Spielbericht: SC Paderborn - 1. FC Kaiserslautern 1:1

Wenn die Halbzeit das Highlight ist

Wenn die Halbzeit das Highlight ist


Der 1. FC Kaiserslautern kommt beim SC Paderborn nicht über ein 1:1 hinaus und fällt damit auf den Relegationsplatz zurück. Über skurrile Stadionlieder, tragische Eigentore und den letzten Biss an einem Samstag, 13:00 Uhr in Ostwestfalen.

- Spielszenen: SC Paderborn - 1. FC Kaiserslautern
- Fanfotos: SC Paderborn - 1. FC Kaiserslautern

Es gibt unzählige Fußball-Songs auf diesem Planeten. Die Künstler besingen, mehr oder weniger gekonnt, ihren Verein, den letzten Titelgewinn, sich selbst, ihren Lieblingshassgegner, das Wembley-Tor, das Pokalfinale in Berlin oder die Angst des Tormanns beim Elfmeter. Aber in Paderborn wird etwas mit einem Stadionhit gewürdigt, über das vorher wohl noch nie jemand gesungen hat. Nämlich die Halbzeitpause: „Erste Hälfte, ade - Du bist Vergangenheit - Halbzeit, es ist soweit - Halbzeit, die Party steigt - Zweite Hälfte, hallo - Ich bin für Dich bereit!“ Da kann selbst das eigentliche, ebenfalls kultige Vereinslied des SC Paderborn nicht mithalten, bei dem der 1. FC Kaiserslautern heute zu Gast war.

2.000 Schlachtenbummler begleiteten die Roten Teufel in das „Möbelhaus“, wo insgesamt 11.471 Zuschauer dem Duell der drittbesten gegen die beste Offensive der Liga beiwohnten. Wo die FCK-Fans gelandet waren, bekam der mit dem Sonderzug angereiste Teil des Anhangs gleich am Bahnhof zu spüren: Gerade mal zwei, drei Shuttlebusse für über 500 Personen - entsprechend lange dauerte der Transport der genervten Fans zum Stadion. Dabei glänzten die einkesselnden Polizisten auch nicht gerade durch Freundlichkeit und sogar der Toilettengang wurde manch einem verwehrt, nur um die anschließende wilde Notdurft dann mit 25,- Euro Strafe zu ahnden. (Korrektur, 11. November: Nach weiteren Berichten von Augenzeugen ist festzuhalten, dass das Auftreten der eingesetzten Polizisten doch überwiegend freundlich war. Stark verbesserungswürdig bleibt aber dennoch die Beförderung der Gäste-Anhänger - der Transport aller Fans vom Bahnhof zum Stadion dauerte über eine Stunde.)

Zum sportlichen: Für die obligatorische Punkteteilung zum Halten der Sieg-Unentschieden-Serie konnte FCK-Trainer Franco Foda wieder auf seinen Kapitän Albert Bunjaku zurückgreifen, ansonsten gab es keine Änderungen in der Startformation. Auch der Spielbeginn hätte sich gegenüber dem Heimsieg gegen Aue beinahe nicht verändert, denn schon in der Anfangsphase hätte Mo Idrissou eigentlich den ersten Treffer für die Gäste erzielen müssen: Einen schläfrigen Rückpass erlief der Kameruner geistesgegenwärtig, umdribbelte den gegnerischen Keeper, schoss dann aber aus spitzem Winkel am Tor vorbei. So wertvoll Idrissou für den FCK zurzeit auch ist, der eiskalte Knipser schlechthin ist er dann eben doch nicht. Sonst passierte nicht viel im ersten Abschnitt. Sollte es etwa doch das vierte 0:0 im siebten Vergleich beider Teams geben? Das erste Paderborner Tor überhaupt gegen den FCK war jedenfalls nicht unbedingt zu erwarten.

„Halbzeit, es ist soweit - Halbzeit, ich bin bereit!“

Und dann fiel er plötzlich doch, der Premierentreffer für den SCP! Eine Flanke von Mario Vrancic klärte Leon Jessen per Kopf vor dem lauernden Deniz Naki - aber leider passgenau ins eigene Tor (57.). Insgesamt hatten vier (!) FCK-Spieler an diesem Tag ein Eigentor auf dem Fuß, aber dass es ausgerechnet dem ohnehin strauchelnden Jessen passierte, ist wohl für alle Beteiligten einfach nur tragisch.

Aber irgendwie war dieses Gegentor auch der Weckruf für eine FCK-Mannschaft, der zum wiederholten Male der letzte Biss zu fehlen schien. Locker fünf, sechs Punkte wären bisher mehr drin gewesen, aber in manchen Spielen hatte man irgendwie den Eindruck, dass der Gegner nicht gallig genug bekämpft wird und dann nach einem Gegentreffer nicht mehr als ein Punkt drin ist.

Für diesen Punkt und das 13. Spiel ohne Niederlage sorgte dann doch einmal mehr Idrissou, der per Elfmeter souverän den Ausgleich erzielte (67.). Bunjaku hatte einen Zweikampf mit SCP-Schlussmann Lukas Kruse dankend angenommen und den Strafstoß clever rausgeholt. Zwei Minuten später war dann klar, dass man mit dem Unentschieden zufrieden sein muss, als Denis Linsmayer nach einem ärgerlichen Foul (unabsichtlicher Ellbogeneinsatz im Gesicht des Gegenspielers) des Feldes verwiesen wurde. Und trotzdem wäre in der Nachspielzeit fast noch der Siegtreffer für den FCK gefallen, als eine schlechte Kopfballabwehr genau auf dem Fuß des eingewechselten Hendrick Zuck landete, der das Leder aber nicht mehr über die Linie bringen konnte. Uff... das wär's gewesen!

Verabschiedet wurde die Mannschaft mit aufmunterndem Applaus und einem gemeinsamen „You'll never walk alone“ der Fans. Zuvor hatte sich die Stimmung eher dem Spiel und dem Gegner angepasst, die totale Motivation auf ein 13:00-Uhr-Spiel in Paderborn schienen nur die wenigsten mitgebracht zu haben.

Unter dem Strich bleiben ein gerechtes Unentschieden, der Rückfall auf Tabellenplatz 3 und die Erkenntnis, dass manchmal auch die Halbzeitpause das Highlight sein kann. Zumindest bis ein Eigentor dann doch noch den Weg in ein spannendes Fußballspiel ebnet. Am Freitag gibt es die nächste Chance, wenn Tabellennachbar Energie Cottbus im Fritz-Walter-Stadion gastiert!

Für Musikliebhaber - Paderborns Halbzeit-Hit:

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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