Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - VfR Aalen 0:1

Unsere (Fußball-)Welt wird nicht untergehen!

Unsere (Fußball-)Welt wird nicht untergehen!


Der Maya-Kalender endet am 21. Dezember. Wenn man als FCK- und Fußball-Fan die letzten Tage betrachtet, könnte man fast meinen, dass wirklich etwas an der Prophezeiung dran ist. Ein etwas anderer Spielbericht von Marky...

- Spielszenen: 1. FC Kaiserslautern - VfR Aalen
- Fanfotos: 1. FC Kaiserslautern - VfR Aalen

Haben die Mayas etwa doch Recht?! Befinden wir uns auf dem Final Countdown?! Für manche Fußball-Fans ist bereits am 12.12.2012 eine Welt zerbrochen. Und auch aus Sicht des 1. FC Kaiserslautern verdüstert sich der Horizont zusehends. Die Heimpartie gegen den VfR Aalen konnte da keine Abhilfe schaffen: Scheiß Spiel, scheiß Atmosphäre, scheiß Abend.

„Eure Scheiß-Stimmung - da seid ihr doch dafür verantwortlich“, hat Uli Hoeneß einmal auf einer Versammlung in Richtung der Bayern-Anhänger gepoltert. Für das letzte Spiel des FCK vor der Winterpause trifft das Zitat unfreiwillig zu, denn die Betze-untypische Atmosphäre war von Vertretern der Fans geplant: Um ein Zeichen zu setzen für eine lebendige, aber auch kritische Fankultur, die im „Fußball der Zukunft“ (DFL-Präsident Reinhard Rauball) keinen Platz zu haben scheint.

Ob der von 12 auf 90 Minuten ausgeweitete Stimmungsboykott nun die erhoffte Wirkung erzielt hat, muss jeder für sich entscheiden. Für einige war es unmöglich, einfach wieder zur Tagesordnung überzugehen. Andere schafften es nicht, im Fritz-Walter-Stadion bei einem Heimspiel komplett zu schweigen - gerade, wenn der Schiri Michael Weiner heißt. Keiner wurde zu etwas gezwungen, alles geschah freiwillig. Und keiner sollte jetzt mit dem Finger auf den anderen zeigen, sondern dessen Meinung und Wahl respektieren. Zusammenhalt hat dem FCK schon immer besser gestanden als Selbstzerfleischung. Denn wir alle haben das gleiche Ziel. Wir alle sind der FCK. Und um den Bogen wieder weiter zu spannen: Wir alle sind Fußball...

...wir wissen, wie es sich anfühlt, wenn der Fußball einem das Herz rausreißt, einem Wochenenden oder Wochen vermiest, einem Kraft, Sinne oder den ganzen Verstand raubt. Wir haben trauernd auf dem Boden gelegen, um ihn später wieder zu küssen. Wir haben die Momente zu schätzen gelernt, in denen man nicht nur den Nebenmann, sondern die ganze Kurve umarmen möchte. Wir haben vor Zorn gelacht und vor Freude geweint.

Wir kennen den blutigen Geschmack im Mund, wenn wir uns die Seele aus dem Leib geschrien haben. Wir atmeten schon Rauch in jeder Farbe ein, haben uns Regen und Sturm widersetzt, sind in Gluthitze gebraten worden. Wir haben Schulter an Schulter gestanden, wenn der Gegner in Überzahl war, im Stadion und außerhalb.

Wir lieben den Fußball und wir leben ihn.

Und wenn im „Fußball der Zukunft“ das letzte Buffet abgeräumt und der letzte Hummer verspeist wurde. Wenn die letzte Karosse aus dem Stadionbauch gefahren ist, die letzte Spidercam auf den Rasen gekracht ist. Wenn das letzte Spieler- und Beraterkonto geplatzt und das letzte Pay-TV-Abo gekündigt ist. Wenn die letzte Stadionbeschallungsanlage übersteuert, die Klatschhilfen zusammengekehrt und der letzte Spaßtempel abgerissen wurde. Wenn der letzte Pfiff ertönt ist, die Luft aus dem letzten Ball entwichen ist...

...dann wird einer von uns eine leere Dose platt treten. Pullover, Jacken, Taschen werden zu Pfosten umfunktioniert. Es werden Mannschaften gewählt und wer nicht mitspielt, feuert an oder sorgt für Speis und Trank. Aus Liebe zum Spiel. Aus Liebe zum Fußball.

Nein, unsere (kleine) Welt wird nicht untergehen, weil wir der Fußball sind. Genauso wie der FCK unzerstörbar ist und bleibt, weil wir ihn repräsentieren - nicht der Vorstand, nicht die Spieler.

Und auch der Kalender von „Der Betze brennt“ wird nicht am 21. Dezember enden: nicht bevor Rossobiancos Weihnachtsgedicht erschienen ist. Und wenn wir alle - inklusive des Autors dieses Textes - ein wenig durchgeschnauft haben, dann soll auch das 0:1 gegen Aalen in einer großen Winterpausenanalyse aufgegriffen werden, die kritisch werden wird, aber auch Lust machen soll auf eine wieder mal entscheidende Rückrunde.

Keep The Fire Burnin‘!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Marky

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