Der 1. FC Kaiserslautern ist nach dem Auswärtssieg beim FSV Frankfurt die einzige noch ungeschlagene Mannschaft der deutschen Profiligen. Grandios! Zusammen mit 6.000 Fans rockten die Roten Teufel den Bornheimer Hang.
- Spielszenen: FSV Frankfurt - 1. FC Kaiserslautern
- Fanfotos: FSV Frankfurt - 1. FC Kaiserslautern
Es ist schon jetzt ein Spieltag ganz nach unserem Geschmack. Da kann uns auch ruhig noch die Hertha bei ihrem Auswärtsspiel in Aue von Platz 2 verdrängen. Denn unser 1. FC Kaiserslautern hat nicht nur den Abstand auf Platz 1 verkürzt, was zusätzliche Motivation bringen wird. Sondern, noch viel wichtiger: der Abstand nach hinten zu den Verfolgern wird größer. Einzig ein Quintett aus Braunschweig, Lautern, Hertha, Cottbus und vielleicht Ingolstadt wird sich bis zur Winterpause um die begehrten Aufstiegsplätze streiten. Und unser FCK spielt eine ganz starke Runde bisher! Devise: Die Baumjohannsche Formel weiter ausbauen!
Franco Foda schickte im Auswärtsspiel beim FSV Frankfurt exakt die gleiche Startformation auf den Platz, die in der Vorwoche Energie Cottbus besiegt hatte. Diese Elf macht Spass und vermittelt jederzeit das Gefühl, hier geht immer was. Es ist einfach wunderbar, nach einer Horror-Saison das Gefühl zu haben, wieder eine echte Mannschaft anfeuern zu können. Und angefeuert wurde diese Mannschaft wieder einmal sensationell. So machten sich beachtliche 6.000 FCK-Fans auf den Weg nach Frankfurt, um am Bornheimer Hang ihre Mannschaft siegen zu sehen. Dieser Ground macht auch einfach Spaß. Er hat - wenn auch eine Nummer kleiner - was vom alten Bökelberg. Für die Gäste eine lang gezogene Hintertortribüne, auf der die Fans sich ausbreiten können. Ordner, die verdutzt gucken, wenn ihnen Fragen gestellt werden, wie etwa ob die Höhe der aufgehängten Zaunfahnen ok ist. Und Zaunfahnen waren reichlich mitgenommen worden. Wunderbar und weiter so! Es ist viel schöner, wenn die Kurven beflaggt werden. Dazu keine Probleme, wenn die Vorsänger auf den Zäunen rumturnen. Insgesamt waren die erlaubten Tifo-Materialen sehr fair. Dazu gleich zu Spielbeginn eine Wurfrollen-Choreo in rot-weiß. In diesem Stadion, ausverkauftes Haus mit 10.470 Zuschauern und neu eingeweihter Haupttribüne, steht der Fußball im Vordergrund (das außerplanmäßige Showprogramm zur Tribüneneröffnung mal außen vor gelassen). Höchstens das fehlende Dach über den Hintertorrängen bringt Abzüge in der B-Note. Doch wollen wir nicht meckern. Fan-Grüße an die Bornheimer!
Der Gegner FSV Frankfurt ist ein unangenehme Mannschaft. Sehr laufstark und einsatzfreudig. Diese Truppe versteckt sich nicht. Von Anfang an suchten sie den Weg zum Tor und die Verteidiger um die bärenstarken Dominique Heinz und Marc Torrejón waren gefordert. Aber mit unserer geballten Offensivpower um die Anführer Mo Idrissou, Albert Bunjaku und Alex Baumjohann geht immer was und schon nach einer Ecke in der 7. Minute hätte es klingeln können. Doch Bambara klärte den Kopfball von Idrissou auf der Linie. In der 16. Minute war es dann passiert: Foul an Bunjaku und der Kapitän verwandelt traumhaft sicher zur Führung. So ging der Vergleich weiter. Rackernde Frankfurter, weitaus gefährlichere Lautrer. Und der Sturmführer aus Kamerun hätte sein Torkonto erhöhen müssen. Doch er verzog zweimal aussichtsreich und sah zudem die fünfte Gelbe Karte nach einem Allerweltsfoul. Nicht seine glücklichste Halbzeit in dieser Vorrunde. Doch ist die Sperre für den Sturmtank nicht sogar halbwegs zu verschmerzen? Klar, eine Sperre ist immer schlecht, zumal mit Ilian Micanski die erste Alternative verletzt ist. Das Heimspiel gegen Regensburg sollte aber das kleinste Übel darstellen. Bei den schweren Partien beim FC St. Pauli und Union Berlin ist dieser brandgefährliche Stürmer wieder im Einsatz. Für ansteigende Laune sorgten in der Halbzeitpause David Hohs' Torschussversuche vor einer johlenden Kurve nach Flanken von Jan Simunek. Zum Glück steht dieser Mann im Tor!
Der zweiten Hälfte ging eine Aufforderung voraus: „Für bunte Kurven!“ Dieses klug gewählte Motto der Pyroshow kann man nicht nur als eine politische Lesart verstehen (Nazi-Sprüche haben in der Fankurve nichts zu suchen!), sondern auch inhaltlich. Bunte Kurven sind sozusagen das Idealbild einer freien, demokratischen Fankultur! Mit farbigem Rauch und bengalischen Feuern wurde dieses Motto befeuert, was die Stimmung ordentlich anheizte. Die Kurve rockte, die Kurve war laut und sie war leidenschaftlich!
In den zweiten 45 Minuten entwickelte sich ein heißes Match. Die Zweikämpfe wurden weiterhin hart geführt, aber nicht unfair. Das Spiel war nicht hochklassig, doch spannend. Beide Mannschaften boten alles auf. Beide wollten das Spiel gewinnen und beide Teams schenkten sich nichts. Der FCK war gefährlicher und mit der besseren Auswechselbank. Hier hat der große Kader sein gutes. Spieler wie Mimoun Azaouagh oder Kostas Fortounis bringen keinen Leistungsabfall nach ihrer Einwechslung, sondern eine andere Spielweise, taktische Variationen und Einzelkönnen. Selbstverständlich, Glück für die Roten Teufel, dass es nach Idrissous Abwehraktion keinen Handelfmeter gab in der 55. Minute. Trotzdem, der FCK hätte den Sack viel früher zumachen müssen. Die Chancenverwertung ist weiterhin ein Kritikpunkt trotz 28 geschossener Tore. Aber es muss ja noch was zu verbessern da sein. Alles in allem ein starker Auswärtssieg!
In Frankfurt werden nicht viele Mannschaften gewinnen. Benno Möhlmann und seine Mannen werden es nach der Heimniederlage zwar nicht gerne hören, doch der FCK hat einen guten Gegner besiegt. Und der „Betze“ ist weiterhin ungeschlagen. Mit 15 Spielen ohne Niederlage wurde ein neuer Vereinsrekord aufgestellt - in der Aufstiegssaison 1996/97 gab es an jenem Spieltag in Mannheim die erste Pleite - und nach dem Ausrutscher von Braunschweig ist der 1. FC Kaiserslautern der einzige noch ungeschlagene Verein in Deutschlands Profiligen. Grandios!
Am Dienstag (Fritz-Walter-Stadion, 17:30 Uhr gegen Jahn Regensburg) muss es so weiter gehen. Druck auf die Konkurrenz ausüben und bis zur Winterpause ordentlich punkten. Dann geht ganz sicher die Baumjohannsche Formel auf. Für die Fans geht ein Kampf in die nächste Runde. In einem Zeitalter, wo sogar Sonderzüge über 100 Kilometer weit von mehreren Polizeihubschraubern begleitet werden, ist die Verhältnismäßigkeit längst verloren gegangen. Es ist der Kampf für bunte Kurven!
Quelle: Der Betze brennt | Autor: connavar