Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - FC Ingolstadt 3:0

(K)ein legendärer Heimsieg

(K)ein legendärer Heimsieg


Endlich wieder drei Punkte! Die Roten Teufel gewinnen gegen Ingolstadt mit 3:0 und festigen damit die Hoffnungen auf den Relegationsplatz. Und die Serie von vier sieglosen Partien mit nur einem eigenen Tor ist beendet.

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Was für ein Spiel! Das Stadion auf dem Betzenberg platzt aus allen Nähten, die Stimmung ist auf dem Siedepunkt. Die Fans stehen eng an eng, um ihre Jungs vom 1. FC Kaiserslautern in noch nie da gewesener Lautstärke nach vorne zu peitschen. Und die Mannschaft ist bis unter die Haarspitzen motiviert, um von der ersten Sekunde an Vollgas zu geben und den Gegner aus dem Stadion zu fegen. Die nachfolgenden 90 Minuten werden legendär. Es ist der 17. März 1982 und der FCK spielt gegen Real Madrid.

Zeitsprung in die Gegenwart: Exakt 31 Jahre später heißt der Gegner FC Ingolstadt 04 (die Zahl steht für das Gründungsjahr 2004) und das Fritz-Walter-Stadion ist nichtmal zur Hälfte gefüllt. 24.353 zahlende Zuschauer, tatsächlich anwesend deutlich unter 20.000, davon 100 Gästefans aus Ingolstadt. Diese zeigen zum Einlaufen der Mannschaften eine kleine Choreographie mit rot-schwarzen Schals und sind auch sonst über 90 Minuten bemüht - aber was will man schon mit 100 Leuten in einem Stadion für 50.000 ausrichten?

Und die Westkurve? Ein Schatten besserer Zeiten, heute nichtmal schlechter als im Saisondurchschnitt, aber einfach ohne Power. Die zarten Ansätze der ersten Minuten waren schnell verflogen und es folgte wieder die biedere Alltagskost. Aber wer will es dem einzelnen Fan verdenken, der sich nicht zu einer Stimmung wie gegen Real Madrid motivieren kann - bei diesem Gegner, diesen Anstoßzeiten, diesen Darbietungen auf dem Platz?

Dabei gab es gegen den FCI sogar einen relativ souveränen Heimsieg, wenn auch ohne Glanz, ohne Legendenfaktor. Und die Angriffsmisere wurde beendet. Nachdem das Sturmduo Idrissou/Bunjaku (zusammen nur ein Tor in den vorigen zehn Spielen) langsam aber sicher in Ungnade zu fallen drohte, platzte der Knoten: Albert Bunjaku, als Mannschaftskapitän ein Nachfolger von Hans-Peter Briegel, verwandelte nach zähem Beginn den an ihm selbst verursachten Foulelfmeter zum 1:0 (42.). Mit dieser Führung legten die Roten Teufel ihre fehlende Inspiration ab, bekamen den ersehnten Raum zum kombinieren, nachdem Ingolstadt gezwungenermaßen aufmachte, und zeigten in der zweiten Halbzeit eine gute Leistung. Auf Vorlage von Mo Idrissou gelang Bunjaku per technisch feiner Direktabnahme das 2:0 (71.), dem der Kameruner selbst noch das 3:0 folgen ließ (87.). Es war eigentlich alles geboten, was in den letzten Wochen so oft kritisiert wurde: Drei Stürmertore, zwei davon nach bzw. mit Standardsituationen und beim dritten Treffer auch noch der so oft vermisste Durchsetzungswille in der Co-Produktion von Idrissou und dem vorbereitenden Innenverteidiger Jan Simunek.

Und doch wollte es einfach nicht aufkommen, dieses Betze-Feeling. Sowieso nicht die Gefühlsausbrüche wie gegen Madrid, klar, aber auch für Zweitligaverhältnisse war es an diesem nasskalten Sonntag vor trister Kulisse nicht gerade erquickend. Daran hatte auch die Mannschaft selbst ihren Anteil: Während Mo Idrissou schmollte und direkt mit Abpfiff in der Kabine verschwand, nachdem er zuvor vereinzelte Pfiffe und „Jimmyyy“-Forderungen aus der Westkurve zur Kenntnis nehmen musste, war auch den restlichen Spielern nicht nach Kontakt mit den Fans zumute. Nur ein kurzes Winken auf Höhe des Strafraums und dann ging es sofort ab in die Kabine. Trotz Aufforderung der Fans keine Laola, keine Siegesfeier, kein Abklatschen am Zaun. Warum nicht? Etwa wegen dem verhältnismäßig harmlosen Pfeifkonzert nach dem Grottenkick gegen Bochum vor zwei Wochen? Oder hatte es einen anderen Grund? So gewinnt man jedenfalls nicht die vielen tausend Zuschauer zurück, die momentan zur vom FCK-Vorstand ausgerufenen Kalkulation von 36.000 Besuchern fehlen (aktueller Schnitt: 29.000). Da helfen auch keine Marketingkampagnen zum Füllen des Stadions - der Betze braucht einfach wieder mehr „wir“!

Das gilt freilich auch für die Fans selbst, die sich derzeit nicht gerade als Einheit präsentieren. Die Bewertungen des Heimsiegs gegen Ingolstadt, aber auch der allgemeinen Situation beim FCK könnten unterschiedlicher kaum sein. Es fällt schwer, eine allumfassende Analyse abzugeben, außer dass es mehr gibt als nur „schwarz“ und „weiß“. Die nächsten Wochen werden die Antwort geben, wohin der Weg führt, ob es weiter aufwärts oder abwärts geht. Immerhin: Dem in der Gerüchteküche brodelnden Bruch zwischen Franco Foda und seiner Mannschaft setzte Albert Bunjaku ein Zeichen entgegen, als er nach dem zweiten Tor gezielt zum Trainer lief und mehrere Mitspieler folgten.

Zwischenfazit nach 26 Spieltagen und vor der letzten Länderspielpause der Saison: Der dritte Platz ist erstmal gefestigt. Nicht mehr und nicht weniger.

Dann doch lieber kurz noch mal die Flucht zurück ins Jahr 1982: Funkel, Funkel, Bongartz, Eilenfeldt, Geye! Der FCK hat Real Madrid mit 5:0 vom Betzenberg gefegt, bis heute die höchste Niederlage in der glorreichen Europacup-Geschichte der „Königlichen“. 34.500 fanatische Zuschauer und elf Fußballhelden brachten den Betze so sehr zum beben, dass man sich sogar mehr als drei Jahrzehnte später noch daran erinnert. Manchmal fühlt es sich einfach besser an, wenn man mal kurz in der Vergangenheit hängenbleibt, anstatt die Gegenwart im Jahr 2013 zu analysieren.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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