Simon Zoller ist der Mann der Stunde beim FCK. Markys Bericht zum Spiel des 1. FC Kaiserslautern gegen den FC Ingolstadt beginnt dementsprechend mit dem Doppeltorschützen - und einer erstaunlichen Parallele...
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Einen besseren Einstand konnte es an diesem Freitagabend für den neuen Stürmer des 1. FC Kaiserslautern kaum geben. Zwei Tore bei der Premiere im heimischen Fritz-Walter-Stadion - und Sprechchöre von den Fans, die den Angreifer wegen seines Instinkts und seiner Kaltzschnäuzigkeit gleich ins Herz schlossen. Die Rede ist von Stefan Kuntz. Fast auf den Tag genau 24 Jahre ist das her. Es folgten weitere 169 Bundesligaspiele für den FCK und 73 Tore.
Am Sonntag vergangener Woche hat dieser Stefan Kuntz, der mittlerweile Vorstandsvorsitzender beim Verein seines Lebens ist, einen erstaunlichen Satz in SWR-Flutlicht gesagt. Beim FCK gebe es einen, der ihn schwer an seine eigenen Anfänge erinnern würde: Simon Zoller. Kuntz lobte den Torriecher und die Entschlossenheit des 22-Jährigen, der vom Drittligisten VfL Osnabrück (36 Spiele, 14 Tore) nach Kaiserslautern gewechselt ist. Zuvor durchlief er die Jugendmannschaften von Stuttgart, Ulm - wo er in der A-Jugend 36 Treffer in 25 Partien erzielte - und des KSC. Bei den Badenern konnte sich Zoller nicht durchsetzen, nach deren Abstieg in die Dritte Liga schloss er sich Osnabrück an.
Und jetzt also Kaiserslautern, wo dieser junge Mann bei seiner Heimpremiere gegen den FC Ingolstadt unter donnerndem Beifall und „Simon Zoller“-Sprechchören verabschiedet wurde. 68 Minuten waren da gespielt. Auf den Anzeigentafeln flimmerte seine Name als Doppeltorschütze.
Zoller hat jetzt zwei Mal das FCK-Trikot getragen, von vier Schüssen waren drei drin. In einer Gesellschaft, die Übertreibungen liebt, reicht das ja mitunter schon, das „a new Star is born“ anzustimmen. Wir sollten die Kirche aber im Dorf lassen. Die Parallelen zum Debüt von Stefan Kuntz laden zum Schmunzeln ein. Mehr (noch) nicht.
Das Heimdebüt des FCK in der noch jungen Zweitligasaison 2013/14 begann so, wie die Relegation aufgehört hatte: mit ganz viel Gänsehaut und der ein oder anderen Träne. Eine riesige und aufwändige Choreographie zu Ehren von Ottmar Walter bedeckte die Westkurve. Dabei stieg symbolisch das verstorbene FCK-Idol in den Himmel auf (zu den Bildern). Ein großes Dankeschön an die vielen Helfer und Organisatoren von Generation Luzifer, Frenetic Youth, Pfalz Inferno und Perspektive FCK, die etliche Arbeitsstunden und Geld in das Großprojekt investiert haben.
Und auch die Männer in Rot wollten augenscheinlich ihren Teil dazu beitragen. Sie legten los wie die Feuerwehr im heißen Höllenfeuer. Fast hätte es schon nach sieben Minuten abkühlende Getränkebecher-Würfe auf den Rängen gegeben: Alexander Ring gelang im Mittelfeld eine der unzähligen Balleroberungen, er flitzte zum Strafraum, legte quer zu Simon Zoller, der sofort mit dem Außenrist aus über 16 Metern abschloss - FCI-Keeper Ramazan Özcan rettete mit einem Reflex. Die FCK-Mannschaft ließ der Elf von Marco Kurz, der mit warmen Applaus empfangen wurde, in den ersten 20 Minuten keine Luft zum Atmen. Mit zwei, manchmal drei Mann war man am Gegenspieler und stahl Ball um Ball. Alle machten mit. Das Tor schien nur eine Frage der Zeit. Die 27. Minute! Ring, noch mitten in der eigenen Hälfte passt raus auf Marcel Gaus, der zu schnell für die Abwehr der Bayern ist und bis zum gegnerischen Strafraum durchmarschiert. Der neue Linksaußen, vom FSV Frankfurt gekommen, sieht in den Augenwinkeln, dass Zoller eine Idee hat und durchstartet. Gaus spielt den schwierigen Pass, den Turbo-Zoller tatsächlich erläuft und verarbeiten kann. Und wie! Das haben die beiden Jungs sicher nicht zum ersten Mal gemacht. Die Menge kocht. Lautern eins, Ingolstadt null. Und kaum hatte Stadionsprecher Horst Schömbs die freudige Botschaft ausgesprochen, wäre fast der Ausgleich gefallen. Aber Tobias Sippel, derzeit einfach in überragender Form, fischte den Ball aus dem Winkel. Sein durchschnittlicher Notenschnitt nach zwei Spielen kann nicht anders als Einskommanull lauten. In der Folge machte die Kurz-Elf mit dem Ball dann öfter Bekanntschaft, aber die FCK-Abfangjäger konnten jede weitere Gefahr (noch) im Keim ersticken.
Nach der Pausen-Abkühlung wurden die Regler dann wieder auf Maximal gedreht: Ring zentral auf den spielintelligenten Gaus, der legt scharf in den Fünfmeterraum, wo Mo Idrissou fast sein Versprechen wahrmachen kann („gegen Ingolstadt treffe ich!“). In der 51. Minute durfte Mo dann jubeln, aber die Scheinwerfer waren wieder auf seinen neuen Sturmpartner gerichtet. Ein weiter Schlag von Kapitän Markus Karl (Rotation!) aus der eigenen Hälfte auf Simon „Iceman“ Zoller, der - wann hat man das zuletzt vom FCK gesehen - einen Lob über den Tormann spielt. Spätestens jetzt lag der Nummer 9 der komplette Betze zu Füßen. Und eigentlich hätte aus FCK-Sicht der Schiri jetzt abpfeifen müssen: Es war ja alles gesagt, gesehen - und die Feierlichkeiten auf den Tribünen waren längst im Gange. Doch der Schiri gab kein Hitzefrei. Und das war die Chance für den FC Ingolstadt, der Meter um Meter Spielfeld zurückerkämpfte und ein (Standard)-Privattraining mit Tobias Sippel ausfocht. Gottseidank haben die „Schanzer“ keinen Ronny in ihren Reihen, sonst hätte es vielleicht schnell 2:3 gestanden. Foda wollte das Loch in der Mitte füllen, die Pass-Sicherheit zurückgewinnen, brachte Ruben Jenssen für Zoller. Doch der Hebel war schwer umzulegen und der FCK und sein Anhang schwitzten sich weiter bis zum Endspurt. Schade, dass Ariel Borysiuk krankheitsbedingt passen musste, er hätte dem FCK in dieser Holper-Phase mit seiner Ballsicherheit sehr gut getan.
So war dann irgendwann auch das tapfere Sippellein geschlagen, „Ingo“ konterte sich mit Caiuby und Korkmaz zum 1:2 (88.). Das war toll gespielt. Noch besser war allerdings das, was folgte. Der eingewechselte Christopher Drazan, dem diesmal alles gelang, war auf und davon. Als alle dachten - auch die Abwehr der Ingolstädter - der legt den Ball auf links zu Chris Löwe, passt der Drazan ohne hinzugucken auf Idrissou, der knochentrocken einschiebt. Was für ein geiles Tor!
Mir bleibt abschließend nur zu sagen, dass die Relegation offensichtlich für uns Fans reinigende Wirkung hatte und dass die Versprechen von Foda/Kuntz, aus den Fehlern der Vorsaison zu lernen, nicht nur heiße Luft waren. Ich habe gestern nicht hochbegabte Spieler gesehen, die nur das nötigste machen, um ihre Ziele zu erreichen. Sondern ein Rudel von jungen, hungrigen Wölfen bzw. Teufeln mit gierigen Augen. Denen noch die Automatismen, der Überblick und mitunter auch die Kraft fehlt. Einige haben wichtige Teile der Vorbereitung verpasst, anderen fehlt Spielpraxis. Foda, bitte übernehmen.
Einspielen muss sich auch noch das neue „Stimmungszentrum“ in der Westkurve in Höhe der .2er-Blöcke. Aber für den Anfang war das nicht schlecht. Man hatte auf jeden Fall zu keiner Zeit das Gefühl, dass hier eine Gruppe ihr eigenes Ding durchzieht. Es wurde zusammen gesungen und das Geschehen auf dem Spielfeld stand klar im Mittelpunkt. This is Betze.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Marky