Spielbericht: Eintracht Braunschweig - 1. FC Kaiserslautern 1:1

Eines der besseren Unentschieden

Eines der besseren Unentschieden


Der 1. FC Kaiserslautern holt im Spitzenspiel bei Eintracht Braunschweig einen verdienten Punkt. Das ist mehr, als die meisten nach den schwachen Auftritten der letzten Wochen erwartet hatten - dementsprechend sollte man den Auftritt im Eintracht-Stadion auch objektiv und fair beurteilen.

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Es hat nicht gereicht für den Auswärtssieg. Im Endeffekt war das 1:1 auch gerecht, wenn man die Leistungen der beiden Mannschaften betrachtet. Die Traditionsvereine BTSV und FCK - interessanterweise 20 Jahre gemeinsame Bundesliga - schenkten sich nichts an diesem zum wiederholten Male schlimmen Montagabend-Termin. Es war ein engagiertes Zweitliga-Spiel zweier Aufstiegsaspiranten, wobei der Sieg für unsere Roten Teufel durchaus drin war. Einer guten ersten Hälfte folgte jedoch eine zähe zweite Hälfte, mit Respekt an die „Löwen“ für ihre Leistung in dieser Saison bis dahin. Und danke Torsten Lieberknecht, dass Du dem FCK den Aufstieg ebenso gönnst!

Im Vergleich zu den letzten Spielen war eine eindeutige Leistungssteigerung unserer Mannschaft auszumachen. Körpersprache und Einsatzwillen haben größtenteils gestimmt. Das Spielerische kam auch nicht zu kurz, zumindest in Hälfte eins. Es war eines der besseren Unentschieden von den leider schon elf Stück in dieser Saison. Wir Fans wünschen uns immer einen differenzierten Blick auf unser Handeln. Also sollten auch wir über die Leistung der Mannschaft und des Trainerteams gerecht urteilen. Gestern zum Beispiel, im Gegensatz zu den letzten Spielen, hatte die Mannschaft einen guten Ansatz gefunden für ein ordentliches Spiel und eine hoffentlich weitere Leistungssteigerung in den nächsten Wochen. Die zweite Hälfte war nicht das, was wir uns unbedingt vorstellen. Doch auch der Gegner muss erwähnt werden, der alles reinwarf, um wenigstens einen Punkt zu holen.

Klar, es war noch nicht alles rosig, was auf dem Feld passierte. Doch Franco Foda bewies Mut und die Hereinnahme von Ariel Borysiuk im Mittelfeld war ein guter Schachzug. Mit ihm war ein zweiter guter „Sechser“ an Bord, der ballsicher war und eine Anspielstation mehr im Mittelfeld bedeutete. Gerade „Boris'“ Nebenmann Markus Karl brauchte seine Zeit, bis er im Spiel war und verschluderte einige sichere Bälle im Mittelfeld. Auch richtig war es, Benjamin Köhler mal eine Denkpause zu geben. Die Außen mit Kostas Fortounis und Mitchell Weiser waren gerade in der ersten Hälfte sehr spielfreudig und ballsicher, auch hier ist dem Trainer also ein Kompliment zu machen. Mitte der zweiten Halbzeit bauten sie aber leider ab - in der "Crunch-Time" fehlt diesen jungen Burschen noch die Härte.

Einzig überraschend war die Pause für Kämpfer Dominique Heintz. Aber wer einen Simuek in der Hinterhand hat, braucht sich auch hier keine Gedanken zu machen, wenn er einem jungen Hoffnungsträger mal eine Ruhepause gönnt. Trotz wenig Spielpraxis war das ein ordentliches Match des Tschechen, auch wenn er früh gelbbelastet war und sich in den Wettkampf reinfinden musste. Das große Rätsel bleiben aber die Stürmer. Kein Selbstvertrauen, oft die Schultern hängen gelassen. Jungs, was geht da vorne ab?

Ab ging auf jeden Fall die rot-weiße Kurve. Der Auftritt im Gästeblock war absolut ok, mit einem sehr gut aufgelegten Mob der „als FCK-Fans verkleideten Chaoten". Ein Vorsänger, der es verstand, die Fans mitzunehmen und kreatives Liedgut bestimmten die 90 Minuten. Hat Spaß gemacht! Flaggen und Fahnen wurden ordentlich geschwenkt und die „We don't like mondays"-Fahne war standesgemäß auch im Einsatz. Bitte mehr davon! Aber diese Ansetzungen sind und bleiben ein großes Problem im Unterhaus, egal wie viele Kilometer die Vereine auseinander liegen. Mehr Fanfeindlichkeit geht nicht mehr. Gut 1.500 FCK-Fans auf einen Montag in Braunschweig. Ihr seid der Wahnsinn!

Der BTSV-Anhang dagegen träumt von der ersten Liga und so gestaltete sich auch das Motto der Choreographie im mit 20.630 Zuschauern gut gefüllten Eintracht-Stadion. Organisiert laut Torsten Lieberknecht von den Ultras der „Cattiva Brunsviga“, stand der Slogan „Traum von Liga Eins“ auf gelben und blauen Papiertafeln und wurde im ganzen Stadion für ein rundes Bild verteilt - untermalt vom gleichlautenden Fangesang zur Melodie „Traum von Amsterdam“. Hier darf gerne gestritten werden, ob es gelungen war oder doch nicht. Für eine Fanszene, die unbedingt aufsteigen will und für die das Kaiserslautern-Spiel das wohl wichtigste der bisherigen Saison war, war die Stimmung wenig euphorisch. Lediglich die Ultras-Ecke war hier und da zu vernehmen und das ganze Stadion ging erst kurz nach dem Ausgleich mit - dann aber durchaus beeindruckend.

Das Spiel ging gut los für die Roten Teufel. Im Gegensatz zu den letzten Partien war die Mannschaft gleich voll da und nach fünf Minuten hätte es fallen müssen, das erste Tor nach mehr als 270 Minuten. Guter Einsatz von Fortounis, der den Ball gegen zwei Gegenspieler behauptet und Albert Bunjaku in den Lauf spielt, mustergültige Flanke auf Mo Idrissou und was macht dieser? Anstatt aus fünf Metern drauf zu schießen, legt er noch mal ab und Fortounis kommt nicht ran. Ja, warum denn nicht aufs Tor? Lautern weiterhin mit mehr Ballbesitz. Erst nach einer halben Stunde wurde Braunschweig besser. Sie rückten unserer Mannschaft auf die Pelle und wir hatten Glück, dass Torjäger Domi Kumbela frei vor Tobias Sippel ins Straucheln kam. So ein Brecher wie der Ex-Lautrer Kumbela fehlt uns zurzeit. Ständig in Bewegung, immer drauf auf den Ball führenden Spieler, nie aufgeben. Eigentlich die Rolle von Mo Idrissou. Dann eine Glanzparade von Sippel, der einen Freistoß von Deniz Dogan phänomenal entschärft. Gestern war unser Keeper wieder mal einer der Besten. Auch mit ein Grund, warum die Abwehr größtenteils sicher stand: Ein guter Rückhalt ist die halbe Miete für eine Abwehr. Und vor der Pause zeigten dann auch die offensiven Jungs, dass sie es doch können. Doppelpass Bunjaku und Löwe, schöne Flanke in den Lauf von Weiser und da war das 0:1 (44.). Na geht doch! Zweikampfwerte und Ballbesitz zu diesem Zeitpunkt klar auf Lautrer Seite. Die erste Hälfte war nicht schlecht.

Der Beginn der Zweiten dann leider nicht mehr. Jetzt rückten die Braunschweiger auf und bissen sich zurück in die Partie. Zum wiederholten Male Glück für unsere Mannschaft, dass das Tor von Bicakcic keine Anerkennung fand. Danach wurde es zäh. Unser Spiel nach vorne war schlecht, zu viele Bälle wurden leichtfertig wieder abgegeben. Der „Betze“ kam nicht mehr vor das Tor, trotz guter Konterchancen. Braunschweig fand gegen unsere resolute Abwehr kein Mittel. Bis auf die 79. Minute: Der Ex-Lautrer Steffen Bohl stiehlt sich im Rücken der Abwehr davon und seinen Pass in die Mitte verwertet Kumbela zum 1:1. Da hat Fortounis gepennt, insgesamt war der Gegentreffer aber das Resultat von schwacher Ballbehauptung im Mittelfeld. Beide Teams hatten noch je eine Chance und dann war das Unentschieden perfekt. Die Mannschaft holte sich noch ihren Applaus von der Kurve ab und Co-Trainer Olli Schäfer schnappte sich sofort Fortounis zur Taktikschulung. Dann ging es nach Hause, für die Spieler im Bus, für die Fans im Schneegestöber per Auto, Zug oder ebenfalls im Bus.

Alles in allem hat die Mannschaft nicht so richtig an den Sieg geglaubt. Die Stürmer haben mehr als Ladehemmung. Es fehlt die Ballsicherheit, Mut und Risiko. Die Anspiele in der zweiten Hälfte waren aber auch teilweise grausam. Jetzt geht es gegen Ingolstadt - keine schlechte Mannschaft und in unserer Verfassung erst recht kein Selbstläufer. Hoffen wir, dass Franco Foda ein glückliches Händchen hat und unter der Woche den Stürmern irgendwie ihren Glauben zurück trainiert. Es kann doch nicht sein, dass solch erfahrene Bundesligaspieler die Hütte nicht mehr treffen! Die Abwehr gewinnt Meisterschaften, aber die Stürmer Spiele. Die Meisterschaft hat sich erledigt, es wird Zeit für Siege. Sonst ist die Relegation futsch. Um mehr geht es schon seit Wochen nicht mehr.

„Die Mannschaft hat in dieser Woche sehr gut trainiert und wird das am Montag dann auch auf dem Platz zeigen“, sagte Trainer Foda vor dem Spiel in Braunschweig. Hoffen wir, dass die Mannschaft in den nächsten Tagen noch besser trainiert. Und es gegen Ingolstadt auf dem Platz zeigt. Und hoffen wir, dass die Stimmung von Braunschweig mit in die Westkurve hinüber gerettet wird. Dann wird es ein siegreiches Heimspiel!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: connavar

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