegentreffer. Wie intensiv das Spiel auf dem Platz ausfiel, verdeutlicht die Statistik wesentlich klarer als der Unterhaltungswert des Spiels. In der laufintensiven Partie erspielt sich Aalen die Überlegenheit bei den Zweikämpfen. Wobei die wichtigen Duelle natürlich an den FCK gingen. Trotzdem gelang es in dieser Saison nicht vielen Mannschaften, gegen Kaiserslautern mehr Zweikämpfe zu gewinnen. Ein kleiner Trost im Abstiegskampf des Vereins von der Alb.
Mit dem dritten Pflichtspielsieg in Folge verteidigen die Roten Teufel ihre Bastion Betzenberg inzwischen erfolgreich seit einem Jahr. Allmählich setzt sich eine Spitzengruppe in der zweiten Liga ab und die Roten Teufel tun gut daran, konzentriert weiterzuarbeiten. Dann dauert es auch nicht mehr lange, bis das nicht ausgesprochene Saisonziel von Vereinsseite dem sehnlichsten Wunsch der FCK-Fans entspricht. Aber ganz gleich in welcher Liga. Wer braucht schon Liebe?! All you need is Betze.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Toco