Vorbericht: 1. FC Kaiserslautern - Erzgebirge Aue

Gewitterwarnung für den Betze

Gewitterwarnung für den Betze


Die Stimmung vor dem Heimspiel des 1. FC Kaiserslautern gegen Erzgebirge Aue ist in den Fanforen im Tief. Ob daraus ein Sturm oder ein Orkan entsteht, lässt sich vom Radar nicht ablesen. Ernst nehmen sollte man die Unwetterwarnung aber schon, meint DBB-Autor Marky.

Als Sturm werden Winde mit Geschwindigkeiten von mindestens 74,9 km/h oder 9 Beaufort bezeichnet. Ein Sturm mit einer Windgeschwindigkeit von mindestens 117,7 km/h oder 12 Beaufort wird als Orkan bezeichnet. Dazwischen spricht man bei 10 Beaufort von einem schweren und bei 11 Beaufort von einem orkanartigen Sturm. Erreicht der Wind nur für wenige Sekunden Sturmstärke, so spricht man von einer Sturmböe.

Guckt man in Kaiserslautern in den Doppler-Radar - um im Fachjargon zu bleiben - sieht man, dass sich etwas zusammenbraut, dass etwas auf den Betzenberg zukommt. Ob es ein scharfer Wind oder ein ordentlicher Sturm oder gar ein Orkan wird, lässt sich noch nicht sagen. Möglich ist auch, dass es vorher nach Mannheim oder Karlsruhe abdreht.

Die 11 Beaufort wurden auf Deutschlands höchsten Fußball-Berg schon mal gemessen - Milan Sasic umschrieb die Szenerie später mit dem legendären Satz: „Ich habe Mannschaft in die Kurve geschickt, damit sie sehen diese Enttäuschung, damit sie sehen diese Hass. Denn solche Hass kann nur entstehen, wenn da ist unbändige Liebe.“ Als sich die Wut auf den Neu-Wolfsburger Srdjan Lakic, der das FCK-Herz empfindlich verletzt hatte, in einem großen Knall entlud, waren es fast 9.

Obwohl der FCK die ersten beiden Spiele gewinnen konnte, befindet sich die Stimmung nach der Niederlage in Fürth in den großen Fanforen im Tief. Ok, jetzt kann man sagen, dort wird viel gepostet bis der Tag rum ist. Schließlich ist man ja anonym und kann unverblümt Dampf ablassen. Allerdings deuteten sich gerade dort die oben beschriebenen Unwetter Wochen und Monate vorher an. Sie lagen vor einem wie ein offenes Buch. Man kann es zuschlagen, verhindern kann man die Dinge damit aber nicht.

„Ein Rückfall in alte Zeiten“ war die Überschrift auf „Der Betze brennt“ nach dem Fürth-Spiel. Mit „alte Zeiten“ ist auch gemeint, dass man nach Schlusspfiff das Gefühl hatte, das wieder einmal mehr drin war. Dass von der Leichtigkeit (zumindest teilweise) in Paderborn und (vor allem) gegen Ingolstadt nicht viel zu sehen war. „Wie kann man nur Zoller, der für so viel Identifikation und Aufbruchstimmung sorgt, auf die Bank hocken?“, war eine der meist gestellten Fragen an Trainer Franco Foda. „Warum Occean neben Idrissou stellen, wo sich diese doch in ihrer Spielweise recht ähnlich sind“. Und: „Wieso die Ring-Frage so schrecklich unkreativ lösen.“

Foda hat zugegeben, dass die erste Halbzeit sehr passiv war. Reagiert hat er sehr spät darauf. Eigentlich erst, als das Spiel verloren war. Selbst der wichtige erste Treffer konnte keine Sicherheit geben, postwendend fiel der Ausgleich - wie so oft in der letzten Saison. Zum Nachsetzen, zum Überraschen und Überfallen, zum Ausrufezeichen setzen und Dominieren war man offensichtlich nicht nach Fürth gekommen. Das merkte man schon beim Lesen der Aufstellung und in jeder Minute des Spiels. Die Franken machten es sich einfach, schoben die Favoritenkarte dem Gegner aus der Pfalz zu und machten sich daran, den Goliath zu stürzen. Mit erlaubten und unerlaubten Mitteln, im Sportpark Ronhof herrschte Pokal-Atmosphäre.

Auch FCK-Vorstand Stefan Kuntz war (natürlich) enttäuscht über den neuerlichen Dämpfer, will eine Reaktion am Samstag sehen, wenn Erzgebirge Aue zu Gast in Kaiserslautern sein wird. Nicht wenige FCK-Fans wollen sich davon allerdings kein (Live-)Bild (mehr) machen. Der FCK hat bislang nur 23.000 Tickets verkauft, rund 25.000 Zuschauer werden erwartet. Klar, es ist Hauptferienzeit, aber Vorfreude und Vertrauen sehen anders aus. Vielleicht hängt es auch mit dem Gegner zusammen. Im Erzgebirge erlebten die Roten Teufel vor nicht allzu langer Zeit ein „Überzahl-Trauma“.

Das Team mit dem veilchenfarbenen Trikot, das zwei Mal hintereinander haarscharf dem Abstieg entronnen ist, ist derzeit punktgleich mit dem FCK. Der Zoller von Aue heißt Jakub Sylvestr (drei Tore), er soll den besten Mann der Vorsaison, Jan Hochscheidt (nach Braunschweig), vergessen machen. Ansonsten sind mit Klingbeil, Pezzoni, Fink, König und Müller viele alte Bekannte im Team von Falko Götz. Neu ist der Torwart: Kirschstein (kam von Ingolstadt) hat Männel den Platz streitig gemacht hat. Kapitän und Verteidiger Klingbeil fällt in Kaiserslautern aus.

Ebenfalls keine Option für das Spiel sind auf Lautrer Seite Abwehr-Ass Marc Torrejon und Enis Alushi, der als Führungsfigur im Mittelfeld arg vermisst wird. Beide sind allerdings voll im Training und dürften bald das Team verstärken. Sicher fällt auch Steven Zellner aus. Bei der Aufstellung kann es eigentlich keine zwei Meinungen geben. Alexander Ring muss spielen, Zoller sowieso. Im Sturm könnte sich Foda - neben dem gesetzten Mo Idrissou - aber erneut für Olivier Occean entscheiden. Occean hat sicher nicht in Lautern unterschrieben, um sich auf die Bank zu hocken. Seine starke Trainingsarbeit wird vom Trainer gelobt. Occean braucht nach dem desaströsen Jahr in Frankfurt, das an seinem Selbstverständnis gezehrt hat, Spielpraxis. Das Wort „Luxusproblem“ bekommt hier eine neue Bedeutung. Wegen wohlklingender Neuzugänge wie Occean, Matmour und Ring hat die Konkurrenz Lautern zum sicheren Aufsteiger erklärt. Regelmäßig gespielt haben sie in der Vergangenheit allesamt nicht. Beim Kapitän-Karussell soll diesmal wieder Florian Dick an der Reihe sein - Foda macht es sich manchmal zu kompliziert...

Daten und Fakten

Schiedsrichter: Tobias Stieler (Rosenhöhe)

Voraussichtliche Aufstellungen

1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Simunek, Orban, Löwe - Matmour, Karl, Ring, Gaus - Idrissou, Zoller

Ersatz: Hohs, Heintz, Riedel, Borysiuk, Fortounis, Drazan, Occean

Es fehlen: Bunjaku (Knie-OP), Torrejón, Alushi (beide Aufbautraining), Zellner (Knochenödem)

- Ca. 45-60 Minuten vor Anpfiff auf unserer Twitter-Seite: Die endgültigen Aufstellungen.

Erzgebirge Aue: Kirschstein - Schlitte, Pezzoni, Nickenig, Ishihara - Schröder, Diring - Müller, Janjic, Novikovas - Sylvestr

Ersatz: Männel, Miatke, Schlitte, Novikovas, König, Benatelli, Okoronkwo

Es fehlen: Klingbeil (Angina), Paulus (Sprunggelenksverletzung)

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Marky

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