Mit Marco Kurz und Michael Henke kehren am Freitagabend (20:30 Uhr, Fritz-Walter-Stadion) gleich zwei Ex-Trainer des 1. FC Kaiserslautern auf den Betzenberg zurück. Kurz versucht nach seinem unglücklichen Gastspiel in Hoffenheim beim FC Ingolstadt wieder in die Spur zu kommen, Henke ist sein Co-Trainer.
Die Heimpremiere gegen Erzgebirge Aue ging für Ingolstadt allerdings in die Hose - und das, obwohl die Bayern während der Vorbereitung kein Spiel verloren. Diesen Schwung wollte man mitnehmen, aber man sei viel zu nervös gewesen, gab später der routinierte Stürmer und Kapitän Christian Eigler zu Protokoll. Schlimmer noch: Man habe sich gegen zehn Auer nicht eine hundertprozentige Chance erarbeitet. „Wenn wir in Kaiserslautern so nervös spielen, wird es noch viel schwerer“, sagt Eigler.
Kurz hat von seinem neuen Club, der erst 2004 gegründet wurde, nicht die Vorgabe bekommen aufzusteigen. Ziel ist es, mit jungen Leuten attraktiven Fußball zu spielen und die Abstiegsränge weit hinter sich zu lassen. Alle Neuzugänge des FCI sind 25 Jahre oder jünger, die meiste Zweitligaerfahrung bringt der ehemalige Linksverteidiger des FCK, Leon Jessen mit, der erneut nach Ingolstadt ausgeliehen wurde. Einer, der den Youngsters helfen könnte, ist Andre Mijatovic. Der Abwehrspezialist fällt allerdings mit Mittelfußbruch für Monate aus.
Das bevorzugte System ist ein 4-2-3-1, Marco Kurz favorisiert ein aggressives Pressing. Im Rückblick auf Aue sagt er dementsprechend: „Es war nicht alles schlecht, aber wir haben zu verhalten gespielt.“ Beim FCK will er mutig auftreten und Punkte ergattern.
Kurz gibt in Interviews vor der Partie zu, eine tolle Zeit am Betzenberg gehabt zu haben. Zum ersten Mal kehrt er nach seinem Rausschmiss nach dem schlimmen Schalke-Heimspiel in die Pfalz zurück. Eine tolle Zeit haben auch wir Fans mit Kurz gehabt. Unvergessen, wie der mittlerweile 44-Jährige nach den Spielen immer als erster klatschend in die Kurve kam. Es hat einfach vieles gepasst zwischen Kurz und dem FCK - bis zu dieser vermaledeiten Saison in der aber wirklich alles schief ging und der letzte „Kreis“ zwischen Kurz und seiner Mannschaft gnadenlos ausgepfiffen wurde. Schon da fühlte jeder im Stadion: das ist das Ende der Ära Kurz. Man muss ihn nicht in den Himmel heben, er hat freilich folgenschwere Fehler begangen, aber man sollte ihm am Freitagabend mit Respekt begegnen. Es war vielleicht nicht böse gemeint, aber das FCK-Spielankündigungsplakat „Mal Kurz Drei Punkte Holen“ wird unserem Ex-Coach nicht gerecht.
Und überhaupt: Schnell mal drei Punkte einfahren, das wird in dieser Liga nur schwer möglich sein. Alle Teams präsentierten sich am ersten Spieltag in hervorragender physischer Verfassung. Es wurde um jeden Meter gefightet, mit teils harten Bandagen - und das bei diesen Temperaturen. Da braucht es nicht nur Können, sondern auch Wille.
Dementsprechend fordert auch FCK-Übungsleiter Franco Foda: „Wir dürfen keine Sekunde nachlassen.“ Dabei kommt ihm entgegen, dass im Team der Konkurrenzkampf härter denn je tobt. Ariel Borysiuk, das FCK-Juwel auf der „6“ fällt zwar wegen eines Darminfekts aus, aber seine Mittelfeldkollegen Kostas Fortounis und Kevin Stöger haben ihren Trainingsrückstand aufgeholt. Einen Grund, die siegreiche Formation vom Paderborn-Spiel zu ändern, hat Foda nicht. Die neuen Außenspieler, Karim Matmour und Marcel Gaus, die beim Auftakt nicht 100% überzeugen konnten, haben beim Trainer noch Kredit. Sie brauchen Spielpraxis. Allerdings scharren dahinter Andrew Wooten und Christopher Drazan, die beide mit einer starken Vorbereitung argumentieren können, mit den Hufen.
Mit am meisten freuen sich die FCK-Fans am Freitagabend, rund 24.000 Karten sind verkauft, wohl auf den neuen Mittelfeldstrategen Alexander Ring, dem Markus Karl den Rücken freihalten soll. Der feurige Finne, erst 22 Jahre alt, erwartet im Fritz-Walter-Stadion auch seinen Vater und seine Freundin, die er seit einigen Wochen nicht gesehen hat. Mit Ring, Matmour und Gaus, aber auch Idrissou, der in Paderborn immer mal wieder auf die Flügel auswich, hat der FCK mehr Optionen in der Offensive als vergangenen Saison - als (zu) vieles über Alexander Baumjohann lief. Und dann gibt es ja am Freitag noch die Heimpremiere von Simon Zoller, bei dem sich Vorstand Stefan Kuntz an den jungen FCK-Stürmer Stefan Kuntz erinnert fühlt.
Marco Kurz wird also einen selbstbewussten Gegner am Freitag vorfinden, bei dem sich die Stimmung im Umfeld zusehends aufhellt. Das Trauma der Abstiegssaison scheint endgültig überwunden - vor allem dank der einmaligen Relegationswoche. Es fühlt sich einfach wieder gut an, wenn man an den FCK denkt. Auf dieser Welle gilt es weiter zu reiten.
Vor Anpfiff der Partie gegen Ingolstadt wird es eine Schweigeminute für Ottmar Walter geben, die Fans in der Westkurve werden diese gebührend mit einer Gedenk-Choreographie begleiten. Aus Fansicht ein Thema ist auch das neue Stimmungszentrum in der Westkurve - „Der Betze brennt“ wird darauf im Spielbericht eingehen.
Daten und Fakten
Schiedsrichter: Markus Schmidt (Stuttgart)
Voraussichtliche Aufstellungen
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Simunek, Orban, Löwe - Matmour, Karl, Ring, Gaus - Zoller, Idrissou
Ersatz: Hohs, Riedel, Heintz, Jenssen, Drazan, Wooten, Occean
Es fehlen: Borysiuk (Magen-Darm-Infekt), Bunjaku (Knie-OP), Torrejón, Alushi (beide Aufbautraining)
- Ca. 45-60 Minuten vor Anpfiff auf unserer Twitter-Seite: Die endgültigen Aufstellungen.
FC Ingolstadt: Özcan - da Costa, Matip, Gunesch, Jessen - Roger, Groß - Eigler, Buchner, Caiuby - Schäffler
Es fehlen: Mijatovic (Mittelfußbruch), Morales (Rotsperre)
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Marky