Spielbericht: 1. FC Köln - 1. FC Kaiserslautern 3:3

Na und? Wir haben Idrissou!

Na und? Wir haben Idrissou!


Was für ein irres Spiel im Müngersdorfer Stadion! Der 1. FC Kaiserslautern erreicht beim 1. FC Köln zwar „nur“ ein Unentschieden, aber dieses 3:3 hatte alles, was ein guter Fußballabend braucht...

- Fotogalerie: Spielszenen 1. FC Köln - 1. FC Kaiserslautern
- Fotogalerie: Fankurven 1. FC Köln - 1. FC Kaiserslautern

FCK-Trainer Franco Foda dürfte in dieser Woche die eine oder andere neue Sorgenfalte bekommen haben, als er über der Aufstellung für das Spiel in Köln brütete. Die halbe Offensive verletzt, kurzfristig meldete sich dann auch noch Abwehrchef Marc Torrejón ab, da musste improvisiert werden. Für Steven Zellner, den „Sechser“, der früher mal Stürmer war, bedeutete das, auf der ungewohnten Position Rechtsaußen aufzulaufen, dafür rückte Kostas Fortounis nach links. Mathias Abel ersetzte Torrejón, Denis Linsmayer ordnete neben Ariel Borysiuk die Zentrale und auf der Bank saßen mit Sascha Wolfert und Mario Pokar zwei völlige Bundesliga-Grünschnäbel aus der zweiten Mannschaft. Selbst über eine Niederlage hätte sich angesichts dieser Voraussetzungen niemand beschweren dürfen, Fehler im Abwehr- und gesamten Mannschaftsverhalten waren mehr als nur zu erwarten.

Über 4.000 Fans begleiteten die Roten Teufel am frühen Freitagabend in die Domstadt, bei einer etwas günstigeren Anstoßzeit wären es wohl noch viel mehr gewesen. Doch auch so konnten sich die Schlachtenbummler aus der Pfalz viel Gehör verschaffen, der Torschrei aus der 88. Minute wird manchem Kölner wohl noch jetzt in den Ohren klingen... Aber auch die heimischen Fans unter den insgesamt 44.601 Zuschauern sorgten für gute Stimmung. Während in Liga eins Langweiler wie Mainz gegen Hoffenheim auf dem Programm stehen, herrschte beim Flutlichtspiel in Müngersdorf wahre Bundesliga-Atmosphäre!

Auf dem Rasen ging es Schlag auf Schlag und der FCK nach wenigen Minuten in Führung: Abschlag Sippel - Verlängerung Idrissou - sehenswerter Heber Baumjohann - 1:0 für die Teufel (9.)! Ein Freudenfeuer erhellte den Gästeblock und „Auswärtssieg, Auswärtssieg“ klang durchs weite Rund. Doch die Freude währte nicht lange, denn bis zur Halbzeit sollte die Führung wechseln: Dummes Foul von Sippel - Elfmeter Chihi - 1:1 (23.). Seitenwechsel Chihi - Pass Royer – Schlenzer des freistehenden Clemens - 2:1 für Köln (43.). Halbzeit. Durchschnaufen. Ärgern. Aber das war nur die eine Seite der Medaille, schließlich sollten noch weitere 45 Minuten folgen.

Im zweiten Abschnitt überraschte Foda zunächst mit einem Doppelwechsel, Enis Hajri und Kwame Nsor kamen für Florian Dick und Linsmayer. Und die Roten Teufel machten jetzt Druck, in vorderster Freund: Mo Idrissou. Es ist ja schon die ganze Saison unglaublich, welche Wege der Kameruner geht und welchen Einsatz er zeigt - aber in dieser zweiten Halbzeit von Köln setzte er nochmals einen drauf. Tolle Flanke Jessen - Kopfball Idrissou - 2:2, der erneute Ausgleich (60.)! Während Fans und Mitspieler vor Freude kaum zu bändigen waren, blieb Idrissou ganz cool und deutete, fast ohne eine Miene zu verziehen: „Ein Punkt reicht mir nicht! Ich will hier gewinnen!“

Dass dieser Schuss fast nach hinten losging, dafür sorgte Daniel Royer, der nur aufgrund der Verletzung des Kölner Torjägers Thomas Bröker ins Team gerutscht war. Katastrophaler Fehlpass Jessen - Flanke Bigalke - Kopfball Royer - und plötzlich stand es wieder 3:2 für die Gastgeber (75.). Jetzt hätten wohl nicht mehr viele auf den FCK gewettet, aber wir haben ja Idrissou! Der Mann mit der Rückennummer 8 ballerte sich mit seiner zweiten Bude des Tages und dem siebten Saisontreffer insgesamt an die Spitze der Torjägerliste: Nsor setzt sich durch - Idrissou zieht trocken ab - 3:3 (88.). Jetzt kochte wirklich das ganze Stadion, die FC-Fans vor Wut, die Lautrer vor Freude, die Roten Teufel schrieen ihre ganze Erleichterung in den Kölner Nachthimmel. Nur einer blieb ganz ruhig: Mo Idrissou. „Freut euch nicht über ein Unentschieden! Wir haben noch zwei Minuten für das Siegtor!“

Nicht erst in den letzten Sekunden herrschte dann diese spezielle Atmosphäre, die den Fußball so besonders macht. Die gegeben wird durch heißblütige Fans, durch Stehplätze, durch äußere Bedingungen („Wir haben Fritz-Walter-Wetter“) - und natürlich durch die Hauptdarsteller auf dem Rasen, die das ganze Spektakel erst möglich machen. Doch ohne das genannte Drumherum wären auch die tollsten Techniker und die wechselhaftesten Spielverläufe nur eines... irgendwie halbgar. Deshalb sollte jeder Fan froh sein, bei diesem Spiel in Köln dabei gewesen sein zu dürfen, gerade angesichts der aktuellen Diskussionen und der fraglichen weiteren Entwicklung unseres tollen Sports!

Dass es dann doch nicht mehr für den FCK-Sieg reichte - wobei selbst ein vierter Treffer der Kölner nicht verwunderlich gewesen wäre - lag auch an Schiri Wolfgang Stark, der die erste Hälfte zwei Minuten nachspielen ließ, den zweiten Abschnitt dann aber nur eine. Das verstehe wer will. Doch auch mit diesem Unentschieden konnten am Ende alle Beteiligten gut leben. Es fühlte sich irgendwie nach Bundesliga an.

Die Fans packten in ihrer Euphorie sogleich noch den Klassiker „Zieht den Bayern die Lederhosen“ in Hinblick auf das am Mittwoch anstehende Pokalspiel in München aus. Währenddessen genossen die Spieler den Moment, kamen zum Abklatschen in die Gästekurve und verabschiedeten sich mit einer Laola. Nur einer blieb, mittlerweile beflaggt mit FCK-Schal, ganz er selbst: Mo Idrissou. Vielleicht war er in Gedanken tatsächlich schon beim Spiel in München...

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Kommentare 121 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken