Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - VfR Aalen 1:2

Alptraum Aalen

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Für manche Spiele des 1. FC Kaiserslautern findet man kaum Worte. Das 1:2 gegen den VfR Aalen war so eines. DBB-Autor Marky hat es trotzdem versucht.

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Der 1. FC Kaiserslautern hat zum dritten Mal in Folge gegen den VfR Aalen verloren. Nach der gruseligen Heimniederlage im Dezember 2012, inklusive planmäßigem Stimmungsboykott, folgte ein desaströses 0:4 auf der Ostalb, das FCK-Übungsleiter Franco Foda schlussendlich den Job kostete. Und auch heute, an diesem eigentlich so sonnigen, frühlingshaften Februar-Sonntag, gab es nach dem Schlusspfiff von Bibiana Steinhaus dicke Luft und dunkle Wolken im Lager der Roten Teufel.

Ja, so konsternierte Blicke hat man bei den FCK-Fans lange nicht gesehen. Das 1:2 und die Art und Weise, wie es zustande kam, war ein Schock, ein Schlag in die Fresse, der viele verstört und tief verletzt zurück ließ. „Wann hat man sich das letzte Mal so sch… als FCK-Fan gefühlt?“, war eine der Fragen, die in den Katakomben und auf dem Nachhauseweg diskutiert wurde. Manche beantworteten sie gar mit „2007“, diesem vielleicht dunkelsten Jahr in der langen FCK-Geschichte. Rational ist diese Aussage nur schwer erklärbar, wenn man auf die Tabelle schaut, auf die Situation im Verein... Aber trotzdem fühlte es sich für den ein oder anderen eigentlich leidgeprüften Anhänger so an. Die Saison 2007/2008 war eine Zeit voller Zukunftsangst, alles stand auf dem Spiel. Diesmal geht es „nur“ um den Aufstieg. Vielleicht befällt den ein oder anderen die Panik, nie mehr aus dieser Liga rauszukommen. Erste Bundesliga oder Nichts?! Vielleicht fühlt sich der ein oder andere wie Bill Murray in „Und täglich grüßt das Murmeltier“: Wieder große Sprüche, große Namen und große Erwartungen in der Winterpause, aber wieder nichts. Wieder gegen die Oberen gut bis sehr gut ausgesehen und gegen die Kleineren ganz alt.

„Ein frühes Tor durch Lakic hätte die Mannschaft befreit“

Aber auch den Männern in Rot stand der Schreck im Gesicht: Dominique Heintz, der wie schon gegen Fürth wieder für Jan Simunek ins Team rotierte, und Chris Löwe benutzten bei ihren Spielanalysen ein Vokabular, das aufhorchen lässt. Heintz trauerte der Riesenchance von Srdjan Lakic in der Anfangsphase hinterher. Wenn diese reingegangen wäre, hätte das die Mannschaft befreit. So hätte man auch die Fans schnell wieder hinter sich bringen können. „Es sollte aber wieder nicht sein. Es ist unglaublich“, haderte Heintz. Man habe in der Defensive einmal nicht aufgepasst und sofort das 0:1 kassiert. Durch einen Eckball (mit anschließendem Kopfball von Hübner, 24. Minute). Ein Standardtor habe der FCK ja lange nicht bekommen. „In so einer Phase, wenn’s dann in den letzten Wochen eh schon nicht gut läuft in der Liga, wird man dann bestraft; dann läuft man dem Gegner hinterher, der sich hinten reinstellt...“, suchte Heintz nach Worten.

Verteidigerkollege Chris Löwe schlug vor, dass alle mal vier, fünf Wochen nicht auf die Tabelle schauen sollten. Und sich auf ihre Aufgaben konzentrieren sollten.

„The trend is your friend“

Dieses FCK-Mannschaftsgebilde erscheint äußerst fragil - und das nicht erst seit dieser Saison. Schon 2012 zerbrach es nach einem Heimunentschieden gegen Jahn Regensburg und einer unglücklichen Niederlage beim FC St. Pauli. Bis dato war Kaiserslautern unter Fodas Ägide ungeschlagen, danach folgte die folgenschwere Niederlagenserie. Auch unter Kosta Runjaic erlebten die Lauterer zunächst einen Höhenflug bis auf Platz 1. Schlugen Union Berlin zu Hause, schienen gefestigt. Doch nach ein, zwei Unachtsamkeiten in Dresden - ein Spiel, das die Teufel eigentlich nie und nimmer verlieren durften - geriet die FCK-Welt erstaunlich schnell ins Wanken. Schon gegen Düsseldorf und vor allem gegen Paderborn war von der Kaltschnäuzigkeit und Entschlossenheit der Vorwochen nichts mehr übrig. „The trend is your friend“ heißt es nicht nur an der Börse, sondern auch beim FCK. Niemand scheint in der Lage, das Steuer herumzureißen, wenn sich das Schiff erst einmal in die falsche Richtung bewegt. Das liegt auch daran, dass auf dem Platz schon lange Führungsfiguren vermisst werden.

Führungsspieler weiter gesucht

Mo Idrissou soll so ein Anführer sein. Er sieht sich selbst so. Ist angetreten, den FCK, wie viele seiner Vereine zuvor, in die Bundesliga zu schießen. Doch Mo, den das Fachmagazin „kicker“ zum besten Zweitligastürmer der Vorrunde auserkoren hat, traf zuletzt nicht mehr. Und wenn Mo nicht trifft, verdunkelt sich offensichtlich auch die Bilanz des FCK. Das war schon unter Foda so, weshalb der Verein in Person von Stefan Kuntz versuchte, sich von Form und Laune des stolzen Kameruners unabhängiger zu machen, und Olivier Occean holte. Auch der konnte die Lücke nicht schließen. Vor ein paar Wochen verpflichtete der FCK den ehemaligen Goalgetter Lakic. Dieser spielte gegen Aalen nicht etwa an der Seite von Idrissou, was für großes Erstaunen bei Bekanntgabe der Aufstellungen sorgte. Nein, Runjaic hatte Lakic und Occean als Stürmerpärchen aufgeboten - und Idrissou aus „rein sportlichen Gründen“ aus dem Kader gestrichen. Schon in der Pressekonferenz hatte Runjaic in Bezug auf Idrissou angedeutet, dass Stürmer an ihren Toren gemessen würden und Mo eben zurzeit nicht treffen würde. Bei seinem Stürmer-Kontingent kann sich Runjaic diesen Luxus vermeintlich leisten. Aber eben nur vermeintlich. Denn Occean enttäuschte die Erwartungen gegen Aalen bitter, und auch Lakic war nur ein Schatten vergangener Tage. Der Weg zurück ins FCK-Glück scheint ein langer zu werden. Sinnbildlich eine Szene in der zweiten Halbzeit, als ein Aalener Abwehrspieler Lakic einfach an seinem Körper abprallen ließ. Eine Führungsposition kann der ehemalige FCK-Kapitän in dieser Verfassung kaum ausfüllen. Auch Markus Karl nicht. Der musste genauso auf der Bank Platz schmoren wie Simunek.

„Wir mussten unheimlich viel Leidenschaft investieren und Zweikampfqualität gegen so einen guten Gegner beweisen. Wir haben heute bewusst tiefer gestanden als in der Vergangenheit, wir wollten die Innen- und Außenverteidiger des FCK in Laufduelle zwingen. Das gelang mit unseren Offensivkräften Buballa, Lechleiter, Pohjanpalo häufig gut“, verriet Aalens Trainer Stefan Ruthenbeck sein Erfolgsgeheimnis. Das eigentlich keines mehr ist. Die Gegner haben sich seit Wochen auf das Spiel des FCK eingestellt. Es erinnert an ein Handballspiel, bei dem keiner hoch steigt und aufs Tor wirft. Bei dem es keinen überraschenden Pass an den Kreis gibt, bei dem keiner ein Eins gegen Eins auf den Außen wagt. Es fehlt die Handlungsschnelligkeit, es wird abgestoppt, sich verdribbelt, verzögert. Der FCK spielt Alibi-Angriffsfußball, erstickt im Ballbesitz und hinten brennt es durch die hohe Grundaufstellung mittlerweile lichterloh, selbst bei planlosen Befreiungsschlägen des Gegners. Das Abwehrverhalten in der zweiten Halbzeit - nicht nur beim zweiten Treffer der Aalener durch Pohjanpalo - gespenstisch.

„Spiele werden in der 2. Liga im Detail entschieden“

Runjaic gab nach dem Spiel zu Protokoll, dass die Spieler entscheidende Situationen im Moment falsch bewerten würde. Das seien Details, die im Moment über Sieg und Niederlagen entscheiden würden - oder wie Trainerkollege Ruthenbeck es verallgemeinerte: „Spiele werden in der Zweiten Liga im Detail entschieden“. Runjaic ist sich bewusst, „dass wir von den letzten sieben Spielen fünf verloren haben“. Es seien alles enge knappe Partien gewesen. Es könne sich alles in den nächsten Wochen wieder drehen und wenden. „Wir werden weiter hart arbeiten, an Lösungen basteln, uns für die Situation sensibilisieren - so wie bisher auch“, lautet die Parole des Teamchefs, der auf das Vereinsgebot „Lautrer geben niemals auf“ verweist und fighten will. Er selbst sei kein Schönwetterkapitän, mit harter Kritik will er intern nicht sparen. „Wenn sich einer ärgert, dann die Mannschaft und die Verantwortlichen“, beteuert der Coach. Und hofft und setzt darauf, gegen Cottbus und Sandhausen in Führung zu gehen. Im Ärmel hat er dabei noch einen Joker: Simon Zoller, der in der kommenden Woche wieder ins Training einsteigt.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Marky

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