Der 1. FC Kaiserslautern erwartet zum Heimspiel gegen Erzgebirge Aue wieder deutlich unter 30.000 Zuschauer - ein Minusrekord droht. Schuld ist neben der Spielansetzung auch die Heimbilanz des FCK, der mit einem Sieg auf Platz zwei springen könnte.
Rund 22.000 Tickets hat der 1. FC Kaiserslautern bislang für sein Montagabend-Heimspiel gegen Erzgebirge Aue verkauft. Auf zumindest 26.000 Fans hoffen die FCK-Verantwortlichen, was Minusrekord für die bisherige Zweitligasaison im Fritz-Walter-Stadion bedeuten würde. Zum Vergleich: Beim jüngsten Heimspiel gegen Sandhausen kamen 27.500 Zuschauer.
Woran liegt's, dass der FCK in dieser Runde zum Teil deutlich die 30.000er-Zuschauer-Marke verfehlt? Offiziell heißt es beim Verein, dass der Verlauf der Vorsaison und die Anstoßzeiten in Verbindung mit den jeweiligen Heimspielgegnern bisher einen Schnitt unterhalb der Planungen (36.000 pro Spiel) hervorgebracht hätten. Dies antwortete FCK-Geschäftsführer Marco Stenger aktuell in unserer beliebten Rubrik „DBB fragt nach“.
Dass der TV-Sender Sport1 und der Liga-Vermarkter DFL die Partie Kaiserslautern-Aue als „Montagabend-Topspiel“ ausgewählt haben, darauf hat der FCK tatsächlich keinen Einfluss. Wahrscheinlich wollten Sport1 und DFL den Münchner Löwen, die an diesem Wochenende den FC St. Pauli empfingen, nicht schon wieder ein Montagspiel aufbrummen. In Frage wäre vielleicht noch die Begegnung Hertha gegen Ingolstadt gekommen. Aber Fußball-Quotenknüller zur Prime-Time sind das freilich alle nicht. Was wieder zur Mutter aller Fragen führt: Wer braucht eigentlich ein Montagabend-Zweitliga-“Topspiel“? Wenn es den TV-Zuschauer kaum kratzt und halbleere Stadien im Fernsehen zu sehen sind - auch Sechzig gegen Aue hatte nur 17.000 Zuschauer. Ob die werbetreibenden Unternehmen und Sponsoren, für die diese Bühne gemacht wird, daran Gefallen finden? Im Forum von „Der Betze brennt“ machte ein verdienter Schreiber sogar schon eine Fußballmüdigkeit in der ganzen Republik aus und verweist auf die zurückgehenden Zuschauerzahlen. Geht der große Fußball-Hype in Deutschland, der vor allem von der WM 2006 befeuert wurde, so langsam zu Ende?
Fakt ist, um wieder den Fokus auf Kaiserslautern zu richten, dass die Fans der Roten Teufel saisonübergreifend in den Heimspielen nicht gerade verwöhnt wurden und die Probleme auch hausgemacht sind. Wenn schon ein Heimsieg gegen Sandhausen so dankbar, so überschwänglich gefeiert wird, dann lässt das kaum Interpretationsspielraum.
Warum also lohnt ein Besuch gegen Aue? Erst einmal zahlt sich ein Flutlichtspiel des FCK eigentlich immer aus (siehe Sandhausen). Dazu hat die junge Mannschaft in Köln und auch in der ersten Halbzeit in München Werbung in eigener Sache betrieben. Und man hat mit Franco Foda einen Trainer, der die außergewöhnlich lange Verletztenliste nicht als Alibi nimmt, der trotz des Ausfalls von Ariel Borysiuk - der ihm taktisch das letzte aller Mittel raubte - in München gewinnen wollte und wütend die DFB-Pokal-Gegentore zur Kenntnis nahm. Und auch der Mannschaft merkte man unter der Woche die Enttäuschung an, das erste Pflichtspiel dieser Saison - wenn auch gegen Deutschlands zurzeit bestes Team - so deutlich verloren zu haben.
Gegen Aue ist wieder Fodas Einfallsreichtum gefragt: Kapitän und Torgarant Albert Bunjaku (Muskelfaserriss in der Leiste) kann genauso wenig spielen wie sein bislang blasser Sturmpartner Ilian Micanski (Entzündung in der Fußsohle). „Wir haben zum Teil schon kuriose Verletzungen“, meint Foda trocken. Auch Borysiuk muss wegen seiner Muskelverletzung passen, fraglich ist zudem der Einsatz von Mimoun Azaouagh, der das Training am Samstag abbrechen musste. So könnte neben Steven Zellner, der erst mal gesetzt scheint, wieder Enis Hajri den defensiven Mittelfeldpart einnehmen. In München klappte das zumindest in den ersten 45 Minuten gut. In der Viererkette - Dick, Torrejón, Heintz, Jessen - dürfte es keine großen Überraschungen geben. Auch wenn der Spanier und der Däne gegen den FCB gepatzt haben. Für Kreativität werden (hoffentlich) Kostas Fortounis und Alex Baumjohann sorgen, vielleicht mit Unterstützung des wieder genesenen Hendrick Zuck. Die einzige Sturmspitze wird voraussichtlich Mo Idrissou bilden, der sich in blendender Form befindet, in Köln ein sensationelles Tor köpfte. Beten wir, dass er nicht verletzt wird.
Aue, dieser stolze, nicht unsympathische Verein aus dem Erzgebirge, hat zuletzt viel Selbstbewusstsein getankt. Die „Veilchen“ holten aus den letzten drei Spielen sieben Punkte (10:3 Tore). Im Schneetreiben gegen Bochum traf man allein sechsmal und auch in Mainz ging man im Pokal (0:2) nicht unter. Trotzdem gibt es Misstöne vor der Partie in Lautern: Trainer Karsten Baumann rügte in der Tageszeitung „Freie Presse“ den Mannschaftsarzt, dessen Engagement „ungenügend und unprofessionell“ sei. Grund: Gegen Lautern, dem 250. Zweitligaspiel der von den Fans immer noch so genannten „BSG Wismut Aue“, drohen Baumann mit Tobias Nickenig, Thomas Paulus und Kapitän Rene Klingbeil gleich drei seiner vier Innenverteidiger auszufallen. Bei Nickenig und Klingbeil sieht der Coach aber durchaus noch Einsatzchancen. „Eine heiße Kiste“ prognostiziert Baumann so oder so. Kaiserslautern zählt er neben Hertha BSC zu den „klaren Aufstiegsfavoriten“. Die „Freie Presse“ erwartet Aue in folgender Aufstellung: Männel - Schröder, Rau, Hensel, Schlitte - Müller, Höfler, Hochscheidt, Savran - Sylvestr, König. Fabian Müller und Ronny König sind Ex-Spieler des FCK. König traf in sechs Zweitligaspielen gegen Lautern vier Mal! Schiedsrichter der Partie ist Robert Hartmann (33 Jahre, 45 Zweitligaspiele).
Mit einem Sieg könnte der FCK auf einen direkten Aufstiegsplatz springen und läge mit 24 Punkten aus zwölf Spielen weiter im Aufstiegsschnitt von zwei Punkten pro Partie. Gleichzeitig könnte man den Sechs-Punkte-Abstand auf Spitzenreiter Braunschweig (30 Punkte) beibehalten, das sein Heimspiel gegen Sandhausen knapp gewann. Allerdings ist auch bei der Eintracht nicht alles eitel Sonnenschein: Neben Stammkraft Kevin Kratz hat sich der Ex-Lautrer Marcel Correia schwer verletzt - beiden fallen voraussichtlich bis Jahresende aus. Der Hertha (23), die gegen die gar nicht mehr so geheimen Favoriten aus Ingolstadt (20) am Freitag nur ein Unentschieden holte, droht zur Winterpause der Abgang von Adrian Ramos.
Daten und Fakten
Schiedsrichter: Robert Hartmann (Wangen)
Voraussichtliche Aufstellungen
1. FC Kaiserslautern: Sippel - Dick, Heintz, Torrejón, Jessen - Zellner, Azaouagh (Hajri) - Fortounis, Baumjohann, Zuck - Idrissou
Ersatz: Hohs, Abel, Simunek, Bugera, Hajri, Linsmayer, Nsor
Es fehlen: Alushi (Kreuzbandriss), Borysiuk (Muskelfaerriss), Bunjaku (Muskelfaserriss), Micanski (Fußverletzung), De Wit (Trainingsrückstand), Amri (Wadenbeinbruch), evtl. Azaouagh
- Ca. 30-45 Minuten vor Anpfiff auf unserer Twitter-Seite: Die endgültigen Aufstellungen.
Erzgebirge Aue: Männel - Schröder, Rau, Hensel, Schlitte - Müller, Höfler, Hochscheidt, Savran - Sylvestr, König
Ersatz: Flauder, Gercaliu, Kocer, Munteanu, Savran, Könnecke, Schröder
Es fehlen: Kern, Miatke, Cappek, evtl. Nickenig, evtl. Paulus, evtl. Klingbeil
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Marky