„Vereint bis zur letzten Minute“ - man wird das Gefühl nicht los, als handele es sich bei der Marketingaktion des 1. FC Kaiserslautern zum Saisonfinale nicht um einen Appell an die Lautrer Fanszene, sondern an die eigene Mannschaft. Die vergangene, turbulente Woche erweckt zumindest den Anschein. „Glaube kann Berge versetzen“ hingegen trifft derzeit irgendwie eher auf den FSV Frankfurt zu, der am Sonntagmittag zu Gast im Fritz-Walter-Stadion ist.
Die Ausgangslage
Die 2:4-Niederlage bei Energie Cottbus hat allen Lautrern gehörig die Woche versalzen. Dies schien jedoch nicht genug zu sein, das „Interview-Duell“ zwischen Mo Idrissou und Alex Baumjohann haben alle noch vor Augen, die Suspendierung von Jan Simunek im Gedächtnis. Wie wäre es denn mal mit etwas Ruhe und der Fokussierung auf die letzten drei Spiele? In denen geht es um Alles oder Nichts und obwohl es einem echt zu den Ohren rauskommt - drei Siege und die Roten Teufel spielen in der Relegation, haben die Teilnahme an den beiden Qualifikationsspielen und den Aufstieg tatsächlich noch in der eigenen Hand. Damit dies so bleibt, sollte es am Sonntag einen Heimsieg gegen den Verfolger aus Bornheim geben, für den die Sache mit der eigenen Hand mittlerweile auch wieder gilt.
Das Personal
Mohamadou Idrissou wurde (bislang) nicht vom DFB gesperrt, wird also gegen einen seiner früheren Arbeitgeber auflaufen können. Neben ihm wird es voraussichtlich wieder Albert Bunjaku sein. In der Abwehr steht Jan Simunek nach seiner Suspendierung vorerst nicht zur Verfügung, für ihn spielt erneut Dominique Heintz. Möglicherweise wird im Mittelfeld wieder rotiert, so dass für Willi Orban durchaus eine offensivere Alternative gewählt werden könnte - diese könnte Mimoun Azaouagh oder Kostas Fortounis heißen.
Der Gegner
Tja, wie konnte das passieren: der FSV schnuppert an der Beletage. Und das nicht einmal unverdient, 15 Siege hat nicht einmal der FCK auf dem Konto, die Roten Teufel sammeln ja viel lieber Unentschieden. Sogar auswärts sind die Hessen stark, schon sechs Siege wurden in der Fremde gesammelt - in der letzten Saison konnte der FSV insgesamt nur sieben Dreier feiern, wohlgemerkt auswärts und daheim zusammengerechnet. Dabei scheint der Kader eine solche Leistung gar nicht herzugeben, verglichen mit dem FCK scheint dort jede Position etwas schwächer besetzt zu sein. Aber - und das hat der FCK in seiner langen Geschichte schon mehrfach bewiesen - auch ein schwächerer Kader ist zu Höhenflügen in der Lage, wenn die Zusammensetzung stimmt, der Mannschaftsgeist intakt ist und Euphorie entsteht. Und wenn dann die daraus folgende Eigendynamik erst einmal im Gange ist, ist alles möglich. Zwar scheint der Aufstieg bei der Konkurrenz aus Lautern und Köln sowie einem möglichen Relegationsgegner eher unwahrscheinlich und der fünfte FCK-Heimsieg 2013 durchaus realistisch, aber es wird vermutlich kein Selbstläufer werden. Einen Gegner, der nach 31 Spielen nur zwei Punkte weniger gesammelt hat, darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen.
Das letzte Spiel
Ein verwandelter Foulelfmeter von Albert Bunjaku bescherte dem FCK einen 1:0-Erfolg im Hinspiel und damit den ersten Sieg am Bornheimer Hang überhaupt. Der letzte Vergleich auf dem Betzenberg fand im Aufstiegsjahr 2010 statt und endete 1:1, auch hier musste ein Foulelfmeter (Sidney Sam) helfen.
Fan-Infos
Bei besagtem 1:1 pilgerten knapp 28.000 Zuschauer auf den Betzenberg, diesmal werden es wohl um die 8.000 Fans mehr sein, auch dank der genannten Ticket- und Freikarten-Aktionen des FCK. Darunter werden sich ca. 600 Frankfurter Supporter auf der Osttribüne einfinden. Klingt wenig, ist aber für FSV-Verhältnisse wohl gar nicht so übel. Gespannt sein darf man sowohl auf die Reaktion der Mannschaft wie auch auf die der Fans - wobei letztere stark von ersterer abhängen dürfte.
O-Töne
Benno Möhlmann hätte sich wohl auch nicht träumen lassen, mit dem FSV Frankfurt um den Aufstieg mitzuspielen. So hält er sich auch vor dem Spiel mit großen Ansagen in Richtung Köln und Kaiserslautern zurück, sondern fordert von seiner Elf höchste Konzentration. Dies sei der Schlüssel zum Sieg: „Für mich ist das entscheidend: Wer sich besser konzentriert und seine Leistung eher auf den Platz bringt, der wird auch das Spiel gewinnen.“ Die Presseabteilung des FCK sieht dies anders: „Aggressivität, Leidenschaft, Spielfreude und Selbstvertrauen sind am Sonntag mehr denn je gefragt.“ Daher werden auf jeden elf Lautrer auf dem Rasen stehen, „die von der ersten bis zur letzten Minute alles abrufen“. Hört, hört, standen also bislang elf Mann auf dem Grün, die dies nicht vorhatten? Sei es drum, hört einfach auf Mo und „zeigt Eier“! Noch eine Bitte an Mo: Schiedsrichter ist der unterirdische Michael Weiner, also halte Dich verbal zurück und nutze Deine sicher aufkommende Wut auf ihn, um die Pille vorne einmal mehr zu netzen!
Daten und Fakten
Schiedsrichter: Michael Weiner (Giesen)
Voraussichtliche Aufstellungen
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Torrejon, Heintz, Löwe - Borysiuk, Orban (Azaouagh) - Weiser, Baumjohann - Idrissou, Bunjaku
Ersatz: Hohs, Riedel, Köhler, Fortounis, Azaouagh, Drazan, Hoffer
Es fehlen: Alushi, Amri (beide Reha), Karl (Innenbandriss), Simunek (suspendiert), evtl. Hajri
- Ca. 45-60 Minuten vor Anpfiff auf unserer Twitter-Seite: Die endgültigen Aufstellungen.
FSV Frankfurt: Klandt - Huber, Schlicke, Heitmeier, Teixeira - Konrad, Stark - Görlitz, Leckie - Verhoek, Yelen
Ersatz: Pirson, Gledson, Jung, Schick, Bambara, Roshi, Kapllani
Es fehlen: Heubach, Gaus, Jönsson, Tosunoglu
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Sebastian