Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - SC Paderborn 3:0

... aber jetzt enttäuscht uns nicht wieder!

... aber jetzt enttäuscht uns nicht wieder!


Nach dem Heimsieg des 1. FC Kaiserslautern gegen den SC Paderborn gingen die Fans auffällig schnell zur Tagesordnung über und forderten einen Sieg in Cottbus. Was das für das „Vereint bis zur letzten Minute“ bedeutet, erläutert Marky.

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Der wohl treffendste Kommentar, um dieses 3:0 des 1. FC Kaiserslautern gegen den SC Paderborn am 30. Spieltag der 2. Bundesliga einzuordnen, kam kurz nach der Begegnung aus der Westkurve. Diese empfing ihre Spieler zuerst mit einem satten Applaus, um dann umgehend und lautstark „Auswärtssieg, Auswärtssieg“ zu skandieren. Mit derselben Botschaft wurde der Tabellendritte dann auch nach einer kurzen Welle in die Kabine verabschiedet. Übersetzt hießen die Rufe: „Ist in Ordnung, aber...“.

Einer fehlte bei der angemessenen und authentischen Aktion: Mo Idrissou. Was den Kameruner dieses Mal hinderte - gegen Köln war es offiziellen Angaben zufolge eine Verletzung - blieb unklar. Nach seinem tollen Kopfballtor zum 2:0 (54. Minute) hatte er zuvor nur seine inzwischen übliche „Ball Flach halten“-„Keinen Grund durchzudrehen“-Geste gezeigt, um dann auf dem Absatz seiner diesmal roten Kickstiefel kehrtzumachen und die West (und die anderen Tribünen) keines Blickes zu würdigen. Ob er die Pfiffe beim Ingolstadt-Spiel persönlich genommen hat? Sein Verhalten gegenüber den Fans ist zumindest seit dieser Partie auffällig - nach dem Remis in Braunschweig hatte er noch gut gelaunt in die Kurve geklatscht. Vielleicht will er mit seinen Gesten aber auch sagen, „ Liebe Lautrer, wir haben noch gar nix erreicht“. Schließlich hat Idrissou vor der Saison den Mund in Sachen Aufstieg voll genommen. Und er tut einiges dafür, dass wir zumindest die Relegation schaffen: 15 Tore, neun Assists! Gegen Paderborn war er sich wieder nicht zu schade, auch im Mittelfeld oder in der Abwehr (bei gegnerischen Standards) Dienst an der Mannschaft zu verrichten. Seine 20 gewonnene Zweikämpfe (23 verlorene) sind der numerische Spitzenwert im Team - Willi Orban (14), Jan Simunek und Alex Baumjohann (jeweils 12) folgen.

Mitchell Weiser hatte den FCK in der 18. Minute vor 28.702 Zuschauern in Führung gebracht. Der junge Mann mit der Künstlerfrisur kommt mit seiner frechen Art beim Pfälzer Anhang gut an, der sich danach sehnt, dass mal einer auf dem Feld etwas Verrücktes unternimmt. Weisers Tor fiel zum richtigen Zeitpunkt. Denn der auswärtsstarke Gegner aus Paderborn hatte sich gerade freigeschwommen und nahm Kurs auf Sippels Kasten. Nach Weisers Tor hörte man am Betze Sätze wie „Und den hat der in Aue 90 Minuten auf der Bank gelassen. Unglaublich!“...

Gemeint war Trainer Franco Foda, der gegen Paderborn - wie auf der Pressekonferenz angekündigt - personelle Konsequenzen aus dem Aue-Aua zog. Weiser und Orban spielten für Kostas Fortounis und Mimoun Azaouagh. Bemerkenswert war der Wechsel im Sturm: Erwin Hoffer stürmte zum ersten Mal im heimischen Fritz-Walter-Stadion von Anfang an, dafür musste Albert Bunjaku auf die Bank. Für den Kapitän, der nicht angeschlagen war, eine neue Erfahrung. „Albert fühlte sich müde“, erklärte Foda später. Und stellte gleichzeitig klar, dass Bunjaku sein wichtigster Ansprechpartner sei.

An Stelle von Bunjaku trug sein Stellvertreter Florian Dick die Armbinde. Und diese scheint sein Spiel nicht zu bremsen. So selbstbewusst hat man den sympathischen Rechtsverteidiger, der trotz seines Dialekts einer von uns ist, lange nicht auftreten gesehen. Nicht nur wegen seiner Maßflanke auf Hoffer, der freistehend (und überrascht, ob der Präzision?) das Tor haarscharf per Kopf verfehlte. Nicht nur wegen seines klasse Zuspiels auf Alexander Baumjohann, der kongenial die Vorarbeit zum 2:0 leistete. Bitter, dass Dick in der 68. Minute verletzt raus musste. Die Szene, in der das Malheur passierte, sah böse aus. Dick schrie nach dem Pressschlag in Nähe des gegnerischen Strafraums laut auf - stand dann aber unter dem Jubel der Fans überraschend schnell wieder auf und kehrte im Laufschritt aufs Spielfeld zurück. Aber es ging nicht mehr... laut Mannschaftsarzt eine Stauchung des Sprunggelenks. Foda brachte den zweiten Florian (Riedel). An den ersten: „Werd‘ schnell wieder gesund und komm‘ zurück. Von mir aus mit der Binde. Dir hätte sie vom ersten Spieltag an gehört.“ Aber das ist nur meine persönliche Meinung.

Fodas Wahl-Anführer Bunjaku kam in der 75. Minute für Hoffer rein, dessen Auftritt sowohl seinen Fans als auch seinen Kritikern Nahrung gab. Interessant war allerdings, dass bei der Auswechslung des Österreichers Sturmpartner Idrissou langen Schritts herbeieilte und Hoffer abklatschte. Die kleinen Zeichen... Bunjaku spielte dann noch in der 81. Minute einen dieser von modernen Fußballtrainern geschätzten Vertikal-Pässe in die Schnittstelle. Baumjohann tanzte wie Fred Astaire seinen Gegenspieler aus und schob lässig an Lukas Kruse vorbei. Das 3:0. Nicht verschweigen darf man aber auch, dass Baumjohann schwer ins Match kam, von 26 Pässen landeten zehn beim Gegner. Er mag’s einfach manchmal kompliziert.

Vor der Westkurve fallen in letzter Zeit einige Traumtore. Überhaupt, man glaubt es kaum, wird am Betze wieder an einer Festung gebaut. Der FCK hat im Kalenderjahr 2013 noch kein Gegentor in seinem einst so gefürchteten Stadion bekommen. Neben dem Standard-Sieg-Ergebnis (vor Paderborn hieß es auch gegen Dresden, Ingolstadt und Köln jeweils 3:0) gab es ein 0:0 gegen Bochum. Und dies ist vor allem ein Verdienst der Verteidigung.

Marc Torrejon und Jan Simunek haben starke Abwehrkräfte. Ist es überheblich, wenn man fragt, ob sie nicht zu gut für die zweite Liga sind? Beide würde man nur zu gerne bei ihrer Arbeit gegen die besten Offensivleute Deutschlands beobachten, natürlich im FCK-Trikot. Und dann gibt es ja dann noch das größte Juwel, das Stefan Kuntz derzeit in seinem Schmuckkästchen hat: Dominique Heintz. Auch er durfte mal wieder ran - für Chris Löwe und für drei Minuten. Löwe war auch gegen Paderborn mehrfach als Fehlerteufel unterwegs. Vielleicht will er im Moment einfach zu viel (wieder-)gutmachen. Er sollte den BVB-Meister-Rucksack schnellstens absetzen und praktische Erfahrungen sammeln. Löwe ist sicher nicht der Hauptschuldige, dass wir in Sandhausen und in Aue verloren, pardon unentschieden gespielt haben.

Vielleicht sollten wir überhaupt die großen Schuldfragen in die oberste Schublade schieben, vier Spieltage vor Schluss. Und alle unsere Energie für den Endspurt verwenden. Im offiziellen Claim zum Saisonfinale heißt es schließlich: „Vereint bis zur letzten Minute“. Ich konnte dem Spruch erst nicht viel abgewinnen, spiegelt er doch so wenig die traurige Realität wieder. Es gibt aber zumindest eine Sache, die uns alle aneinanderkettet, Vorstand, Mannschaft, Fans und Trainer: die Relegation, die letzte Chance auf den Aufstieg. Im Umkehrschluss heißt die Botschaft aber auch, dass, wenn das große Ziel von Foda, Baumjohann und Co. nicht gelingt, Trennungen unausweichlich sind. Fürs erste sollten alle Beteiligten aber ihre Giftpfeile im Köcher halten. Dies gilt auch für die Entscheider. Nach all diesen Horror-Heimspielen, den Kölner Anhang für sein Niederlagen-Feiern zu bestaunen..., das Beinahe-Pfeifkonzert im Ingolstadt-Spiel so prominent im TV hervorzuheben..., das hat weh getan. Welcher andere Verein in Deutschland hat so ein treues, wohlgesonnenes Publikum wie der FCK? Sicher sind wir Fans von unserer Bestform meilenweit entfernt (auch diesmal war’s wieder unterirdisch), aber die Abstiegssaison steckt allen noch in den Knochen. Und der Foda-Fußball...Nein. Stopp. Kein Öl mehr ins Feuer. Schauen wir nach vorne, genauso wie es die Westkurve ausgedrückt hat. Ohne Luftsprünge zu machen, ohne in Euphorie zu verfallen. Ohne großes Palaver. Auswärtssieg in Cottbus. Egal wie. Egal, was die Kölner am Montag machen.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Marky

Weitere Links zum Thema:

- Statistik: 1. FC Kaiserslautern - SC Paderborn 3:0 (1:0)
- Das FCK-Stimmungsbarometer: Wie ist die aktuelle Gefühlslage der Fans?

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